Full text: L. M. (6. Band)

2091 MERCHENTE — MERGELN 
MERCHENTE, f. die eisente, winterente, mergus albellus, 
NEMNICH 3, 559. 
MERDUM, m., die im mittellatein. vorkommende form neben 
merda (merda, merdum, merdula, merdulum, treck, kat, scheisz 
Drer. 357°), wird in den Nürnberger fastnachtspielen scherzhafl 
verhüllend für das deutsche wort gebraucht, als masc. nach dem 
letzteren : 
den merdum, den ich han geschissen, 
dem hab ich das heubel abgepissen, 
das er uber mein wang abran, 126,16; 
dem sol man seinn munt mit merdum vermaurn. 711,13; 
sonst auch merdrum : 
den gehort ein solche straf zu 
das man in des merdrums in die meuler schlug. 
ROSENBLUT ebenda 1159 (variante der Dresdner 
handschr. nr. 50 merdams) ; 
that darnach den merdrum aufdecken, 
der feihel wurd jr nit wol schmecken. H. Sacus 4, 3,49%. 
MERG, s. marge, märge. 
MERGEL, m. fette, zum düngen dienende erdart; zufrühest 
)jei Plinius hist, nat. 17,4 als marga mit der angabe gallischen 
ursprungs erscheinend: genusque quod vocant (sc. Britanni et 
Galli) margam; später als margila: margilam et alia quaeque 
carricare. Du Cance von HENSCHEL 4, 293° (edict Karls des 
kahlen); an diese letztere form schlieszt sich sowol das altfranz. 
marle, merle, neufranz. marne, als auch das keltische an: 
kymr. marl, irisch marla (gegen breton. marg); ebenso wie auch 
das deutsche, hier über ein weites sprachgebiet verbreitete mergel 
darauf zurückführt: wmergil argilla, argillum GrRAFF 2, 852: 
glarea, mergel, mirgel Dier. 264‘; letamen mergel domit mar 
acker dunget 325‘; merla mergel 358°; femplor mirgil, mirgel, 
mergil, mergel 576°; mergel glarea, argilla et terra glutinosa 
voc. inc. fheut. n6°; märgel, ein gattung weiszes ärdtrichs, sc 
man braucht die güter ze misten, marga. MAALER 281°; mnd. 
mergel ScHiLLER-LÜüBBEN 3, 74°; in der Mark aber mermeil 
mergel Parısıus zusätze zu Danneils wörterb. 27; mnl. marghel, 
merghel, marga, creta fossitia. Kırıan; engl. marl; dän. schwed, 
mergel, isländ. mergill; die sandige örter kan man mit mis! 
und mergel verbessern. Segız feldb. 21; mergel, mirgel, 
mörgel, ist eine art mineralischen erdreichs. öcon. lex. 1600; 
im sprichwort: der mergel macht reich den vater, und arm 
den sohn. Pısrorivs 1,62 (weil die mit mergel gedüngten äcker 
anfangs ungemein fruchtbar, später aber unergibig werden sollen); 
zuch in der form margel: margel, düngerde. HOHBERG 3, 1, 490°; 
vor mir, um mich der graue mergel nur. 
A. v. Droste-HöLsSHOFF ged. 44; 
mergel wurde, wie jetzt der gips, dem weine zugesetzt, um ihm 
einen milderen geschmack zu geben: mergel, vulg. geschmack 
im trank, femplor. voc. inc. theut. n 6°; 
pech, mergel, schimel unde kän 
abent mir leides vil getän. Renner 9456; 
sö werdent aller liute houbet 
von niuwen mösten mer betoubet .. 
denne von reinem virnem wine; 
bech, mergel, schimel bringent pine. 17275. 
MERGELBODEN, m. mit mergel vermischter boden, mergel- 
raltendes erdreich. 
MERGELERDE, f. mit mergel vermischte erde. Jacorsson 
54 
MERGELGRUBE, f. grube in welcher mergel gewonnen wird: 
tief ins gebröckel, in die mergelgrube 
war ich gestiegen. A, Vv. DrostE-HÖLSHOFF ged, 44, 
MERGELGRUND, m. grund eines ackers oder landstückes. 
der mergel hält: mergel-, sand- oder moorgrund. Möser patr. 
phant. 1, 338. 
MERGELKALK, m. aus mergelerde gebrannter kalk, spar- 
talk, erdkalk. JAcoBSson 4, 200°. 
MERGELKUGEL, f. margodes globularis, mergel in kugel- 
form. NEMNICH. 
MERGELLAND, n. mergelhaltiges land. 
MERGELN, verb. mit mergel versehen: mergeln, einen acker 
mit mergel düngen. JacoBsson 3, 55°; welher och hüberen oder 
von hofflüten usz des andren acker merglen wil, dem sol es 
niemand weren, und wenne einer also usz des andren güt 
ein juchartin gemerglet, so sol er jme zweine sester rogken 
do von geben. weisth. 4,6 (Elsasz, 14. jahrh.); doch soll man die 
acker nicht so oft märgeln als bemisten. Sesız feldb. 139; mit 
mergel bauen: merglen, glareare, significat cum glarea edificare, 
voc. inc. theut. n6°; wein mit mergel versehen: alte leute he 
MERGELN — MERK 2092 
‘oramen (vom weintrinken) das zipperlein, flüsse werden aus- 
etzig, zumal von gemergelten und geschmierten weinen. 
MaATaES. Syrach 2, 48°. 
