Full text: L. M. (6. Band)

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LAUS 
Jlaurische nachschleichung, inseclatio astuta, laurisch mit einem 
handeln, aliquem insidiose tractare. ebenda ; 
es ist wol war, laurisch der gotlos spet (späht) 
dem grechten nach ünt ym z’nemen sein leben 
wölfischer weis suchend sich ünterstet. MeLrIssus ps. 37. 
LAUS, f. 1) pediculus. ahd. ls, plur. 1üst; mhd. 1ds, plur. 
use; ags, lüs, plur. Is; engl. louse, plur. lice; altnord. 1üs, 
plur. 1$ss; schwed. us, dän. )uus; Niederl. huis. der zusammen- 
hang des worles mit liusan perdere, consumere, devorare wird 
gesch. der deutschen sprache s. 856 anm. vorgetragen und durch 
hinweis auf griech. p'&ig laus und pHeioew verderben gestützt. 
das bekannte schmarotzerinsect, an menschen und thieren häufig, 
wird durch composition genauer bezeichnet nach dem worauf sie 
leben: menschenlaus, thierlaus; hundslaus, schaflaus, kuhlaus. 
walfischlaus: 
hat doch der walfisch seine laus, 
musz ich auch meine haben. GöTHE 56,105; 
oder nach den körpertheilen die sie besetzen: kopflaus, filzlaus, 
oder nach den kleidern: kleiderlaus. als einfaches wort meint 
es gewöhnlich die menschenlaus: lusz, pediculus, lindex, sextupes, 
voc. inc. heut, n2°; lYausz, pediculus, vermiculus, vermis capilis, 
MaAALER 265’; Arnulphus richsete 12 jor. der was lange siech 
zü jüngeste aszen in die luse. d. städtechr. 8, 34, 16 ; bin ouck 
oftermal, bsunder im summer uszhi an die Ader das wasser, 
das do (bei Breslau) für flüszt, gangen, min heimbdlin gwäschen, 
an ein studen gehenkt, getröcht, darzwischend den rock ge- 
luset, ein grüben gmacht, ein hufen lüsz drin geworfen, zü 
gedeckt mit hert (erde) und ein krütz druff gesteckt. TH. 
PıATTER 22 Boos; es worden leuse an dem menschen und an 
dem vieh, aller staub des lands ward leuse in ganz Egypten- 
lande. 2 Mos. 8,17; ir land wimmelte kröten er aus, in den 
kamern jrer könige. er sprach, da kam unzifer, leuse in 
allen jren grenzen. ps. 105,31; den andern morgen brachte sie 
eine salbe, welche alle leüse vertreiben wurde. Simpl. 3,179 
Kurz; wir wurden zusammen in eine kammer logirt, weil es 
Simplicius also haben wolte, und Springinsfeld den wirth 
versicherte, dasz er keine läuse hätte. 197; 
alsbald im linken ermel frei 
fand er ein ganze companei 
feister und schöner läusz aufs best, 
vollkommen und wol auszgemäst, 
die $pacierten da auf und nieder 
in allen nähten hin und wider. 
FıscharRt dicht, 2, 145,371 Kurz; 
mit läusen sah man auch (wie mit staub) vieh und leut 
ganz wimblend voll gekrochen. WECKHERLIN 235 (ps. 105, 32) ; 
(wäre ich) nur das kleine silberläuschen, 
das von ohr zu ohbr ihr irrt! 
; HöLtY 206 Halm (bettlerode) ; 
‚äuse suchen, fangen: 
du eh ein lausz fechst, denn ein hasen. 
H. SAcus 2,4, 5; 
ich mein, der künd dir die läus suchen, 
ar hat dir werrlich grob gestrelt (ein grober wirt). 
FıscHART dicht. 1,41,1502 Kurz 
statt des nackten namens werden gern verhüllende umschreibungen 
gebraucht: (das kraut) tett die leutswürmel. MEGENBERG 420,21: 
wessentwegen sich dann die müllerflöhe heuftig bei mir ein 
fanden. Simpl. 3, 179 Kurz; 
die ungenanten würme mich 
pizen sö6 die naht, daz ich 
an dem lib vil gar üz brast. frauendienst 340,9; 
andrerseits aber hebt man sie mit breitem behagen hervor: ein 
frag, welches das getrewest thier sei? antw. ein lausz, die 
leszt sich mit eim henken, und bleibt bei im bisz in den tod. 
ratbüchlein aus dem 16. jahrh. im Simpl. 4,443 Kurz, vgl. dazu 
s. 223; in vielen sprichwörtern und redensarten : sitz ich als ein 
laus in dem grind. KEISERSBERG has im pf. Bb3°; wenn die 
laus in grind komet, so macht sie sich beschissen. LUTHER 
5, 272‘; indes müssen wir leiden, dasz die laus im grinde sich 
Jicke weide, und im alten pelz auf stelzen gebhet. 6, 149°; 
frager. dreu dink sollen von dir werden gemelt, 
das uppigst von der welt. 
freiheit. ein armer pub auf einem ross, 
und ein hur auf eim schlosz, 
und ein laus in eim grint, 
und ein feder in einem wint. fastn. sp. 557,17; 
la hielte ich mich, wie das alte sprichwort lautet: 
ein schneider auf eim ross, ein hur aufm schlosz, 
ein lausz auf dem grind seind drei stolzer hofgesind. 
. Simpl. 3, 65 Kurz; 
man darf nit lüs in den belz setzen, sie wachsen selbs darin. 
