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er zu, wo er etwas abgucken und in sein Stammheft, welches er
einst vorzulesen gedenkt, buchstäblich zusammentragen könne. Das
Heft seines Hauptprofessors bildet den Rahmen, falls nicht irgend
ein anderes Renommee tributpflichtig gemacht werden kann , wobei
auch die nichtofficiösen Vortragenden, die allerdings eine seltene
Ausnahme bilden, mit der verstohlenen Anwesenheit solcher can-
didirenden Freibeuter heimgesucht werden. Uebrigens hält sich der
Candidat zu seinem Patron und verleugnet öffentlich Alles, was
diesem und seiner Clique nicht genehm sein würde. Die gekenn-
zeichnete Heftmache aber ist darum nothwendig, weil es dem an-
gehenden Docentenvolk selbstverständlich noch weit mehr als seinen
bejahrteren Protectoren an der Fähigkeit fehlt, die Wissenschaft in
freier Initiative selbständig zu formuliren oder doch wenigstens in
Gemässheit der letzten Grundwerke und aus den bedeutendsten
unmittelbaren Quellen zu redigiren. Die Pflege der autoritären
Unmündigkeit, welche schon in der ganzen gymnasialen Vorbildung
verderblich und in den Universitätsstudien vollends degradirend
wirkte, erklärt zu einem guten Theil jene Heftzurichtung. Uebrigens
ist es aber die Macht der mittelalterlichen Gewohnheit, welche bei
Lehrenden und Lernenden den Heftcultus sammt Ablesen, Anhören
und Nachschreiben verschuldet. Wie auch der Inhalt dieser Form
entspreche und wie verzopft die Gelehrsamkeit, ja selbst die modern
angefrischte Wissenschaft dabei hervortrete, ist hier nicht möglich,
im Allgemeinen und kurz auseinanderzusetzen, wird aber wohl für
den, welcher das Uebrige durchschaut hat, keinem Zweifel unter-
liegen. Auch kann ich mich für Mathematik und Naturwissen-
schaft auf die Auseinandersetzungen berufen, die sich in der zweiten
Auflage meiner Geschichte der Mechanik in der am Schluss an-
gegebenen Anleitung zum Studium der mathematischen Wissen-
schaften bezüglich der universitären Lehrweise finden. Für die
Volkswirthschaftslehre ist Entsprechendes in der analogen Studien-
anleitung am Schluss der zweiten Auflage des Cursus der National-
ökonomie dargelegt worden. Die allgemeinen Gesichtspunkte aber
nebst einigen andern speciellen Anwendungen finden sich über die
universitäre Lehrweise im Cursus der Philosophie geltend gemacht.
Auf die Ausführungen dieser drei Bücher muss ich mich berufen,
um für das, was ich hier im Interesse der Frauen mehr allgemein
gekennzeichnet als im Detail verfolgt habe, die erforderliche systema-
tische und dem wissenschaftlichen Gesammtzusammenhang eingefügte
Ergänzung voraussetzen zu können. Die weibliche Welt muss vor