LIEDERUNG -— LIEDLEIN
erinnerung an die tafelrunde des königs Artus, einen ‘gesanglichen
tischverein” stiflete und ihn mit jenem namen belegte.
LIEDERUNG, f. s. liderung sp. 896.
LIEDERVERBESSERUNG, f.: darum kann ich die lieder-
verbesserungen nicht leiden, das mögte für leute sein, die
dem verstande viel und dem herzen wenig geben. der junge
GörTHE 2, 228. ;
LIEDERVERS, m. vers eines liedes (statt des ungebräuchlichen
liedvers): das kind soll einen liedervers auswendig lernen;
die gemeinde sang am Sschlusse des gottesdienstes noch zwei
liederverse. ;
LIEDERVOLL, adj. :
nun macht ihr liedervoller mund
des rebenvaters grösze kund. HAGEDORN 3,128;
Laura sah ich im traum, bei ihr den fühlenden,
liedervollen Petrarca stehn. KLOPSTOCK 1,38;
Jlasz in dem himmel sanft die liedervoallen,
’rohen hügel umher zugleich ertönten. 79.
LIEDERWEISE, f. 1) art von liedern: brächten sie (die
herausgeber des wunderhorns) uns noch einen zweiten theil dieser
art deutscher lieder zusammen, so wären sie wohl aufzurufen,
auch was fremde nationen .. dieser liederweise besitzen, aus:
zusuchen, und sie im original und. . übersetzungen darzulegen.
GÖTHE 33, 204.
2) vol. liedweise.
LIEDERWONNE, /.: auch das wesen der heiligen dichtungen
ist wie die liederwonne des frühlings. Arnım kronenw. 1,7.
LIEDESWERTH, adj. :
zwar herrlich ist die liedeswerthe that. GÖöTuE 9,135,
LIEDFROH, adj.:
stets brause jedoch des gesangs strom, welcher um
Wittelsbachs liedfrohe burg schäumt! PLATEN 133.
LIEDLEIN, n. kleines lied, kleiner deckel (vgl. lied sp. 982):
schneperlin oder eiserne liedlein (an den blasebälyen), welche
vie die ventillen fürfallen. MaTHEs, Sar, 149°,
LIEDLEIN, x». kleines lied, cantiuncula :
dö ichs alr6&st erkande, dö was si sö tugentriche
daz ich ir miniu liedelin ze dienste gerne sanc.
NE1DHARD 82, 26 ;
wolauf Debora, . . und singe ein liedlin. richter 5,12; schaw
loch, sie gehen nider oder stehen auf, so singen sie von mir
liedlin. klagel. Jerem. 3, 63; wer mit schamparn worten, liedlin,
historienbilden, die höse lust reizt oder zeigt. LUTHER 1, 322’;
von anstand und von fried und vielen schönen dingen
wil Fama dieser zeit ein neues liedlein singen;
doch weisz ich nicht obs new. LocaAuU 1,2,4;
melodie: nynıstu dein fideln zü deinen henden und singest
ir darauf ein Iydlein, du machst sy das sie sich zü dem
fenster ausz ab zü dir würft. StEinnöweL dec. 565, 1 Keller,
einer abtissin . . ein liedlein, und zwar ein geistliches aufzu-
spielen. Simpl. 3, 270 Kurz; er schlug manch bewegliches trau-
riges liedlein auf der lauten, und netzte oft die saite mit
thränen. SCHUPPIUS 138 ; £n sprichwörtern und redensarten : jeder-
manns liedlein sein, in jedermanns munde sein; ich bin ein
spot allem meinem volk, und teglich jr liedlin. klagel, Jerem,
3,14; und sihe, du must jr liedlin sein, das sie gerne singen
und spielen werden. Hes, 33,32; wolan ich weis noch ein
liedlin von Rom und von jnen, jucket sie das ohr, ich wils
jnen auch singen, und die noten aufs höchste stimmen, ver-
stehest mich wol liebes Rom, was ich meine. LurTHER 1, 315’;
ja das ist das alte gemeine teglich liedlin, das keiner sihet,
wo den andern der schuch druckt, jedermann fület allein sein
ungemach. 5, 183°; ich habe euch hie bevor ein liedlein ge-
sungen, dasz all euer kirchengehen, euer beten, .. vergebens,
und gott dem höchsten nicht angenehm sei, so lang ihr das
alte rachgirige herz wider euren cousin und anverwandten be-
haltet. disz alte liedlein musz ich jetzo widerholen. SchupPpPıus
274. 275; zwar ich kan.. einem ein liedlein davon singen, wie
zine verläumderische falsche zunge einem ehrlichen mann sein
herz und seine seele verwunden könne, 310;
die zwo erlich stet Braunschweig und Goslar
solten fur im stehen grosze gefar.
die wolt er der maszen treiben und zwingen,
dasz sie im müsten seins gefallens ein liedlin singen.
SCHADE Sal. uU, pasqu. 1,56, 75;
o Valentin, ich wolt dir wol
von Eclaramunda ein liediein singen,
das wird schön in dein ohren klingen,
dann ich weisz gar wol, wo sie ist.
J. AYRER 315° (1573.14 Keller) :
993
LIEDLOHN 994
1ew liedlin singt mann gern, grala novilas. AGR. spr. 11’, — ein
übler plural empfindelnde liedleinchen Sieg/r. v. Lindenb. 2,301.
