Full text: L. M. (6. Band)

608 LEIBHAFTIGKEIT — LEIBIGKEIT 
teufel hät gemacht auz menschlichem haupt und auz ains 
tracken leib, auz dem pesten leibhaftigen dinge und auz dem 
pesten. 271, 10; . 
ander leibhaftige ding. fastn. sp. 23, 36. 
in bezug auf leibesfülle (vgl. auch leibhaft 3): leibhaftig, corpu- 
lentus Dasyp. 
LEIBHAFTIGKEIT , f. corpulentia, corporatio, corporatura, 
StIELER 1133; körperliches ding, wesen? sant Augustinus sprichet: 
wer äÄn allerlei gedenke allerlei liphaftikeit und bilden inne 
bekennet, daz kein üzer sehen in getragen hät, der weiz, 
daz ez wär ist. MEisTER ECKHART 447, 38. 
LEIBHARNISCH, m.: wie Abiseos jm den leibharnisch auf- 
riesse, damit er jm dasz wehr in leib steche. Amadis 421. 
LEIBHEER, n. heer zum persönlichen schutze eines fürsten 
oder befehlshabers (vgl. leibgarde, leibregiment): 
kan hier sein leibheer nicht den besten dienst verrichten? 
A. GRYPHIUS 1698 1,266. 
LEIBHENGST, m. hengst den ein herr besonders gern oder 
ausschlieszlich reitet (vergl. leibpferd): ewer jument und leib- 
hengst. Garg. 154’; 
meins leibshengst solt du warten mir. 
H. Sacus 3,2, 165%; 
mein kleid und. kron mit reverenz 
und darzu auch meinen leibhengst. 4,1, 26‘; 
mein leibhengst braun. 4,2,21°% 
LEIBHENNE , f. henne als zins von einem leibeigenen ent- 
richtet. s. leibhuhn. 
LEIBHERR, LEIBESHERR, m. dominus hominum propriorum . 
irem rechten naturlichen lybsherren. HALTAUS 1245 (von 1468); 
und machte es sich, dasz sie zu feld kämen und etlicher 
seinen leibherren ufm feld sehe, der wider die herren von 
Rotenfels wäre, so solten dieselben still stehen und keiner 
partei helfen. weisth. 6, 51 (Franken, von 1494). 
LEIBHETZE, f. bei den jägern diejenigen hetzhunde , welche 
ler fürst zur sauhetze allemal für sich behält und in seiner gegen- 
wart damit loshetzen läszt, JaAcoBSSON 2, 586°. 
LEIBHOLZ, n. - wassergänge, leibhölzer .. sind den schaar- 
stöcken ähnliche stücken, welche rund um das schiff herum 
{aufen, und gegen die füllungen des binnenklotzes antreten. 
JACOBSSON 8, 146". 
LEIBHUHN, n. gallina, quae in signum juris mancipäü datur, 
eibhenne. STIELER 750. 
LEIBHUND, m. name einer doggenart: kammerhunde sind 
Jie edelsten und schönsten doggen, hierauf folgen die leib- 
hunde. NEMNICH 1, 821. 
LEIBHUT, f. persönliche hut: sie (die fürsten) können denen, 
lie auf ihre leibhut bestellt, oft am wenigsten trauen 
BurtscHKy Patm. 717. vol. leibwache. 
LEIBICHT, adj. bei leibe (vgl. leib 3,d,& sp. 586), wolgenährt . 
leibicht (neben leibig) corpulentus, obesus STIELER 1133; wann 
das viehe leibicht, stark und muthig. HoHBErG 1,21; in erwei- 
terter form: leibachtig, fleischhaft und feiszt, corpulentus 
MAALER 269°, . 
LEIBIG, adj. 1) wie leibicht, wolgenährt, feist: corpulentus 
libig, leibiger DıEr. 152°; katarthicum ist gut den leibiger 
menschen und die da hart attmiczent. Scam. 1,1411 Fromm., 
feiszt und leibig sein hetten sy für ein schand. Frank weltb. 66°; 
etwas leibiger und dicker. THURNEISZER beschreibung influent. 
wirk. 14; man konte ihn aber keine ader öffnen, weil er sc 
leibig und gar kleine adern hatte. HARSDÖRFER lust- u. lehrr 
gesch, (1653) 2,272; wann es (das ross) gar zu leibig oder feiszt 
wirt. SEUTER rossarzn. 57; davon werden sie (die schweine) fein 
leibig, stark und gut. CoLErus hausb. 333; vortrefliche pferde, 
leibig und wolgestalltes vieh. HoHBERG 3,1,42°; noch jetzt ober- 
deutsche Webers haben immer die schönsten und leibigsten 
sauen im dorf. FeLDErR Nümmamüllers 140. übertragen? und 
am ende strotzt leibig und wohlgenährt..die riesige Athos- 
kuppel in die lüfte, FALLMEREYER fragm. (2. aufl. s. 236). 
2) auch nur mit einem leibe versehen : corporeus, leibig, das 
ein leib hat, sichtbar und greifig ist. Dasyp.; also werden 
die corpora spirituum, virtutum, lebendig und geist: der lei- 
bige bleibt im leibe, der geistliche wirdt von dem magneten 
an sich gezogen. PARACELSUS Opp. 1, 381A. 
3) vergl. die zusammensetzungen dünn-, dürr-, dick-, fett-, 
stark-leibig; hartleibig; auch ableibig theil 1,72, wo leibig noch 
der bedeutung leben habend zufällt. 
LEIBIGKEIT, f. corpulentia. STEINBACH 1, 1027; leibikeit cor- 
vulentia. voec, inc. theut. ma”. 
