Full text: L. M. (6. Band)

2379 MITTE 
näch ainer mitten auz ains sweins antlütz und auz ains affen 
antlütz. MEGENBERG 277, 3; vergl. niederl. medietas ‘ mydde, 
ınyddeldom DıiErF. 353°; zugleich aber auch, und schon ahd., 
in rein örtlicher bedeutung. das mhd. und nhd. läszt mitte zu 
gunsten des folgenden neutr. mittel zurücktreten, erst die neuere 
sprache, nach dem wveralten des letzteren wortes in solchem sinne, 
wendet mitte reichlich an; bisweilen mit der endung der schwachen 
declination , belege unter nr. 2. 4.6. neben dem fem. erschien 
ahd. auch ein neutr. mitli: 
ıhar fuarun man manage fora themo kuninge, 
heri ouh redihalter sö folgöta tharafter, 
er reit in mitte, SO gizam. UTFRID 4,4,39; 
was niederrheinisch noch viel später nachzuweisen? in deme mitte 
van deser cappellen. Harrr 169, 26. 
2) mitte, der mittlere theil oder punkt eines raumes, einer 
fläche oder kugel, wie ahd.: wir inphiengen dina gnäda, got, 
in mittit dines hüses. NOTKER ps. 47, 10 (in medio templi tu); 
in mitt! dero bergo rinnent hina diu uuazzer. ps. 103,10 (inter 
medium montium); 
mhd. beidiu arme unde rich 
geherbergt wurden ritterlich (in der stadt), 
dise hie, jene dort, 
die in die mitt, jen an daz ort, LICHTENSTEIN 64,32; 
nhd. gold und silber essen wir nicht, und es verfaulet nicht. 
man gehet aber täglich in die mitte des erdreichs und werden 
neue reichthum herauszgegraben. SchHuppius 703; die erde steht 
in der mitte der welt, terra in medio mundi sita est. STEIN- 
BACH 2,66; in der mitte des marktes, in medio foro. ebenda ; 
die mitte eines kreises, eines tisches, eines zimmers; den 
tisch in die mitte der stube stellen; wir gehen in der mitte 
der strasze, des weges; ein engel..der den in seelenleiden 
vor sich zur erde gesunkenen Christus aufzurichten im be- 
griff ist, indessen der kelch zwischen beiden auf einem felsen 
in der mitte steht. GörHE 51,172; ein kleiner doch merk- 
licher kegel ganz aus schlacken bestehend, oben in der mitte 
eine geringe vertiefung. 173; nöthige ihn auf einen sessel in 
des zimmers mitte nieder. H. v. Kızısrt Käthchen v. Heilbr. 1,1: 
o Basel, du holtselig statt, 
die den Rein in der mitte hat, FıscHarRt glückh. schiff 492; 
jener berühmte hermetische zirkel, 
dessen mitte aller orten, 
dessen umkreis nirgends ist. WIELAND 28,245; 
auf des todtenmahles (eines marmornen sarges) mitte 
war, von silber, glatt umd schön, 
ein gediegner kelch zu sehn. STOLBERG 1,187; 
in der mitte 
des waldes, wo die rothen blumen standen. 
TızcK Octavıan, 69; 
schau, in die seitengrotte hatt ich mich 
durch die verborgne thüre eingeschlichen; 
das grosze prachtgewölb war mir zu hell. 
und nun, da mich das bad erquickt, tret ich 
in jene gröszre mitte scherzend ein. 
H. v. Koeist Käthehen v. Heilbr. 4,7; 
macht er von vaters schilde los 
die zierrath in der mitten. UHLAND ged. 345; 
zwischen beiden (schlössern) in der mitte, 
ein lustig schlöszlein, steht das dritte, 297; 
es klopft, und eh er antwort geben kann, 
steht ihm der gast schon in des zimmers mitte. 446; 
las reich der mitte, übersetzung der chinesischen bezeichnung 
Öhinas; 
das reich der mitte verwandelt sich dann 
in einen blumenanger. 
H. Heıne 17,231 (der kaiser von China). 
3) mitte, an körpern, körpertheilen: die mitte des leibes, 
die mitte eines armes; einen fisch in der mitte theilen; 
namentlich wird mitte von der körpertaille gesagt: er umbfieng 
sy in der mitte, mediam mulierem complectitur. MAALER 292°; in 
der mitte oder weiche erwütschen, medium arripere. ebenda; 
ein Holländer ...nam doselbs einen fuesknecht, haubtman 
Conraden von Aich, bei der mitte, trug in an (ohne) weer, 
gwaltiklich aus seiner ordnung. Wilwolt von Schaumburg 113; 
ergriffe ich ihn in der mitten und nam ihn untern arm wie 
eine feder. Simpl. 3, 332 Kurz; er faszte sie (die frau) um die 
mitte des leibes. ScHiLLER hist.-krit. ausg. 3, 569: tirol. mitt, 
mitten ScHöpr 440. 
