Full text: L. M. (6. Band)

611 LEIBZWANG — LEICH 
liche leibzüchterin dessen nachlasses, übergegangen seı. Frankf 
journal vom 14. sept. 1871. 
LEIBZWANG, m. zwang beim stuhlgange, verstopfung des 
unterleibes, 
LEICH , m. 2. 1) eierklumpen von fischen und amphibien, 
für dieses wort, erst in der späteren sprache bezeugt, wird eine 
frühere ahd. form hleih vermutet, da das russische klek” frosch- 
leich als urverwandt angesehen werden musz. WEIGAND wörterb, 
1,895. das leich, ova piscium STIELER 1122; der leich, sperma, 
semen piscium et ranarum STEINBACH 1,1028; auswerfen wie 
ein laich. PARACELSUS (1590) 8 s. 87; da dann das weiblein (des 
lachses), bald nach geschehener begattung , seinen leich von 
sich lässet, welcher, mittelst der sonnenwärme, sofort sein 
leben und wachsthum erhält. GÖcHHAUSEN not. venal, (1741) 338 ; 
seinen leich, welcher in kleinen eierlein, von grösze einer 
kleinen erbse, bestehet. 351; vergl. auch fischleich, frosch- 
leich, krötenleich; Vırmar 234 verzeichnet das collective neutrum 
gelaich als in Hessen weit üblicher als das singularische mas- 
culinum. Bildlich: ich berechne, wie lang es noch dauert, 
bis das hemd unter den hadernschneider taugt und zu kon- 
zeptpapier, an das ein gelehrter den laich seiner ideen streicht. 
J. PauL Quint, Fixl. 21; weil er über jede gasse, durch die er 
ging, den schneckenschleim und laich seiner berichte gezogen. 
komet 2, 149; vermöge der unendlichen leichtigkeit, womit er 
seinen musikalischen leich von sich gab. WIELAND 19, 243; 
sprichwörtlich: es ist ain laich und brut. S. Frank. in Baiern 
bezeichnet man mit laich auch jede unreine, ekelhafte flüssige 
oder klebrige sache (z. b. schlechtes bier). ScHMm. 1,1419 Fromm, 
2) leich, die leichzeit (sonst leiche , s. d.): auch sprechent 
zie, daz ein amptman denselben wagk verbieden moge viere 
wochen in dem leiche, unde nit langer. weisih, 1,773; im 
leych (zur leichzeit). Straszburger handschr. von 1666 bei SıEBOLD 
süszwasserfische 108 not. 2, 
LEICH, m. n, in verschiedener bedeutung, val. dazu das zweite 
leichen unten. 
1) der grundbegriff einer rhythmischen bewegung zeigt Sich 
manigfach in der ältern sprache, so im goth. laiks x%ogös, alt- 
nord. leikr, spiel, gesellschaftsspiel, tanz, ags. läc, tanz, aber auch 
das feierliche schreiten zum opfer und das opfer selbst, ferner 
weltstreit und selbst kampf; heute ist davon mundartlich englisch 
noch laik spiel, geländel übrig, wie schwed. lek, dän. leg spiel, 
unterhaltung. ahd. mhd. erscheint das wort zwar vornehmlich in 
der unten folgenden bedeutung , nur in zusammensetzungen wie 
ahd. chlafleih fragor, mhd. weterleich blitz gilt leich von der 
spielenden bewegung des wetterschlags; dasz aber die bedeutung 
spiel einst auch im hochdeutschen sonst verbreitet gewesen, ergibt 
der umschlag in den örtlichen sinn eines spielplatzes, schon ahd, 
näh temo salbe des rangleiches, post unctionem palaestricam 
GrafrF 2, 153 (aus Marc. Cap.) ; und später: arca ein leich. regio 
ein marg: ut in aleis et veteribus ludis. Trocnus D3* (im cap. 
