973 LIEBLING — LIEBLINGSBLUME
dasz zwischen beiden schwestern nun Orest
der liebling wuchs. 9,20;
dasz stets in der blüte dahinsinkt jugendlich,
wer der gottheit süszer liebling. PLATEN 132;
selten zeigt sich einer, welchem jeder puls wie feuer schlägt,
weil ihn die natur als ihren liebling auf den händen trägt. 253;
von einem vorzugsweise gern gelesenen schriftsteller; man hatte
Wilhelmen gesagt, dasz er ja gelegentlich des prinzen lieb-
ling, Racine, loben... solle. Görne 18, 287; kein dichter...
dürfte sich weniger zum liebling und zum hbegleiter durchs
leben schicken, als gerade Klopstock. ScHıLLER 1203’; von
figuren eines romans: und wie er weder in ehre noch minne,
gleich seinen lieblingen in den büchern, irgend etwas gethan.
ArRNıM kronenw. 1,145; von Ihieren:
der Argus, der dem wilde
so feurig nachgesetzt, der waldung und gefilde
wie seinen stall gekannt, und bei der jungen schaar
des jagdgewohnten hofs ein rechter liebling war.
HNAGEDORN 1,41;
sein Hinz, der liebling junger katzen,
so glatt von fell, so weich von tatzen. 2,68;
ferner, ohne dasz der sinn des bevorzuglen besonders mehr hervor-
triltl, von einem geliebten sohne:
schlaf, herzenssöhnchen! mein liebling bist du!
lied von F, C. IIEMER (1811);
von einem geliebten: mit wahrer leidenschäft verschwendete
sie den ganzen reichthum ihrer liebkosungen, welche ihr die
natur eingab, .. an ihren liebling. GöTHE 18, 60;
er eilt Laurettens zimmer zu,
die auf des lieblings schoosze lauschet,
und itzt mit ihm, in sichrer ruh,
die allerbesten küsse tauschet. HAGEDORN 2,90;
es ward kein liebling zum verräther,
und unsre jungfern freiten später. 3,72;
(Röschen) band den weizen, welchen Wilhelm mähte,
band und äugelt’ ihrem liebling nach, Höuity 60 Halm;
von einer gelichten :
doch welch entsetzen! seine schöne,
sein liebling, war halb mensch, halb fisch. GELLERT 1,257;
endlich von gegenständen (vgl. dazu die unten folgenden zusam-
mensetzungen) : genug, jene oben im allgemeinen erwähnten,
ernsten und die menschliche natur untergrabenden gedichte
waren die lieblinge, die wir uns vor allen andern aussuchten.
GÖTHE 26, 218 :
dies plätzchen
hab ich mir längst zum liebling auserlesen.
ScHILLER don Carlos 1,3.
LIEBLINGIN, f. franz. favorite: Harlequin geht ab, und
äszt dem haushofmeister und seiner lieblingin alle freiheiten,
einander liebkosungen zu machen. LESSING 4, 440;
traur ihn (einen verstorbenen), Georgia,
du seine lieblingin. HöLrty 45 Halm;
lieblingin der Flora (rose). Voss 4,20;
einsiedlerische sängerin (nachtigall),
der mus’ und schwermut lieblingin. 6,209.
LIEBLINGSARBEIT, ff. besonders gern geihane arbeit: das
gärtnern war seine lieblingsarbeit.
LIEBLINGSARIE, f. besonders gern vorgelragene oder gehörte
zrie: auch wurde von einer dame eine lieblingsarie vor-
getragen. GÖöTHE 29, 288.
LIEBLINGSBANK, f. bank auf der man vorzugsweise gern
atzt:
wann auf der liehlingsbank an der efeurankigen felswand,
die aus verdecktem geschirr vielfarbige blumen durchschlängeln
du mit dem heiteren buch dich labst, bei levantischem kaile,
Voss 2, 201.
LIEBLINGSBAUM, m. besonders geschätzier baum:
als noch auf meinem lieblingsbaum
des morgensternes fackel bebte. STOLBERG 2,33.
LIEBLINGSBESCHÄFTIGUNG, /.- sie verschmäht ihre lieb-
ingsbeschäftigungen. GÖTHE 57, 14.
LIEBLINGSBILD , m.: sie hatten, wenn ich mich recht
erinnere, ein lieblingsbild darunter (unter den bildern eines
vcabinels). GÖTHE 18, 105; es that mir für einige meiner lieh-
lingsbhilder leid. 38, 91.
LIEBLINGSBILDUNG, /f.: wandle ihn (Mephistopheles), du
unendlicher geist! wandle den wurm wieder in seine hunds-
gestalt . . wandl ihn wieder in seine lieblingsbildung, dasz er
vor mir im sand auf dem bauch krieche, ich ihn mit füszen
trete, den verworfenen! GÖöTHE 12, 233.
LIEBLINGSBLUME, /.: die dunkelrothen nelken sind meine
gehlingshlumen. Görnes briefwechsel m. e. k. 1,41: er wuszte.
