Full text: L. M. (6. Band)

2563 MORGEN 
wind, eurus, subsolanus, est ventus orienialis, voc. inc. heut. 02; 
die sprache LuTHERS aber verwendete das wort sehr häufig, im 
Basler nachdruck des neuen testamentes muszte es für oberlän- 
dische leser erklärt werden: morgenlandt, aufgang der sonnen, 
Fromm. 6, 43°. 
2) es sieht nur mit präpositionen, entweder mit artikel: da 
:ie nu zogen gem (gegen dem) morgen, funden sie ein eben 
and. 1 Mos.11, 2; heb deine augen auf, und sihe.von der 
stet an da du wonest, gegen mitternacht, gegen dem mittag, 
gegen dem morgen, und gegen dem abend. 13,14; vom 
morgen drei thor, von mitternacht drei thor, vom mittag 
drei thor, vom abend drei thor. offenb. 21, 13; ich wil vom 
morgen deinen samen bringen. Jes. 43,5; viel werden komen 
vom morgen und vom abend. Matth, 8, 11; oder häufiger ohne 
artikel, und so die gegend unbestimmter bezeichnend: da hub 
Jacob seine füsze auf, und gieng in das land das gegen 
morgen ligt. 1 Mos. 29, 1; thu das fenster auf gegen morgen. 
2 kön. 13, 17; (das land) sol stoszen an Asser von mitternacht, 
und an Isaschar von morgen. Jos. 17,10; das sol Dan fur 
sein teil haben, von morgen bis gen abend. Hes. 48,1; es 
wird jn aber ein geschrei erschrecken, von morgen und 
mitternacht. Dan. 11, 44; meyereyen, die gegen morgen und 
nitternacht gebawet sein. CoLER. hausb.3 (1604), 12; das gesicht 
zegen morgen gerichtet, stellte sich der magier jezt auf den 
'eppich. ScHILLER hist.-krit. ausg. 4, 215; 
was sieh ich aber dort für gaben einherbringen? ; 
2s scheinen weisze leuth aus morgen da zu sein. 
. ROMPLER 27; 
aus allen freiern von morgen, mittag und mitternacht, 
die an schach Bambos hof sich wie die meereswogen 
argossen. WIELAND 4,13 (n. Amadis 1,16) 
sturm von morgen und abend. 
SCHILLER hist,-kril, ausg. 1,122; 
der himmel ist hell, es ist kein wölkchen zu sehen, 
und von morgen wehet der wind mit lieblicher kühlung, 
GöTtTayeE 40, 235. 
II. morgen, ackermasz, 
1) bereits ahd.: morgan, morgon, jugerum, iurnalis GRAFF 
», 854; mhd. morgen: juger, ein morgen, ein morge Dıer. 311‘; 
nhd. vornehmlich in Mittel- und Norddeutschland : morgen, ju- 
gerum, halber morgen, semijugerum, viertels morgen, quaria 
pars STIELER 2375; es wird angenommen, ein morgen sei so 
viel, als ein mann an einem morgen bearbeiten könne (vergl. 
tagwerk, als ackermasz): vom lateinischen wort jugero, wel- 
ches so vil lands ist, als ein par ochsen oder pferd mit 
einander inn das joch gekuppelt oder eingeschirrt, in einem 
tag erackern oder uberfaren mögen (daher nennens auch 
wir Teutschen jochackert oder jugackert, und nach art un- 
serer sprach, die gern verkürzte wort hat, juchart ..an et- 
ichen enden nennet man es ein morgen, welches mit dem 
wort jornal oder jornata uberein kommet, so yil felds näm- 
ich, als von morgen bisz abends ein par bejochter oder 
zingespannter pferd mit dem pflug umbkehren mögen). SeEBız 
Feldb. 470; (der nflüger) theilt nach seinen morgenwerken die 
ardfläche in festbegränzte morgen. ArRnıM kronenw. 1, 2., 
2) umfang des morgens: die morgen haben 300 ruten in die 
lenge oder in die breite, fünf ruten breit und 60 ruten lang, 
thut einen morgen. CoLERr. hausb. 3 (1604), 43 ; ein morgen lands 
ist in der mark 10 ruthen breit, 30 ruthen lang. Frıscn 1, 670°; 
»* heiszt die eintheilung der äcker in morgen, divisio et assıg- 
natio facla in jugeribus. ebenda; vierzehn morgen thet er aus, 
um die hälfte zu säen. HENNEBERGER preusz. landtafel 491; 
‘ch fragte ihn, was doch ein morgen bei ihnen an getreide 
brächte. ebenda; in der älteren sprache mit näher bezeichnendem 
subst. im genitiv: jugerum, morgen }. acker landes, morgen lans, 
ackers Diegr. 311°; ein morgen landes, jugerum STIELER 2375; 
ein acker der drei morgen lands hält, ager trium jugerum 
Frıscy 1, 670°; man konnte... einen morgen landes kaufen. 
MöserR patr. phant. 2, 99; neuer mit bloszer apposition: dreiszig 
morgen ackerland und zehen morgen wiesen, Fr. MÜLLER 1,269; 
nir ist der sübel lieber, als fünf morgen weinberg. 3, 156. 
