Full text: L. M. (6. Band)

591 LEIBBEDIENTER — LEIBDIENER 
LEIBBEDIENTER, m. bedienter um die person eines standes- 
herrn: ein stats-mann soll hehutsam sein in erwehlung seiner 
leib-bedienten. BurscHky Patm, 623. . 
LEIBBETE, f. abgabe der leibeigenen: auch soll ein heim- 
berger unsern herren ufheben die leibbeeth. weisth, 2, 164 
(Hundsrück, von 1498); leibbete, census ab homine proprio quo- 
fannis praestandus. HALTAUS 1239 (von 1618). s. leibeshete. 
LEIBBIENE, f. ein guter bienenkorb, den man im herbst nicht 
ausnimmt, sondern den winter hindurch stehen läszt, damit er 
im folgenden frühjahr schwärme; auch leibstock, mutterstock, 
stammschwarm, vorzucht. NEMNICH. 
LEIBBINDE, f. binde um den leib, perizoma Frisch 1,600°; 
als schmuck, in der weiblichen tracht z.b. des vorigen jahr- 
hunderis (YAacossson 2,586); auch binde zum schutz des unter- 
leibes. 
LEIBBRIEF, m. document, wodurch leibrecht ertheilt wird. 
ScHM. 1,1412 Fromm, 
LEIBBUCH, n. lieblingsbuch (vgl. leib 2,c sp. 583): 
liesest du erst ein wenig im bett? ein kapittel der bibel, 
dort auf der kleinen riole zur seite dir; oder ein leibbuch 
jener zeit, da noch menschen wie Washington lebten und 
Franklin? Voss 1,84. 
LEIBBUND, m. bund um den leib: 
denn nicht tödtlich traf der scharfe pfeil mich. es schützte 
mich der bewegliche gurt und unter diesem der leibbund. 
BÜRGER 214° (Ilias 4, 186). 
LEIBBÜRGE, m. geisel, obses, der mit seinem leibe bürge ist. 
FRISCH 1, 600°. 
LEIBBURSCHE, m. bursche für die persönliche bedienung 
nes standesherrn ? 
so kleid ich mich in bubentracht, 
dein leibbursch dort zu sein. BÖRGER 85°. 
in den studentischen verbindungen ist leibbursch derjenige ältere 
siudent, der einem neu aufgenommenen (leibfuchs) zum persön- 
lichen. leiter gesetzt wird. 
LEIBCHEN, n. 1) corpusculum, leibgen StIELER 1132 als 
meisznisch; indes seit dem 18. jahrh. allgemein in der schrift- 
sprache , wenn auch viel weniger gebraucht als körperchen oder 
körper: wie oft hab ich den engel als kind auf meinen armen 
getragen, und ihr leibchen rundum bepatscht und gestreichelt. 
HEinseE Ardingh, 1,238; 
musz das leibchen gleich verwesen, 
ists ihm doch ein schlechter schad,. 
P, GERHARD 251, 19 Gödeke (auf das abscheiden 
eines jungfrduleins) ; 
der puder ist so wie der rock 
für alt und graue weibchen; 
drum sitz ich nackt auf meinem bock 
und zeig ein derhes leibchen (eine junge heze spricht). 
GöTHE 12, 226: 
als plur. neben leibchen auch leiberchen: 
es dünkt euch auch ganz magnifique, wenn hoch die röcke fliegen, 
und wohllustathmend, rückgelehnt die leiberchen sich wiegen? 
Prutz polit. wochenstube (1847) 115. 
leibchen auch nur junger oder kleiner unterleib (vergl. leib 3, h 
sp. 588): die sprossen zum künftigen strauchwerk waren an 
seinem leibchen eben angeflogen. Heınse Ardingh. 1,406. 
2) leibchen, ein kleidungsstück, wams ohne ärmely seltener der 
männlichen tracht (Jacowsson 1,316"), gewöhnlicher der weiblichen 
tracht angehörig: weiber kleider sind: das leibichen, der ge- 
faltete höcke, der lange mantel. ComEnijus sprachenthüre $ 513; 
ein junges milchmädchen in einem schneeweiszen leibchen 
und unterrocke. Wıenann 12.175: 
ihr drinket aus dem hecher, wi drinken ut dem stope, 
Awr magt ein leibchen hat, unse deren drecht eine jope. 
LAUREMBERG 4,674 s. 72 (gegenüberstellung 
hochdeutscher und plattideutscher ausdrücke) : 
(die mutter) brachte die weisze haub und 
das leibchen mit rosigen bändern. Voss 1,213. 
3) leibchen, das rumpfstück an einem frauenkleide, die taille : 
und die taill und den schlepp 
verändr ich zur stund, 
das leibehen ist länger, 
das röckchen ist rund. GöTHE 1,32. 
LEIBDIENER, m. diener eigens für die person eines standes- 
herrn * leibdiener, servus intimus StIELER 315; sowol von einem 
höheren bedienstelen : an der langen sehr besetzten wirthstafel 
sasz ich an einem ende, der kämmerier des königs, v. Rietz, 
an dem andern, ein groszer, wohlgebauter, starker, breit- 
schultriger mann; eine gestalt wie sie dem leibdiener Friedrich 
Wilhelms gar wohl geziemte. Göärue 30. 381- als von eigent- 
LEIBDIENERIN — LEIBEIGEN 592 
‘ichen bedienten? monsieur Michel, kammerdiener, leibdiener, 
vertrauter des herrn ministers! ScHiLLER parasıt 1,7; 
mit gold bedeckt umrauscht sie, wo sie gehen, 
das wimmeln einer heeresschar 
von groszen zierlichen und schmucken 
leibdienern aller art, von läufern und heiducken. 
