Full text: L. M. (6. Band)

2105 MERKLICHEN — MERKS 
Albida ist merklich weisz: schäde! wann sie todt wird sein, 
dasz man sie in erde soll, nicht in kreide graben ein. 
LocaAu 2, 183,33; 
Duplus trägt ein weiszes kleid, drunter eine schwarze haut: 
merklich wird betrogen der, der nur auf die rinde schaut. 
185, 43. 
5) merklich, von personen gesellschafllich hervorragend, vor- 
nehm: giengen sie auf das rathaus, da hatten die von Magde- 
burg faste die merklichsten und auch die schöppen bei ihn. 
SPITTENDORFF 300 Öpel, 
6) merklich, im gedächtnisse zu behalten geeignet (merken 6): 
3o möcht ich auch leiden, das man auf diese weise durchs 
ganz jar alle freitag abends fastete, als zu einem merklichen 
tag ausgesondert. LuTHER 5,407” (vorher: ein merktag .. dar- 
nach man künde das ganze jar fassen, und wisse wie man 
in der zeit sei). 
MERKLICHEN, adv. wie merklich, bemerkbar, deutlich: dä 
von maht dü wundern, wä von daz mer niht allzeit merk- 
jeichen wahs. MEGENBERG 102, 19; bedeutend, sehr: wenn man 
die feint ving und daz man sie schatzet, so wurden unser 
burger für die feint pürgen und namen sie ausz und warn 
lann gar ungetreulich darob, daz die schatzung von in nit 
eingebracht ward, daran gor merklichen ahbging. d. städtechron. 
2,329, 4; der könig merklichen auf den ritter Orwin zweifeln 
thet. b. d. liebe 238°; im gleichen hat der bischoff mit den 
heidnischen pfaffen öffentlich eine disputation angestellet.. 
und weil sie in der lügen wider die warheit nicht bestehen 
könten, sind damit die gemüther der ansehnlichen landstände 
zum glauben merklichen bewogen. MicrÄLIUS alt. Pomm. 2, 237; 
dergestalten wird er ihm (sich) einen andern beichtvattern 
suchen, und nachmalıls dir und deinem closter merklichen 
zu einem nachtheil werden. ABR. AS. CLARA Judas 1,95. 
MERKMAL, n. mal oder zeichen wodurch man etwas erkennt: 
merkmalıl, nota, signum, vestigium. STEINBACH 2, 13; ein merk- 
mal ist dasjenige an einem dinge, was einen theil der er- 
kenntnis desselben ausmacht. Kanrt 1,385; bei der erklärung 
musz der verstand in das innere der dinge eindringen; bei 
ler beschreibung aber darf man hlosz auf die äuszerlichen 
merkmale (achten). LESSING 1, 255; die häuser der vornehmsten 
republikaner waren jetzt schon mit verhorgenen merkmalen 
bezeichnet. SCHILLER hist.-krit. ausg. 4, 168; 
(die frau) fieng holz zu spalten drauszen an. 
hei diesem merkmahl klopft der mann. 
L. SAnDRUB kurzweil (1618) 101; 
wann propheten gottes willen seinem volke sagten an, 
hingen sie gemein ein zeichen, und ein sondres merkmal dran, 
welches oft für läppisch ding von den sichren ward geschätzet. 
Locau 2, 141,7; 
Lurian. dies pechpflaster bedeckt mein linkes geblendetes auge, 
Pux. Lurian? ei, du trugst ja vordem noch ein anderes merkmal, 
Voss 2,253; 
zur nachtzeit, auf ein merkmal, lodern sie (die schiffe) 
in flammen auf, das lager wird erstürmt. 
H. v. Kıgist Penthesilea, 9. auftr.; 
ein merkmahl von seinen bösen thaten zurück lassen, nofas 
et vestigia scelerum suorum ubique relinquere. STEINBACH 2, 13; 
sich lange vor dem tode wehren, ist ein wahres merkmahl 
eines unartigen, und feigen gemüths. Homsure Dulcimunda 
(1643) s. 20; die art des vortrags hat das merkmal einer un- 
vollendeten ausarbeitung an sich. KaAnrT 6,14; der vater hatte 
die zimmer -gefangenschaft zum strafenden merkmal ihres 
neins gemacht. J. PauL Tit. 3,81; 
vergebens! dasz in manchem lande 
man dem tyrannen tempel setzt. 
was werden solche denn zuletzt? 
ein dauernd merkmahl seiner schande. DRrOLLINGER 121: 
kein merkmal hleicher furcht, kein wort der klage 
entehrte meine königin. SCcHILLER Maria Stuart 5,1; 
Stauffacher. denn dieses ist der freien einzge pflicht, 
das reich zu schirmen, das sie selbst beschirmt. 
Melchthal. was drüber ist. ist merkmal eines knechts. 
Tell 2.2. 
MERKPFAHL, m. pfahl als merkzeichen: 
wie will ich dir, der mich in meinen jugendtrümmern 
ıunkundigen des wegs zum merkpfahl aufgestellt, 
die spötterei verkümmern?, THUMMEL 6,38. 
MERKS, m. fähigkeit des merkens, gedächtnis; in Leipzig einen 
guten merks haben, gar kenen merks haben. ALBRECHT 169°; 
hennebergisch merks gedächtnis. FROoMMANN 3,129, auch marks, 
merkvermögen , gedächtnis, fassungsgabe. 6, 528; bair. merks 
gedächtnis, kainen merks haben. Schw. 1,1651 Fromm.; hier 
heiszt aber merks auch das mittel der erinnerung, eine ohrfeige 
u. ähnl. ebenda: ebenso in Tiral? einem einen merks geben, 
MERKSAM — MERKUNG 2106 
ine ohrfeige als mittel der erinnerung. Schöpr 435; in Vorarl- 
‚erg merks denkzeitel: ich musz noch beinahe lachen, dasz 
lu den merks bekommen hast, du der sich so grosz thut 
uf seine klugheit. FELDER sonderl. 2, 143. 
