Full text: L. M. (6. Band)

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2369 MITSTIMMER — MITT 
als sie nur faszlich sein möchten, jedes in seiner art auf 
mich wirken zu lassen. dadurch entstand eine wundersame 
verwandtschaft mit den einzelnen gegenständen der natur, 
und ein inniges anklingen, ein mitstimmen ins ganze. GÖTHE 
26, 150; übereinstimmen von worten, meinungen, empfindungen ; 
denn war ist das sprichwort, wer wider schlegt, der ist un- 
recht. item, wer wider schlegt, macht hader, da stimpt 
göttlich recht mit, und spricht deutero. 32. die rache ist 
mein, ich wil vergelten, spricht der herr. LUTHER 3, 116°; ob 
sich der brief würde wieder finden und dieser nicht so eben 
mitstimmet in etlichen worten. br.5,411; ob ich irem herzen 
mitstimm. S. FrAanK parad., vorrede 5°; ich wolte aber nicht 
-. Mitstimmen und verwarf solchen anschlag. SCHWEINICHEN 
1,356; bei einer wahl einem seine stimme geben, einen stimmend 
unterstützen (zunächst indem man laut seinen willen verkündet): 
mitstimmen, eim sein stimm und gunst verlyhen, helfen und 
günstig syn, mit einem in einer erwellung die hand aufheben, 
suffragari , assenlire. MAALER 292"; das mitstimmen, hilf und 
gunst, suffragatio. ebenda; mitstimmen , suffragio alicui acce- 
dere, communi sententia statuere. StTIELER 2168; in der neueren 
sprache blosz sein stimmrecht wie andere ausüben, bei wahlen 
wrgend welcher art: es wurden stadtverordnete erwählt, er 
Jlurfte aber noch nicht mitstimmen; bei der letzten reichs- 
:agswahl blieb er zu hause und stimmte nicht mit. 
MITSTIMMER, m. der da mitstimmt; in der älteren sprache 
der grammaltik der consonant: wenn die mitstimmer einzelig 
odder duplet gesatzt werden. F. FRANGK orthographie K 1°; die 
mitlautenden buchstaben oder mitstimmer. ICKELSAMER gramm. 
Bı‘; es werden die vocales, so wir selblautende nennen, 
auch von anderen genant stimmer, und die consonantes mit. 
stimmere. ScHOTTEL 185; £n politischem sinne : mitstimmer, deı 
eim hilft und günstig ist, oder mit eim in einer waal auf- 
hebt, suffragator. MAALER 292°; mitstimmer, suffragator STEIN- 
BACH 2, 707. 
MITSTIMMUNG, f. suffragatio. STEINBACH da. Q@. 0. 
MITSTREITEN, verb. am streiten theilnehmen: er hat mit- 
gestritten, inferfuit pugnae. STIELER 2210; die kriegslieder, vop 
Gleim angestimmt, behaupten deszwegen einen so hohen 
vang unter den deutschen gedichten, ... weil an ihnen die 
glückliche form, als hätte sie ein mitstreitender in den 
höchsten augenblicken hervorgebracht, uns die vollkommenste 
wirksamkeit empfinden läszt. GörHE 25, 104; 
ein frischer muth lebt auf in unsern seelen, 
der schwerbedrängten burg des königs heizustehn, 
mit stärke stärke zu vermählen 
und der besiegten muth mitstreitend zu erhöhn. 
SCHILLER Zerstörung von Troja 179; 
im weltkampfe sein: bald sehen wir um einen vorzüglichen 
mann sich freunde, schüler, anhänger, begleiter, mitlebende, 
mitwohnende, mitstreitende versammeln. GöTHE 53, 89. 
MITSTREITER, m. concertator, cerlaminis socius. STEINBACH 
2,752: den bruder Epaphroditum zu euch zu senden, der 
mein gehülfe und mitstreiter . . ist (0vyegyöp xal AvotTOAMTLG- 
rnV KOov, goth. gavalrstvan jah gahlaiban meinana). Phil. 2, 25; 
sie erboten sich ihm als mitstreiter und wegweiser. SCHLOSSEF 
weligesch. 4, 509. 
MITT, adj. medius. goth. midjis; allnord. midr, dän. schwed. 
noch als adverb midt; ags. midd, englisch, auszer in zusammen- 
setzungen und weiterbildungen, ausgestorben; alts. altnfr. middi, 
fries. midde; ahd. mitti, mhd. mitte; ein gemein - indogerma- 
nisches wort, sanskr. madhyas, griech. u&EdT0S, UEIOS aus LEÖYOS, 
lat. medius, di-midius, kslav. meZda (aus medja) die mitte, vergl. 
Fıck? 146. in den alten dialekten, namentlich goth. althochd., 
häufig erscheinend , auch in zahlreichen ableitungen und weiter- 
bildungen vorhanden, beschränkt es in der mhd. zeit, während 
letztere fortleben, einzelne unler ihnen wol noch mehr boden ge- 
winnen, sich fast nur auf zeitliche bedeutung , in fügungen die 
in feste formeln auslaufen. so lebt es auch im ältern nhd. noch, 
geht aber seit dem 17. jahrh. in der selbständigen einzelstellung 
unter, indem es entweder versteinert (vergl. mitterfasten, mitter- 
nacht) oder nur als erstes glied in zusammensetzungen dauert (vgl. 
mittag, mittwoche, mittnacht, mittsommer, mittwinter u, a.). 
