Full text: Sozialpädagogik

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Willensbildung genauere Rechenschaft zu geben. Als Grund- 
satz darf nunmehr vorangestellt werden: daß die Bildung des 
Verstandes in eben dem Maße den Willen entwickeln hilft, als 
sie, nach der Grundforderung Pestalozzis, die Selbsttätig- 
keitin Anspruch nimmt, und als das Stoffliche in ihr sich 
dem Formalen unterordnet. Und zwar findet dies seine An- 
wendung gleichermaßen auf beide notwendig zusammen- 
gehörenden Bestandteile der intellektuellen Tätigkeit: das 
Kennen und das Können, Einsicht und Ausübung, Theorie und 
Technik. Denn da einerseits theoretische und praktische Ein- 
sicht wesensverwandt und zusammengehörig sind, andrerseits 
die Übung für beide völlig in eins zusammenfällt, nämlich in 
der Technik im weitesten Verstande, so muß wohl der Zu- 
sammenhang der Entwicklung des Intellekts mit der des 
Willens sich in.diesen beiden Richtungen gleich sehr bewähren. 
Zur Durchführung dieser Grundansicht aber haben wir nur 
das früher ($ 9) begründete und weiterhin immer vorausgesetzte 
genaue Zusammengehen der drei Stufen der In- 
tellekt- und Willensbildung zu Grunde zu legen und 
daraus die Konsequenzen zu ziehen. Derselbe dreigliedrige 
Stufengang, vom sinnlichen Bewußtsein durch das empirisch- 
gesetzliche zum vernunftgesetzlichen, d. h. dem auf durch- 
gängige Einheit gerichteten, muß gelten für die Verstandes- 
entwicklung in der Doppelbedeutung des Kennens und Könnens 
und für die Entwicklung des Willens. Indem die Entfaltung 
des Verständnisses von Stufe zu Stufe den Willen je auf den 
entsprechenden Stufen in Tätigkeit setzt, kann sie gar nicht 
umhin, auch auf seine Entwicklung in derselben Abstufung 
hinzuwirken. 
So wird von Seiten des Intellekts in der Tat „der Grund 
gelegt“ zu den drei fundamentalen Tugenden des 
Willens. Reinheit der sinnlichen Auffassung und sinnlichen 
Betätigung, ein gebildetes Gefühl für Maß und Harmonie im 
Anschauen und verwirklichenden Tun wird gewiß, da es selbst 
unmittelbar im Triebleben Wurzel fassen muß, auch direkt 
hinwirken auf jene ethische Tugend der Reinheit oder des 
Maßes, welche das ganze Triebleben durchdringen und ihm 
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