LIEDLOHN, m. n. 1) gesindelohn, dienstlohn an gesinde, mhd.
itlön in quellen seit dem 14. jahrh. (LEXER 1,1939): welicher
äich um lidlon beclagen lasset. weisth. 1,126 (Zürich, v. 1472);
‚enthen und gulten, liedtlohn und wirtzkost, darvor haben
;je ihre meyer einem jeden da recht zu thun.. 2,274 (Ober-
nosel, von 1642); dat die scholt were von weine, broit oder
idlone. 558 (Prüm, v. 1476); wer sich lät beklagnen umb lon,
es si lidlon ald ander lon. 5,187 (st. Gallen, von 1462); item,
was liedlohn betrifft, soll, so der bekanntlich verdient ist,
von zeit der clage bisz zum 3. sonnenschein uszgericht und
zezahlt werden. 631 (rheinisch, v. 1497); die knecht fragen nach
rem liedlon. S. Frang sprichw. 2, 43°; dem tagwerker seinn
jdtlon nit übernacht vorbehalten. AGR. spr. 213°; do was
‘Ayconius miner huszfrowen 14 Züricher gulden schuldig Hd-
on und entlent gelt. Tn. PLATTER 113 Boos; er hab .. seinem
knecht, magd, taglönern und arbeitern jr recht und liedlon
nit gewegert oder abgewessert. MaTnHEs. Sar, 19°; also macht
es einen arbeiter lustig, wenn er seines liedlons gewisz ist.
126°; liedlohn deren knechte, mägde und in des meisters kost.
stehender gesellen. Mainzer landrecht 1755, xxu $2;
sein sauren liedlohn greift er an (der knecht),
und verspilt oft in kurz fürwar
mehr dann er gwinnt ein viertheil jar.
Bırk doppelspiler 8;
sprichwörtlich: liedlohn schreit zu gott im himmel. Sımrock
;prichw. 346; leret die fürsten der erden, wie sie zinn und
silber, kupfer und gold verkehren können, damit der ver-
liente aber aufgehaltene liedlohn nicht so oft gen himmel
ichreie. SCHUPPIUS 704.
2) auch arbeitslohn für einen, der nicht gesinde ist: merces,
lidlon, besoldung für die arbeit. Dasypop.; lidlon, salarium,
merces, praemium, manupretium MaALER 270°; und soll ihm
geben zwei brodt, das soll sein des beckers lidlohn. weisth.
2, 808 (Hunsrück, von 1508); kriege solte man auch wegen
wichtiger ursachen nicht anfangen, und würde deswegen des
Tercules wieder den Laomedon und Augeas wegen vorent-
ıaltenen liedlohns angesponnener krieg gescholten. LOHEN-
STEIN Arm. 2,378”; ehrensold eines arztes: nach dem ich hier
)evor oftmals e. g. umb das liedlohn, so e. g. vorfahren seliger
nir versprochen, durch mein selbst person schriftlich und
nündlich anregung gethan .. mir solch versprochen liedelohn
. unvermindert zu vergnugen. schreiben eines urzles von 1534
jei HALTAUS 1266; sie haben meine besoldung entzogen und
nich meines liedlohns beraubt. PARACELS. 0pp. 1,132A; lohn
’m himmel: o wie ein groszer lidlon wär by got wenn sy nit
n dieser zyt einer belonung hofftend. P. GENGENBACH pfaffen-
piegel 326.
3) liedlohn ist ein weit verbreiletes wort, es findet sich im
\lemannischen, Bairischen, Fränkischen, auch in Obersachsen (der
der das liedlohn theil 2, 1129) und in Niederdeutschland : Yidlän,
idlön dienstlohn, gesindelohn, lohn der knechte und mägde SCHAM-
JAcH 123°; in Westfalen liedlaun oder lietlaun. frühere erklärungs-
‚ersuche des ersten theils in der zusammensetzung haben theils an
ied für glied gedacht (liedlohn ein lohn, den man mil seinen
liedern verdiene), theils an isl, Yi&, volk, kriegsvolk, familie, ge-
inde, hilfe, theils endlich an das in den altdeutschen gesetzen
atinisirt vorkommende litus, lidus, lito diener. indes darf darauf
ıufmerksam gemacht werden, dasz liedlohn weder auf den be-
wiff des lohnes für handarbeit, noch auf den eines gesindelohnes
jeschränkt ist, da ja der arzt auch sein honorar ein liedlohn
zennt (oben 2). erwägt man ferner, dasz das wort auch ersetzt
vird durch verdienter lohn, erarnter lohn: verdeenet loen der
znechte ofte megede, off huyre. weisth. 3,147 (Westfalen, von
‚363 4. 1547) ; tho betalen ..vordeinet loin. 203 (von 1570); wo
‚emandt ainen beclagt umb gearneten lon, das lidlon ist, so
;ol der richter.. dem beclagten gepieten, das er den clager
jeines lidlons, wo er des bekennt, in vierzehen tagen entricht.
‚eform. des bair, landrecht von 1518 bei HALTAUS 1265; SO kann
hm wol keine andere bedeutung innewohnen als die des lohnes,
den man nach gethaner arbeit, bei beendigung einer dienstzeit oder
siner beschäftigung empfängt. dann aber ist lied- das unter ledig
;p. 497 aufgewiesene ahd. lid gang, wanderung, und liedlohn
ügentlich der lohn, den man einem zahlt, wenn man ihn aus
seiner stellung verabschiedet, gehen läszt. die nürnbergische form
glidlön (Scum. 1,1442 Fromm.) fügt sich dieser deutung, da im
ıhd. galit, uz-gilit excessus ausdrücklich bezeugt wird.