MORGEN, m. eine kölnische münze: die heller oder morgin 
sullent halden 15'/ penninge ffnes silbers. Hırsch münzarchiv 
7,28 (15. jahrh.), nachher moirgin ebenda; die wispenninge 
woirden vur 11 morgin gesat. d. städtechron. 13, 155, 19; da galt 
in quart wins 35. ind 20 morgin. 170,27; in der form mur- 
chen: dierdae valsche murchen int gelt slogen. 14, 782, 18; 
miederd. morken; auf der münze waren die heil. drei könige 
yeprägt, daher der lat. name mauriculus, aus dem morgen ent- 
stellt scheint; veral. SCHILLER-LÜBBEN 3, 120°. wenn früher der 
MORGEN — MORGENBROT 2564 
‚reuszische silbergroschen scherzhaft silbermorgen genannt wurde 
ALBRECHT 212° als berlinisch), so könnte, falls diese bezeichnung 
‚om Rheine her stammt, in ihr noch eine erinnerung an die alt- 
‚Öölnische münze liegen. 
MORGEN, adv. am folgenden tage; vergl. das subst. morgen 
1, c, 0-E, sp. 2559 fgg., und die kürzung morn. 
MORGENANBRUCH, m. anbruch des morgens: mit morgen- 
anbruch aufstehen; bildlich: 
unsers daseins 
ist diesz die knospe, ist der morgenanbruch, 
die dämmerung unsers tages, HERDER zZ. (ill, 4,85, 
MORGENANDACHT, f. andacht am morgen gehalten? er.. 
errichtete seine morgenandacht, die er sonst las, auswendig. 
‚PauL Qu, Fixl.s. 175; titel eines buches, das gebete und be- 
rachtungen für eine solche andacht enthält: N.s tägliche morgen- 
ınd abendandachten; das mag den interessenten so wohl 
hun, wie dem trunknen säugling und zögling einer muse 
.nd der philosophie, wenn er die abend- und morgenan- 
iachten vor seiner göttin in den buchladen tragen und nun 
lie andachten ins geld setzen, und an sie kontrakte und 
Nenmasz applizieren musz. J. Paus Qu. Fizk 170, 
MORGENANZUG, m. anzug, kleidung, morgens im hause 
1etragen. 
MORGENARBEIT, f. arbeit am morgen verrichtet! das ist 
neine tägliche morgenarbeit; morgenarbeit, anlelucanus labor 
YASYPODIUS, 
MORGENAUE, f. aue im glanze des morgens: 0 blick hinauf 
ınd sieh die ewig funkelnden morgenauen, die um den thron 
{es ewigen liegen! J. Pauı Hesp. 4, 51; bildlich: der alte mann 
“prach (im traume) ... mit todten, die mit ihm über die 
aorgenauen der jugend gezogen waren. Tit. 2, 190, 
MORGENAUFGANG, m. aufgang, kommen des morgens: 
‚och vor dem nächsten morgenaufgange soll er (der vor- 
‘chlag) ausgeführt sein. Arnım Hollins liebeleben s. 45 Minor. 
MOÖRGENBESUCH, m. besuch zur morgenzeit: einen morgen- 
such machen, empfangen. 
MORGENBETRACHTUNG, f. beirachtung des morgens an- 
‚estellt? meine morgenbetrachtungen blieben unvollendet in 
ler nachtmütze hängen. THÜMMEL 3, 10. 
MORGENBLATT, n. 1) zeitungsblatt, das am morgen aus- 
egeben wird: grosze zeitungen erscheinen täglich in einem 
1orgen- und einem abendblatte. als titel einer literarischen 
eitschrift: morgenblatt für gebildete stände erschien zu Stuttgart 
807 bis 1865. 
3) in Obersachsen heiszt morgenblatt eine gartenblatipflanze mit 
inglichen sammetartigen wolriechenden blättern, die unmittelbar 
ıus dem erdboden empor wachsen. 
MORGENBLAU, n. das blau des morgenhimmels:? die sonne 
ıebt sich rein und kühl ins morgenblau, statt ins morgen- 
oth. J.PaurL Qu. Firl. 174. 
MORGENBLÄUE, f. die bläue des himmels am morgen: die 
norgenbläue wurde mit immer hellern goldflocken gefüllt, 
". PauL Titan 3,19. 
MORGENBLICK, m. blick des morgens: 
ein morgenblick der rein und still 
den schönsten tag verkünden will. 
ÖvERBECK verm. ged, 35. 
MORGENBLUME, f. 1) blume die des morgens blüht: 
so liebt die lerche 
gesang und luft, 
und morgenblumen 
den himmelsduft, GöTHE 1,81, 
2) aus Marienblume entstellt : flos amoris, campi, morgenbloym 
Yier. 240% 
MORGENBROT, n. essen zum morgen, frühstück: das morgen- 
issen, morgenbrot, ientaculum. MAALER 293°; dim. morgen- 
»röttle, prandiculum. ebenda; morgenhrot, jentaculum, das 
norgenbrot essen, jeniare STIELER 247; und dene sol man ein 
arber morgenbrod geben. weisth. 1, 356 (Schwarzwald, 15. jh.); 
wenn mir meine frau mit einer quarkschnitte zum morgen- 
ırod entgegenkommt. Cur. WEIsE comöd. 122; (der spanische 
jeneral) bat sich durch einen boten, den er voranschickte, 
ei der gräfin von Schwarzburg auf ein morgenbrod zu 
zaste. SCHILLER hist.-krit, ausg. 6, 97; . 
wann er (der muntre seifensieder) sang, so wars mit lust ., 
beim morgenbrodt, beim abendessen 
blieb ton und triller unvergessen, HAGEDORN 2,66; 
wir standen ausgeruhet auf 
und kochten morgzenbrot. GLEIM 4.31:
	        
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