Full text: L. M. (6. Band)

995 LIEDLÖHNER — LIEFERFRIST 
LIEDLÖHNER, m. mercenarius. HALTAUS 1266 ; ainem yeden 
lidlener (im bergwerk). ScHM. 1,1442 Fromm, 
LIEDMASZ, ®. gliedmasz (s. dort): organum glid- 1 lidmäsz 
Dıer. 400°; niederd. artus ledemat 52°; organum en litmat 400°; 
allen lidemezen des libes und allen iren werken. d. myst. 
2, 212, 18; 0z allen sinen lidemezen und üz allen sinen ädern. 
218, 38; ebenmasz: spricht s. Augustinus im büch von der stat 
gots, daz der her nit allein den engel und den menschen, 
noch allein himmel und erden, sunder auch keins thierlins 
yngeweid, wie nachgültig oder clein es ist, noch daz federlip 
des vogels, blümlin der krüter, noch bleter des baums ver- 
lassen hat on lidmasz und füglicheit seiner stück. KEISERSB. 
trostsp. 65°. 
LIEDMASZE, f. länge eines glieds: sein (des affen) arm ober- 
halb elbogens, sein dicke (schenkel) oberhalb kniees sind gar 
kurz gegen der lidmaasz der armspindeln, und schinbeinen. 
FoRER thierb. 1°; art und ansehen des körpers: physionomia, die 
natürliche lidmasz, geberde und schickung. Dasyp.; und über- 
fragen? lidmasz, Kneamentum, filum. ders. 
LIEDMÄSZIG, adj. wolgegliedert , ebenmäszig gewachsen: er 
ist och von der perschon ganz wolgestalt und lidmessig ge- 
wesen. EHınGen 4; nu ward herr Wörnher gar ain gerade, 
lidtmesige und schöne person. Zimm, chron. 1,137, 14; der- 
selbig herr Wörnher wardt von menigclichem als der gredest, 
lidmeszigest herr under allen denen, so auf die hochzeit 
kommen waren, geachtet. 323, 11. 
LIEDSPENDUNG, f.: . 
vor allen forderte mich zu liedspendungen auf 
das wort des würdigen freundes. PLATEN 128, 
LIEDSPRECHER, m. verssprecher, mann der sich aus dem 
‚lichten und hersagen von versen zum lobe jemandes nährt; vgl. 
unter Yied 1, sp. 983; item 1 gulden der herzogen Iytsprecher 
(unter den in München gemachten ausgaben auf einer reise ins 
heil. land). archiv für sächs. gesch. 4,317 (von 1461). auch in 
liebsprecher umgedeutet, s. oben sp. 979. 
LIEDWEICH, adj. gelenkig, biegsam, nicht spröde, weich; ahd 
lidoweih, lidaweih, mhd. lideweich, lidweich: lentus, zart, 
weich, lidweich, zäch, zähe Dasyr.; eine glatte, glimpfige und 
lidtweiche haut. TEuRNEISZER beschreib. influenlischer wirkungen 
(1578) s. 7; dasz das tuch bei faulem, dunkelm und nassem 
wetter blüter (mürber), lidweicher und lampender oder linder 
werde. von wassern (1612) 225; dieser meerstern hat langt 
runde, lidweiche streimen, als mäuszschwenz. FoRErR fischb 
152°; do waren die pauren gegenwurtig, deren ieder ain lid- 
waichen tremmel in der handt, darmit erschwungen sie dem 
edelman die kutten. Zimm. chron. 2,187, 37; do erwuscht eı 
ein gueten, lidwaichen stecken, damit bert er der streitigen 
bestia den kopf. 4,77, 33; in Appenzell ledwäch, lidwäch bieg- 
sam, geschmeidig TosLER 296°; bair. lidwaich, glidwaich , ge- 
schmeidig, gelenkig, nicht steif ScHm. 2, 833 Fromm. s. gliedweich 
LIEDWEISE, f. weise, melodie eines liedes. plur, lieder- 
weisen: des bäckers Konrad, der die klarinette blies, sasz 
mit auf dem leiterwagen und begleitete die liederweisen, 
AugerBacs dorfgesch. 1,17; woraus sich in der heutigen sprache 
incorrect auch wieder ein sing. liederweise ergeben hat: eine 
liederweise spielen. vgl. dazu liedervers. 