MERGELN, werb. macrare, macire, tenuare. StTIELER 1294; 
'ergl. abmergeln th. 1, 78, wo das wort mit mark, ahd. marag, 
narg zusammengebracht und bis aufs mark entkräften, vom 
nark kommen lassen, gedeutet wird, und ausmergeln th. 1, 917; 
las einfache wort ist seltener als die beiden angeführten zu- 
ammengesetzten, und erlangt die bedeutung des entkräftens durch 
lagen, des quälens: denn so die kron ein tyrann aufhat, 
ler täglich auf ynen ligt zü mergeln, das reich mag nit 
beston in die läng. S. Frank chron. 1531 139°; du mergelst 
nich mit dem weiten nachfragen meines unglücks. b. d. liebe 
188“; denn hiemit werden die armen leut gemergelt und aus- 
jesogen, das sie ganz und gar nichts behalten. Pape beitel- 
und garteteufel (1586) x4’; wenn partheien vor ihm in die 
;anzelei kamen, mergelte er ihnen gar das mark aus den 
beinen, dasz sie beide bettler wurden. pers. reisebeschr. 129 ; 
bair. einen mergeln, ihm zusetzen, ihn in anspruch nehmen, 
lagen, Schw. 1,1648 Fromm.; niederd, mörkeln sich abmühen, 
eben mörken sich abmühen, angestrengt arbeiten (sehr selten 
;ek mörken) SchaMBAcH 138°; in Posen märgeln, viel hand- 
iaben, drücken, pressen. BERND 169; in Leipzig margeln, mer- 
zein, betasten , zerknittern, zerreiben. ALBRECHT 169°; refleziv 
jich mergeln sich herum balgen, abmühen: ist ohn zweifel 
:inem in die arm gefallen, sich mit ihm heftig gemergelt. 
Pape beitel- und garteteufel M17‘; dasz sie (die diebe) sich 
mit ihm mitler zeit gemörgelt, bis sie ihn überwältigt. N 1°. 
‚ergl. dazu sich markeln oben sp. 1637. das schles. hat in der 
‘form marächeln (WeEınnoLD 60°) die betonung auf einen ur- 
;prünglich bloszen beilaut gelegt, ebenso andere mittel- und 
Kederd. mundarten (FROMMANN 6, 356). 
MERGELNUSZ, f.: mergelnüsse, nuces margacei, kugelför- 
nige, mit einer mergelrinde überzogene markasiten. NEMnicH. 
MERGELSCHIEFER, m. mergel in schieferform. 
MERGELSTEIN, m. zu einem stein verhärteter mergel. JAcoBs- 
GN 3, 55% ; 
MERGENRÖSCHEN, MERGENRÖSLEIN, n. s. margenrös- 
;hen sp. 1625. 
MERGICHT, adj. für mergelicht, mergelhaltig: hirssen... 
will aber weder in dürre und kreidechte, noch märgechte 
Felder, darzu nicht eh dann im früling gesäyet werden. 
SEBIZ feldb. 497. 
MERGLER, m. quäler, peiniger: jetzt will man mit decom- 
positis, mit chymischer kunst helfen! gott segne es, und 
gebe sein gedeyen dem arzt und dem kranken: dann wir 
können laider dieser märgler nicht ermanglen. PaiLANDER 
175. 
MERINGEL, m. eine art von zuckergebackenem : 
mancherlei tort und makrone, bei quittenschnee und meringeln. 
Voss 2,231 (idyll. 13,211); 
zonst meringe: die meringen sind ein kleines, artiges, leicht. 
‚u machendes zuckergehäcke, das in einem augenblicke zu- 
jerichtet werden kann. AMARANTHES frauenzimmerlex. 2153; 
Tanz. meringue, was als lehnwort aus dem deutschen und als 
jebäck aus Mehringen gedeutet wird, vergl. LiTTRE 2, 524°. 
MERK, m. sium latifolium, wassereppich; eine wasserpflanze 
in mehreren arten: merk, mörk NEMNIcH 4, 1312; apium merk, 
nirk Dier. 40°; berula wassermerk 72"; selinum merk }. espe 
>25"; eigentlich niederdeutsche form des namens, der auch ags. 
ıls merici, merec, merecmint sich findet, im ältern hd. aber 
nerrich und märgel lautet (Dıer. 40°; pastinaca merhern, mar- 
1el 416°), und mit möhre (s. d.) zusammenhängt; doch erscheint 
nerk auch im süden: apium eppe vel merk Scum. 1,1652 
Fromm. (14. jahrh.); vgl. auch mark 8, sp. 1633. im wortspiele 
mit dem imperativ des verbums merken. s. den reimsoruch unter 
nelde, sp. 1991. 
MERK, n. merkzeichen; mnd. merk zeichen ScHiLLER-LÜBBEN 
3, 75°; merk, merkzeichen, nota, signum ScHOTTEL 1363 (als 
nasc., aber wol durch druckfehler ; vergl. jedoch die zusammen- 
"etzung augenmerk, fh. 1, 809 oben); die eigentlich oberdeutsche 
‘orm dafür ist march, mark sp. 1633 (daneben gemerk, s. d.), 
loch reicht merk in der älteren schriftsprache selbst über Mittel- 
leutschland hinaus: merk, meta, vulg. zil, quod est signum aut 
erminus alicuwius rei. merk, vulg. zeichen, da bei man etwas 
merkt, signum. voc. inc. theut. n5°; ein jeglicher handwerker 
soll sein gewöhnlich merk haben und damit, was er gearbeitet 
ıder gemacht hat, zeichnen, damit man sehen kan, wer die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.