Full text: A - Biermolke (Band 1)

300 
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601 
AUCH — AUE 
wirst du wieder kriegen; es regnet heftig, auch durch die 
enster dringt das wasser; tugend macht auch den armen 
‚eich; willst du mir auch meinen letzten ruhm rauben?; ich 
‚ordere mit keiner silbe, sollt ich auch ein jahr darauf war- 
'ien müssen; gründliche philosophen, . die so tief in alle sa- 
:hen einschauen, dasz ihnen auch nichts verborgen bleibt. 
Kant 1, 59; ich bab da auch nicht &inen bekannten gesehen; 
an diesem öden ort, dahin kein thier auch kömmet, 
den sonn und mond nicht weisz, da nie kein stern nicht glimmet. 
FLEMING 2; 
dein schönes vaterland, 
das edie Nürmberg lacht auch mitten in dem weinen. 48. 
11) betontes auch vor adj. oder adv. auch recht, sprach 
7 == schon recht; auch gut, dachte ich. LEsSSInNG 1, 520 == 
mmerhin gut; auch wahr, versetzte ich, == schon wahr. 
12) unbelonies auch in fragen: bist du mir auch gut? 
ist dirs auch lieb? ist es denn auch so, wie du sagst? hast 
du mich auch noch lieb? geht dirs auch nahe? soll ichs 
auch glauben, oder betrügen mich meine augen? GELLERT; 
ist es ihnen auch zuwider, wenn ich zu ihnen komme? aber 
weist du denn auch, dasz die ganze geschichte erfunden ist? 
verschieden davon sind die fragen mit belontem auch: ich bin 
jir gut, bist du mir Auch gut? mir ists lieb. ist dirs Auch 
ieh? 
13) unbelontes, ironisches auch: das thäte jetzt auch 
10th! jetzt ist auch zeit zum weinen! was der kerl auch für 
ıinfälle hat! das weisz auch der teufel! das ist auch wahr. 
Ju hast immer recht. 
14) von verbindung des auch mit den conjunctionen ob und 
Nenn s. unfer diesen wörtern, 
ÄUCHEN, nm. pratulum, kleine aue, gebildet wie fräuchen 
’on frau: hinter der groszen aue lag noch ein äuchen, ganz 
on weiden eingefaszt. 
AUDIENZ, f. ein ganz entbehrliches fremdes wort, wofür wir 
jehör und verhör haben: 
eh als er audienz (verhör ist viel zu schlecht) 
zu wege bringen kan. ÖOpırz 1, 136; 
man sagt aber, einen zur audienz lassen, ihm audienz geben; 
gleich morgen 
verlang ıch audienz bei meinem vater. SCHILLER; 
3r leidet an gicht, eine krankheit, die allen bösen launen 
and melancholie audienz gibt. BEetrine br. 2,8. 
AUE, f. wasserumflossenes land, feuchter grund, wiese, in- 
jel, ahd. ouwa, mhd. ouwe, gekürzt in ou, nhd. au, das vor- 
Un schon aufgestellt war. das goth. wort gebricht, deutlich 
ıber hängt ouwa zusammen mit aba flusz, goth. ahva, lat. 
qua, und nach analogie des golh. mavi maujös = mhd, 
nouwe, altn. mey läszt sich ein golh. avi auj8s 77006 ven, 
dem auch alln. ey entspricht. altn. stehen sich & fluvius und 
»y insula zur seile ganz wie schwed. &, dän. aa fluvius, Ö in- 
wula, folglich wie ahd. aha fluvius und ouwa insula. in ouwa 
‚st aber das ableitende i geschwunden, wie‘ in frouwa, wofür 
doch ein goth. fravi oder fraujö anzusetzen wäre, denn dem 
männlichen frauja entspricht altn. freyr statt frey}i. doch zeigen 
ıhd. lateinische urkunden volleres augia == auwia und golh. 
avi, vielleicht aujö, mit g für j, vergleichbar dem in Visurgis 
= Wisuraha, Wisurauwia. nach dieser ganzen auseinander- 
elzung aber müste das vermutele golh. avi hervorgegangen sein 
zus einem älteren ahvi oder ahviö, beinahe wie mavi puella 
zus Magvi, von magus puer, auch das neulrum gavi regio 
ind m. gauja incola erwäge man. merkwürdig heiszt es noch 
hd 
dar schif 16z enowe (stromab). Nib. 1503, 2; 
etlichez ouwet (trieb stramab). 1511, 4; 
vas doch nur auf die vorsteliung aha und nicht ouwu bezo- 
jen werden kann, und so steht späterhin naufart für das schif- 
"en im strom. 
FıscuArRT £n der (unter au) angeführten stelle selzt das (nieder- 
'heinische ?) grün bruch dem schweizerischen matte, rheinischen 
wiese, schwäbischen au an die seite. aus bruoch, hröc palus, 
nl. veen, fenne, ergab sich wie aus aue insel, wasserland 
he vorsfellung grasiger weide und wiese. ave, grüne weide 
jehl aber leicht über in grünes feld, auch ackerfeld, das un- 
ler den bergen legt: das land hat berge und awen, die der 
vegen vom himel trenken musz. 5 Mos. 11, 11; er weidet mich 
nf einer grünen awen und füret mich zum frischen wasser. 
5, 23, 2; die anger sind vol schafen und die awen stehen 
AUE — AUF 602 
lick mit korn. 65, 14; und dein vihe wird sich zu der zeit 
veiden in einer weiten awe. Es. 30, 23; die tochter Zion ist 
vie eine schöne und lustige awe. Jer. 6, 2; ein man sasz auf 
äm roten pferde und er hielt unter den myrten in der awe. 