LIEFERANT, m. einer der das liefern von handelsgegenständen 
jewerbmäszig treibt; eine bildung der kaufmännischen sprache, von 
ADELUNG zuerst verzeichnet. lieferant von waaren, getreide; ein 
armeeliferant, der die bedürfnisse einer armee bezüglich nahrung 
und kleidung besorgt; ein hoflieferant, der bestimmte waaren für 
sinen fürstlichen hof liefert, jetzt häufiger, von einem fürsten ver- 
liehener titel. 
LIEFERBAR; adj. zu liefern? er kaufte die waare, lieferbar 
in acht tagen. vgl niederl. leverbaer goed, merces auf fruges 
probae, quae in solulionem dari et accipi possunt, mercimonia 
honae notae. KILIAN. 
LIEFERBLUT, mn. geronnenes blut: 
so wird kein balsam fieszen, 
noch auch der weinbeersaft dem winzer sich ergieszen, 
als hier durch haut und fleisch dein lieferblut sich dringt. 
ScuLTETUS bei LESSING &, 299. 
LIEFERER, m. der eine waare liefert, besorger, abgeber einer 
waare : 
fuselbrenner, müller, bäcker, schlächter, ; 
brauer, wirthe, kauf- und handelsherrn, 
pferdetäuscher, lieferer und pächter 
wandelt sie (Fortuna) in büffel gar zu gern. BÜRGER 57? 
LIEFERFRIST, f. frist, innerhalb der eine waare geliefert 
erden musz: eine waare mit monatlicher lieferfrist kaufen. 
LIEFERGELD — LIEFERN 996 
LIEFERGELD, n. geld für den unterhalt (vgl. unten liefern 6): 
vann er nach Wien wurde abgeordnet, so hatte er für das täg- 
iche liefergeld 5 groschen zu verzehren. ABELE unordnung B 3°. 
LIEFERN, verb. gerinnen, nebenform zu libbern sp. 853; im 
part. geliefert, vornehmlich vom blut: denn fleisch ist nichts 
anders, denn ein stück bluts geliefert. LUTHER lischr. 419° (439°); 
welche von hohem herabgefallen oder ihnen die glieder durch 
andern unfall sehr geschedigt haben, darvon das gelifert blut 
verursacht wirt. Rırr chirurgie (1559) 95°; wie des herrn Christi 
lutiger schweisz, der wie geliefert blutstropfen auf die erden 
jel. MATHEs. Sar. 72°; zertheilt das ganze gerunnen und ge- 
ljeferte blut im leib, so von fallen oder stoszen zusammen 
geloffen ist. TABERNAEM. 821; der saft getrunken, zerteilt das 
gestanden oder gelifert blut. THURNEISZER beschr. influentischer 
wirkungen 115; 
der leib ist beulen voll. geliefert blut und eiter 
rünnt häufig von jhm weg. FLEMING 8; 
hlutrünstig ist die haut, geliefert und veraltet. 12; 
bei ROLLENHAGEN liewern: 
und rath, das jhr wolt honig lecken, 
das ist bewert iür zorn und schrecken, 
lest im leib kein geliewert blut. 
froschmäus. L2* (1,2, 16). 
liefern, gerinnen, auch von anderem: mehr wissen wir nicht.. 
