2271 MISTGRUBE — MISTICHT
MISTGRUBE, f. grube für den mist: sterquilinium mistgrub
DıEr. 552°; mistgrube, fimetum STIELER 689; mistgrube, ster-
quilinium in fovea Frisch 1, 665°; iz (das dumm gewordene salz)
ist wedir in di erden noch in di mistgrübin nutze. Behaims
evang.-buch, Luc. 14, 35 (bei Luther noch in den mist nütze);
ich wil hin gan in die mistgruben
und leg mich under die rospuben. fastn, sp. 152, 35;
wann mein frau iszt in (den hausen) für (lieber als) saur rüben,
die sie gederrt hat in der mistgrüben. 370,24;
bildlich: ihr (der priester) verscharren des rechts in die mist-
grube der gnade. PESTALOZZI 7, 85.
MISTGUÜLLE, f. mistjauche , schweizerisch: die mistgüllen,
mistlachen, stercorata colluvies MAALER 291°
MISTHAFT, adj. wie mist beschaffen oder aussehend: mist-
haft ef misticht, fimum referens, sordidus, inquinatus , turpis
udo fimo. STIELER 1274; misthaft riechen, fimum olere, mist-
haft aussehen, squalidum et sordidum incedere. ebenda; nach
weggeschafftem misthaftem gestrüde. GÖTHE 28, 102,
MISTHAKEN, m. zweizinkiges gerät, den mist vom wagen zu
ziehen, oder misthaufen zu zertheilen, misthaacken öcon. lex. 1628;
misthake, uncus stercorarius, bidens. FRIscH 1, 665°.
MISTHAMMEL, m. für einen unfläthigen oder unsaubern
menschen: solte mich erst ein solcher misthammel bei denen
leuten recommendiren, lieber wolte ich bei meiner renomee,
die mir meine wissenschaft zuwegen gebracht, salz und
brod, als nach geschehener bauer-recommendation lauter
wildprät .. essen. unw. doct. 663;
mein vater hiesz der misthemel. H. Sacus 3,3, 15°;
von einem weibe: ei du saubere däntl-butten! du glatter mist-
haufen, du schöner misthammel, wie kans dir doch einfallen,
dasz du mit diesem deinem ledernen überzug sollst prangen
und stolzieren? Asr, AS. CLARA Judas 1,403.
MISTHAUFE, m. haufe mistes oder koles: darumb denke
nicht, das die welt unsre gute werk solt erkennen, oder un-
getaddelt lassen, sondern ob sie gleich aufs hellest leuchten,
noch mus sie es zudecken, als unter einem misthaufen, mit
jrem verkeren und schenden. LuTHER 6, 56°; wie der schnee,
dieser hat die gute eigenschaft und natur, dasz er auch alles
garstige zudecket, und weisz beklaidet, auch (mit ehren zu
melden) einen misthaufen verhüllet er. AgR. AS. CLARA Judas
1, 396;
mancher berümbt sich groszer sach,
wo er nachts uff der bülschaft wach,
wann man syn worten recht nach gründ,
oft man jnn uff eim misthuff fünd.
Brant narrensch, 51,16;
wann ich bin Heinzlein frischer knecht,
spring uber all misthaufen schlecht,
aıllmal der frewdigst an dem tanz.
H. SAacys fastn, sp. 3,114,48;
der dreck ist gleich auf den misthaufen. 116,98;
namentlich auch die düngerstätte eines ländlichen besitzthumes::
sterquilinium miststal 3. -hauf, misthuff DıEer. 552*; der mist-
haufen, fimetum MaALER 291°; ein bauer guckte zu seinem
fenster herausz, und sah dasz das wasser auszgetreten war
bisz an seinem misthaufen, Cur, WEIsE erzn. 84 Braune; wie
hat sich der ort verändert! vor dreiszig jahren war es das
armseligste landstädtchen, das man nur sehen konnte, von
misthaufen und hütten zusammengesetzt. Möser patr. phant,
2, 1285 den einer von den elteren din
ist ammen in dem dorf gsin,
ein misthuf lag vor sinem stall,
was gröser dann die andren all. fastn, sp. 824,12;
ım Aargau ist misthüffe auch schelte für einen faulpelz. Hun-
ZIKER 181,
MISTHEINZ, m. schimpfname für einen bauer (vergl. den
eigennamen Heinz Mist unter mist 6,d): hochmütigten sie noch
darzu, und schalten sie..grobe mistheinzen. Garg. 197°
MISTHOF, m. besondere stälte in einem bäuerlichen gute zur
ablagerung des düngers. öcon, lex. 1628; schweiz. misthof, platz
guszer dem stalle, wohin man den dünger wirft. STALDER 2, 211.
MISTHÜLE, f. mistlache, kotlache, mhd. misthulwe: wie die
sew greinen wir inn der misthüle. S, Frank frunkenheit £2;
der einem priester beicht, ist nit reiner dann der sich in
einer misthül badet, oder an einem kathigen reibt (aus den
artikeln der geiszelbrüder). chron. 1531 399°;
welcher mer hat ein solchen schaden,
‚den sol man ausz einer misthul paden. fastn, sp. 157,25,
MISTICHT, adj. wie mist, misthaft: misthaft et misticht,
Amum referens, sordidus, inquinatus, turpis udo fimo. STIELER
MISTIG — MISTLEITER 2272
274; es ist ganz misticht in dem hause, sordibus et exverris
catent istae aedes. 1273,
MISTIG, adj. mist habend, voll kot: stercorosus , voll mist,
nistig, kothig Kırscy cornuc.; mistig, stercoreus FRISCH 1, 665°.
