2277 MISZBEHAGLICH — MISZBIETUNG
der infinitiv substantivisch: das misbehagen, molestia, indignatio
STIELER 728; ein misbehagen woran haben, offendi, aegre ali-
quid ferre. ebenda; in seinem miszbehagen über ihn. KLINGER
7,177; bei dem angenehmen gefühle, dasz sie für ihn etwas
thue, empfand er das lebhafteste miszbehagen sie nicht ge-
genwärtig zu sehen. GörTHE 17, 135; rücken so grosze schick-
sale, so bedeutende veränderungen näher, dann bleibt ihm
bei manchen äuszern unbequemlichkeiten noch immer jenes
innre miszbehagen. 24, 112; wodurch sich ein immer wach-
sendes miszbehagen in mir hervordrang. 25, 54; ein solcher
zwang setzte sie gleich in miszbehagen und konnte sie zu-
letzt bis zur verzweiflung treiben. 26,38;
doch an vieler that (der Israeliten)
hat gott gehabt ein miszbehagen,
und in der wüsten sie geschlagen. Opıtz 3,104;
unsichtbar saszen sie, und hörten alles an, .
was zwischen mann und frau sich eben zugetragen . .
dem elfenkönig gab diesz groszes miszbehagen.
WIELAND 22, 296 (Oberon 6,86);
es ist kein schmerz, doch ists ein miszbehagen. DPLATEN 417,
miszhagen.
MISZBEHAGLICH, adj. und adv. molestus, ingratus; ingratüs,
aegre, moleste, ingrate, STIELER 728: er fand da an öffentlichen
orten überall eine klosterstille. das war ihm sehr miszbe-
haglich. SEUuME spazierg. 1,33.
MISZBEJAHEN, verb. negare, diffiteri, STIELER 873.
MISZBELIEBEN , verb. displicere, rejicere, repudiare, repro-
bare, item despicere, contemnere, negligere, nihil reputare, nauci
habere. STIELER 1160. infinitiv substantivisch: er selbst zeigte
bei allem was zu sehen war immer dieselbe miene, die weder
merkliches wohlgefallen noch miszbelieben andeutete. Wıe-
LAND 33, 24.
MISZBELIEBIG, adj.: aus besorgnis, ein plötzlicher aus-
bruch möchte zu miszbeliebigen erläuterungen anlasz geben.
WIELAND 3, 107; den miszbeliebigen folgen dieser entdeckung.
12, 280; deszwegen uns ihre vergleichungen oft so sehr auf-
fallend und miszbeliebig sind. GöTHE 6, 73.
MISZBELIEBUNG, f. displicentia, repudiatio, rejectio, despi-
cientia, contemtio. STIELER 1160,
MISZBEOBACHTEN, verb. flocci facere, susque deque habere,
nulla cura rei tangı. STIELER 11.
MISZBEOBACHTUNG, f. negligentia, socordia, neglectus, un-
deobachtung. STIELER 11° die miszbeobachtung ist sehr leicht,
und eben dasselbe ist mir vermuthlich schon mehrmals wie-
derfahren. LAvATER fragm. 2, 2, 16,
MISZBESCHAFFENHEIT, f. verfehlte, schlechte beschaffenheit;
warum all diese dinge ihr gesetz,
natur und angeschaffne gaben wandeln
in miszbeschaffenheit. Shakesp. Jul. Cäsar 1,3.
MISZBEZIEHEN, verb. verkehrt beziehen ? er hatte eine äusze-
‚ung des andern auf sich miszbezogen.
MISZBEZIEHUNG, f.: doch ein neues weltereignis hob
ansern helden aus allen diesen miszverhältnissen und misz-
beziehungen plötzlich wieder heraus, VARNHAGEN Blücher 411.
MISZBIETEN, verb. einem übel bieten , einem unglimpfliches
zufügen, lästern: verachten die herrschaften, sind thürstig und
halten viel von inen selbs, und den majesteten fürchten sie
nicht zu misbieten. LUTHER 2, 123; wenn der teufel solch
misbieten treibet. 5,63‘; andre hohe stifte miszbiethen hier-
durch greulich dem evangelio, schützen dadurch ihre misz-
bräuche. Jonas bei MELANCHTHON 0opp. 1, 631 Breischneider ;
bisweilen noch in der form missebieten: wenn man zu dem
leiden noch lestert, spottet, das heubt schüttelt, und misse-
heut, wie die Jüden Christo am creuz theten. LUTHER 5, 63°;
das gott solche unablesliche bosheit, solchen trotz und misse-
bieten, so lange leidet. 287°; wie mhd. missebieten, auch ez
missebieten :
si riten näher zuo der stat
daz ez in niemen misseböt. Biterolf 8293.
MISZBIETIG, adj. dieser artikel ist irrig, unchristlich, in
das gesetz und gesetzgeber lesterig, und den heiligen mis-
hietig. LUTHER 1, 544°
MISZBIETUNG, f.: (wenn jemand) gott selbst lästerung
der unehr zulegt oder seiner allmächtigkeit miszbietung
oder verminderung thät. reichstagsabschied von 1512, 1 $1; (ein
kranker bauer lästert gott, wird aber doch wieder gesund) nit
ists heschehen, dasz gott ob seiner miszbietung wolgefallens
getragen. Kırcanaor wendunm. 251°.
