Full text: L. M. (6. Band)

2843 MÜTZENSCHNUR — MYRRHE 
mit der anmerkung, die mützenschlange sei die gefährlichste von 
allen indianischen schlangen, und in Siam zugleich die häufigste. 
MÜTZENSCHNUR, f. schnur um eine mülze. 
MÜTZENSTREIF, m. streif von tuch oder zeug, der um eine 
mütze geht, z.b. um studentenmützen. 
MÜTZENTUCH, n. tuch zu mützen. 
MUTZER, MÜTZER, m. oberdeutscher name für die spitz- 
maus: mützer, spitzmaus, sorex Dasyr.; mützer oder härmle, 
mus araneus, sorex MAALER 295°; ein mutzer, spitzmaus, sind 
etwas giftig, das auch die katzen darvon siech und schebig 
werden. CALEPIN. 1363; der mutzer, die spitzmaus, Sore%. vOC. 
von 1618 bei Scam. 1,1706 Fromm.; schweiz. der müzer spilz- 
Maus SEILER 215° (mützer und schmützer STALDER 2, 228. 337). 
MÜTZERN, verb. 1) iferativ zu mutzen sp. 2841; als be- 
zeichnung einer modischen männertracht um 1350: gemützert und 
geflützert. Limburger chron. 36; (männerröcke) abgeschnitten auf 
den lenden, gemützert und gefalten mit engen armen. ebenda; 
vergl. unter aufmutzen fheil 1,694. Möser hat die stelle der 
Limburger chronik gekannt und frei benutzt: die mutter, die 
nur ein seidnes band oder ein entre deux bezahlen kann, 
schmückt gleich ihr kleines ebenbildchen damit aus; es musz 
von unten bis oben gemützert und geflützert sein, und mit 
den jahren ist das mädchen mit allen kostbaren moden der- 
maszen bekannt und so daran gewöhnt, Aasz sie . . gar nicht 
davon zurückkommen kann. patr. phant. 2, 90. 
2) schweizerisch mützern neben mützen, wolbehaglich trinken, 
auch spöltisch pfeifen STALDER 2,227, im Aargau müzere spöl- 
tisch lächeln HunzırerR 187, gehört nicht hierher, sondern zu 
schmützern, mhd. smutzern schmunzeln, s. d. 
MÜTZERZAHN, m.: mützerzän, soricini dentes MAALER 295°. 
MUTZETTEL, m. mulschein, bescheinigung über erfolgte mutung 
im bergbau. Verru 347: darnach pfleget mancher sein mut- 
zettel zu erlengen. MaTHEs. Sar. 58°. 
MUTZIG, adj. wie motzig sp. 2603 in seinen verschiedenen 
bedeutungen ; alemannisch muzig gestutzt, zu kurz, von haaren, 
kleidern, stumpf SEILER 215°; tirol. mutzig eingefallen, schmächtig 
im körperbau Schöpr 454; im sinne von faulig, auch in der 
schreibung mutzicht: wenn die gehlen (geilen des bibers) alt, 
schwarz und mutzicht werden, so hüte dich davor, denn 
also werden sie ein gift. CoLER. hausb, (1640) 436. 
MÜTZLEIN, n. kleine mütze: ledern mützlein, mitella cortacea 
STtIELER 1316; das mützlein in der hand gehabt. Harnisch 252, 
MUTZNARR, m. outznarr: heiszen neüwe finder, selzame 
aarren, mutznarren , ziernarren, malnarren, spiegelnarren. 
KEISERSBERG narrensch. 27°. 
MUTZUJAUCHZEND, part. : 
im schwarme der mutzujauchzenden freundschaft. 
Voss 3,117, 
MYON, katzenlaut, vergl. mion sp. 2247: schreie wie ein 
xzätzlein myon, myon! Taseus Mäynhinklers sack (1612) nr. 52. 
MYRRHE, f. ein gewürzhaftes harz. das ursprünglich ara- 
bische (murr, bitter, marra bitter sein) durch die bibel zu uns 
gekommene wort hatte ahd. die schreibung mirra: in dinemo 
zarten ist mirra unte älö6@ mit allen den heresten salbon. 
WınLiRaM 70,1; mhd. und bis ins 16. jahrh, mirre: mirra, mire. 
voc. opt. 42, 40; mirren, mirra. voc. inc. Iheut. n 7’; am zwelften 
tage donoch koment die drige künige von Endion gein Beth- 
lehem und gobetent dem kindelin ieglicher künig mirre zu 
einre bezeichenunge sines lidens, wiroch zü einre bezeichungt 
sinre begrebede, und golt zü einre bezeichunge sines kunig- 
lichen gewaltes. d. städtechron. 9, 499, 17; woneben ein masc. 
mirr: mirra, myrrha der mirr, myr DıEr. 363°; dem mirren 
geleicht sich unser frau in der geschrift und spricht: ich 
hAn ainen smack der süezikait geben als ain auzerwelteu 
mirr (fem.). MEGENBERG 371,4; auch für den baum selbst, von 
dem das harz kommt: mirra Arabie haizt arabischer mirr und 
ist ain paum, der ist zehen daumellen lang. 369,25. sonst 
teht zur bezeichnung dieses harzes der collective singular *! 
(sie) schankten jhm mit freuden 
mirr, weiroch und köstlich golt. 
