Full text: L. M. (6. Band)

2005 MEMME — MEMMENFALL 
auf amme und wärterin übertragen, momme, mömme, memImMe 
brem. wb. 3,183 (vgl. dazu muhme); Niederl. menıme, mamme 
nutrix KILIAN; memm Nulrig SCHOTTEL 1363. . 
3) auch der kinderbrei (vergl. alem. ’s mämnm, mäm-mämm, 
milch, trinkbare flüssigkeit überhaupt, in der kindersprache SEILER 
203): und wenn man ihnen (den kleinen kindern) nicht die 
memmme oder pappen in mund striche, müsten sie verschmaäch- 
ten. HevvDen Plinius (Frankf. 1584) 30. 
4) memme gewendet auf einen furchtsamen und weichlichen 
menschen, der einem kinderwartenden weibe verglichen wird. es ist 
seit dem 16. jh. bezeugt und wird von mittel- und niederdeutschen 
gegenden ausgegangen sein, SCHOTTEL 1363 gibt wol irrthümlich 
memme, homo timidus, muliebris als masc., das fem. ist sonst 
allgemein: die mämme, homo timidus, muliebris, quasi ubera 
adhuc sugens, eine feige mämme, meticulosus, pavidus, pusilli 
animi homo STIELER 40; denn es sind gemeiniglich memmen, 
die sich zu sehr für ihren weibern fürchten. MatTHEs. Syr. 
1,54°; du zertling und feige memme, rühme dich keiner 
stärke und tugend,.. was unterscheid ist denn zwischen dir 
und einem weibe? pers. rosenth. 2,36; dachte auch, beide 
studenten würden keine kinder oder memen sein, sich ent- 
weder verführen oder so leichtlich berauben zu lassen, wei‘ 
jeder einen degen an statt desz steckens in händen trug. 
Simpl. 3, 342 Kurz; es habe eine forchtsame meme einen an- 
dern kerl angesprochen, er wolte ihm doch einen zettel vor 
die festigkeit zukommen lassen. 4,189; eine feige memme. 
Salinde, vorrede; so geht er mit pfiffen um, deren sich nur 
eine theologische mämme schuldig macht. LESSING 10, 192; 
vereinigt können sie (die enthusiasten) alles; getrennt sind sie 
immer in gefahr, das zu sein, wofür du sie ausgegeben hast, 
memmen und narren. WIELAND 8, 125; still, du feige memme, 
lispelte ihm don Sylvio zu, der jetzt sah, was den guten 
Pedrillo in einen so groszen schrecken setzte. 11,226; Pe- 
drillo, der bei nacht und in den gespensterstunden die feigste 
memme von der welt war, hatte hingegen herz wie ein junge] 
stier aus Andalusien, wenn es darum zu thun war, sich mil 
teuten von fleisch und blut bei tageslicht herum zu balgen. 328. 
leige, träge memme. HAMANN 6,58; o weh! o weh! die mem- 
men! hat man noch solche abscheuliche memmen gesehen? 
.. wollt ihr noch nicht anpacken, ihr hasen? Fr. MüLLER 2, 107; 
in den koth mit euch, ihr memmen, ihr kröten. ScHILLER räuber 
(schausp.) 1,2: warst du nicht die memme, die anhub zu 
schnadern (mit den zähnen zu klappern), als sie riefen: deı 
feind kommt!. 4,5; das unglück musz einen groszen mann 
nicht zur memme machen. räuber (trauersp.) 1,4; präsident 
(drohend zu den gerichtsdienern). wenn euch euer hrod lieb 
ist, memmen — kab. u. liebe 2, 7; fasz dieses end an, sag ich. 
sonst wirst du ja fehl schieszen, memme! wie sie zittert, 
die memme! du solltest gott danken, memme, dasz du zum 
ersten mal etwas in deinen hirnkasten kriegst! 4,3; bist 
doch krepirt, du memme. GöTHE 8, 93; fürchte nichts, feige 
memme, du bist meiner stiche nicht werth. 35,188; wenn 
ein reich durch die dummen und memmen gestürzt und 
durch die klugen und tapfern gerettet worden, so beginnt 
einige tage nach der reitungsstunde ganz sicherlich die herr- 
schaft der dummen und memmen wieder. IMMERMANN Münchh. 
2,172: 
was thut der mann von tausend siegen? 
die memme weint, dasz dort zu kriegen, 
der himmel keine brücken hat. Lessing 1,46; 
eine memme bin ich, # 
deine schönheit entmannet mich. Fr. MÖLLER 1,213; 
seid ihr soldaten? memmen seid ihr! 
SCHILLER jJungfr. von Orl. 5.5; 
ich bin gar ein armer wicht, 
bin die feigste memme, 
halten durst und hungerqual 
mich in angst und klemme, BüRrGEr 50’; 
der, wenn memmen matt und feig 
dingen um der knechtschaft lohn, 
nimmer müde, nimmer bleich, 
troizt der spötter schnödem hohn. ARNDT yed, (1840) 235; 
maulhenker ihr, schlafmützen, memmen, tröpfe! 
UHLAND ged, 439, 
überall in bezug auf zages und unkriegerisches verhalten; selten 
auf weichliche lebensgewohnheiten bezogen: die mämme Sarda- 
napal vertrieb seine lange weile zwischen mägdgen und ca- 
paunen. PauLınr philos. luststund. (1709) 1, 168. 
