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lichkeit, allein begreiflich aus dem sicheren Bewußtsein, daß
alles Empirische von bloß bedingtem, das Gute der Idee allein
von unbedingtem Werte ist.
Diese Möglichkeit der Selbstopferung aus rein sittlichem
Motiv, die Möglichkeit, sich eine solche Selbstopferung auch
nur zu denken, verdient in der Ethik besondere Beachtung als
einer der stärksten Gegengründe gegen jede bloß empirische
Begründung der Moral. Man versucht sie zu stützen auf eine
Berechnung der Gewinn- und Verlust-Chancen: verliere ich
mehr, wenn ich mein ganzes übriges Leben darangebe, oder
wenn ich mein Leben erkaufe z. B. mit Schande oder sonstiger
schwerer äußerer oder innerer Strafe oder Schädigung, oder
auch nur mit dem Verzicht auf Güter, die mir höher gelten,
als was das Leben mir sonst bieten kann? Soll man solche
Berechnung gelten lassen? Aber es widerstrebt schon dem
unbefangenen Gefühl, selbst aus der Tapferkeit eine Berech-
nung zu machen. Bedeutet sie den unbedingten Einsatz der
empirischen Person für das unbedingte Gute, so ist nichts zu
berechnen, da gegen den unbedingten Wert des Guten kein
endlicher, empirischer Wert überhaupt in Vergleich kommen
kann. Die Konsequenz jener Berechnung dagegen wäre, daß
auch der sittliche Schaden sein empirisches Maß und die Tugend
ihren Preis hätte, um den sie verkäuflich wäre, was man doch
wohl nicht hat sagen wollen. Nach solcher Berechnung möchte
wohl oft der Verbrecher, der an seine verruchte Tat den Kopf
wagt, so viel und mehr Recht ‚haben als der sittliche Held,
der der Folgen seiner Aufopferung niemals völlig sicher sein
kann, und auch wirklich nicht danach fragt, was die Folgen
tatsächlich sein werden, sondern allenfalls. was, so viel an
\hm liegt, sie sein würden.
Ebenso wenig verfängt hier die Berufung auf den gesell-
schaftlichen Instinkt als die Wurzel der Sittlichkeit. Die in-
stinktive Rücksicht auf die gesellschaftliche Ehre und Schande,
der in dunklen, aber mächtigen Gefühlen uns beherrschende
Einfluß des sozialen Lebens überhaupt ist gewiß sehr oft das
wirklich treibende Motiv bei Taten, die man als solche der
höchsten Tapferkeit preist. Und doch macht das an sich die