Zach, 1, 8; denn weil es ein schöne und lustige awe war, 
lie am gebirge Libano lag. MaArtnesros 2°; so findt man in 
len awen, so zwischen hohen gebirgen ligen, vil geschüb und 
letz, so die sündflut von gengen und stöcken abgestoszen 
ınd in die gründe geflöszt und über einander geschoben hat. 
ı”; wie die ganze lustige awe, darin die fünf königreich als 
in paradeis des herrn lagen, ins tode meer und gesalzen 
vasser verwandelt wurde. 134°. schmückt wisen und awen. 
AGRICOLA Spr. n” 1. jene bergschluchten mögen denn auch wild 
und’ wüst bezeichnet werden: der reiche ist weder auf dem 
'elde noch berge, wildnis oder awen frembde. pers. rosentih. 3, 27; 
glück zu du ödes feld, glück zu ihr wüsten auen 
ie ich, wann ich euch seh, mit threnen musz betauen. 
Locav 1, 3, 4. 
zus Görug nur folgende stellen: 
verlassen hab ich feld und auen, 
die eine Liefe nacht bedeckt, 12, 64; 
38 ist nur ein theil desselben (des Rheins), die vorliegende 
aue beschränkt ihn. 43, 250; die aue im flusz. 43, 251; flusz- 
aufwärts sieht ınan von hier die bewachsenen auen. 43, 252; 
der stromstrich wirkt hier stark auf das linke ufer, nachdenı 
ar eine vorliegende aue weggerissen. 43, 301. 
AUE, f. ovis, gr. Öle, skr. avi, litt, awis, let. aws, ags. 
20vu, engl. ew, nnl. 00i, fries. ey, altn. A, ahd. ouwi (Grarr 
1, 505). goth. eniweder aus gen. avais oder avi aujös (wie mavi) 
»der avei aveins (wie gaitei)? alle diese formen begehren dl- 
ere, vollere mit g, avi == agvi, 0vis == agvis, was dem agnus 
nd agna ndher Ireien würde. man erwdge goth. mavi = 
nagvi, neben magus. aber mhd. und nhd. ist ouwe, aue 
ängst erloschen. nach dem westfälischen au und aulamm wagt 
STOLBERG 3, 340: sie hüpfte blökend mit den lämmern, denen 
lie auen oft blökend folgten. schweiz. au, äuli. STALD. 1, 117 
AUER, f. uhr, gebildet wie bauer, mauer, sauer, aber nicht 
turchgedrungen, noch heute spricht der Wellerauer die auer 
md ALBERUS schreibt aur horologium, sonnawer (sonnenuhr), 
ınderemal aber uhr; auch im kunkelevangelium sieht um 7 
der 8 auren, vgl. engl. hour (spr. aur). FıscHArRtT selzt ur: 
ch trink nicht dan nach meinen horis, uren und paternostern. 
7arg. 84°. 
AUER, m, einer aus aue, mhd. ouwere, noch heute ist Auer 
igenname. ebenso in den zusammengeselzien: ein Nassauer, 
Schönauer. 
AUER, m. urus, mhd. ür Wh. 335, 9. Nib. 880, 2, liesze sich 
ıoch erwarten, begegnet doch fast nur in den folgenden zu- 
'ammenseizungen. das schwäbische landvolk spricht Aurich 
\urach f. Urach, Auerhach /ür Urbach und verschiedentlich er- 
»cheinen die ortsnamen Aueralp, Auersberg, Auerswalde u. a. m. 
lie in der vorzeit nach diesem ihier gegeben wurden. engl. owre 
spr. aur), gr. 0U906. 
gewohnt den wilden ur zu greifen. ScHiLLER 66", 
AUERHAHN, m. telrao urogallus, bei Fısenarr Garg. 236° 
arhan; grosze fasanen nennt man awrhanen. MÜNSTER 489; 
zurhan HENISCH 155; 
aurhanen, vögel und schwanen. AYRER 385"; 
als wie ein taumelnder, lusttrunkner auerhahn, 
WIRLAND 22, 301. 
nan sagt: der auerhahn balzt, steigt, springt an, tritt zu 
jaume. 
AUERHAHNBALZ, f. coitus telraonis cum gallina, der an- 
;prung, dann auch die danach benannte jahrszeit: von der auer- 
ıahnbalz bis zum zweiten schnepfenstrich. GörpE 22, 81; selbst 
irter und waldgegenden führen den namen. s. halzen 
AUERHENNE, f. gallina teiraonis. 
AUEROCHS, m. bos urus, ahd. ürohso (Grarr 4, 141), aur- 
ıchs. HENISCH 155, 
AUERWILD, =. jädgern für auerhahn und auerhenne. 
AUF, partikel, die ursprünglich nur adverb war, allmälich 
sur praeposilion gedieh, golh. iup &ver, ahd. uf? oder immer 
icnon Of, anzuschn als verdichietes iuf?, mhd. 0f; aber altn. 
ıpp, alts. ags. engl. up, fries. nl. dän. op, mit entschieden 
inrzem vocal, der auch im nahverwandien ahd. oba, obana. 
1olh. hingegen iupa, iupana, waltet. diese ablaute berechtigen 
och mehr als bei ab auf iban, bei an auf inan, einen stamm 
zolh. iupan aup upun, ahd. ijofan ouf ufun anzuselzen mil
	        
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