Full text: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten

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Personen bildet das Vereinsrecht den Anknüpfungspunkt, um wenig- 
stens die gesetzlich mögliche Form für eine Bildungs- und Berufs- 
propaganda zu gewinnen, durch welche für die Pflanzschulen, aus 
denen die „höhern Vorschulen“ ihre Lehrkräfte zu beziehen haben, 
eine Schaar instruirender Persönlichkeiten bereit gemacht werden 
könnte. Die letzteren würden zunächst privatim überall da eine 
Verwendung finden, wo das Publicum gewillt wäre, sich die bis- 
herigen Unzulänglichkeiten nicht mehr gefallen zu lassen und con- 
cessionirte Privatinstitute bisheriger Art, ja gelegentlich auch die 
Communen zu nöthigen, die schlechten Anstalten für sogenannte 
höhere weibliche Bildung dadurch zu verbessern, dass besondere 
Extracurse eingeführt und von jenen Normallehrerinnen abgehalten 
würden. Hiebei ist natürlich vorauszusetzen, dass dieselben die 
Kleinigkeiten der bisherigen privilegirten Prüfungen nebenbei längst 
erledigt und daher keinen formellen Hindernissen der Zulassung zu 
begegnen hätten. Man würde auf diese Weise das alte Regime mit 
einem Netzwerk thatsächlich besserer Unterrichtshülfen durchflechten, 
sich aber jedenfalls überall da, wo der private Wille, der Familien- 
unterricht und eine Association von Familien den Ausschlag geben 
kann, etwas modern Brauchbares und Gediegenes sichern. Die 
Lehrerinnen an den Pflanzschulen der Vereine würden zeitgemässere 
Figuren sein, als philologische Universitätsprofessoren, zu denen sie 
ungefähr die Parallele bildeten, ohne deren überlebte Lehrstoffe und 
Methoden anzunehmen. 
Ein einziger praktischer Berufszweig, wie die Medicin, erscheint 
vielleicht Manchem nicht ausreichend, um im Hinblick auf denselben 
eine ganz neue höhere weibliche Vorschulbildung nebst einer Zu- 
rüstung von Pflanzschulen zu organisiren, die ein weibliches Gegen- 
stück zu der universitären Production von Gymnasiallehrern bildeten. 
Es fehlt indessen doch nur an dem juristischen Beruf, um an Weite 
wenigstens dasselbe für sich zu haben, was das heutige gymnasial- 
universitäre System aufzuweisen hat. Vorläufig kann man sich aber 
sehr wohl bei der Medicin als praktischem Zielpunkt beruhigen; es 
wird an andern Verzweigungen der wissenschaftlichen Berufsthätig- 
keit auf die Dauer nicht fehlen, und die höhern Vorschulen werden 
so zu sagen nicht blos für zwei weibliche Facultäten, nämlich nicht 
blos für die Medicin und das Lehrfach, vorarbeiten. Grade der selb- 
ständige Bildungswerth der höheren Vorschulen, vermöge dessen sie 
auch für allerlei, nicht grade gelehrte Berufe die natürlichste Vor- 
bereitung ergeben, wird weiterhin der Anknüpfungspunkt werden
	        
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