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LAUNE
wechselnde glück, das nach einer dem alterthume entsprossenen
vorstellung als rad oder scheibe erschien, und endlich auf die
wechselnde gemütsstimmung des menschen; zunächst ward wol
an die des höhern gegen den niedern gedacht, die den glücks-
umsländen des letztern unerwünschte veränderung brachte ?
die andern fürsten alle sint vil milte, iedoch
sö steteclichen niht (wie der landgraf von Düringen): er was
. ez € und ist ez noch.
dä von kan er baz danne si dermite gebären:
er wil dekeiner lüne vären. WALTBER 35, 12;
und auch später noch: das ein jglicher amptman, richter oder
ratherr, wolt einen pfarrherr, des er kein fug, recht, noch
ursachen hat, nach seinem laun freventlich vertreiben, got!
wird und kans auch nicht leiden. LurTHER 8, 108”; wobei hier,
wie an einer anzahl folgender beispiele, ein im 16. und 17. jh.
häufiger, noch jetzt in der alemannischen und bairischen mundart
Jauernder wechsel des grammatischen geschlechts erscheint (auf den
wol muth eingewirkt hat, das ja in der älteren sprache auch die
stimmung ausdrückte).
2) im 16. und noch im 17. jh. heiszt laune oft die schlechte
gemütsstimmung (das klingt bis ins 18. jh. im adj. launisch nach,
s. d.): morositas der laun, odder die laun. ALsErUus; weil ich
eben in laune war, wie dann die musici gemeiniglich selt
zame grillenfänger sind. Simpl. 1,363 Kurz;
der prior gwan darob ein laun,
legt den munnich in die prisaun. IH. Sacus 2,4,94';
die weiber haben etwann ein laun. 5,276*;
dem musz in der finstern prisaun
mit ruten vertrieben werdn der laun. 4,3, 72‘;
las du möchst deine laun bezwingn.
B. RınewaLD fr. Eck, N1';
aune auf einen haben, zornig sein:
da schnurt sie trotzig hin von mir,
ich merkt sie hett ein laun auf mich,
H. Sacus 2,4, 10°;
der paur sich nicht merken liesz
und het doch auf den knecht ein laun. 85*,
„on thieren:; es setzen etlich, es sey (der büffel) ein einfaltig
und zam thier, doch weisz ich, dz es gar seer zornig wirt:
deszhalben es weder umb schlahen, stächen noch zwicken
giht so es inn laun kumpt. ForEr fhierb. 32°.
3) diese bedeutung ist jetzt mehr verblaszt, und laune blosz
ine unmotivierte, schnell kommende und gehende verstimmung
bezeichnend : dasz ich endlich nicht lassen konnte, diese situa-
tion, zu einer quälenden und belehrenden bu®ze, dramatisch
zu behandeln. daraus entsprang die älteste meiner über-
bliebenen dramatischen arbeiten, das kleine stück, die lanne
les verliebten. GÖTHE 25, 111;
und doch vergnüg ich mich, da, wenn er mich nur sieht,
wenn er mein schmeicheln hört, bald seine laune flieht. 7,5;
allein bei freunden läszt man frei sich gehn,
man ruht in ihrer liebe, man erlaubt
sich eine laune, ungezähmter wirkt
die leidenschaft, und so verletzen wir
am ersten die, die wir am zärtsten lieben. 9,184;
aber zu dulden die laune des herrn, wenn er ungerecht tadelt,
oder dieses und jenes begehrt, mit sich selber in zwiespalt.
40, 328.
häufiger aber im pl., der das wachsende und nachlassende solcher
gemütsverfassung hervorheben will: dieser mann hat launen ;
mit personification das glück hat seine launen;
so tröstet er sich selbst; allein
die zeit will dieses mahl ihm keine rosen bringen.
die launen (seiner frau) nehmen überhand
und täuschen seinen besten willen.
oft werden aus den launen grillen. WIELAND 18,178;
auf meinem stillen rasen
mir launen einzublasen ;
den meister will ich sehn! Voss 5, 95.
4) laune aber auch allgemeiner die augenblickliche gemüts-
stimmung jeder art, wie denn Görtug das wort im wechsel mil
augenblicklicher stimmung braucht: dasz hiebei (bei der dar-
stellung der farbenlehre) mancher zufall gewaltet, manches
einer augenblicklichen stimmung seinen ursprung verdankt,
kann nicht geläugnet werden. indessen wird man einige
launen auch wohl einer ernsten sammlung verzeihen, zu
einer zeit, in der ganze wetterwendische bücher mit ver-
gnügen und beifall aufgenommen werden. 53,8. in diesem
allgemeinen sinne wird laune durch adjecltive oder andere zusätze
näher bezeichnet; zundchst gute und böse, üble laune: mit
diesem sentenz nam ich vor lieb, weil ich sahe, dasz er sich
erzörnen wolte, und damit ich ihn wieder auf einen guten
LAUNE
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aun brächte, bat ich, er wolte meiner einfalt etwas zu gute
alten. Simpl. 1,362 Kurz; brachte sie auch damit (mit zärt-
ichkeiten) auf so einen guten laun, dasz es schiene, als wann
;jje der verwichenen nacht allerdings vergessen. 4,62; er ist
etzt nicht im guten laun, jam non est hilaris. Kırscn cornuc. ;
{er mönch von st. Gallen, der auch gesta Caroli M., oder
jielmehr den Carl bei guter laune geschrieben, und sich
ıicht so viel um das wahre, als um das lustige gekümmert
ıat. Möser osnabr. gesch. 1,288;
Pervonte, der an diesem morgen just
bei guter laune war. WIELAND 18, 132;
so bald er ernsthaft spricht, erwiedert sie mit lachen;
und gute laune, fröhlichkeit,
muthwille selbst (diesz hat sie ausgefunden)
macht ihre stärke aus. ‚188;
m plural (vgl. oben 3 a. e.): als ihn der sultan, in einer von
seinen guten launen, hohlen liesz. 8,7;
. (sie) findet mit erstaunen
die dame wach, und in der besten aller launen.
22,194 (Oberon 5,6);
darüber fiel ich in böse laune. Görme 23,87; die böse laune
iber das miszlingen meiner poetischen versuche ,. glaubte ich
ın ihr auslassen zu dürfen. 25, 110;
wenn sie besteht ir böser laun,
bricht sie ein hader von eim zaun. H. Sacus 1,504‘;
in diesem selbstgespräch war etwas üble laune.
man weisz, sie malt die dinge gern ins braune.
WIELAND 18, 180;
Albe. wie verlieszen sie
den könig? Feria. in der fürchterlichsten laune.
er hat sich eingeschlossen. ScHILLER Carlos 5,8;
‚rohe, heitere, tolle, empfindsame, melancholische, düstere,
instere, schwarze laune (vgl. franz. humeur noir) u. ähnl.:
.n einem plötzlichen anstosz von empfindsamer laune. WIELAND
5, 198; dieser anstosz von sultanischer laune. 77; man weilt
ıachdenklich bei ihren (Angelica Kaufmanns) werken, und
zeräth unversehens in die sanfte elegische laune der künst-
erin. Sturz 1,36; in einem anfall von toller laune, die ihn
immer ergriff, sobald er den grafen gewahr ward. GÖöTHE
20, 290; wenn ich.. personen von stande selbst, mit unüber-
egter Jaune und niemals zu billigender schadenfreude, ihres
;leichen von einem wege abschrecken sehe, auf dem einen
eden ehre und zufriedenheit erwartet. 18, 295;
das giebt so melancholsche laune. der junge GörtuE 1,29;
du (leier), der veralterung
unzugängliche, tönsı, üppiger launen voll. Voss 3,275;
schäme dich der finstern launen,
schäme deiner trüben blicke
dich vor gott und deiner liebsten,
die es dir so gut gemacht. RöückErt 391;
laune, die launen eines weibes:
was ist ein vorsatz, was beständigkeit,
was männertreue, wenn in einer lauen
minute eine sechzigjährge regel
wie eines weibes laune schmilzt? ScHILLER Carlos 5,10;
unendlich sind die preise zwar verschieden,
die dem verdienst Foriunens laun ertheilt. GoTTER 1,252:
belebt gedacht
wohl hundert launen, kraus und hold,
umflattern täglich meine traute.
bald singt und lacht, bald weint und schmollt,
bald klimpert sie auf ihrer laute. Bürcer 19,
iaune etwas zu thun, zu wollen: seit jener zeit regte sich
n Napoleon die laune den völkern einige rechte und frei-
heiten zuzutheilen. GERVINUS gesch. des 19. jahrh. 1,261; Uhl
war oftmals in der laune, welche die suppe kalt haben will,
wenn sie heisz ist, und heisz, wenn sie kalt ist. J. GOTTRELF
"li der pächter s. 173;
der mocht mich in dem laun finden,
ich wollt im den schlot mit schaub anzinden.
fastn. sp. 789, 13;
ich bin nicht in der gebe-laune heut,
Shukesp. Richard IIT 4,2;
J am not in the giving vein to day.
jJaune kommt einem an, der laune dünkt etwas, gefällt etwas:
Jie nicht gemeiner weise rasen worden sind, sondern so tief
zrewlich toben, das sie jtzt menner, jtzt weiber sein wollen,
ınd des keine gewisse zeit wissen, wenn sie die laun an-
zomen wird. LUTHER 8,217’;
komm schmücke selbst dein mädchen itzt,
wie deiner laun am besten dünket! BüörcEen 18*;
die herrlichsten gaben
theilt als ein mädchen sie ans, wie es die laune gebeut.
GÄäTuER 1.770.