LEIBISCH — LEIBLICH 604 
LEIBISCH, adj. dem leibe gemäsz: also (hilft auf) die speisz 
ıem leib auf leibische art. PARACELSUS Opp. 1,14A. 
LEIBJÄGER, m. derjenige, welcher auf jagden beständig vor 
ler herschaft herreitet, und sich von ihr nicht wegwenden darf, 
{ACOBSSON 6, 440°. 
LEIBJUNGE, m. junge zur persönlichen bedienung einer her- 
schaft: und sich so wol gehalten hatte, das er ihn zu einem 
eibjungen aufgenommen. Schürz Preuszen 69; 
_ thut unsern he sagen, 
wir haben es ernstlich befohln, 
mann soll den besten arzt jhm holn. 
J. AYRER 375° (1881,23 Keller). 
LEIBKAPELLE, ff. musikkapelle, die ein fürst für seine per- 
önlichen bedürfnisse unterhält: ein concert der herzoglichen 
eibkapelle ; 
ihr ist die erste stelle 
mit intendantenrang in meiner leibkapelle. GoTTER 1,201. 
LEIBKERZE, f. kerze deren brennen den zustand des leibes 
inzeigt: haben neben disen ein leibkerzen, auch ein seel- 
zerzen, das eine dem leib, die ander der seel brenn. FRANK 
veltb. 149°, wgl. dazu lebenskerze 2 sp. 445. 
LEIBKLEID, n. kleid mit einem leib (vgl. leib 7,d sp. 590): 
nägde und bürgerweiber, wann sie leibkleider tragen. AMA- 
ZANTHES frauenz.-lex. (1773) 1916. 
LEIBKNECHT, m. knecht für die leibpferde eines herrn? Pieps 
wurde sein leibknecht. FrREYTAG ahnen 5,103. 
LEIBKOCH, m. mundkoch , coquus primarius, archimagirus. 
“TIELER 1000. 
LEIBKORN, n. korn als zins von leibeigenen. HALTAUS 1245. 
LEIBKRANKHEIT, f. krankheit im innern des körpers (im 
Jegensatz zur duszern verwundung, vgl. auch leibarzt 1 sp. 590): 
wisset auch das in den leibkrankheiten, dasz zugleicherweisz 
wie in den wundkrankheiten, der himmel sein erblichen lauf 
zintreibt, PARACELSUS 0pp. 1, 725A. 
LEIBKÜCHE, /f.: sein gesicht ist Lucifers leibküche (his 
jace is Lucifer’s privy-kitchen). Shakesp. Heinrich IV 2,2,4. 
LEIBKUTSCHER, m. rhedarius primarius. STIELER 1050: du 
solltest mein leibkutscher werden. GöTHE 10, 129. 
LEIBLANG, adj. allitterierende verstärkung von lang: einen 
'leiblangen tag ohne heischung essens und trinkens. esels adel 
1619) 1,582. es heiszt sonst einen lieben langen tag, vgl. sp. 159. 
LEIBLEDIG, adj. : 
wie er in letzten zeiten 
dan schier dem Paulus gleich gewünscht, ausz allem streiten 
bald aufgelöst zu sein, damit der freie geist 
leib-lädig seinem gott die huldungs-pflichten leist. 
ROMPLER 117, 
LEIBLEHEN, n. lehen auf lebenszeit: im jahre 1824 wurden 
Jie acht (zur schiffahrt auf dem Bodensee) berechtigten schiffer 
zu Friedrichshafen von der württembergischen regierung aus- 
zekauft, indem jedem, wie seiner ehefrau, eine Jährliche ab- 
ändungssumme von 450 gulden unter dem namen “eheschatz' 
zum leiblehen gegeben wurde. didaskalia vom 14, nov. 1871. 
LEIBLEIN, n. 1) corpusculum. STIELER 1132; libel corpus- 
ulum. voc. inc. theut. mA4*; leible, corpusculum, kleins leible, 
varvum corpusculum MAALER 269‘; seid zu frieden, wann eure 
'eiblein die kleine zeit, so ihr habt auf erden herumb zu 
aufen, so viel es sein kan aufs nutzlichste, und mit wenig- 
‚tem getösz und geschrei, ihr mögt erhalten. ScHuPPIius 716. 
2) leible, ist auch ein kleidung der weiheren. MAALER 269°. 
Jl. leibehen. 
LEIBLEIN, n. kleiner leib (brotes): 
vom schwarzen laiblein ein dünnes scheibchen. Rüöckert 213. 
LEIBLICH, adj. 1) persönlich: wenn unser herre, der römi- 
;che künige oder sein nachkomen nicht leiplich zu Nüremberg 
wern, daz sie dann dieselben vesten nyemanden eingeben 
ıoch befülhen dann uns dem rate der stat zu Nüremberg. 
}. städtechr. 1,198, 20 (von 1401); derhalben ich aus der maszen 
‚erne were selbs zu euch komen leiblich (statt nur zu schreiben). 
„UTHER 5,13°; so wolt ich ja herzlich gerne (wie auch wol 
»illig) leiblich um euch sein. ebenda; hab ich doch nicht 
assen mögen mein leiblich abwesen ..zu entschüldigen. 14°. 
‚om teufel (vergl. dazu leibhaftig 2): 
do schlag der leiplich teufel zü. 
MurRnER schelmenzunft 37*, 
zuch noch in der heutigen sprache nicht ganz vergessen, als ein 
innlicherer ausdruck für das in gewöhnlicher rede herschende 
sersönlich : 
der ihr leiblich nah darf bleiben. 
RückKert liebesfrühl, 1872 s. 63:
	        
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