Full text: A - Biermolke (Band 1)

skr. wurzel dschnä noscere zu überweisen, nomen ist 
znomen, merkmal, kennzeichen, weil man andere am na- 
men erkennt. dafür sprechen auch agnomen cognomen 
3gN0SCO Cognosco und gnarus, ja statt des G erschiene 
vocalvorschlag im gr. övoj.w, alban. emeni, ir. ainim. 
harte anmulung ist es doch, schon das skr. näman aus 
ischnä, övouom aus yrOvar, sl. imia aus znati, unser 
namö, namo aus chnähan herzuleiten, da beiden letz- 
tern einfach die wurzel niman und imjati capere, acci- 
pere, prehendere, habere zur seite steht und seinem be- 
zriffe nach namo das empfangne, zugetheilte, ange- 
nommne ist, niman das gr. v£&u&v capere, possidere, 
habitare. entweder müste auch niman aus dschniman 
entspringen oder lieber für näman schon ein übertritt 
aus der wurzel dschnä zu der von nam, das im skr. in- 
zlinare, flectere ausdrückt, behauptet werden. für 
solchen wechsel der form und bedeutung stehn auch 
sonst genug beispiele zu gebot. 
Unser habicht, ahd. hapuh, ags. hafoc, altn. haukr 
ist ganz das welsche hebog, ir. seabhag, welche letzte- 
ren wurzellos sind, habicht aber scheint mit haben und 
heben capere vereinbar, der rauhvogel ergreift und hält, 
wie auch accipiter ab accipiendis hoc est capiendis avi- 
bus heiszen soll und mlat. acceptor und capus dafür 
gesagt wurde. accipitrare steht bei Gellius 19, 7 =— 
lacerare. doch schöner deutet man den ersten theil 
von accipiter aus skr. ädu, gr. @xvV, und in piter schiene 
satra, patatra, ZTEQÖr, ala gelegen, ganz wie sich (075 
WKXÜNTEOOS verbinden, von des vogels schnellem, krei- 
senden fluge ist auch x/oxoc, vielleicht ££0«& geleitet, 
selbst in aquila könnte acui-ala enthalten sein, wie acu- 
pedius hei Festus 65Urovc ist, MıxLosıck findet eben- 
wol im sl. jastreb””, poln. jastrzab, böhm. gestrab ein 
verlornes jast == äSu zu rjab perdix gefügt. dem laut- 
verhältnis nach wird A8u oder w@x0 zu golh. hu, öhu, 
wie skr. asva, lat. equus, das schnelle pferd zu aihvu, 
alts. ehu, und skr. pasu, lat. pecu zu faihu, ahd. fihu, 
ja man möchte auch aqua, goth. ahva, ahd. aha für das 
schnell flieszende erklären, lautete hier nicht die skr. 
[orm ap, was auf andere vergleichungen führt. sollte 
in hapuh und habicht das anlautende H noch übrig sein 
von jenem verschollnen €hu, öhu? dann würde die 
herleitung aus haben und heben verdächtig, so dunkel 
auch das übrige wort bliebe. 
Auf diesem wogenden meer der sprachen tauchen die 
wörler empor und versinken, die etymologien schwel- 
len an und zerrinnen. oft lauft in geregeltem wechsel 
eine form durch alle reihen, 
nam ex uno puteo similior nunquam potis 
aqua aquai sumi, quam haec est .atque ista vox, 
und dann treten wieder schroffe verschiedenheiten, lü- 
cken und abgründe in den weg, dasz die vergleichung, 
lie man schon fest zu halten wähnte, wieder ent- 
schlüpft. In einem deutschen wörterbuch schien es 
pflicht, allen mitteln und handhaben nachzugehn, die 
unsere sprache selbst darreichte und diesen standpunct 
werden auch solche hier erwarten, die ihm geringern er- 
[olg zutrauen und lange nicht alles einzuräumen geneigt 
sind. mit dem fortschritt der forschung werden neue 
ergebnisse eintreten, denen selbst die mängel einer red- 
lich angesetzten arbeit zu reiz und antrieb gereichen. 