de ludis); sphaeristerium , kegelban, ein leich. ALBERUS dick, 
X2°; was düringisch, fränkisch dauert, bei LUTHER als fem. leich 
und leiche: sie meinen, wo sie die kugel in die hand kriegten, 
wolten sie wol zwelf kegel treffen, da doch nur neune auf 
der leich stehen, bis sie erfaren, das neben der leiche auch 
ein weg bei hin gehet. 6, 136°; sonst als neutr.* leich, areolam, 
in qua coni liqgnei ad sphaerulis evertendum constituuntur, alias 
kugelleich, sphaeristerium STIiELER 1122; fränk, das kugellaich, 
das lange, das kurze laich, kegelspiel, das laich geben, setzen. 
Scham. 1,1149 Fromm.; vgl. kugelleich, kegelleich (letzteres wort 
als kegl& osterländisch). hessisch ist das leich im frühlingsspiel 
der knaben mit thonkugeln die auf die spielbahn ausgeselzie ein- 
zelne thonkugel, nach welcher geschossen wird. VıLMAR 243. selbst 
den allgemeinen sinn platz (ohne bezug auf spiel mehr) nimmt 
leich an: in Ohrdruf heiszen zwei straszen das grosze und das 
kleine leich. MoLTkE sprachwart 1866 s, 327, 328; weral. auch 
schindleich, schindanger. 
2) leich, im hochd. vornehmlich die weise eines tanzes oder 
gesanges: ahd. leih modus, modulus GrAarr 2,153, vergl. ScHM. 
1, 1149 Fromm. ; 
mhd. nü hänt diu wip geleret 
daz si niht werden nunnen, 
die sus girregarren kunnen 
an Irreganges k}eichen. ges. abent. 3,81, 1433; 
dann aber auch gesang aus ungleichen strophen bestehend, vergl, 
LACHMANN Kl, schriften 1,325 ff., und in späterer mhd. zeit selbst 
mit einer andern gattung von gesängen, den kirchlichen leisen, 
gleich gebraucht: der leisz uder leieh den sü sungent. deutsche 
städtechr. 8. 107,29. mit der feineren mhd. verskunst stirbt leich 
LEICH — LEICHE 612 
n” diesem sinne aus, aber erinnerung daran scheint zu sein leich 
nachen, rauschen, strepiltum edere MAALER 270°. 
3) leich, bairisch der possen den man einem spielt. ScHM. 
‚1149 Fromm., vgl. dazu unten leichen 1 sp. 615. im düring. 
eich, ein durchtriebener mensch. REGEL 228. STALDER 2, 164 
bt ein masc. leich, laich als umgang, bekanntschaft; vgl. dazu 
ınten leichen mit einem sp. 616: in vilen dörferen ist der 
rauch, dasz die bauren bei einander sind umb s. Martinstag, 
vann der lieb heilig s. Schweinhardus im leich ist under den 
yauren, WıckraM rollw. 176,6 Kurz. 
LEICH, f. funus; vgl. leiche. 
LEICHBEGÄNGNIS, n. ezxsequiae, funus: bei dem adelichen 
eichbegängnüsse. BurscnKy kanzl. 907; arm und elend lebte 
»r und noch armseliger ist er gestorben, ohne trost, ohne 
zeläute, ohne leichbegängnus. polit. stockf, 170; 
(wo) ein leichbegängnis anzuordnen ist. 
WızLanD Horaz. epist. 1,28. 
, leichenbegängnis. 
LEICHBESTÄTIGUNG, f. begrübnis: bei noch werendem 
andtage ist fräwlein Hedewig Maria . . zu Loytz bei der mutter, 
{ahin sie schwach von der stetinischen leichbestetigung ge- 
‘ühret war, ..todtes verfahren. MiıcrÄLiuSs alt. Pommern 4, 6; 
ınreichende die bevorstehende leichbestätigung, wil ich mich 
‚u bestimter zeit einfinden, und ihn zu seinem ruhbetlein 
zeleiten. BuTscHKY kanzl. 910. 