WACKERNAGEL Kirchen. 3, nr. 277,8: 
wofür auch eine eigene collectivform mirrach, myrrach: 
sie opferten dem kindlein reichen sold, 
myrrach, weyrach und rotes gold. 2, nr. 913,8; 
sie opfreten myrrach, weyrach und klares golde, 
darumb ward jhn das kind von herzen holde. nr. 927,9; 
oder, wie jetzt gewöhnlich, der plural: 
sy prachten dem herrn gar reichen solt, 
rzuet weirach. myrırn und rotes golt. nr. 918.13: 
MYRRHENBAUM — MYRRHENTRANK 2844 
das wir dir opfern rechter gstalt 
weyhrauch, mirrhen und rotes gold. 5, nr. 1198, 5; 
lie lateinische form der vulgata myrrha (die griechische form in 
ler bibel ist ouvova, daher goth. smyına Marc. 15,23, ahd. 
miran Grarr 6,634) hat das vorbild für LuTHERS schreibung 
ıeliefert, die seit dem 16. jahrh. allgemein eingebürgert ist: sahen 
jinen haufen Ismaeliter komen von Gilead, mit jren kamelen, 
lie trugen würz, balsam, und myrrhen. 1 Mos. 37, 25; hbringet 
lem manne geschenke hinab, ein wenig balsam, und honig, 
ınd würz, und myrrhen, und datteln, und mandeln. 43, 11; 
ım zu dir die beste specerei, die edlesten myrrhen. 2 Mos. 
‘0,23; deine kleider sind eitel myrrhen, aloes und kezia. 
1. 45, 9; ich habe mein lager mit myrren, aloes und cin- 
ıamen besprengt. spr. Sal. 7, 17; narden mit saffran, kalmus 
ınd cynamen mit allerlei bewmen des weyrauchs, myırhen 
ınd aloes mit allen besten würzen. hohel. 4, 14; und theten 
re schetze auf, und schenkten jm gold, weyrauch und 
nyrrhen. Matth. 2,11; und sie gaben jm myrrhen im wein 
zu trinken. Marc. 15,23; es kam aber auch Nicodemus,... 
ınd brachte myrrhen und aloen unternander, bei hundert 
pfunden. Joh. 19, 38; 
gold, weyrauch und myrrhen sie gabn. 
WACKERNAGEL Kirchen, 4, nr. 977,4; 
dem kind sie brachten alle drei 
golt, weyrauch, myrrhen, specerey. 5, nr. 1497,5; 
weg mit dem gold Arabia! 
weg calmus, myrrhen, casia! 
ich hab ein bessers funden. PP. GERHARD 70, 66; 
hierzu hat sich auch funden 
des Nicodemi treue, 
der bringt bei hundert pfunden 
der besien specereie, 
die myrrhen sammt der aloe. 170,33: 
Bürger ist jetzt sein (Boies) dichterabgott, vor dem er kniet, 
ınd ihm gold, weihrauch und myrrhen opfert. Hönty 262 
Halm; ein kind, recht nach der lust gottes, das heraufging 
us der wüsten, am stillen feierabend meines lebens, wie 
in gerader rauch von myrrhen-und wachholdern. 1. v. KıEIST 
Käthehen von Heilbr. 1,1. 
MYRRHENBAUM, m.: stacten, sam die maister sprechent, 
ist ain zaher, der fÜeuzet von dem mirrenpaum. MEGENBERG 
374, 26; mirra, mirrenbaum, merrenbaum, myrbaum, myrboem 
DıEr. 363°; mirrus, mirbom 4%. hoffeldorn. ebenda. 
MYRRHENBERG, m.: ich wil zum myrrhenberge gehen 
und zum weyrauchhügel. hohel. 4, 6 (ich uuil varan ze demo 
mirreberge unte ze demo uulröch-buhele, WıLLIRAM 60, 1); 
schau, wie die Sulamith vor schaam und zorn erröthet, 
wenn Dinens vorwitz sich den landestöchtern zeigt! 
Neuch diese, folge der zum myrrhenberge nach, 
wo Sarons rose blüht. GÜNTHER 546; 
herg von bilternissen gemeint: 
du bist nicht ungeübt, und hast die myrrhenberge, 
wie hart und schwer es fiel, mehr als zu viel gebaut; 
itzt führt des herren hand dich unter neue särge, 
und prüft dich. ob dir auch für diesem becher graut, 
Cyr. GRYPH8IUS Yoel. wald. 1,345. 
al: 
MYRRHENDUFT, m.: 
er stammelte dein lob mit dankbarem gemüthe, 
so bald er dacht und froh empfand, .. 
dich am bestrahlten himmel fand, 
dich auf der biuhmenvollen fläche, 
dich im gewürzten myrrhenduft. Uz 1,351. 
MYRRHENKERBEL, m. name der pflanze scandix odorala, 
zuch spanischer kerbel, aniskerbel. NEMNIcH 4, 1233; auch chaero- 
phyllum silvestre, der wilde kälberkropf heiszt so und myrrhen- 
rapybelkraut. 2, 894. 
MYRRiENÖL, n. aus myrrhen gezogenes flüchtiges öl. 
MYRRHENSAFT, m.: 
er (gott) weisz es, welche zeit zu unsrer hülf er kist. 
wenn seine stunde schlägt, so ist er bald verhanden, 
und macht aus myrrhensaft den allerbesten wein. 
CHR. GRYPHIUS poel. wald. 1,413. 
MYRRHENSALBE, f.: mirrum, myrrhum, mirresalb, mirren- 
Ihe, myrsalb, myrsalff Dier. 363°. 
MYRRHENSTAMM, m; 
so wird ein amarant im thränenwasser blühn, 
und aus dem myrrhenstamm ein schöner balsam rinnen, 
den Alexandrien und Saba nicht erziehn. 
Cur. GRYPHIUS Yoet. wald. 1,311. 
MYRRHENTRANK, m.: 
ach, es ist ein bittres leiden 
und ein rechter myrrhenitrank, 
sich von seinen kindern scheiden 
durch den schweren todesgsang! PP. GERHARD 251.8.
	        
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