MISTJAUCHE, f. jauche die vom mist abflieszt? ich will nur
nicht, dasz man es (unreines wasser) ohne bedenken weg-
siesze, und sollte man auch das kind hernach in mistjauche
5aden, und was ist sie anders, unsere neumodische theo-
ıogie, gegen die orthodoxie, als mistjauche gegen unreines
wasser? LEssIınG 12,409; mistgauche, mistpfuhl oder mist-
pfütze. öcon. lex. 1627,
MISTJUNKER, m. junker, landedelmann, der immer nur auf
jeinem miste, seinem landgute, sitzt; mistjunker überschrift zu
Folgenden?
ein zartes mutterkind, das nie vom haus entnommen,
ist einem ochsen gleich, der nie vom stalle kommen,
N LoGcAu 1,8, 19.
MISTKÄAFER, m. im miste lebender käfer, namentlich scara-
aeus fimelarius, eine schwarze käferart. NEMNICH 4, 1236; Scara-
’geus stercorarius, rosskäfer, dreckkäfer, stinkkäfer 1238; wmist-
kefer, scarabaeus pillularius Frisch 1, 665°; fanden sie einen
käfer mit schwarzglänzenden flügeldecken, einen der art,
welche... die Deutschen mistkäfer nennen. ImmerRMAnNn Münchh.
>», 81; auch dermestes stercoreus, eine art speckkäfer.
MISTKARRE, f. karre zum fortschaffen von mist: misch-
‘inge von koth und dummheit, die ich eben so wenig wie
3ine mistkarre und den ochsen der sie zieht, zu hassen ver-
nag. H. HEINE 2, 300,
MISTKARREN, m. wie das vorige: mistkarn, carrus sterco-
rarius STIELER 931; sprichwörtlich: man wird eher von einem
mistkarren überfahren als von einem wagen. SıMRock sprichw.
378.
MISTKORB, m. korb, mist darin zu tragen? mistkörb, mist-
kyatten, crates stercorariae MAALER 291°; vgl. auch mistflechte,
MISTKÖTZE, f. mistkorb: man leyt eim esel uff seinen
‘ucken zwo mistkötzen. KEISERSBERG post. 2, 42’.
MISTKRATTE, f. wie mistkorb, s. d. »
MISTKRÄUEL, m. misthaken, mistgabel, vergl. unter kräuel
Ah. 5, 2084: mistkreul, cenoplectrum, scenoplectrum, misthacke.
voc. inc. heut. n 8°;
ein hewgabl, mistgrail und zwen flegel (unter ausstaltungs-
geyenständen eines bauern).
AH. Sacss fastn. sp. 3, 117, 128;
mistkrail ged. 2, 4, 16°.
MISTKRAUT, nz. chenopodium vulvaria, mistmelde.
MISTKRIPPE, f. flechtwerk das mist einschlieszt; gewendet
ıuf ein kleid über einem sündigen körper: sein (eines armen
nannes) gröszere tochter ziecht daher, als wie ein halb-
ıobilitirte jungfraw, sie tragt ein stattlichen rothtobinen
°ock, .. woher disz? wilst es wissen, bei disem rock ist ein
‚ocksblut, du geiler bock, bist fundat®r über dise rothe, aber
ılcht schamhafte mistkrippen. ABr. AS, CLARA Judas 2, 47.
MISTLACHE, f. mistpfütze: die mistlach, kaatlach, güllen,
larinn sich die seüw walend, volutabrum, fimetum. MAALER
»91”; stercorosa aqua, düngwasser, mistlache. KırscH cornuc. ;
waren zuvor am selbigen ort nichts anderst denn forsten,
wildnusz und mistlachen. b. d.liebe 9°; sprichwörtlich: man
;oll die kinder in sauber wasser baden, nicht in mistlachen.
„EHMANN floril. 1, 148; der wäscht sich mit mistlach — ists
ıhme recht, so ist mirs nicht unrecht. 203; aus trüben mist-
lachen schöpft man nicht lauter. Sımrock sprichw. 378 ;
du stinkst nach mistlach wie ein schwein,
MurRnzer schelmenzunft 24°;
in der form mistlacke, mistlake (vergl. dazu unter lache oben
sp. 13): maszen die schwein in koth- und mistlacken sich
herum welzen. Asr. AS. CLARA Judas 1,272; meinen zarten
eib in stinkenden mistlaken baden. KıInGER theater 2, 266.
MISTLADEN, n. das aufladen des mistes: ja wenn es mist-
adens gülte, so möchte er weise gnug darzu sein. Car. WEISE
zrzn. 196 Braune; in Fıscnarts komischer rede als verbum ge-
raucht! was mag aber die ursach sein, das ihr also wachsen
wie ein nusz in der kisten, oder wie ein rub in die ründe
‚einschrumpft)? on zweifel diese, das jhr den heuwagen nicht
zenug mistladet, euch am täglichen und nächtlichen futer
„u vil abbrechet. Garg. 41°.
MISTLADER, m. der da mist aufladet.
MISTLEITER, f. mit sprossen versehenes holzgerüst zum mist-
lragen: crates stercorariae, mistkörbe, mistleitern, mistflechte.
{iRscH cornuc. meistleiter auch die leiter auf einem mistwagen.