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zu schlecht, weil diese Analyse zu solchen Ergebnissen, die
für ein wirkliches Geschichtsverständnis zulangten, schwerlich
führen könnte. Das würde gelten, wenn die Epik oder Dra-
matik an sich die denkbar vollkommenste wäre; wie nun
vollends, wenn der „freie Vortrag‘ des Geschichtslehrers mit
len seltenen Schöpfungen wirklich dichterischer Kraft den
lächerlichen Wettstreit aufnehmen müßte! Epik und Dramatik
gehören in den Sprachunterricht, nicht in den Geschichts-
unterricht.
Die universalgeschichtliche Übersicht freilich, die dem kaum
den Kinderschuhen Entwachsenen einen Begriff vom geistigen
Inhalt einiger Hunderte von Menschenaltern zu geben vorgibt,
ist eben wegen des Betrüglichen dieses Vorgebens geradezu
sittlich verwerflich. Ein chronologisches Gerüst ist zwar un-
entbehrlich, aber man gebe es auch bloß als Gerüst, ohne
ethische oder ästhetische Zutat, trocken wie ein grammatisches
Paradigma; es soll empfunden werden, daß es eben nicht
der Bau ist, nicht einmal der Rohbau, sondern nur die
allererste Zurüstung zu seiner sehr schwierigen und lang
währenden Aufführung.
Was bleibt also übrig, als der eigentliche Kern des Ge-
schichtsunterrichts auf der mittleren Schule? Ich sehe nur
eins: eine gründliche, bis zu den Quellen, wenigstens den
zugänglicheren, nach Möglichkeit ursprünglichen‘ Quellen
gehende Einführung in, eine oder einige wenige vorzüglich
wichtige Perioden, wie z. B. auch Treitschke sie verlangt hat.
Man legt wohl noch meist etwas übertriebenen Wert auf
‚klassische‘ Geschichtsdarstellungen. Es ist Sache der Ge-
schichtsforscher, zu beurteilen, ob, was man dafür ansieht,
wirklich als Geschichtsdarstellung, und nicht unter
dem Gesichtspunkt der Epik beurteilt, klassisch zu heißen ver-
Jlient. Ein vom epischen Standpunkt gar nicht hervorragender
treuherziger Bericht eines Augenzeugen, ein Brief, ja das
trockenste Aktenstück kann „klassisch“ sein, sofern es ledig-
lich auf den Zeugniswert ankommt.
Auch ohne die gedachte Reform des historischen Unterrichts
übrigens könnte ein tüchtiger Geschichtslehrer, neben einem