4) mitte, in bezug auf persönliche umgebung: in der mitte 
reiten, interequifare. STIELER 1287; kameraden steht! nehmt 
den herzog in die mitte. ScHiıLLER Fiesko 5,4; 
ihr gratien geht vor... und führt ihn (den freund) in der 
mitten. PP. FLEMING 564: 
MITTE 2380 
er nahm den mörder Barrabam, 
dem jedermann sonst war sehr gram, 
den stellt er in die mitten (des volkes). 
P. GERHARD 34,159; 
ich sah den zug; ein dichter sieht ihn nur ... 
es führten iugend sie (die götlin der liebe) und lust in enger 
mitten. LESssING 1,91; 
komm, Charlotte! komm, du kleine, süsze Luise! 
und, ihr kleineren, kommt auch in die mitte hinein! 
. STOLBERG 1,327; 
prophete rechts, prophete links, 
das weltkind in der mitten, GöTHE 26,283; 
wohl jauchzen die andern und schwingen die hüt... 
doch dem burschen gefällt nicht die sitte, 
geht still und bleich in der mitte, UHLAND ged. 211; 
„ildlich in der mitte gehen, als groszer herr, wie von dienst- 
‘ertiger begleitung auf allen seiten umgeben! 
die zunge hats gethan, dasz niedriges geblüte 
auf hohen stühlen sitzt, und gehet in der milte, 
und fährt mit sechsen her. LoGaAuU 2,14; 
zuch ın weniger sinnlicher bedeutung, so dasz mitte nur das 
befinden innerhalb eines gesellschaftlichen kreises anzeigen will: 
er (yolt) ist nicht fern steht in der mitten. . 
P, GERHARD 275,33 (nach Matth. 18,20: da bin 
ich mitten unter ihnen); 
und empfangen in unsre mitten 
gattin, schwester, tochter, braut. GöTsE 13, 314; 
durch unsre mitte ging er stillen geists. 
ScHILLER Wallensteins tod 4,3: 
den nehm ich jetzt heraus aus eurer mitte, 
doch alle seid ihr theilhaft seiner schuld. Tell 3,3; 
er kam ohne gefolg allein geritten 
und risz dich frech aus deiner frauen mitten. 
TıkcK Octavian, 334; 
wenige fehlen nur aus unsrer mitten, 
der himmel schützte selbst die helden kühn. 420; 
das ist ja dieses starken gottes recht, 
der selbst in eure ‚mitte niedersteigt, 
zu zeugen eurer könige geschlecht. UHLAND ged. 382; 
gelegentlich selbst ein örtliches innerHalb: 
nicht nach ld sitte 
erzog man dieses kind 
in dumpfer kammern mitte. 403. 
5) mitte, bei zeitlichen begriffen: mitte des jahres, des mo- 
nats, der woche, des tages, der nacht; die mitte des tages, 
meridies. Frıscy 1,666°; dasz der hausvater und seine frau, 
wenn sie gäste geladen hatten, gegen die mitte der tafel 
‚ufstanden und bei jedem einzelnen umhergingen. W. Haurr 
Lichtenstein 1,26; auch im folgenden zeitlich gefaszten: “sollte 
ıber nicht, versetzte Wilhelm, ein glückliches naturell, als 
das erste und letzte, einen schauspieler, wie jeden andern 
zünstler ... allein zu einem so hochaufgesteckten ziele 
ringen?’ das erste und letzte, anfang und ende möchte es 
wohl sein und bleiben; aber in der mitte dürfte dem künstler 
nanches fehlen. GörnE 18, 190, 
6) mitte in abstracter bedeutung, der gleichmäszige abstand 
yon zwei entgegengesetzten verhältnissen oder meinungen: der 
ine lobt ihn aufs äuszerste, der andere setzt ihn herab, 
lie wahrheit liegt in der mitte; 
freiheit lieht das thier der wüste, 
frei im äiher herrscht der gott, .. 
doch der mensch in ihrer mitte 
soll sich an den menschen reihn, 
ScHILLER das eleus. fest v. 205: 
das gleichmäszige fernhalten von einem zuviel und zuwenig in 
jesinnung und handlung: die tugend steht in der mitten, virkus 
in medio posila est. STIELER 1287; es heiszt die rechte, schöne, 
zoldne mitte; die mitte treffen, finden, halten, verlieren; 
nicht gar zu keusch, nicht voller liebe, 
nicht gar zu arm, und nicht zu reich, 
nicht gar zu munter, nicht zu trübe, 
„ nicht engeln, auch nicht teufeln gleich, 
nicht alt, nicht jung, so hin, so hin, 
so in der mitten bleibt mein sinn. 
HOFFMANNSWALDAU %, a, auserles. ged. 6, 40 : 
(der mann) schwankt mit ungewissem schritte, 
zwischen glück und recht getheilt, 
und verliert die schöne mitte, 
wo die menschheit fröhlich weilt, 
SCHILLER hist.-krit, ausqg. 11,36 
(würde der frauen); 
ich weisz nicht, soll ich junger baum 
mich ganz der luft verschlieszen? 
so kann ich im verschlossnen raum 
doch auch nicht frölich sprieszen. 
und wacht ich in den tag hinein, 
so wehn mich an die winde; . 
wer lehrt mich, wie von diesen zwein 
die rechte mitt ich finde? RücKert 234:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.