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wind, eurus, subsolanus, est ventus orienialis, voc. inc. heut. 02;
die sprache LuTHERS aber verwendete das wort sehr häufig, im
Basler nachdruck des neuen testamentes muszte es für oberlän-
dische leser erklärt werden: morgenlandt, aufgang der sonnen,
Fromm. 6, 43°.
2) es sieht nur mit präpositionen, entweder mit artikel: da
:ie nu zogen gem (gegen dem) morgen, funden sie ein eben
and. 1 Mos.11, 2; heb deine augen auf, und sihe.von der
stet an da du wonest, gegen mitternacht, gegen dem mittag,
gegen dem morgen, und gegen dem abend. 13,14; vom
morgen drei thor, von mitternacht drei thor, vom mittag
drei thor, vom abend drei thor. offenb. 21, 13; ich wil vom
morgen deinen samen bringen. Jes. 43,5; viel werden komen
vom morgen und vom abend. Matth, 8, 11; oder häufiger ohne
artikel, und so die gegend unbestimmter bezeichnend: da hub
Jacob seine füsze auf, und gieng in das land das gegen
morgen ligt. 1 Mos. 29, 1; thu das fenster auf gegen morgen.
2 kön. 13, 17; (das land) sol stoszen an Asser von mitternacht,
und an Isaschar von morgen. Jos. 17,10; das sol Dan fur
sein teil haben, von morgen bis gen abend. Hes. 48,1; es
wird jn aber ein geschrei erschrecken, von morgen und
mitternacht. Dan. 11, 44; meyereyen, die gegen morgen und
nitternacht gebawet sein. CoLER. hausb.3 (1604), 12; das gesicht
zegen morgen gerichtet, stellte sich der magier jezt auf den
'eppich. ScHILLER hist.-krit. ausg. 4, 215;
was sieh ich aber dort für gaben einherbringen? ;
2s scheinen weisze leuth aus morgen da zu sein.
. ROMPLER 27;
aus allen freiern von morgen, mittag und mitternacht,
die an schach Bambos hof sich wie die meereswogen
argossen. WIELAND 4,13 (n. Amadis 1,16)
sturm von morgen und abend.
SCHILLER hist,-kril, ausg. 1,122;
der himmel ist hell, es ist kein wölkchen zu sehen,
und von morgen wehet der wind mit lieblicher kühlung,
GöTtTayeE 40, 235.
II. morgen, ackermasz,
1) bereits ahd.: morgan, morgon, jugerum, iurnalis GRAFF
», 854; mhd. morgen: juger, ein morgen, ein morge Dıer. 311‘;
nhd. vornehmlich in Mittel- und Norddeutschland : morgen, ju-
gerum, halber morgen, semijugerum, viertels morgen, quaria
pars STIELER 2375; es wird angenommen, ein morgen sei so
viel, als ein mann an einem morgen bearbeiten könne (vergl.
tagwerk, als ackermasz): vom lateinischen wort jugero, wel-
ches so vil lands ist, als ein par ochsen oder pferd mit
einander inn das joch gekuppelt oder eingeschirrt, in einem
tag erackern oder uberfaren mögen (daher nennens auch
wir Teutschen jochackert oder jugackert, und nach art un-
serer sprach, die gern verkürzte wort hat, juchart ..an et-
ichen enden nennet man es ein morgen, welches mit dem
wort jornal oder jornata uberein kommet, so yil felds näm-
ich, als von morgen bisz abends ein par bejochter oder
zingespannter pferd mit dem pflug umbkehren mögen). SeEBız
Feldb. 470; (der nflüger) theilt nach seinen morgenwerken die
ardfläche in festbegränzte morgen. ArRnıM kronenw. 1, 2.,
2) umfang des morgens: die morgen haben 300 ruten in die
lenge oder in die breite, fünf ruten breit und 60 ruten lang,
thut einen morgen. CoLERr. hausb. 3 (1604), 43 ; ein morgen lands
ist in der mark 10 ruthen breit, 30 ruthen lang. Frıscn 1, 670°;
»* heiszt die eintheilung der äcker in morgen, divisio et assıg-
natio facla in jugeribus. ebenda; vierzehn morgen thet er aus,
um die hälfte zu säen. HENNEBERGER preusz. landtafel 491;
‘ch fragte ihn, was doch ein morgen bei ihnen an getreide
brächte. ebenda; in der älteren sprache mit näher bezeichnendem
subst. im genitiv: jugerum, morgen }. acker landes, morgen lans,
ackers Diegr. 311°; ein morgen landes, jugerum STIELER 2375;
ein acker der drei morgen lands hält, ager trium jugerum
Frıscy 1, 670°; man konnte... einen morgen landes kaufen.
MöserR patr. phant. 2, 99; neuer mit bloszer apposition: dreiszig
morgen ackerland und zehen morgen wiesen, Fr. MÜLLER 1,269;
nir ist der sübel lieber, als fünf morgen weinberg. 3, 156.