‚on der materia und forma und causis metallorum zu reden, 
Jenn das sie gott ausz erd und wasser durchs fewer zu- 
;ammen schmelzet und durch die kelten sie lifern und ge- 
;tehen lesset. MATHEs. Sar. 33°; reflexiv: gestehet oder gerint 
der lifert sich. 56°; die guhr (aus dem gestein ausgährende 
Yüssige masse) hat sich geliefert oder ist erharschet, wenn sie 
ich angesetzt hat. mineral-lez. (1743) 367°; im part.: geliefert fett, 
adeps concrelus spissalus. FRISCH 1, 618°. 
LIEFERN , verb. hingeben, dargeben, reichen, gewähren u. d., 
zus liberare übernommenes lehnwort, dies liberare erscheint in 
len mittellateinischen quellen in der bedeutung fortschicken, schicken, 
lann geben, aushändigen, leisten, in bezug auf verpflichtungen, 
zinsen, gefangene, und auch auf das, was ein herr seinen dienern 
ın unterhalt und lohn terminlich zw geben schuldig ist (vergl. 
nu CANGE von HENTSCHEL 3, 95°°, 96°). das wort geht über ins 
niederländ. als leveren, ins niederd. als leferen, und ins hoch- 
Teutsche, seit dem 14. jahrh., in mehrfach schwankender form, es 
begegnet liebern und liefern, selbst lübern und lüfern: ich liffer, 
mitto, reddo, ich uberlieffer, Aıs.; 30 fuder zehndeshaus, die 
man inen liebern soll zu s. Margareten tage. weisih. 5, 240; 
item der scheffen wiset dri maletage, die scheeffe zu lubern. 
wer die nit lubert mit sonnenschin, der were den heden herrn 
zu büsze schuldig 5 Od. 698; 
so fallen sie dahin, und lüfern wiederumb 
(als jhrer schulden zinsz) der erden jhre erden, 
WECKHERLIN 228; 
sein aug lüfert allezeit 
seine sehl deiner schönheit. 351; . 
die form liefern indes überwiegt seit dem 16. jahrh, durchaus, 
Bedeutung. 1) mit dem acc. der sache etwas, was fällig ist, 
zur richtigen zeit darbringen ; zunächst von den naturallieferungen 
gesagt, die einem grundherrn als zins entfallen: ein herr von 
Eppenstein habe jerlichs fallen usz dem dorf Nordenstait 
fierzich achtel weisz (weizen).. den weisz sullen sie schuldig 
sin under dem spilhuse zu Nordenstait zu messen und zu 
jebern. weisth. 1, 567 (Mittelrhein, v. 1483); alszdann sollen sie 
Jas (ein gefäll von sieben fudern wein) eim voigt zu Fanke] 
alszo liefern. 2,429 (Untermosel, 15, jh.); das gelt, koren und 
was man den heren libern solle. 5,700 (Mitlelrhein, v. 1509); 
item auf den tag, als man das hau liebern soll, so soll ein 
'glicher, der hau gibt, sich getreulichen beweisen mit der 
jeberung uf den tag, von dem morgen an bis an den abent. 
140 (Neckargegend , 16. jh.); ebenso von gefällen, die aus einem 
gachtverhältnis entspringen: die pachter liefern geld in die stadt, 
sonductores pecuniam deporlant in urbem. STEINBACH 1, 1055; 
jefern, als seinen zins, censum advchere, solvere pensionem. 
Frısca 1, 613°; auch ein opfer liefern: 
nun dem Achilles sol hier diese meine handt 
sein opfer liefern itzt. Opıtz 1,220; 
im bergbau erz liefern, silber liefern, in die hülte zum schmelzen 
schicken. mineral-lex. (1743) 367°. 
2) seit alter zeit auch in der kaufmännischen sprache, etwas 
yertragsmäszig zu einer bestimmten zeit gewähren, von dem schiffer 
ler fuhrmann, der waaren verführt: hab ich mit einem schüff- 
mann gehandelt. solchen (einen wagen) uf der Elh bisz gen
	        
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