MERKSAM, adj. und adv. 1) zum merken, beachten, besonders 
jeneigt, fleiszig merkend (vergl. dazu aufmerksam th. 1, 691): 
merksam, der ein ding ee und es geschicht vorsagt, prae- 
sagus, perspicag. MAALER 283“; gar merksam oder feiszig 
merken, gar andächtig, perattentus. ebenda; ein merksamer 
hund, canis sagax STEINBACH 2,50; 
ja, wenn ein Molier, der tugend muntrer freund, 
der spötter eiteln wahns, des lächerlichen feind, 
auf fehler merksam wird, und lernt aus hundert fällen 
der menschen trotzig herz und trügrisches verstellen, 
LEssinG 1,176; 
bair. merksam, mirksam sein Scam, 1, 1651 Fromm. 
2) merksam, zum merken besonders geeignet, des merkens 
ınd beachtens wert: merksame taht, factum memorabile. STIELER 
271; merksamer spruch, diceftum memorabile. ebenda; was in 
len sitten und gebreuchen fremder völker merksames an- 
‚utreffen. ButschHxy Patm. 181 ; 
wie wir in dieser fabeln schon 
ein wol merksam exempel han, EYERING 1,411. 
MERKSAMKEIT, f. memoria, reminiscentia, notatio, obser- 
atio, attentio, animadversio, recordatio. STIELER 1271; merk- 
jamkeit, observatio, perspicacitas. STEINBACH 2,50: so hat gott 
hm dennoch eine solche merksamkeit (fähigkeit zu merken) 
ınd empfindlichkeit eingenaturet. PrRÄTorivs storchs u. schwalben 
ünterquartier A 2, 
MERKSAMLICH, adv. wie merksam: merksamlich, mit 
icharpfen geschmack und gespor, weiszlich, sagaciter. MAALER 
‘89°, 
MERKSAUF, m., wie merks, gedüächtniskraft, fassungskraft: 
iasz man keinen menschenverstand und merksauf übrig be- 
ıelt. L. TrecK ges. nov. 9, 100. 
MERKSTAB, m. stab als merkzeichen? ich sehe diese wege 
;jich durchschneiden, gerade gegen einander Jaufen, von ein- 
ınder abgehen; ist es nicht der nachfrage wertl, wo dann 
alle hingehen? ob :sie in ein zauberschlosz der vollkommen- 
heit zusammen treffen, oder ob man mehr als einen merk- 
itab stecken müsse, wo sie hinaus lanfen? Herner z. litt. 
„132. 
MERKSTEIN, m. stein als merkzeichen! zum zeichen, zum 
heiligen merksteine meiner gegenwärtigen seligkeit. GÖTHE 
6, 188, 
MERKTAFEL, f. tafel sich etwas darauf zu merken (vergl. 
rerken 3 sp. 2094): dica merk- 2. schulertafel Dier. 150°. 
MERKTAG, m. tag als merkzeichen: und were auch wol 
ein, das man noch etliche tage vor ostern, item vor pfingsten 
ınd weihenachten ein gemein fasten behielte, und also die 
'asten ins jar teilete, ... also das damit kein sonderlicher 
zottesdienst gesucht werde, sondern allein ein merktag sei, 
darnach man künde das ganze jar fassen, und wisse wie 
nan in der zeit sei. LUTHER 5, 407° 
MERKUNG, f. die handlung des merkens. 
1) nach merken 2, das geben oder seizen eines zeichens, be- 
zeichnung? nota mirk- I. bezeichnunge DıEr. 383°; das geben 
ziner deutung, die ausdeutung: sind derhalhen diejenigen hoch 
zu loben, welche sich, entweder die alte übersetzung zu 
verbessern, oder gehührlicher weise den kirchen newe vor 
zu stellen, und die tunkeln örter theils mit merkungen oder 
auszlegung, theils mit poetischer umbschreibung zu deuten, 
bemühet haben. ÖOpırz psalmen, vorrede s. 8; und das so ge- 
gebene zeichen selbst; also ich nun wil setzen die zeichen 
und merkung, die uns Ypocras heschreibet und setzet, 
Ad. BRAUNSCHWEIG Chir. (1539) 3; kanten wir... die merkunge 
nicht, welche der oberste steurmann uns gegeben hatte. 
1. STADEN 6, 
2) nach merken 5, beachtung, beobachtung: merkung, attentio, 
‚bservatio. MAALER 289°; merkung, observatio, animadversio, 
notatio STEINBACH 2, 50; merkung der geburtsstunde, observatio 
jeniturae, prognosticon genethliacum. STIELER 1270; wer dis büch 
beträchtlich und mit merkung des sinns der figuren und 
der ursach erkirnt (enucleat). buch der beispiele 1,23; hab 
merkung, was ich dir bevilch. 77,33; merkung auf etwas 
haben: noch ist dir das alles verborgen, denn ich allein 
darauf merkung hat. b. d. liebe 232°; in der gesteigerten be- 
deutung der betrachtung, tieferen erwägung: do saz her eines 
ıhindis vor siner herberge und hatte flizige merkunge uff
	        
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