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sehr mitempfindet, so herzlich wie das physische Wohlsein des
kleinen Geschwisters oder des geliebten Haustiers. Überhaupt
ist Rücksichtnahme und Zartsinn jedem Kinde natürlich, das
sie selbst in der rechten Weise, d. h. ohne die verderbliche
Schwäche gegen seine Fehler, an sich und in seiner
ganzen Umgebung erfährt.
Besondere Aufmerksamkeit erfordert das Affektleben
des Kindes. Seine Reizbarkeit, die gerade in den ersten Lebens-
jahren am stärksten ist, hat fast ganz nur physische Gründe;
das schließt aber eine moralische Behandlung keineswegs aus.
Sie führt die meisten jener kleinen und großen Konflikte her-
bei, die auch unter den günstigsten Bedingungen nicht aus-
bleiben. Aber gerade diese können zur sittlichen Entwick-
lung des Kindes von einer weisen Erziehung aufs heilsamste
benutzt werden, während die unweise gerade da am augen-
fälligsten scheitert und sehr leicht schon im frühesten Stadium
kaum wieder gut zu machenden Schaden anrichtet. Richtig be-
handelt, verhelfen gerade diese Konflikte dem Kinde zu der
sicheren, unmittelbaren Empfindung, und bald auch zu dem
bestimmten Begriff, daß jede Disharmonie der Gemeinschaft
auch die, Harmonie seines eigenen Gemütes trüben muß, und
zwar um so empfindlicher, je tiefer die Gemeinschaft schon
gegründet ist. Darum ist es so sehr zu beklagen, wenn ın
solchem Fall die Eltern oder Erzieher blind dreinfahren, selbst
in Hitze geraten, und so die gestörte Harmonie recht dis-
harmonisch wiederherzustellen bestrebt sind. Aber das ist
leider allzu menschlich und in der Not des Augenblicks ver-
zeihlich. Möchte nur nachher die Stunde der stillen Be-
sinnung nicht ausbleiben, wo man sich, wenn auch nicht in
Worten sagt, doch mit allem Liebeserweis wechselseitig zu
verstehen gibt: es hätte nicht sein sollen, es war nicht unser
Wille; möchten wir stark genug sein, es künftig zu meiden.
Die sicherste und reinste Hilfe und Versöhnung aber liegt
gerade dann im gemeinsamen förderlichen Tun, das die schein-
bar zerrissene Gemeinschaft am schnellsten wieder aufbaut oder
vielmehr zum Bewußtsein bringt, daß sie trotz allem besteht
und bestehen wird.