LEICHBESTATTUNG, f. curatio funeris, humalio, sepultura, 
»zequiae, STIELER 2116; auf eines von Grünentahl, leichbe- 
stattung (überschrift eines gedichts). FLEMING 124. ss. leichen- 
yestattung. 
LEICHBIER , n. bewirtung, vornehmlich mit bier, welche ein 
eichengeleite genieszt. SchHm. 1,1424 Fromm. s. leichenbier. 
LEICHDORN, m. dorn im körper, name der schmerzenden 
ırnhaut am fusze, der zufrühest in niederdeutschen und mittel- 
leutschen gegenden nachzuweisen ist, während er in andern 
ıühnerauge, elsternauge, krähenauge lautet? clavus lyckdorn 
Dıer. 126°; gemursa ein lijchdorn, lichdorn 259°; lijckdoren 
. exter-ooghe clavus KıLıan; clavus hühnerauge, leichdorn, 
schwillen am fusze Kırsca cornuc.; umgedeutet clavus leicht- 
ı10rn ALBERUS dict. Pp4); ich fühle den schmerzhaftesten ein- 
iruck, wenn mich mein leichdorn peinigt, am ende meiner 
zehen. KANnT 3,54; 
willkommen, meine herrn! es warten euer (zum tanze) 
hier damen, deren fusz kein leichdorn plagt. 
Shakesp. Romeo u. Julie 1,5; 
ladies, that have their toes 
unplagu’d with corns, will have a bout with you. 
vgl. auch hühnerauge fheil 42, 1878. 
LEICHE, f. corpus mortuum, funus. 
1) gegenüber einem in den ältesten dialekten übereinstimmend 
verbreiteten neutrum * goth. leik fleisch, leib, leichnam, alts. 1ik, 
ıgs. Nic, altengl. lich; fries. altnord. 1ik, das auch im ahd. selten 
ıuftaucht (in Khhe chiboran incarnatus Isidor 19,24 Weinhold), 
teht hier gewöhnlich ein starkes fem. ih, gen. dat. Yihhi, nom, 
lur. Yihhi, welches mhd., wo das neutrum ganz untergegangen 
‘uw sein scheint, als Yich fortdauert, und auch im ältern nhd, 
zoch als leich sich findet; die leich, item kirchgang mit einer 
eich, funus, exequiae, funebris pompa MaAALER 269°; darnach 
;tund er auf von seiner leich. 1 Mos. 23, 3; leich, funus, cassum 
mima Corpus SCHOTTEL 1356; plur, leiche: und das haus Israel 
zol nicht mehr meinen heiligen namen verunreinigen . . durch 
lie leiche Jrer könige in jren höhen. Hes. 43,7; sollen sie .. 
lie leiche jrer könige, fern von mir wegthun. 9; mil der 
nebenform leuch: leüch, funus Dasyp. (neben leich); in des 
künigs leüch. Frang wellb. 85°; und leicht: funebris oratio ein 
red die man von der leicht thüt Dasyp., noch jetzt bairisch, 
wetterauisch leicht ScHhm. 1, 1424 Fromm. ; und leichte, was sich 
an die nachher zu. nennende schwache form anschlieszt ? 
neren sich aus ander leut schaden, 
aus todten wie würm, schlangen, maden, 
wo leichten seind und groszes leid, 
da suchen sie jr beut und freud. 
FıscHART dicht. 1,163, 1167 Kurz. 
jene starke form wirkt noch in den zusammensetzungen mit leich- 
{statt des heute gewöhnlichen leichen-) nach, die an alphabetischer 
stelle zu vergleichen. 
Die schwache form des wortes, schon in der frühen mhd. zeit 
achweisbar ? 
sin (Chrısti) gothait diu ist mit im din: 
unser ist diu liche (die menschliche yestult) sin. 
° MÖLLENHOFF U. SCHERER no. 46, 14:
	        
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