Full text: L. M. (6. Band)

2607 MÜCKE 
väfer meloe vesicatorius, der zum blasenziehen auf der haut 
jebraucht wird, heiszt spanische fliege und spanische mücke. 
NEwnicH 3,546; da saugt mir das mädel... überhimmlische 
alfanzereien ein, das läuft dann wie spanische muken ins 
blut. SchILLER kab. u. liebe 1,1. 
3) die mücken fliegen, summen, schwärmen, spielen, tanzen, 
1ach schwäbischem ausdruck geigen, wenn sie im sonnenscheine 
auf und ab sich bewegen; stechen, hbelästigen; das die mucken 
dem rindvihe kein schaden thuen, so seud lorbeer in öl und 
schier das vihe mit dem öl, Herr feldb. 116°; ein schwarme 
von mücken, agmen, exercilus culicum. STIELER 1260; das 
stechen der mücken, puncliuncula culicum. ebenda; von heeren 
»lutgieriger mücken zerstochen zu werden, KÄsTNER verm. 
schriften 1,24; andere, die die mücken stechen. H. v. KLEIST 
Käthchen von Heilbronn 1,1; 
da woll wir uns paden 
oben unter der steinen prucken, 
do peiszen uns weder premen noch mugken, 
fastn. sp. 120,18; 
ımb mich die mucken teten prummen, 
kruchen unter die augen mein, 
zu dem maul ausz, zu der nasen ein. 565,16; 
‘die Niegen wissen sich zu rächen: 
auch mücken fehlt es nicht an keckheit, noch an macht, 
. HAGEDORN 2,23; 
wann die mücken teiche kräuseln, 
wann der frosch sich, quackend, bläht. STOLBERG 1,233; 
sahllos tanzten summende mücken im röthlichen reigen, 
383; 
uch schwärmen so wild am bache die mücken, 
Voss Luise 1,26; 
wie edel es (das pferd) die mücken von sich scheucht. 
TiecK Octavian, 387; 
ıch komm aus Warwand, wo Sylvester .. 
Jie mücken klatscht, die um sein mädchen summen. 
H. v. Kıxist familie Schroffenstein 1,1. 
4) mücke in redensarten und bildern. 
a) sprichwörtliches. wenn die mücke ein hühnerei legen will, 
sts ihr tod. auch die mücke hat ihre milz. die mücken 
sehn all einander gleich. die mücke fliegt so lang ums licht 
»s sie sich versengt. man musz nicht nach jeder mücke 
schlagen. Sımrock sprichw. 383; hungrige mücken beiszen 
schlimm. ebenda; (er wolle) gebeten haben, weil die alte 
ımptleut von den bauren nuhnmehr fast satt gemacht, jhnen 
lieselbe zu lassen. dan jm fall er jhnen etwa hungerige 
nucken wieder dahien setzte, würden die arme leut gar aus- 
zesogen werden, ZINKGREF apophth. 1,318; wan sie seint mager 
nucken, sugent das blut gar usz. KEISERSBERG narrensch. 104; 
drum hat Diogenes vorlangst 
den heuchler (schmarotzer) schnöd vergleichet schier 
ıuf erden dem schedlichsten thier. 
Nicesias der nent sie mucken, 
lie eim sein guet und pluet verschlucken, 
H. Sacus fastn. sp. 2,24,375; 
ıänschenken bis oben, dasz die mücken darüber schwimmen 
‚unten. PHILANDER 2,212; wann er wissen wollte, wie ein 
ıerr vecht hauszhalten solle, so...könne er einmal graf 
Aönigsmark die visite geben, da werde er sehen, dasz dieser 
aeld, und in aller welt berühmte soldat, auch wisse, wie 
nan der mücken solle zur adern lassen. Scaupprus 28; die 
nücke an der wand irrt ihn, sibi ipsi displicet. SErz 102°; 
wo sich die (beiden städte) zu ergeben wegern, 
so musz als sterben, was drinn ist, 
auch die muck, die an der wand pist, 
J, AYRER 147° (789,15 Keller); 
2r kompt alzeit wider wie ein muck. S, FRANK sprichw. 1, 14°; 
nancher ziert die gesellschaft wie ein bock den marstall, 
vie ein muck den brei. LEHMANN 175; schwärmen.. wie ein 
nuck in einer drummel. PAILANDER 1,474: umfallen wie eine 
nücke: 
ha! wenn sie euch unter dem beile so zucken, 
ausbrüllen wie kälber, umfallen wie mucken. 
SCHILLER hist,-krit, ausg. 1,130; 
oder später kommt der grosze abend des himmels, 
da ihr alle, zahlloses heer von mächtigen sonnen, 
werdet, wie mücken am sommerahend in teiche sich stürzen, 
mit erbleichenden strahlen herunterfallen vom himmel! 
