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gewußt. Es ist nicht zu viel gesagt, daß ebenso, wie das
Wachstum des pflanzlichen und tierischen Organismus, auch
das geistige Wachstum des Menschen im frühesten Alter am
mächtigsten und gestaltreichsten und die schaffende Kraft am
größten ist. Das Kind und zwar sozusagen jedes Kind voll-
bringt in den ersten Lebensjahren oft unter den schwierigsten
Bedingungen geistige Leistungen, denen sich nichts von dem,
was der durchschnittlich Begabte später zustande bringt, auch
nur entfernt vergleichen läßt).
Das Erste ist der Aufbau dieser ganzen Welt unsrer
Wahrnehmungen, die dem Erwachsenen bei jedem Augen-
aufschlag fertig dasteht wie vom Himmel gefallen, die aber
das Kind förmlich aus dem Nichts erst schaffen muß. Denn
am Anfangspunkte seiner Entwicklung vermag es tatsächlich
nicht auch nur einen Punkt zu fixieren, eine Linie zu ver-
folgen, geschweige daß diese unbegreifliche Fülle von Ge-
staltungen, die wir einfach als gegeben hinnehmen, für es
schon da wäre. ;
Eine weitere wundervolle Schöpfung ist die der Sprache;
eine zweite ‚Welt gleichsam, welche jene erste abbildet, näm-
lich sie in dem eigenen Material des Sprachlauts gleichsam
kopiert. Auch hier geht das Kind vom völligen Nichts aus.
Es muß nicht bloß die Lautkomplexe selbst erst auffassen
und selber bilden lernen, was zur Bildung der Wahrnehmungen
einerseits, der willkürlichen Bewegungen andrerseits gehört und
ein großes Stück Willensbildung schon einschließt; sondern
das Größte ist erst das Verständnis dessen, was das Wort
sagen will. Da ist oft die gemeinte Sache für das Kind noch
gar nicht. da, sondern es hat die Vorstellung selbst erst zu
fassen, indem es das Wort verstehen lernt. Aber selbst daß
überhaupt das Wort etwas sagen, d. h. zu verstehen geben
will, muß das Kind erst erraten. Versucht man einmal sich
psychologisch klar zu. machen, was das alles voraussetzt, so
muß man erkennen, daß es, alles in allem, eine ganz erstaun-
liche Leistung ist, gar nicht vergleichbar etwa mit unserm
ı) Vgl. zum Folgenden Allg. Pädag. 819 ff.
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