2555 MORDVOLL — MORES
;pitzen des kopfputzes kräuselt, damit sie desto besser an das
7esicht schlieszen. brem. wb. 3, 187.
MORDVOLL, adj. voll mordes?
(er brütetle) gott weisz, welch eine unthat aus,
mordvolle blick auf mich zur seite werfend,
H. v. Kıeist Hermannsschlacht 5,9.
MORDWAFFE, f. waffe zum mord: einen mit mordwaffen
ıngreifen.
MORDWEG, m. äuszerst schlechter weg (vergl. mord 11): das
st ein mordweg, sagte Anna. Arnım kronenw. 1,393 (von einem
bergauf führenden, mit rohem steingeröll bedeckten wege);
den ausgeregneten anberg,
vo man so leicht umwirft (denn um adliche güter ist mordweg),
Voss 2, 37.
MORDWEHR, f. pugio, pugiunculus, clunaculum, meuchel-
vehr. STIELER 2512,
MORDWESPE, f. die schlupfwespe, ichneumon, raupentödter.
JATZEBURG die forslinseclen (1839) 3,13.
MORDWINKEL, m. winkel zum morden: (lichter) die . . in
nordwinkeln brennen. J. PaAuL Tif. 3, 178.
MORDWURM, m. name eines fadenförmigen wurms, der sich
n die haut von menschen und pferden einbohren und den tod
’ringen soll, furia infernalis, höllendrache , tollwurm , brand-
vurm. NEMNICH 4, 1683,
MORE, s. mor.
MORELLE, f. 1) in Norddeutschland eine kirschenart, cera-
um armeniacum; verstanden wird darunter entweder die herz-
“irsche, oder auch die rheinische kirsche oder ammer, vql. NEM-
SICH 4, 1070:
wie so vielerlei morellen
werden uns im munde nicht
recht zu süszen anmuthsquellen. Brockzes 9,165;
war der essig nicht scharf, und balsamisch das nuszöl?
nicht weinsauer die kirsche dernat, nicht süsz die morelle?
Voss 1,16 (Luise 1, 78)
nit der anmerkung: die dernatkirsche ist eine frühe wein-
zirsche. unter morellen oder amarellen begreift man bei uns
alle edien frühkirschen von saftiger süszigkeit. 1,219.
2) in Süddeutschland und in Schlesien die aprikose, prunus
ırmeniaca: marellen, marillen, morellen, amarellen, die
teineren weniger schmackhaften aprikosen NEMNICH 4, 1068; die
norelle, malum armeniacum STEINBACH 2,76; war wor dar (wer
var der) dar mir alle morallen gestohlen hotte? A. GrRYPrRius
ver]. gespenst, 1. druck, s. 12; bair. die marillen ScHM. 1,1637,
83) morelle als kirschenart wird mit ital. morello schwarzbraun
zusammengebracht, oder auch aus amarella (th. 1, 276) entstanden
ıngenommen, welches wort das mlat. amarellum , bitter , sauer
jein soll. glaubwürdig ist keine von beiden ableitungen, auch
morelle, aprikose nicht erklärend; wahrscheinlich haben wir eine
Frühe entstellung von lat. armeniaca vor uns, was das heimat-
land beider früchte andeutet.
MORELLENBAUM, m. 1) kirschenbaum (vergl. morelle 1);
ın der form morillenbaum:
indem ich nun vergnügt des rosenbusches pracht,
den ein morillenbaum beschattete, betracht. Brocxes 1,92.
2) aprikosenbaum ©: morillenbaum. öcon. lexik. 118.
MORELLENWEIN, m. wein aus kirschen: kirschwein, sive
norellenwein, cerasites. STIELER 2477.
MÖREND, f. für merend, nachmittagsmahl, vergl. unter
nährte sp. 1468: umb 3 uhren folget die mörend oder jausen.
ALBERTINI landstörzer (1615) 478.
MORES, gewöhnlich in der formel mores lehren, anstand
‚ehren, aus der schulsprache der humanistenzeit eingedrungen :
ıarren müsz man also mores leren und mit kolben lausen.
S. Frang laster d. trunkenh. (1531) F"; er darf kein flegel sein
und wegbleiben, oder wir wollen ihn mores lehren. Fr. MÖLLER
2, 66: ach, schilt mich doch nicht an mein ehren,
wil dich sonst anders mores lehren. Röxoit D7';
dem grobiano mores leren. EYERING 1,.,;
krieg ist euch in die helln,
ich wil euch ander mores lehrn.
DEDEKIND Christl. ritter (1590) G4*;
zuch mores lernen:
damit nu aber unser jugend
auch mores lerne, zucht und tugend.
STEPHANI geistl. action (1568) AS8*;
mores treiben, sich gesellschaftlich benehmen:
ich hab dich droben gnüg gelert,
was dir für zucht zum tisch gehört,
und was du solt für mores treiben.