STOLBERG 1,193; 
les himmels Nlamme leck euch weg wie mücken, 
RückErt 130; 
Nüssen wir schon wieder da sitzen, und mücken fangen, 
weil wir die jüngsten sind? KLINGER Otto 37, 20 (müszig sein, 
nichts zu thun haben); 
so sperr das maul weit auf, und gin, 
als wölst du mucken fahen mit. Grobian. B1* (v. 285): 
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das hütlin lern herumbher trehen, 
dasz ir die erbarn gest zü sehen. 
fah mucken, oder fantasier, 
wie du selbst kanst erdenken schier, B4" (v. 472); 
zus der bibelsprache: jr verblente leiter, die jr mucken seiget, 
ınd kamel verschluckt (oc 0ilEorrtes TOP OVwWNA, THV 
)& xdunlov xatarlvovTtES). Malth. 23, 24; der bann ist ja 
ı10t, aber herrgott, er mus nicht mücken seigen, und kamel 
‚erschlingen, sonst wirdt nichts daraus. LuTHER 5, 87°; 
indem doch euer herz ein pharisäer ist, 
der eine mücke säugt und zehn camele frist, . 
GÜNTHER 5834, vgl. dazu mMückenseiger; 
der tadler rührt im schlamm, macht mücken zu kameelen. 
LIiCcHTWER schriften 245; 
las ich anzeige die verkerte meinung deren, die mucken 
ahen und elephanten lassen faren. LuTHER 1,264’; der (ja) 
vol gar aus einer mücke einen elephanten machen will 
srasmus lob der narrheit deutsch (Leipzig 1735) 8; 
und musz ich meine red abschneiden, 
auf das man mich beschuldig nicht 
desz, so man im sprichwort sonst spricht, 
als wolt ich in geringen sachen 
die muck zum elephanten machen, 
FıscHArRT Lob der mucken v. 332; 
lamit er hoffet auch die teufel zu hekeren, so er noch nie 
ine mucke bekeret hat, oder bekeren kan. LUTHER 8,43’; 
tönnen aber kein exempel geben, das jemals ein mensch 
jewest sei, der durch solchen schemhamphoras, ein einiges 
vunder, einer mücken werd, gethan habe. 88°; hei uns 
Jeutschen , die wir...nit so viel erbarkeit, ehr und zucht 
1aben, als ein mucke mag auf dem schwanz wegfüren. Muscu- 
us hosenteufel (1556) E4’; ein mück füret es auf dem schwanz 
iber Rhein. Acr. spr. 195°; ein müke führet es auf dem schwanz 
ıinweg. SCHOTTEL 1136"; 
swaz ir ie prises hänt bejaget, 
der ist alsö gefüege, 
daz in ein mügge trüege 
wol in ir snabel über se. troj. krieq 12694; 
gebundne tapferkeit erschlägt auch keine mücke, 
GÜNTHER 570, 
b) mücke gern als bild für den kleinen oder schwächlichen 
nenschen: diesz blümchen jugend — wär es ein veilchen, und 
ır träte darauf, und es dürfte bescheiden unter ihm sterben! 
iamit genügte mir, vater. wenn die mücke in ihren strahlen 
ich sonnt — kann sie das strafen, die stolze, majestätische 
;onne? ScHILLER kab. u. liebe 1,3; in verächtlicher rede: 
ho! seind das reuter oder mucken? WECKHERLIN 529; 
'on der erde im gegensatz zur allwelt: das weltenmeer ohne ufer 
ınd ohne grund quillet hier, versieget dort; die mücke, die 
'rde, fliegt um das sonnenlicht, und sinkt in das licht und 
serbröckelt — 0 Julius, wer erblickt und erhält das flat- 
‚ernde stäubchen (den menschen) auf der mücke? J. Pauı 
Tesp. 2, 250. 
c) die weiszen mücken, die schneeflocken : 
im winter wann die weiszen mucken fliegen, 
so müssen sich die webersknaben schmiegen. 
ÜHLAND volksl. 703; 
2iserne mücken, kugeln in der schlacht: 
da musz ich hart zu felde liegen. 
die eiszern mucken umb mich fliegen. 
H. Sacus fastn, sp. 1,120, 172, 
5) fliegende mücke, eine augenkrankheit, bei der der kranke 
nücken vorbei fliegen zu sehen glaubt (val. dazu mückenmal, 
nückensehen): 
wie im auge mit fliegenden mücken, 
so ists mil sorgen ganz genau ... 
die klare welt, bleibt klare welt: 
im auge nur ists schlecht bestellt. GörtHE 4,377. 
6) mücke, name eines gerätes bei den winzern, ‘womit die 
veinreben von dem stiel oder kamm der traube im fasse ab- 
‚erissen werden, damit man solche ganz allein auspressen kann.’ 
ACOBSSON 3, 93°; andere, wann sie die trauben also zutretten 
ıaben, so kämmen sie selbige, das ist: sie reiszen im vasse 
nit einem hübschen gäbelchen, das sie mücken nennen, 
ımher, dasz die beere von den kämmen sich abreiszen. 
TOHBERG 3,1, 269°. bei den jägern heiszt die stellstange oder 
orkel auch müche. 
7) mücke, das knöpfchen am schieszgewehr , das korn, auch 
liege, vergl. theil 3,1750; einem auf der muck haben Scum. 
„1567 Fromm., ein absehen haben, zum ziele haben, wie auf 
lem korne haben fh, 5, 1818: habt ihr mich auf der muck? 
wollt ihr mich ins gerede bringen? Kurz sonnenwirth s, 18:
	        
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