Full text: L. M. (6. Band)

2291 MISZGLAUBEN— MISZGLÜCKEN 
beroubt. ZwiıneLı 1, 131; wär der romanisten böses leben 
umgekehrt, so möchte auch der miszglaub nit statt finden. 
HurtrtEn 5, 248 Münch; zum ersten ist ein geistlich sünd als 
miszglaub, murmlung wider gott, ketzerei. S. FRANK chron. 
456°; wie dann dazumal in solchem misz- und aberglauben 
hohe und niedere standespersonen gesteckt. SPANGENBERG 
Henneberg. chron. 1599 87; an welche sonderbare stuck der 
gemein hauf vielmehr im miszglauben hengt, als dasz sie die 
kraft gottes erkennen sollten. anm. weiszh. lustg. 620; und ist 
eine (hostie), wegen miszglauben einer vornemmen matron, 
zu Rom ganz blutroth, die andere aber in pures fleisch ver- 
kehrt worden. Asr. AS. CiarA Judas 2,373; erinnert euch bei 
diesem eurem zweifel des groszen miszglaubens welchen wir 
von natur in etlichen und himmlischen dingen haben. ScrRivEr 
andachten (1721) 138; bei der überzeugung von der wirklichen 
gegenwart des leibes und blutes Christi im abendmahle finden, 
auszer dem päpstischen miszglauben, noch so viel andere 
heterodoxe vorstellungen statt. LESSING 8, 324; 
den miszglauben dadurch zu sterken. ganskönig H1*; 
in weltlichem sinne, misztrauen:? die tyrannen, die niemand ge- 
denken trew zu beweisen, vertrawen niemand, sein voll arg- 
wons und miszglaubens. Acr. spr. 177‘; auf das wir aufrichtig 
sind und keinen misglauben zu einander haben. Schütz 
Preuszen 246. 
MISZGLAUBEN, verb. : sie haben so lang also geglaubt und 
miszglaubt, bisz Aesculapius und Machaon kommen seind gsyn. 
PARAGELS, 0pp. 1, 91A; 
nieman sal misseglouben mir 
joch fur wunder haben nu 
daz ich gesaget han iezu. Elisabeth 8686; 
was er (der gleiszner) miszgeglaubet. WECKHERLIN 569, 
MISZGLÄUBIG, adj. 1) falsch gläubig, irrgläubig, in geist- 
lichem oder kirchlichem sinne: dise menschen hant ein misz- 
gloubig vertruwen und ein vertruwen eins falschen gloubens. 
KEISERSBERG bilg. 37°; und diser blawe dunst und furhang 
Moysi hindert auch herzlichen vil Hebreer und miszglaubiger, 
davon s. Paulus sagt, dasz die Juden auf heutigen tag ver- 
finsterts verstands sein. J. Nas warnungsengel (1588) 39; wie 
viel unschädlicher schickt itzt ein miszgläubiger seine grillen 
blosz in die druckerei, LESSING 10, 182, 
2) argwöhnisch, misztrauisch: do wardt das volk nach solcher 
arfahrunge furder uff Schlegeln unwilligk und misseglöbich 
uff seine beisteher. SPiTTENDORFF denkw. 442 Opel; denn der 
jung (ist) zuviel miszgleubig, der alt zu schwach und ver- 
drossen. FROnsPERGER Kriegsb. 1, 58°; wer ungeduldig ist und 
miszglaubig im hören, der ist schnell zu richten. LEHMANN 
floril. 1, 694; die anordnung sei lediglich das werk einer kleinen 
anzahl verbrecherischer und miszgläubiger menschen. RANKE 
engl. gesch. 4, 146. 
3) miszgläubig sein, in passivem sinne, übel zu glauben sein, 
unglaublich sein: ist auch in meinen gedanken sehr misgleubig, 
das er diese zeit solte sich aus Preuszen in Asiam begeben 
haben. Schürz Preuszen 41; ähnlich miszglaubich werden in 
verdacht kommen (des wortbruches). LEXER mhd, handwb. 1, 2164 
(von 1432). 
‚.MISZGLAUBLICH, adv. in irrgläubiger weise? die sophisten 
haben die matery und form der sacrament weitleuftig und 
miszglaublich gehandelt. SpaLAtTın Melanchthons anweisung in 
3. h. schrift deutsch (1523) 140. 
MISZGLIED, n. fehlerhaft geformies glied: kein miszglied an 
ihr, keins verkrümmet. HıppEL 2, 176. 
MISZGLÜCK, n. verfehltes glück: man spricht, das nie sach 
höher sinn bedörft, dann urlug (krieg) und hoher wyb minn, 
wer die on miszglück triben sol. b. d. beisp. 55, 6; des misz- 
glücks tiefer kummer frasz an seinem herzen. Dya Na Sore 
2, 31; läuft aber die kur so übel ab, dasz aus der entseelung 
des kranken nichts wird,...so zeihen sie blos sich selber 
dieses miszglücks und geben sein aufkommen ihren arzneien, 
nicht aber seinem unbezwinglichen körper schuld. J. PauL 
auswahl a. d. teuf. pap. 1, 108; 
was auch bedarf es dieses opfers noch, 
vom miszglück dieses kriegs mir abgerungen? 
H. v. Kızıst prinz Friedr. v. Homburg 5,7. 
MISZGLÜCKEN, verb. übel glücken, nicht gelingen: es ist doch 
iumm, dasz ihm der letzte streich miszglückt ist! GörTHE 8,6; 
wie bald kan aber disz auch dir eins (einmal) miszgelücken ? 
