Full text: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten

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Freikarten an Unbemittelte ein neues Publicum zu schaffen, welches 
ihr aus dem betreffenden Fond die Casse ebenso füllte und ebenso 
ihren persönlichen Gewinn einbrächte, wie die selbst zahlenden 
Damen. Die Preise waren übrigens derartig hoch, dass bei gehö- 
rigen Vortragsleistungen und bei umsichtiger Auswahl der Stoffe das 
Institut ökonomisch ganz auf sich selbst hätte beruhen und einen hin- 
reichenden Gewinn für die Unternehmerin und anständige Honorare für 
die Vortragenden hätte abwerfen können. Beispielsweise hat mein Hono- 
rar 20—36 Mark für die Stunde betragen, und ungefähr ebensoviel ist 
dabei stündlich auch für Miss Archer herausgekommen, und ich habe 
meine Sache vertreten, ehe und ohne dass jene Fonds im Spiele 
waren. Wie aber die zusammengebetenen Fonds im Allgemeinen 
haben künstlich nachhelfen müssen und wie viele Vorträge nur auf 
ihnen beruhten, mag man daraus ersehen, dass von den 30,000 Mark 
1876 nicht mehr viel übrig war. Ein neues Kunstmittel, nämlich 
ein städtischer Zuschuss und damit zugleich die Veranlassung von 
Lehrerinnen, durch Theilnahme an gewissen Cursen ihre Beför- 
derungsaussichten zu vermehren, kam zu allerletzt noch hinzu und 
nur durch die weitere Verfolgung solcher und ähnlicher Wege wird 
ein Institut aufrecht erhalten werden, welches an sich selbst kein 
zulängliches Leben entwickelt hat und ohne jene Hülfen zusammen- 
gebrochen wäre. 
Allerdings muss ich, um nicht ungerecht zu sein, bemerken, 
dass, soweit geschäftliche Rührigkeit allein helfen könnte, Miss Archer 
die Schuld der Unzulänglichkeiten nicht trägt. Auch ihre gelehrten 
Berather können da nichts schaffen, wo nichts ist. Der Nachwuchs 
auf den Universitäten ist in verschiedenen Gebieten gegenwärtig in 
Rücksicht auf Leistungsfähigkeit äusserst dürftig und verursacht ein- 
gestandenermaassen auf den Universitäten selbst Verlegenheiten, die 
Stellen auch nur leidlich zu besetzen. Was kann also von dieser 
Seite oder auch von den zunächst stehenden höheren Lehranstalten, 
wie Gymnasien und dergl., zumal auf dem Wege der gewöhnlichen 
Patronage, an Kräften zugeführt werden, die einer eigentlichen 
Initiativaufgabe, nämlich der planmässigen Acclimatisation der Wissen- 
schaft auf einem ganz neuen Felde, irgend gewachsen wären? Auch 
auf die in einer Person vereinigte Zusammenfassung der wichtigsten 
Bildungsfächer kommt es bei der ersten Inangriffnahme einer so 
schwierigen Aufgabe an. Um so grösser ist daher der Contrast, 
den die bisherige Dürftigkeit des Lyceums mit meiner Entfernung 
von demselben bildet.
	        
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