KEISERSBERG irriqg schaf D1* (warnung vor übermut): es ist nıt 
LAUS 
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not das man leusz in ein belz werf, sie wachsen wol on das 
darin. narrensch, 134° ; es ist schon allzuviel mutwillens in der 
jugent, und dem pöhel, darumb denken sie vollend leuse 
in den pelz zu setzen, und den hünern den schwanz auf- 
zubinden, wie sie jr vater, der lügner und mörder treibt. 
LUTHER 6, 110°; man darf nicht leuse in den pelz setzen, 
noch den kindern erleuben oder sie leren ungehorsam zu 
sein, sie thun es one das mehr. 8, 380°; in Düringen aber hriszt 
einem läuse in den pelz setzen einem mistrauen erregen, einen 
zum mistrauen anspornen ; in allen fällen ist die laus als stand- 
hafte bewohnerin des wpelzes gedacht: wenn die lausz einmahl 
im belz sitzt, ist sie schwehr wieder heraus zu hringen. 
Pıistorıus fhes. par. 6,8; 
ain alte schewr on meusz 
und ain alter beiz on leusz 
und ain alter bock on bart, 
das ist alles wider naturlich art, 
KELLER alte gute schwänke 171; 
der laus eine stelze machen: die flöhe husten hören. einer 
lausz ein stelzen machen. ScHorTTEL 1121°; heschlug die häu- 
schrecken, macht der lausz stelzen. Garg. 129°; 
da er der lausz hat schuch gemessen. 
MAURICIUS Comoed. von dem schulwesen B7*; 
gedenkst, der lausz wollst stelzen machn. GC6"; 
die laus läuft einem über die leber, er wird zornig, vgl. auch 
unter leber: und wenn dir ain laus über die leber ist ge- 
laufen, das du allwegen den beichtvater damit (mit dem bücher- 
lesen) betriebest, mach dir selbs ain buch in deinem kopf. 
KEISERSBERG Spinnerin (1510) b2°; ein zwerch, so ganz kurz- 
weilig, aber doch darbei, so bald ein lausz ihm über die 
leber gelaufen, ganz zornig und rachgirig. wiszbadisch wisen- 
brünlein 1,139; sie (die Portugiesen in Goa) sind jachzornig und 
eiferig, es kann ihnen die laus bald über die leber laufen. 
MENDELSLO pers. reisebeschr. 94; der liebe gott ist gar zu gut 
und lacht über einen solchen narren, wie du bist. aber der 
teufel — dem läuft gleich die laus über die leber, und dar- 
nach siehts nicht gut aus. LESSING 1,414; 
dem studenten die grobe possen 
seines vettern heimlich verdrossen, 
die Jaus lief ihm über die leber, 
das er ihm fragt wie einen weber. 
froschmäus. X7* (2,2,92); 
die laus als bild für eine kleinigkeit, eine lumperei ? (ein geiziger 
der) umb den balg einem ein lausz geschindet hette. KırcH- 
HOF wendunm. 180°; umb ein gering ding, das oft nit einer 
laus wehrt ist, wie man pflegt zu sagen. MuscuLus eheteufel 
'1564) Da’; 
drett auf die seit und weich kainr ab, 
dan wann ich nit lieber ain laus verlür, 
dan eur ein, das euch der teufel hinfüer! 
fastn. sp. 336, 14; 
ich gäb umb niemant nit ain laus. 397,25: 
wo ist dein tägen und dein schwärt, 
du bist jetzt nit eir lausz me wärt, 
auch ist dir worden din seckel lär. 
P. GENGENBACH Jouchmal 713; 
vergl. auch unten composita wie lausbube, lausjunge, lauspack, 
lauslied wu. a., in denen laus das schäbige hervorhebt; als zeichen 
les bettlerhochmutes : die lausz um einen thaler geben. SCHOTTEL 
1116", niederd. de luus nig um en daler geven, sich viel ein- 
bilden, schlechte sachen hoch achten. Schütze 3,65; als fluch: 
nox laus. ich macht mich auch leicht verweilen, 
fastn. sp. 83,8; 
als verwünschung: ei so wolt ich, dasz mich die läus fres- 
zeten! SchHwasE fintenf. A4’, und sonst: wer hats denn sobald 
jen läusen gesagt, dasz dieser verspielet hat? (stichelwort der 
;pieler, wenn sich einer bei verlorenem spiele hinter den ohren 
tratzt). WESENIGK böse spielsieben (1702) 66 ; es juckt ihn die haut, 
man musz sie jm gerben, man musz jhm mit eim eichenen 
lederwisch die leusz abstrelen. Garg. 194°; gab im ein güts 
uf dlüsz (auf den kopf). Diog. DA’; so stieg die aufweisung 
(aufhetzung) dem Uli nach und nach zu kopf. es verstehen 
gar selten menschen .. der aufweisung zu widerstehen; es ist 
also Uli nicht zu verargen, wenn er die laus nicht hinunter- 
warf, welche ihm hinter den ohren krabbelte. J. GOTTHELF 
Uli d. knecht s. 37; sie wollen allzeit ein laus schinden und 
wissen doch nit wie viel sie füsz hat (wollen sich unkundig 
ın eine arbeit wagen). FıscHART bienk. 155°; er prangt wie die 
laus auf einem sammtkragen. besser eine laus im kraut als 
gar kein fleisch. man kann einer laus nicht mehr nehmen 
als das lehen. läuse und kinder gerathen alle jahr. es geht
	        
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