LIEBLINGSBUCH — LIEBLINGSMELODIE 974
lasz dem vater freude war, wenn er einige minuten mit ihm
Jurch den garten schritt, das wachsthum der l!eblingsblumen
\etrachtete. FrReyTAG handschr. 1,44.
LIEBLINGSBUCH, n.: ich bekenne daher unverhohlen,
lasz mir für den kopf desjenigen etwas bang ist, der wirk-
ich und ohne affectation diesen dichter (Klopstock) zu seinem
jeblingsbuche machen kann, zu einem buche nämlich, bei
ijem man zu jeder lage sich stimmen, zu dem man aus jeder
age zurückkehren kann. ScHILLER 1203"; (Thümmels roman
‚eisen nach dem miltägl. Frankreich) wird mit recht ein lieb-
ingsbuch unserer . . zeiten bleiben. 1205.
LIEBLINGSDICHTER, m. obgleich Wilhelm .. noch gerne
nehr gesprochen und dem fürsten gezeigt hätte, dasz er nicht
)»hne nutzen und gefühl seinen lieblingsdichter gelesen. GÖTHE
8, 289; dafür lieblingdichter: stellen aus seinem hiebling-
"cehter Horaz. Sturz 1,11.
LIEBLINGSDIRNE, f.:
Phöbus’ lieblingsdirne. SEUME ged. 55,
LIEBLINGSESSEN, n.:
denkt auch Thoms an die karpfen für unseren sohn und den
der uns zu abend beehrt, ihr hNeblingsessen Yon allers?
Voss 2,283.
LIEBLINGSFREUDE, /.: alle jagen nach ihrer lieblings-
"reude. Sturz 1, 76.
LIEBLINGSGEDANKE, m. : die vollendung des domes war
äner von Napoleons lieblingsgedanken. H. HEINE 2, 127;
lieblingsgedanken sind
ihm dann die nächsten. STOLBERG 1, 330,
LIEBLINGSGEFÜHL, n.: dasz er den könig zum vertrauten
ieiner lieblingsgefühle gemacht .. hatte. SCHiLLER 767°,
LIEBLINGSGEGENSTAND , m.: aus eben dieser neigung
ınd fähigkeit werden sie (die persischen dichter) gewisse heb-
ingsgegenstände nicht los. GöTHE 6, 77.
LIEBLINGSGERICHT, n. lieblingsessen ? sie sind sehr krank,
ihre lieblingsgerichte widerstehen ihnen. GÖöTHE 16, 141; suppe
ist mein lieblingsgericht. H. HEINE 1,273.
LIEBLINGSGESCHICHTE, f.: es ist zu wünschen, dasz
ınser held für seine lieblingsgeschichten aufmerksamere zu-
1ıörer künftig finden möge. GÖöTHE 18,43.
LIEBLINGSHUND, m. >?
ersinne dir die lieblichste caresse
für jeder dame lieblingshund. SEuMmeE ged, 84.
LIEBLINGSIDEE, /.: sie mishandeln durch diesen tadel
lien bluträcher ihrer lieblingsidee. HAMAnn 2,429; ohne dich
ı1abe ich selbst an meinen lieblingsideen keine freude. GöTHE
ın frau v. Stein 3, 113.
LIEBLINGSINSEL, f.?
als ehedem
sie (die königin) in Cypern landete, . . rief das dortige volk
wie trunken aus, es wäre wiederum
Ta heimgekehrt
zu ihrer lieblingsinsel! PLATEN 310,
LIEBLINGSINSTRUMENT, n.: ich... hörte einige ihrer
‚eder, die sie (die bergleute) mit der zither, ihrem lieblings-
nstrumente, gar hübsch begleiten. H. HEINE 1, 33.
LIEBLINGSJÜNGER, m.: er horcht, wahrscheinlich zu
‚jernehmen was Johannes vom herrn ausfragen wird: denn
iberhaupt scheint die anregung des lieblingsjüngers von dieser
zanzen seite auszugehen (in L. da Vincis abendmahl). Görke
'9, 99.
LIEBLINGSKIND, %.- das lieblingskind ihres herzens, ihren
'rstgeborenen. ARNıM kronenw. 2,183;
lauscht, ihr lieblingskinder der mutter! STOLBERG 1,204.
LIEBLINGSLEIDENSCHAFT, /f.: dasz er, während er sich
iberredete den höchsten flor des reichs zum einzigen augen-
nerk zu haben, blosz für seine lieblingsleidenschaften ar-
‚eitete. WIELAND 7, 381.
LIEBLINGSLIED, n.: du glaubst nicht wie gut ich deine
;timme kenne. sie ist mir wie ein lieblingslied, welches man
zanz in sich aufgenommen hat, so dasz man gleich jeden
falschen ton darin merkt. FELDER reich u. arm 403;
hört ihrs wild jauchzen? hört ihrs wirbeln? Mehmed,
das war mein lieblingslied, mein festtagslied.
Körner werke 3,58 (Zriny 4,4).
LIEBLINGSMELODIE, /.: er habe 1u0ch selbigen abend
einer von Ottiliens lieblingsmelodieen ein allerliehstes gedicht
ıntergelegt. GÖTHE 17, 251.