Zusammengestellt erscheint das adjecliv mitt. 
1) mit tag; sellener im nominativ: 
ez was wol mittier tac: 
daz edel ingesinde dä niht lenger lac. Nib, 1256,1; 
was sich noch bei P. FLEMING wiederholt, wenn auch nun schon 
versteinert und mehr dem folgenden mitternacht analog gebildet ; 
in der örtlichen bedeutung des südens: 
vr 
MITT — MITTAG 2370 
er (Christus) wird daran geschlagen, 
streckt händ und füsze weg, der doch in seiner macht, 
was auf- und niedergang, was mitter-tag und nacht 
in sich bearmet, hält. 10; 
7ewöhnlicher im dativ und accusativ: diu schäf werdent vaizt 
‚ON vil wazzertrinkens und allermaist von trüebem wazzer 
2äch mittem tac. MEGENBERG 154,31; von dem samestage 
zu mitteme dage bitz an den mendag zu liehten. morgen. 
%. städtechron, 8, 113, 18; 
ditz huop sich umben mitten tac. Erec 4406 ; 
ez was an einem mitten tage 
und schein diu sunne sere. Trist. 455,12; 
daz si irkante mitten dac. KElis. 863; 
chum zu mir auf mitten tag! fasın. sp. 502,24; 
geh nein int kirchen in die predig 
und mir darnach zu mitten tag 
ein stück ausz dieser predig sag! 
H. Sacıs fastn. sp. 5, 40,307; 
;usammengerückt: man sagt gemeinlich, die menner haben 
das plar am morgen und die weiber erst nach mittentag. 
Wickram rollw. 78,6 (für mittemtag wegen des auf ursprüng- 
‘ches m folgenden 1); 
nach mittemtag fürware, SoLTAU volksl. 248 (von 1570) ; 
2ls gegendbezeichnung: der dritte teil wirt genant zu mitten- 
:age in latein meridies. A, v. Eye 20°; gegen sud oder mittem 
‚ag. MATHESIUS Sar. 118”; 
die breit vom equinoccial 
gen mittemtag. Branrt narrensch. 66,44. 
vergl. dazu mittag. 
2) mit nacht: 
€ danne ez wurde mitte nacht, 
Traniät quam mit siner macht 
geriten üf der brüdere her. livl. reimchron. 6927; 
den (denn) der wein umb mitte nacht erst wol schmecket. 
1. städtechron. 3, 134, 12; do wihet in der bischoffe von Kolle 
zii eime romeschen kunige wol umbe die mitte naht. 8, 63, 23; 
und lebete in grözer quäle 
den tac biz an die millen naht. 
K, v. Würzsurg Silvester 413; 
und zusammengerückt: 
(ich) hab mit im ain lange zeit, 
so er pis über mittennacht auszen leit, 
fasin. sp. 770,24; 
als sie nun so lang gsessen was 
beim helden bis auf mittennacht. Teuerdank 98,191 
häufig im dativ in den verbindungen zu, nach, vor mitter nacht“ 
dä ez quam näch milter nacht. livl, reimchron. 9574; 
dannoch vor mitter nahte kam Hilbrant in den strit. 
Alpharts tod 336,2; 
zusammengerückt: so solle man sie einlassen, zu mitten tag 
and zu mitternacht. weisth. 6, 13 (Franken, von 1523); 
zu mitternacht, zu mittemtag. E. ALBERUS 54’, 
woraus die versteinerte form mitternacht erwächst, s. d. 
3) mit anderen zeitbestimmungen: zu mittem winter. Bocc. 
„183°; zu mittem meien. 183°; zü mittem glentz oder frü- 
ung, adultum ver, MAALER 292°; zü mittem herbst, in allem 
herbst, autumnus adullus. ebenda; zü mitten winter oder in 
allem winter, adulta hyems. ebenda; 
do zö mitter fasten es beschach 
dasz Peter Unverdorben gefangen lach 
ze Nüwenburg in dem turne, UHLAND volksl. 303 
“vergl. dazu mitterfasten); ein spätes vereinzeltes beispiel: in 
alltem carneval. Görne und Werther 131. 
MITTAG, m. meridies. 
1) schon im ahd. findet sich neben dem unverbundenen mitti 
ac, flectiert mitter tac die zusammenselzung mittitac (diu friu 
diu pizeichinet die chindiska, der mittimorgen die jugent, der 
mittetac die tugent, daz ist diu metilscaft des menniskinen 
ılteris. MÜLLENNOFF 4. SCHERER denkm. nr. 86, B 2, 43), wie auch 
ıg9s. neben midde däg middäg steht; im mhd., setzt sich die ahd. 
;omponirte form als mittetac und weiter zusammengezogen als 
nittac fort, woneben zusammengerückte versteinerte formen des 
ıdjeclivs und substantivs als mittertag, mittemtag, mittentag 
vergl. oben unter mitt 1): meridies, mittag, mitdag, mittendag 
DıEF. 358”; mittentag nov. gloss. 251; formen die zu gunsten des 
;ompostlums nach dem 16. jahrh. sich wieder verlieren. statt der 
hetonung Mittäg bei dichtern ausnahmsweise auch mittäg: 
die peste, die im finstern schleicht 
und des mittages umher kreucht. P. GERHARD 194,26; 
er schläft ja zum mittag, er kann nicht länger ruhn,. 
HALLER schweiz, yed. 111: 
140
	        
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