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gerichteter Überschau der möglichen Fälle; die Möglichkeit,
sogar ein Unendliches, z. B. eine ins Unendliche fortzusetzende
Reihe in Raum, Zeit, Zahl zu denken, was eine aus dem direkten
Bewußtsein ins Nichtgegebene hinübergreifende Tendenz un-
mittelbar einschließt; somit alles, was überhaupt begriffliches
Denken vom sinnlichen Vorstellen unterscheidet; desgleichen
alles Urteilen und Erkennen: die Frage, die Aufgabe, der
Zweifel, das Erklärungs- oder Begründungsbedürfnis, das freie
Entwerfen von Hypothesen, der gedankliche Versuch, und
wieder das Prüfen und Untersuchen, Folgern, Beweisen; das
überzeugte Annehmen, die Behauptung, als willentliche Setzung
und Aneignung, Anerkennung des als wahr Begriffenen, das
Verneinen, als ebenso willentliches Verwerfen, Abweisen des
als irrig Erkannten; die bei dem allen leitende Richtung auf
Einheit und Übereinstimmung der Vorstellungen, auf Gesetzes-
erkenntnis, und wiederum auf die möglichst bestimmte Er-
Fassung, „Feststellung“ des Einzelnen, Konkreten — nichts
von alledem geschieht ohne das, was wir Tendenz nannten. Zwar
das Ziel der theoretischen Erkenntnis ist die nach Möglich-
keit tendenzfreie Darstellung dessen was „ist“; aber gerade die
Ausschließung jeder andern Tendenz, als der auf Wahrheit
d. i. Einheit und folgerichtigen Zusammenhang des Denkens.
fordert eine strenge geistige Zusammennehmung, die deutlich
den Charakter einer energischen Anspannung der Aktivität
des Bewußtseins trägt.
Aus unsrer Ableitung ($ 6) ergibt sich, daß diesem so weit
reichenden Momente der Tendenz nichts andres: als jene dem
praktischen Bewußtsein ursprünglich eigene Richtung
auf einen letzten, im Unendlichen liegenden Ziel- oder Ver-
einigungspunkt alles Mannigfaltigen der Erfahrung schließlich
zu Grunde liegt, und darin zum erst dämmernden, dann klareren
und klareren Bewußtsein sich erhebt. Nur daraus versteht sich
das Eigentümliche des praktischen Bewußtseins überhaupt:
Richtung auf etwas als Seinsollendes.
Der Empirismus freilich muß eine solche Erklärung grund-
sätzlich ablehnen; er gerät dadurch aber in die Verlegenheit,
Tendenz als irgendwie ursprüngliches Bewußtseinsmoment