Full text: Sozialpädagogik

—— BS — 
eigentlich leugnen zu müssen!); nämlich das sogenannte Be- 
gehren oder Streben bezw. Widerstreben rein aufzulösen in ein 
Vorausvorstellen des Erstrebten oder Abgelehnten, und ein mit 
diesem Vorstellen sich verknüpfendes Lust- oder Unlustgefühl. 
Dazu kommt dann zwar in der Willenshandlung selbst noch 
die Auslösung eines Bewegungsimpulses, die aber nun ganz im 
Gebiete des Physischen zu verbleiben scheint, oder sich im: Be- 
wußtsein wenigstens nicht anders reflektieren soll als wiederum 
in Vorstellung und Gefühl (Lust—Unlust). 
Diese Ansicht, die zuerst überaus paradox erscheinen muß, 
da sie das jedem wohlbekannte Bewußtsein eines Strebens, als 
etwas Eigenes, überhaupt wegleugnet, hat dennoch als Theorie 
etwas Überredendes; und zwar, weil sie etwas tatsächlich 
Richtiges einschließt. Es ist nämlich wirklich der Fall, daß 
Lust und Unlust einerseits, positives und negatives Streben 
andrerseits nicht bloß begrifflich eine genaue Analogie auf- 
weisen und in dem gemeinsamen Moment eines annehmenden 
und ablehnenden, gleichsam bejahenden und ‚verneinenden 
Verhaltens zusammentreffen, sondern auch faktisch in der 
Weise sich entsprechen, daß sie sich, bloß auf verschiedener 
Stufe, auf dieselben Objekte beziehen: dasselbe, was als Gegen- 
wärtiges Gegenstand der Lust bezw. Unlust, wird, wenn nicht 
gegenwärtig, aber im Bereiche der Möglichkeit und gleichsam 
in Sicht befindlich, zum Gegenstand positiven oder negativen 
Strebens, und umgekehrt. Allein es bleibt immer dieser un- 
überbrückbare Unterschied: daß Lust und Unlust sich schlecht- 
terdings auf Gegenwärtiges — auf Nichtgegenwärtiges nur, 
indem es in der Vorstellung gegenwärtig ist, und als so gegen- 
wärtig — bezieht, Begehren und Widerstreben dagegen ebenso 
wesentlich auf Nichtgegenwärtiges und als Nichtgegenwärtiges 
(nicht als in der Vorstellung Vergegenwärtigtes), das aber 
zum Gegenwärtigen werden (bezw. nicht werden) soll. Nun 
glaubt man vielleicht diese Seite der Sache durch das zweite 
Moment, die Vorstellung, gedeckt. Aber dabei wird übersehen. 
ı) Charakteristisch dafür ist v. Ehrenfels’ Psychologie des Be- 
gehrens (Werttheorie, 1. Band) — die eigentlich darauf hinauskommt. 
daß es kein Begehren gibt. 
ET 
PYAT
	        
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