WIELAND 18, 290. 
LEIBDIENERIN, f. pedisequa. STIELER 315. 
LEIBDIENST, m. 1) dienst um die person eines hochgestellten : 
ndem ich nicht in leibdiensten bin wie er, sondern aller- 
ırst erwarten musz, was gott und das glücke aus mir will 
nachen. PHILANDER 2, 139. 
2) frohndienst welchen man mit seiner eigenen person verrichtete, 
ıamentlich fuszdienst (fheil 4%, 1018), handdienst (42, 367), im 
jegensatz zum spanndienst (durch zugvieh). vgl. auch leibfrohne. 
LEIBDING, n. etwas auf lebenszeit zur nutznieszung ausbe- 
lungenes, an gut oder rente: von 12 gulden leibdings. deutsche 
tädtechron. 2, 16, 11; der (bischof von Augsburg) ward mit der 
tat ains, das yederman umb sein leibding ainer dem andern 
ırief geben und nemen sol (leibdingsverträge sollen schriftlich 
‚bgeschlossen werden). 4,306, 9; anno 1396 jar da tet die stat 
‚Augsburg) mit irem bischoff Burckhart von Elerbach alle leip- 
ding in zinszlechen, und der pfaffen leibding solt stan sibenzig 
ar. 316,4; also ergab sich der von Regensperg recht an die 
von Zürich, die gabent jm ein Iypding und hieltent jn erlich, 
WTTERLIN chron. 179. vwgl. Jeibgeding. 
LEIBDINGER, m. inhaber eines leibdings; der ein gut auf 
»bgeding besitzt. leiptinger Schm. 1,1412 Fromm. 
LEIBE, f. für leube == laube (vgl. sp. 290 fg.) : granarium, 
zornbön, speycher, leyben. ALBERUS ss4’; pavimentum, lectile, 
:in leyb, bün, steinern esterich, ein plaster von kleinen stein. 
L13*; contfignatio, das zusamen fügen, oder ein bün, leyb. 
’k4”. ss. auch unter kauflaube fheil 5, 334, 
LEIBEIGEN , adj. 1) mit der person eigen, einem andern 
zugehörig. es ist der verstärkte rechtsausdruck eigen von knechten 
und hörigen (theil 3, sp. 92, no. 3), erst im 14. jahrhundert, wie 
es scheint, ausgebildet (der früheste beleg von 1388 bei LEXER 
1, 1932), und zunächst auftretend in begleitung von umschrei- 
ungen wie eigen vom lNp, mit dem lip einem zugeheren 
LEXER 1,1931. HaLTtAus 1239; die armen lüte die mit dem 
ibe nit ir aigen sind. ebenda, von 1420); seit dem 15. jahrh. 
ıber formelhaft, und namentlich seit dem 16. jahrh. das einfache 
»igen mehr und mehr verdrängend: ein leibeigener oder leib- 
ägene, so nit anderswo här verkauft worden ist, sondern 
ınserm haus erboren, verna CALEPIN (1570) 1614; eine leib- 
:igen magd. 3 Mos, 19,20; wiltu aber leibeigen knechte und 
negde haben, so soltu sie keufen von den heiden. 44; wenn 
lein bruder verarmet neben dir, und verkeuft sich dir, SO 
;oltu jn nicht dienen lassen als einen leibeigen ... denn sie 
der bruder und seine kinder) sind meine knechte, die ich atıs 
Egyptenland gefürt habe, darumb sol man sie nicht auf Jeib- 
gen weise verkaufen. 39. 42; leibeigen leute. Hes, 27,13; 
loch soll den oberkeiten an jhren gerechtigkeiten und her- 
zommen der leibeignen halben, dieselbigen ledig zu zehlen 
der nicht, .. nichts abgebrochen oder benommen sein. abschied 
les reichst. zu Augsburg 1555, $ 24; einem leibeignen knecht 
zleich unterwerfen. Galmy 53; leibeigne knechte. Kırcuynor 
wendunm. 53°; als eine leibeigne sclavin. Felsenb. 2,592; dein 
eibeigne-schlayen Manutius und Bemhus. PHıLANDER 2 (1643) 
196; hörige oder leibeigne leute .. waren das eigenthum ihres 
herrn. Möser osn. gesch. 1,81; der gutsherr, sagt man, hatte 
»hedem das höchste recht über seinen leibeignen, er konnte 
ihn tödten wenn er wollte, der leibeigne stellete keine person 
vor, er hatte nichts eignes. palr. phant. 3, 251; 
Esopus ist aus Phrigia, 
geborn vom fleck Amoria, 
ein gekaufter knecht und leibeigen. 
B. WauLDIis eb. Esopi v. 23; 
hab da selben dient sieben jar 
gar hart, als ein leib aigner knecht, 
nach dem entran ich aber schlecht. H.Sacus 3, 2, 220°; 
so wil ich dein gefangner sein . . 
ich wil sein dein leib eigner man. 238"; 
zuströwet werden wir, und wie leibeigne knecht 
ohn hilf, ohn recht 
erhärmlich hin und her geschlöppet und geraufet. 
WECKHEERLIN 163; 
leibeigen sein, werden w. dähnl.: las uns nur leben und gnade 
‘ur dir unserm herrn finden, wir wöllen gerne Pharao leib- 
eigen sein. 1 Mos. 47, 25; das ein jglicher solte seinen knecht 
ınd seine magd frei gehen. und sie nicht mehr leibeigen
	        
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