CANIZ 95; 
doch ist die liebe ja nur eine gauklerin, 
wenn mögliches allein ihr nicht miszglücken soll! P_LıATEN 89. 
MISZGLÜCKUNG — MISZGÖNNER 2292 
MISZGLÜCKUNG, f.: so konnte fast keine der lahmen 
‚rillen mit den kunsthackbrettchen fertig werden . . indessen 
yaren..jene miszglückungen im ganzen unwichtig, IMMERMANN 
Münchh. 2, 19. 
MISZGÖNNEN, verb. invidere. FRıscH 1, 665°; mit gen. einer 
ıache: etlich misgünnen der evangelischen warheit, habend 
ein spot darus gmacht. ZwIneLI 1,114; mit acc. derselben: 
der güter kleinen theil, den ich bisher 
dir schuldig zugewandt, miszgönnt er schon. GÖTHE 9,274; 
jewöhnlich mit dat. der person und acc. des gegenstandes? seine 
freunde begunten ihm solch hohes glück zu miszgönnen. 
vers. rosenth. 1, 7; so lasz mir doch jetzt die süsze, schmei- 
chelnde täuschung, dasz es mein opfer war — wirst du mir 
liese wollust miszgönnen? SchHiLLER kabale u. liebe 3,4; der 
brodgelehrte verzäunet sich gegen alle seine nachbarn, denen 
ar neidisch licht und sonne miszgönnt. hist.-krit. ausg. 9, 84; 
>hne sie (die schöne braut) deszhalb...ihrem bräutigam zu 
niszgönnen. GöTHE 17, 327; vogt, antwortete sie ihm, du 
-jechst unser nachtessen und misgönnst es uns. PESTALOZZI 
Lienh. u. Gerir. 1, 14; 
ob man gleich an dem feind kein fünklein lieb re 
der euch die erd miszgönnt. OpgEL u, CoHN 261,6; 
für dieses, das mir selbst die götter selbst miszgünnen, 
habt hohen groszen dank, FLEMING 606; 
er (der feind) wird knirschen und mit grimm 
solches glück misgönnen ihm. P. GERHARD 131,62; 
miszgönn ihr doch die ruh nach harter arbeit nicht. 
CHR, GRYPaLUS poet, wäld, 1,393; 
dein staat, dein volk, die dich verehren, 
bewuszt des werths, den sie verlöhren, 
miszgönnen dich der ewigkeit. HALLER schweiz. ged. 151 : 
do! fieng Damöt halb schlafend an, 
miszgönnst du mir die sanfte stunde? GELLERT 1,54; 
loch selbst den kleinen rest von jener goldnen jugend 
ler ersten welt miszgönnt Cytherens sohn 
dem erdenvolk. ; WIELAND 5, 230; 
die gölter werden ihm den ruhm doch nicht miszgönnen, 
sin Xenokrat zu sein? 9,9; 
sein widriges geschick 
begnügt sich nicht, so hastig sie zu trennen; 
es musz ihm auch sogar das glück 
zu wissen wen er liebt, miszgönnen! 21,176; 
und wenn ein rauher fusz dich (blume) niederdrücket, 
miszgönnt die sonne dir dein tröpfchen thau. 
HERDER z. litt, 3,47; 
mutter! mutter! spricht sie hohle worte: 
so miszgönnt ihr mir die schöne nacht! GörtHE 1,248; 
ihrer schönheit 
miszgönnt ich diese hohe ruhe, frei 
von jeder wallung sterblicher naturen. 
ScHILLER don Carlos 2,9; 
es sei genug, dasz man die macht ihr nahm: 
musz man die armen flitter ihr miszgönnen? 
M. Stuart 1,1; 
ler inf. in verbindung mit zu lautet zu miszgönnen, obwol auch 
miszzugünnen nicht unmöglich wäre: ohne sie (die schöne braut) 
deshalb .. ihrem bräutigam zu miszgönnen. GÖTHE 17,327; 
sie kennen, sprach sie, mein herr, bis itzt nur eine davon, 
ein rundes ehrliches ding, dem etwas zu miszgönnen 
wohl sünde wäre. WIELAND 4, 113 (n. Amadis 6,10); 
für das gewöhnliche part. prät. miszgönnt: 
zwar sind die dichter euch miszgönnet, 
so ists der wahre nachruhm nicht. . 
HALLER Schweiz, ged. 107; 
dasz man von ihr ihn schon so lange trennt, 
ist nicht genug; sogar ihr bild wird ihm miszgönnt! 
WIELAND 17,304 (Idris 5,90), 
steht selten miszgegönnt, wol auch im wechsel mit miszgönnt: 
»b zwar dieser (der arme) kaum das leben hat: so wird es 
hme doch bis auf den platz, den er auf dieser erde einnimt, 
nisgegönnet. BurscHky Patm. 750; in erwegung, das die mis- 
zunst für eine gefärtin der ehre und des glückes gehalten 
wird, saget das sprichwort: es sei besser misgönnet, als be- 
klaget werden: und solle sich Themistocles oft betrübt haben, 
las er nichts hette, so ihme misgegönnet würde. 751. 
MISZGÖNNER, m. invisor, adversarius. STEINBACH 1, 619: SO 
ziner mit dem andern umb grosz gut rechtet, dasz dazu der 
nehrertheil seiner narung, haab und vermögen antrifft, der 
wird für einen miszgönner und groszen feind seins wider- 
‘heils geacht, darumb so der widertheil heimlich ermordet 
wird, ist ein vermuthung wider diesen theil, dasz er solchen 
mord gethan hab. Carolina art. 26 (ausgabe von 1533 miszganner); 
auch ist den miszgonnern nit raum zu machen. LuTHER br.
	        
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