MEMMENFALL, m.: weint ihr über meines geistes mem- 
menfall? ScaHiLLER Fiesko 5, 3. 
MEMMENHAFT — MENGE 2006 
MEMMENHAFT, adj. und adv.: 
nun hälte völlig sie der sieg besiegelt, 
wo sir John Falstolfe nicht die memme spielte; 
der, in den vortrab hinterwärts gestellt, . . 
floh memmenhaft, und that nicht einen streich. 
Shakesp. Heinrich VI,1,1,1, 
cowardly fled, not having struck one stroke. 
MEMMISCH, adj. und adv. : (der ehemann soll) auch nicht gar 
stumm, weichmütig und memmisch sein. MaTHEs. Syr. 1, 53° 
MEMÖRIE, f. memoria; im sinne von gedäüchtnis, gedächtnis- 
sraft war dieses fremdwort, zuerst in der sprache der mystiker 
rscheinend: di memörje und di phantasie und di bildende 
<raft di mugen wol valsche bilde wirken. d. myst. 1, 129, 28, 
m 16. jahrh. recht in die sprache des gewöhnlichen lebens ein- 
jedrungen: derselbige siehet alle diese practiken; er ver- 
zisset ihrer nicht, denn er hat eine grosze memorien. LUTHER 
ischr. 1,96 Förstem.; namentlich in der form memori: lieben 
italbruder, machent mich nit irr, dan ich bin kurzer ge- 
lechtnus. ich hab mein memori in diser apoteken bei gar 
verlorn. SCHADE Salı U. PAaSsquU. 3, 45, 26; 
ein buch cento novella heist, 
hat ein poet geschriben, 
hundert histori es ausweist, 
mir saget meın memorı1, 
das buch sei Johannes Boccatius. 
H. Sacus dicht. 1,18 Gödeke; 
all, so wöllen hörn und schawen 
ain wunderwirdige histori, 
wol zu pehalten in memori. hürn. Seyfr. 1,6 Götze; 
päter wieder sich in die sprache der gelehrten bildung zurück- 
#ehend: allein es war ein memori bei mir, aber kein ju- 
licium. ScHuprIus 817; man vergiszt nichts leichter als lügen 
oder einen traum und meine memorie ist nicht schneller als 
neine imagination. Fr. MöLLeR 1,312; jetzt ganz verschollen, 
loch ist es ostfriesisch noch im gewöhnlichen leben sehr gebräuch- 
ich: he hed sin memörje nog göd. her memörje ferlett 
‘ör, word swak wu. ähnl. TEN DooRnNKAAT-KOOLMAN 2, 589°, 
MENCH, MENG, s. unter manch sp. 1525. * 
MENDELTAG, m. der grüne donnerstag, eigentlich der freuden- 
'ag (nach ahd. mendan, alts. mendian freuen, ahd. mendilön 
scherzen, fröhlich sein), vgl. deutung und belege unter donners- 
‚ag 1, fh. 2,1252. ein freudentag war er, weil an ihm müilten 
n der charwoche das fasten unterbrochen ward: 
ik wil dat sweren an dei heligen, 
dat ik van dusser ganser vasteu 
ny visches oge en dorfte betasten, 
än alleine to mendeldage 
vergat ik allink myner klage, 
unde kolte, nu ik it Jo seggen sol, 
ein penninkwort stintes, do vör ik wol. 
Theophilus v. Hoffmann (1853), s. 6, 132; 
ziederdeutsch häufig mendeldach ScHILLER- LÜBBEN 3, 64 fg.; 
ıuederrhein. die soine (sühne) wart uisgeroifen up einen guden 
nendeldach ind der buschof quam wederumb in Coelne, 
l. städtechron. 13, 554, 40. 
MENEN, verb. vieh treiben, zugvieh führen; vgl. unter mäh- 
jen sp. 1464. 
MENG, MENGE, m., s. mennig. 
MENGBAR, adj. was gemengt werden kann: menghare sachen. 
KANT 1,43. 
MENGBECHER, m.: wie man die groszen becher bei den 
Jten krateras, die mengbecher nennet. MaTHEs. Sar. 179. 
MENGE, m. herumziehender händler, trödler, hausierer, neben- 
'orm zu manger sp. 1550, vgl. auch unten menger: den mengen, 
andstreichern , schlüffeln oder terminierern... soll gewehrt 
werden. S. FranK weltb. 36°; den kolenberg verwiedmet man 
ırmen mengen, lumpentragern und dorfkremern, zur her- 
berg, welche in offne gasthäusern einzükehren nicht ver- 
möchten. WurstTIsEn Basler chronik 651; der ablaszmengen. 
MATHES. Sar. 17°; es gehört auch der bettler- und gaunersprache 
ın:"meng, mit der erklärung keszler P. GENGENBACH 369 als 
ntwelsch. 
MENGE, f. multitudo. 
1) goth. managei; alts. menigi, altnfr. auch menigo, ags. me- 
nigo, fries. men1; ald. manaki, managi, manigi, menigi, mhd. 
nanige, menige, menege, menie; das altnord. kennt das wort, 
benso wie das ihm zu grunde liegende adj. manag, manch 
sp. 1524) nicht, während schwed. und dän. mängd menge unter 
leutschem einflusz sich einfanden. das wort ist abstractbildung zu 
lem eben angeführten munag, mit der bedeutung des vielseins, 
der vielheit, welche in die der groszen zahl, des haufens übergeht. 
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