MORGEN, m. eine kölnische münze: die heller oder morgin
sullent halden 15'/ penninge ffnes silbers. Hırsch münzarchiv
7,28 (15. jahrh.), nachher moirgin ebenda; die wispenninge
woirden vur 11 morgin gesat. d. städtechron. 13, 155, 19; da galt
in quart wins 35. ind 20 morgin. 170,27; in der form mur-
chen: dierdae valsche murchen int gelt slogen. 14, 782, 18;
miederd. morken; auf der münze waren die heil. drei könige
yeprägt, daher der lat. name mauriculus, aus dem morgen ent-
stellt scheint; veral. SCHILLER-LÜBBEN 3, 120°. wenn früher der
MORGEN — MORGENBROT 2564
‚reuszische silbergroschen scherzhaft silbermorgen genannt wurde
ALBRECHT 212° als berlinisch), so könnte, falls diese bezeichnung
‚om Rheine her stammt, in ihr noch eine erinnerung an die alt-
‚Öölnische münze liegen.
MORGEN, adv. am folgenden tage; vergl. das subst. morgen
1, c, 0-E, sp. 2559 fgg., und die kürzung morn.
MORGENANBRUCH, m. anbruch des morgens: mit morgen-
anbruch aufstehen; bildlich:
unsers daseins
ist diesz die knospe, ist der morgenanbruch,
die dämmerung unsers tages, HERDER zZ. (ill, 4,85,
MORGENANDACHT, f. andacht am morgen gehalten? er..
errichtete seine morgenandacht, die er sonst las, auswendig.
‚PauL Qu, Fixl.s. 175; titel eines buches, das gebete und be-
rachtungen für eine solche andacht enthält: N.s tägliche morgen-
ınd abendandachten; das mag den interessenten so wohl
hun, wie dem trunknen säugling und zögling einer muse
.nd der philosophie, wenn er die abend- und morgenan-
iachten vor seiner göttin in den buchladen tragen und nun
lie andachten ins geld setzen, und an sie kontrakte und
Nenmasz applizieren musz. J. Paus Qu. Fizk 170,
MORGENANZUG, m. anzug, kleidung, morgens im hause
1etragen.
MORGENARBEIT, f. arbeit am morgen verrichtet! das ist
neine tägliche morgenarbeit; morgenarbeit, anlelucanus labor
YASYPODIUS,
MORGENAUE, f. aue im glanze des morgens: 0 blick hinauf
ınd sieh die ewig funkelnden morgenauen, die um den thron
{es ewigen liegen! J. Pauı Hesp. 4, 51; bildlich: der alte mann
“prach (im traume) ... mit todten, die mit ihm über die
aorgenauen der jugend gezogen waren. Tit. 2, 190,
MORGENAUFGANG, m. aufgang, kommen des morgens:
‚och vor dem nächsten morgenaufgange soll er (der vor-
‘chlag) ausgeführt sein. Arnım Hollins liebeleben s. 45 Minor.
MOÖRGENBESUCH, m. besuch zur morgenzeit: einen morgen-
such machen, empfangen.
MORGENBETRACHTUNG, f. beirachtung des morgens an-
‚estellt? meine morgenbetrachtungen blieben unvollendet in
ler nachtmütze hängen. THÜMMEL 3, 10.
MORGENBLATT, n. 1) zeitungsblatt, das am morgen aus-
egeben wird: grosze zeitungen erscheinen täglich in einem
1orgen- und einem abendblatte. als titel einer literarischen
eitschrift: morgenblatt für gebildete stände erschien zu Stuttgart
807 bis 1865.
3) in Obersachsen heiszt morgenblatt eine gartenblatipflanze mit
inglichen sammetartigen wolriechenden blättern, die unmittelbar
ıus dem erdboden empor wachsen.
MORGENBLAU, n. das blau des morgenhimmels:? die sonne
ıebt sich rein und kühl ins morgenblau, statt ins morgen-
oth. J.PaurL Qu. Firl. 174.
MORGENBLÄUE, f. die bläue des himmels am morgen: die
norgenbläue wurde mit immer hellern goldflocken gefüllt,
". PauL Titan 3,19.
MORGENBLICK, m. blick des morgens:
ein morgenblick der rein und still
den schönsten tag verkünden will.
ÖvERBECK verm. ged, 35.
MORGENBLUME, f. 1) blume die des morgens blüht:
so liebt die lerche
gesang und luft,
und morgenblumen
den himmelsduft, GöTHE 1,81,
2) aus Marienblume entstellt : flos amoris, campi, morgenbloym
Yier. 240%
MORGENBROT, n. essen zum morgen, frühstück: das morgen-
issen, morgenbrot, ientaculum. MAALER 293°; dim. morgen-
»röttle, prandiculum. ebenda; morgenhrot, jentaculum, das
norgenbrot essen, jeniare STIELER 247; und dene sol man ein
arber morgenbrod geben. weisth. 1, 356 (Schwarzwald, 15. jh.);
wenn mir meine frau mit einer quarkschnitte zum morgen-
ırod entgegenkommt. Cur. WEIsE comöd. 122; (der spanische
jeneral) bat sich durch einen boten, den er voranschickte,
ei der gräfin von Schwarzburg auf ein morgenbrod zu
zaste. SCHILLER hist.-krit, ausg. 6, 97; .
wann er (der muntre seifensieder) sang, so wars mit lust .,
beim morgenbrodt, beim abendessen
blieb ton und triller unvergessen, HAGEDORN 2,66;
wir standen ausgeruhet auf
und kochten morgzenbrot. GLEIM 4.31: