Full text: L. M. (6. Band)

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LAUNE — LAUNEN 
5) selten wird mehr als die augenblickliche stimmung durch 
aune bezeichnet ? 
sei guter laune! 
dort, beim hagebuchenzaune 
reitet man im starken pasz, 
GoTTER 1, 55, gewöhnlich gutes muthes 
es steht für temperament: er (Hamlet) hbesasz mehr fröhlichkeil 
der laune als des herzens. GörHE 19,28; Klopstock, der (in 
seinem Messias) wider diesz jüdische costume nie offenbar han- 
delt, und der es oft in feinen zügen bemerkt, diesem wünschte 
ich, dasz er nationalgeist und jüdische laune durchgängig ir 
sein ganzes gebracht hätte. dazu gehört viel, aber das zeug 
von genie und zaubert uns mitten unter andre völker. HERDEtL 
z. litt. 2, 44. auch für trieb, neigung der einer nachhängt: legte 
mich zu meinem herrn bruder grafen ins bette, welcher noch 
eben auf der stelle da lag, und in einem weg schnarchte 
ich war kaum ins bette wieder hinein, so kriegte ich auck 
etwa seine laune, und schnarchten da alle beide. Schelmuffskı 
1,36. in diesen bedeutungen ist laune wie das engl. humou 
gesetzt, und es fragt sich, ob nicht schon in dem letzt gegebenen 
beispiele eine übertragung des englischen worles gegeben werden 
soll, wie LEssInG einmal das gleiche wagte , Ss. unten no. 7. — 
Mundartlich greift laune sogar in die bedeutung sinn, vorsatz 
über: baslerisch was hesch im lun (im sinne, was qedenkst du 
zu Ihun)? SEILER 196°. 
6) laune (gegensätzlich zur bedeutung 2.3) die heitere gemüts- 
stimmung: aber ich bin wohl lächerlich, lieber vater, dasz 
ich ihre laune für ernst aufnehme? SchHiLLER kab. u. liebe 1,7: 
alles so schön, so voll ebenmasz, so göttlich vollkommen: 
überall das werk seiner himmlischen schäferstunde! bei gott! 
als wäre die grosze welt nur entstanden, den schöpfer für 
dieses meisterstück in laune zu setzen. 5,7; lassen sie sichs 
zur nacht hier gefallen, wir haben ohnedies noch unser ge- 
spräch von heut morgen aufzunehmen, fügte er mit laune 
hinzu. FreyraG handschr. 1,97; 
kurz, es entdeckte sich, dasz eine eigne gnade 
dazu gehört, um fern von hof und stadt 
in einem dörfchen sich bei laune zu erhalten. 
WiıgELAnND 18, 175; 
drauf ging ich ganz gewisz, hatt ich nicht so viel laune, 
bräch ich mir nicht gar manche lust vom zaune, 
lacht ich nicht da wo keine seele lacht. der j. GöTHE 1,32; 
doch warte nur, wenn mich die laune treibt, 
und deine gunst mir sonst versichert bleibt, 
so schreib ich dir noch manchen brief wie diesen. 34; 
Minchen sasz am clavier; es war der vater zugegen, 
hörte die töchterchen singen, und war entzückt und in laune 
GÖöTHE 40, 255; 
wofür heute, nach dem theil 4?, 1907 bemerkten, auch das fremdı 
numor gebraucht werden kann. 
7) dasz LEssınc das engl. humour durch laune übersetzte ung 
diese übersetzung später wieder zurücknahm, ist ebenda angeführt 
wie dennoch einige mal, freilich selten, laune sich im begriff mi 
dem englischen worte berührt, lehren die beispiele unter 5. in 
bezug auf litterarisches und künstlerisches empfinden und dar- 
stellen ist laune kunstwort geblieben: laune im guten verstande 
bedeutet das talent, sich willkührlich in eine gewisse ge- 
müthsdisposition versetzen zu können, in der alle dinge ganz 
anders, als gewöhnlich, sogar umgekehrt und doch gewissen 
vernunftprincipien gemäsz beurtheilt werden. Kant 7,202; (ein 
gedicht) welches durchaus mehr einem bloszen spiele der 
fantasie und der freiwilligen ergieszung einer reichen brunn: 
ader von witz und laune als einem werke des nachdenkens 
und der kunst gleich sieht. WIELAND 4, x; wie J. PAuL humor 
und laune unterscheidet, vgl. theil 4?, 1907; es heiszt ein schrift 
steller schreibt, schildert mit laune; 
denk an den mann, den schalkheit, laune, witz, 
in jenem schönen land (einst ihrem lieblingssitz) 
zu seinem landsmann Flakkus heben! GoTTER 1,241. 
8) laune in Düringen eine krankheit der hunde, sonst seuche, 
sucht. 
LAUNE, f., plur. launen, im mühlenbau die balken, welche 
über den docken des mühlengerüstes liegen. 
LAUNEN, verb. 1ı) mürrisch sein, nach der bedeutung von 
\‚aune 2, sp. 345 im 16. jahrh.: 
du faules osz inn allen dingen! (sagt die frau zur magd) 
nyemand kan ausz dem pett dich bringen. 
das spinnen will dir gar nicht schlaunen. 
ob der hauszarbeit thust. du launen. H. Sacys 1,511‘; 
später sowol oberd.: launen, traurig, verdrieszlich sein. ZINGERLE 
Iusernisches wörterb. (1869) 40°; launen mit einem, verdrieszlich 
sein auf ihn, schmollen, ScaHmM. 1,1478 Fromm.: launin. launen. 
LAUNEN — LAUNIG 
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zus verdrusz nichts reden, erzürnt sein, schmollen. LExER kärntn. 
wörterb. 174, wie niederdeutsch erscheinend, und von schriftstellern 
ler letzteren heimat der schriftsprache zugebracht- lunen, in böser 
laune sein, sauer sehen. brem. wb. 3,99; luunen, verdrieszlich, 
launenhaft sein. Schütze 3,63; die bürgerschaft .. benahm sich 
in dieser krisis wie sich die aristokratie oft benommen hat, 
sie murrte und launte, und wollte lieber alles über sich er- 
gehen lassen als selbst etwas aufgeben. NiEBUHR 3, 426; 
und wenn er launet. STOLBERG 5, 108; 
wer kann launen, wenn der freund 
wie die milde sonne scheint? ÖvERBECK ged. 101; 
der mensch im anfang launet, 
und findet manches hart! 
er wirds gewohnt, und staunet, 
wie gut es endlich ward. Voss 4,256; 
nicht mit saurem blick gestaunet! 
grübelt einer gern und launet, 
grübl und laun er einsam! 5,275. 
2) in etwas anderer bedeutung bei GöTuE, wo das verbum blosz 
lie schnell wechselnde stimmung ausdrückt: 
die keusche Luna launet grillenhaft. 41, 18. 
3) über das part. gelaunt s. ‘an alphabetischer stelle. 
4) das bair, launen (Schm. 1,1478 Fromm. mit den mneben- 
formen launeln, launschen) schläfrig sein, schlummern , gehört 
nicht hierher, sondern ist ableitung von lau 4, sp. 286 und berührt 
sich, als für lauenen stehend, zunächst mit dem verbum lauen, 
laueln sp. 301. 
LAUNENFIEBER, n. laune, veränderliche gemütsstimmung 
unter dem bilde des fiebers. GÖKInNGK 1,191. 193, ebenso launen- 
schauer 195. 
LAUNENHAFT, adj. launen, veränderlicher gemütsstimmung 
»rgeben: der ekle geschmack der launenhaften Alabanda. 
WIELAND 6, 203; runder mond am himmel, deine versuche 
den wald zu erleuchten, sind unordentlich, bleichsüchtig und 
launenhaft. FreytraG handschr. 1,3; 
wie komm ich aber hieher? eigensinn 
des launenhaften zufalls wär es nur, 
was mir mein bild in diesen spiegeln zeigte? 
SCHILLER Carlos 3, 9; 
böser laune eigen (vgl. laune 3): wie bei unfreundlicher nasz- 
kalter witterung aller wachsthum stockt, so mehr oder weniger 
auch die arbeit bei bösen launen und launenhaftem gezänke. 
" GortueLF Ul der pächter 173. 
LAUNENHAFTIGKEIT, f. 
LAUNENVOLL, adj. voll launen: ein launenvolles betragen. 
LAUNER, m. einer der launt, mürrisch drein sicht; der launer, 
'rux vultu, torvus facie, insidiator; item homo obscurus, occultus, 
jectus, minımeque apertus, veterator STIELER 1089, 
LAUNEREI, f. seltsame, wunderliche laune, launisches wesen. 
KıopstocK (nach CAmMpE). 
LAUNICHT, adj. launenhaft (vgl. auch launig 3): zum künf- 
tigen beherrscher der tiefsinnigen, verdrieszlichen und lau- 
nichten Kopher. KLINGER 6, 286; entfernt er sich mit unwillen, 
verbannt sich launicht von heitern gastmählern und trink- 
Urkeln, wo offene menschlichkeit vom herzen ins herz strömen 
.. soll. GörHE 33, 154; in der schreibung launigt: besonders 
spielet madame Löwen die launigte Celiante (in Destouches’ 
verheiratetem philosophen) als eine meisterinn. LESSING 7, 55. 
LAUNIG, adj. nach laune in mehreren bedeutungen. 
1) an die eigentliche bedeutung von laune (s. laune 1) knüpft 
noch an die im Basler neuen testament von 1523 gegebene erklä- 
‘ung des Lutherschen monsüchtig: mönig, lunig. Fromm. 6,43”, 
ler ähnliches später nichts mehr nachzuweisen ist. 
2) launig, nach laune 2, von böser gemütsstimmung ; in ober- 
leutschen mundarten : launig, verdrieszlich, nicht heiter. Schw. 
„1478 Fromm. ; launik, launi, erzürnt, schmollend. LEXER kärntn. 
wb. 174; launeg, fraurig, verstimmt. ZinGERLE lusern. wb, 40°; 
nit umlaut: weil er (der büffel) nach (noch) ein kälblin und 
ı1ung, so ist er ganz geil, lieblich und heimlich, aber so bald 
3r aufgewachsen, ist er tükisch und leünig. Forger fhierb. 32°. 
3) in der neueren schriftsprache in schwächerem sinne (vergl. 
aune 3), der üblen stimmung leicht unterworfen, ihr nuchgebend , 
» ward im vorigen jahrhundert in diesem sinne neben launisch 
jebraucht , während heute das letztere die angegebene bedeutung 
fast ausschlieszlich an sich gerissen hat: es war ein etwas selt- 
samer und launiger junger mann, der aber viele treffliche 
zigenschaften hatte. NıcoLar bei LESSING 12, 46; Leonore, ein 
dles, bescheidenes mädchen, nur etwas launig. GÖTHE 57,18; 
xie er (Wieland) denn. immer redlich, nur manchmal, wie
	        
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