Grobian, F3* (vv. 1512):
MORGEL — MORGEN
2556
die andern die dann bei dir bleiben,
mit den soltu dein mores treiben:
und lüg dasz keiner nüchtern sei,
zsolt auch die thür verriglen frei,
und keinen da hinwegk lan gehn,
bisz er vor füll nimm mag gestehn, Q4° (v, 4187);
halten :
Hilarius hält fein
auf ehrbarkeit und mores,
ihr herren auditores, BÜRGER 23%
MÖRGEL, s. morchel,
MORGEN, m. tempus matutinum; oriens; jugerum; ein ur-
‚tes, gemeingermanisches wort, das aber, ebenso wie tag und
ıbend, der bezüge in den urverwandten sprachen entbehrt und
einer herkunft nach dunkel ist: goth. maürgins; altnord.
norginn und morgunn, schwed. morgon, dän. morgen; fries.
norn; ags. morgen, engl. mit erweiterung der ableitung MornNiNg
‚us morgening; alts. morgan, niederl. niederd. morgen; ahd,
norgan, mhd. morgen, später auch mit angetretenem d oder t
norgend, morgent, vgl. unten unter morgend; aus der bedeutung
les tagesanbruches und des ersten tagestheiles hat sich dann der
'egriff einer himmelsgegend und eines feldmaszes herausgebildet,
I. morgen, die frühzeit von tagesanbruch bis zum miltag.
1) man redet von einem frühen, grauenden, angehenden,
m gegensalze zu einem späten morgen, der schon gegen den
mittag geht: bei frühen morgen, prima Iuce STEINBACH 2, 76;
lisz ist gewisz, dasz sie beide unvermerkt fast der angehende
morgen hat überfallen wollen. HorrmannswALDAU ebenda; am
späten morgen erst traf die nachricht ein;
doch geht die fromme einfalt hin
bald in dem frühsten morgen, P. GERHARD 53,44;
mit bezug auf das aussehen des himmels zu dieser tageszeit ein
‚eiterer, schöner, rosiger, rother, trüber, grauer morgen:
0 wie lacht dem das erste licht,
das aus den grauen wolken bricht,
und uns den rothen morgen zeiget! HAGEDORN 1,10;
auf wehenden fNügeln des rosigen morgens. STOLBERG 1, 135;
du umschwebst sie dann auf rosigem schimmer des morgens,
315;
gs drehn sich glück und zeit. dem heitersten der morgen
folgt oft ein abendsturm, LicETwER schriften 207;
das grünende gebüsche, .
wo einst bei eines schönen morgens frische,
ach meiner allzuseelgen hand
die reizendste der hände sich verband, TiızcK Octav, 8. 9;
ein grauer trüber morgen
bedeckt mein liebes feld. der junge GöTHE 1,268;
als der graue morgen dämmert. UHLAND ged. 378;
der morgen grau, der abend roth
ist ein guter wetterbot. Sınrock sprichw. 382;
Jie festen verbindungen der helle morgen, der lichte morgen,
ler helle lichte morgen bezeichnen den voll angebrochenen,
ıus der dämmerung heraus getretenen neuen tag (vergl. dazu
1ell fh. 42, 963, licht oben sp. 858): ging zeitig zu bette, und
‚schlief .. bis an den hellen morgen. WıELAnD 20,125; drauf
‚abs ein fressen, das währte bis am den lichten morgen.
SCHILLER rduber 1,2;
do trunken sie die liebe lange nacht
bisz dasz der helle morgen an brach,
der helle lichte morgen. WUHLAND volksl. 597;
(ich) schlaf durch ausz an (ohne) alles sorgen,
bisz das her pricht der helle morgen.
H. Sacus fastn. sp. 1,26,150;
belad dich nicht mit groszen sorgen,
und schlaf bisz an den liechten morgen.
Grobian., K* (v. 2404);
Früher stand in solchen zeitbestimmungen das adj. licht auch
»hne flexion: von liecht morgen an bis auf den mittag. Neh,
3,3; gott thu dis und noch mehr den feinden David, wo
ch diesem bis licht morgen, uberlasse einen der an die
vand pisset. 1 Sam. 25,22; bis liecht morgen ward. 2 Sam.
‚7,22; wo wir das verschweigen und harren, bis das liecht
norgen wird. 2 kön. 7,9; die beschaffenheit der luft kennzeichnet
ler frische, kühle, thauige, schwüle morgen;
frisch athmet des morgens lebendiger hauch,
SCHILLER hist.-krit. ausg. 1,304;
norgen mit formelhaftem lieb, vergl. oben sp. 901 (alle liebe
norgen. P. GERHARD 237, 63); ein groszer morgen, an dem
jroszes geschieht:
der grosze morgen brach hervor,
und brachte groszen tag. GLEIM 4,31;
zn müder morgen, an dem man müde erwacht:
die nonnen flieht der schlaf: auch die äbtissin wacht,
voll reger ungeduld, bis an den müden morgen,
HAGEDORN 2.148:
ıuf mores