MISZBILD — MISZBRAUCH 2278
MISZBILD, n. falsches, verkehrtes, nicht richtiges bild: da das
auge Ohnehin gewohnt ist alles zu sehen, so ist ihm eine
miszgestalt, und also (in der malerei) auch ein miszbild nicht
50 zuwider als dem ohr ein miszton. GöruE 22, 229;
So (rauh) schien zwar nicht die that, des gedankens miszbild;
So war
aber das herz im verborgnen. K_0opsrocKk 6, 161 (Mess, 19,59).
MISZBILDEN, verb. in depingendo, exsculpendo aberrare, de-
ormare, exorbitare a regulis artis, imperite aliquid effingere,
‘urpissime labi in exprimenda imagine, effigie, sculptura. STIELER
A9; (das leben das) beides, bildend und miszbildend auf das
nenschliche geschlecht einwirkt. PEsTALOZZI 14,3; ein misz-
zebildeter körper und eine schöne seele. LEssınG 6, 509; aber
loch ist die menschliche natur der art, dasz sie ohne bil-
lung roh bleibt, oder, wofern sie nicht in gute hände fällt,
niszbildet wird. STOLBERG 10, 417; die centifolie heiszt nicht
niszgebildet, ob wir sie. gleich abnorm heiszen dürfen: misz-
gebildet aber ist die durchgewachsene rose, weil die schöne
vosengestalt aufgehoben und die gesetzliche beschränktheit
ns weite gelassen ist. GÖöTHE 58, 156; die schlechteste und
niszgebildetste aller facaden. 24, 330;
mich nach und umzubilden, miszzubilden,
versuchten sie seit vollen funfzig jahren.
west-östl. divan 83 Löper.
MISZBILDUNG, f. erratum in figurando, lapsus pictoris, de-
ormatio statuae. STIELER 150; die gestalt eines pflanzentheils
zann aufgehoben, oder ausgelöscht sein, ohne dasz wir es
niszbildung nennen möchten. GöTHE 58, 156; miszbildung der
vurzel. 157.
MISZBILLIGEN, verb. ab alicujus sententia dissentire, alıter,
Jiversum statuere, aequitali dissentaneum existimare. STIELER
151: weil man aus dieser ursache das flache relief an cur-
;jirenden münzen miszbilliget. LESSING 8, 31; eine gewisse
innerliche abneigung, .. die uns nöthiget, diesen charakter
zu miszbilligen. GELLERT 6,37; bewegte miszbilligend seinen
hausbesitzerkopf. FREYTAG handschr. 1, 25;
was? ihr miszbilliget den kräftigen sturm
des übermuths, verlogne pfaffen! Görtyge 5,112;
euch wird morgen das dorf schon kundthun, ob wir die heirath,
öffentlich oder geheim, miszbilligen! Voss Luise 3,2,433;
vart. prät. gemiszbhilligt: die groben plumpen ausdrücke in
des erstern (Fieldings) Andrews und Tom Jones sind so sehr
zgemiszbilliget worden, da die obscönen gedanken, welche
in der Clarisse nicht selten vorkommen, niemanden geärgert
haben, LEssinG 11,175; und miszbilligt: ich weisz, fuhr er
"ort, dasz ich ihnen nicht recht bin, ... dasz alle meine
;chritte miszbilligt werden. ScHILLER hist.-kr. ausg. 4, 281;
doch der könig hat miszbilligt
solch verfahren, H. HEINE 18,117.
MISZBILLIGUNG, f. discrepantia, sensus contrarius, abbilligung.
STIELER 151: wie wir auf die aussprüche der vernunft merken
nüssen, so müssen wir auch auf die billigung oder misz-
ailligung unsers herzens, oder gewissens, merken. GELLERT
;, 228; zur miszbilligung und verspottung des schriftstellers,
4ESSING 8, 206; eine miszbilligung der meinung des Beren-
zarius. 404; reue über eine that entspringt aus der vergleichung
derselben mit dem sittengesetz, und ist miszbilligung dieser
that, weil sie dem sittengesetz widerstreitet. ScHILLER hist.-kr.
1usg. 10, 11; den oberjägermeister, dessen finsteres gesicht
miszbilligung der getriebenen scherze ausgedrückt hatte.
[MMERMANN Münchh. 1,179. dazu: gutes und höses wirkt auf
sein (des menschen) billigungs- und miszbilligungsvermögen.
MENDELSSOHN Jerusalem 1,85.
MISZBITTEN, verb. in übelm sinne oder mit falschheit bitten :
wan dein bosheit hat gelert deinen mund und du nachvolgest
der zungen der miszbittenden. bibel von 1483 255* (et imilaris
knguam blasphemantium. Hiob 15, 5).
MISZBLICK, m. falscher, verkehrter blick: eine seele im un-
nuthe richtet im miszblicke ihrer krankheit die schöpfung
ıach falschen gesetzen. Dya Na Sore 2, 164.
MISZBLICKEN, verb. falsch oder böse blicken:
miszblickende, miszredende du! GörtHE 41,195,
MISZBRAUCH, m. abusus, disperditio. MAALER 290°.
ı) die handlung des miszbrauchens, miszbräuchliches verfahren?
das obertribunal von Utrecht will
die rechtspfleg auf dem platten land verbessern,
die mangelhaft von mancher seite scheint,
und strenge weisung hat der miszbrauch zu erwarten,
H. v. Kızısrt zerbr. krug, 4. auftr.:
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