Full text: Sozialpädagogik

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zu leistende Hilfe nur Hilfe zur Selbsthilfe sein. Der klare Weg 
zu dem gedachten Ziel ist: daß unter dem Kinfluß erhöhter 
Arbeitsgemeinschaft Familienverbände sich bilden, zu 
deren vornehmsten Aufgaben die gemeinschaftliche Sorge um 
die Erziehung der Kinder gehört. So wäre eine Garantie ge- 
boten, die einzig mögliche, wie mir scheint, daß die vor allem 
um der Erziehung willen zu verlangende größere Freiheit vom 
Arbeitszwang (durch gesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit 
bei gleichzeitiger Sicherung eines angemessenen Arbeitsein- 
kommens) auch wirklich der Erziehung zugute kommt; was 
weder bei der starr individualistisch gedachten Familie noch 
vollends bei gänzlicher Abwälzung der Erziehungspflicht auf 
Andre der Fall wäre. So entstände etwas dem Fröbelschen 
Kindergarten Ähnliches; aber es wäre eine ungleich organi- 
schere Form der Hauserziehung, eine bloß erweiterte, von 
individualistischer Absperrung befreite Familienerziehung. Der 
Kindergarten, wie er heute möglich ist, bleibt dahinter not- 
wendig zurück, aber er ließe sich unschwer dahin überführen, 
durch Verbindung mit sämtlichen, irgendwie planmäßig zu ver- 
sinigenden Anstalten zur Hebung der Lebenshaltung der Ar- 
beiter, soviel möglich auf dem Wege der Selbsthilfe und schritt- 
weis stärkere Heranziehung der Arbeiter und Arbeiterfrauen 
selbst, je nach ihrer relativen Befreiung vom Arbeitszwange, 
zur Erziehungstätigkeit in den an die Familienverbände der 
Arbeiter anzugliedernden Kindergärten. 
Einen andern Weg sehe ich nicht, bin aber jedem dankbar, 
Jer ihn zeigt. Man würde nach einer Verständigung vielleicht 
ernster suchen, wenn man erst das Gewicht der Frage einmal 
ganz empfände; wenn man sich bewußt wäre, was für die 
Erziehung des Menschen gerade die ersten Lebensjahre be- 
deuten. Die theoretische Pädagogik sieht darüber noch immer 
in unbegreiflicher Leichtfertigkeit hinweg. Sie redet meist so. 
als ob das Eigentliche der Erziehung erst mit dem schul- 
pflichtigen Alter begänne, als ob das, was vorhergeht, nichts 
mehr als eine geringfügige, spielende Vorarbeit für das Werk 
wäre, das ernsthaft erst die Schule in ihre geschickte Hand 
nehme. Und doch hat es schon Pestalozzi so ganz anders
	        
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