18. Sitten und bräuche 
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Manche wörter konnten weder aufgestellt noch er- 
«lärt werden, ohne dasz auf die lebensart oder denk- 
weise der vorzeit und des alterthums eingegangen 
wurde, deren genauere kenntnis auch groszentheils 
‚on der kunde der sprache abhängt. darum liefern die 
‚diotiken, wenn sie mit ScHMELLERS fleisz und feinem 
verstand abgefaszt sind, so werthvolle beiträge für ge- 
schichte und sitte der gegenwart und der vorausgegang- 
nen jahrhunderte. 
Ich hebe hier nur unerschöpfende beispiele solcher 
wörter aus, die den gebrauch oder glauben des volks 
arläutern: abeschütz, abendbrot, abenteuer, ablasz, 
Adam, adebar, aderlaszmännchen, agen schütten, al- 
franz, allemann, allerleirauh, alles aller in flüchen, all- 
mende, alp, alraun, altfränkisch, altreise, angster, an- 
kenbraut, anlaster, anrichte, aschenbrödel, ausbund, 
ıxthelm, babe, bachant, bachmatt, backenstreich, back- 
äsch, bad, badehre, badschild, bank, hankhart, bank- 
riese, banse, bar, baretleinsleute, baretteller, bärenhäu- 
ter, barlaufen, barn, barlt, base, bastart, batz, bauern- 
schritt, baummeise, bausch, becher, hbechten, beckel- 
haube, begabeln, begine, behaupten, beicht, beifrau, 
heilen, benne, bergens spielen, bergrind, bergwurzel, 
berichten, bescheid, bescheidessen, beschütten, besen, 
beste, bestechen, bestricken, betteln, bettelmann, bet- 
telstab, bettelmantel, bettlertanz, betzel, beunde, beu- 
ten, biberschwanz, bickel, bienenwolf, bier. 
Gelangt das ganze werk einmal zu seiner vollendung, 
so wird es angemessen sein, wie bei Ducance gesche- 
hen ist, ihm verzeichnisse und register verschiedner art 
anzuhängen, in welchen man die einzelnen gebräuche 
so wie alle hervorragenden wörter und ausdruckswei- 
sen der einzelnen stände sorgfältig geordnet über- 
schauen kann. 
19. Schreibung und druck. 
Es verstand sich fast von selbst, dasz die ungestalte 
ınd häszliche schrift, die noch immer unsere meisten 
yücher gegenüber denen aller übrigen gebildeten völ- 
zer von auszen barbarisch erscheinen läszt, und einer 
sonst allgemeinen edien übung untheilhaftig macht, be- 
zeitigt bleiben muste. 
Leider nennt man diese verdorbne und geschmack- 
‚ose schrift sogar eine deutsche, als ob alle unter uns 
m schwang gehenden misbräuche zu ursprünglich deut- 
schen gestempelt, dadurch empfohlen werden dürften. 
nichts ist falscher, und jeder kundige weisz, dasz im 
mittelalter durch das ganze Europa nur Eine schrift, 
nemlich die lateinische für alle sprachen galt und ge- 
braucht wurde. seit dem dreizehnten, vierzehnten jahr- 
hundert begannen die schreiber‘ die runden züge der 
yuchstaben an den ecken auszuspitzen und der beinahe 
aur in rubriken und zu eingang neuer abschnitte vor- 
kommenden majuskel schnörkel anzufügen. 
Die erfinder der druckerei gossen aber ihre typen 
zanz wie sie in den handschriften üblich waren und so 
yehielten die ersten drucke des 15 jh. dieselben eckigen, 
<norrigen und scharfen buchstaben, gleichviel ob für la- 
teinische oder deutsche und französische bücher bei. 
mit ihnen wurden dann auch alle dänischen, schwedi- 
schen, böhmischen, polnischen bücher gedruckt. den- 
noch führte in Italien, wo die schreiber der runden schrift 
treuer geblieben waren und schöne alte handschriften
	        
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