Full text: Sozialpädagogik

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Dann zeige man den Aufbau des sittlichen Vereins der 
Familie und dessen Notwendigkeit im Zusammenhang der 
Organisationen menschlicher Gemeinschaft überhaupt; und so 
durchweg. Man sollte daher auch die zu Grunde gelegten 
Stoffe, seien es biblische Geschichten oder Gesänge des Homer 
oder was sonst, für die sittliche Lehre nicht allein unter dem 
Gesichtspunkt der Tugendlehre fruchtbar machen, da es so 
nahe liegt, auch die Lebenskreise,. die Gemeinschaftsformen, 
und die daraus erwachsenden sachlichen Pflichten daran 
aufzuzeigen. Ist aber diese Betrachtung einmal eingeführt, so 
ordnet sich die bloß individuelle Ansicht des Sittlichen ihr 
notwendig unter. Die Sache tritt beherrschend voran, und die 
Aufgabe der reifenden Persönlichkeit wird es, sich zur Höhe 
der Sache.zu erheben. 
Aus ähnlichen Erwägungen können wir auch von der be- 
quemen Einteilung der Pflichten in solche gegen sich selbst 
und gegen Andre keinen Gebrauch machen. Pflicht gegen 
Gott, das wäre noch das Zulässigste; es erhebt wenigstens über 
das Ich und Du, und zwar ohne die Persönlichkeit überhaupt 
aufzuheben, An sich aber besteht sittliche Verpflichtung einzig 
gegen das sittliche Gesetz oder, will man einen mehr kon- 
kreten Ausdruck dafür, gegen die „Menschheit in der eigenen 
Person und in der Person jedes Andern“. Damit ist aber 
schon auf das sachliche Fundament, auf die ewige Aufgabe, 
daß man „Menschheit“ an seinem Teile auferbauen helfe, 
hingewiesen und über die bloße Personalbeziehung, die allen- 
falls nur eine rechtliche, keine sittliche Verpflichtung be- 
gründen würde, hinweggeschritten. 
Aber man soll doch Individuen, individuelle Charaktere, 
nicht allgemeine „Menschen“ bilden? Es sind doch werdende 
Individuen, die der Erzieher vor sich hat, mit bestimmten, 
individuellen Anlagen, begrenzten Entwicklungsmöglichkeiten. 
oft überaus früh ausgeprägter Eigenart? 
Ohne Zweifel ist selbst der Säugling schon eine kleine, 
oft sehr geschlossene Individualität, und das Kind in dem 
Alter, wo ein eigentlicher geistiger Verkehr erst anhebt, in 
vieler Beziehung ein schon ganz fertiger, kaum mehr zu 
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