1143 LÖHNUNGSTAG — LÖLL
LÖHNUNGSTAG, m. tag an welchem die löhnung ausgezahlt
vird.
LOHNVERDIENERIN, f. als übersetzung von mereirig: das
wyb ist ein usbund und ein wolredende lonverdienerin. Terent.
deutsch 1499 80* (mulier commoda et faceta haec meretrix. Heaut.
3, 2). en
LOHNVERKÜRZUNG, f. verkürzung des verdienten lohns? die
arbeiter muszten sich eine lohnverkürzung gefallen lassen.
LOHNVOLK, n. um lohn angeworbenes kriegsvolk: den Sam-
nitern, welche .. mit Oskern gemischt unter dem namen der
Kampaner schaarenweise als lohnvölker in Sicilien dienten.
NIEBUHR 2, 504.
LOHNWACHE, f. wache um lohn: lohnwachen thun.
LOHNWÄCHTER, m. wächter um lohn: lohn- oder leib-
wächter, welche die reichsstädte und kleinen fürsten für diesen
zweck (für die reichsarmee) auf die sammelplätze schickten.
BEcKERS weltgesch, 12, 191.
LOHNWEBER, m. weber um lohn: ein ieglicher lonweber
sol in seinem huse haben einen halben vierdling eines zent-
ners isin gewichts (zum wägen des garnes). ralhsverordn. von
Freiburg im Br. vom j. 1464 bei MonE zeitschr. 9, 179.
LOHNWERTH, m. : (die waldungen) sind ohne sachkenntnis
und mit einer plötzlichkeit ausgerodet worden, welche den
werth des holzes unter den lohnwerth des bloszen fällens
sinken liesz. unterhalt. am häusl. herd 1854 2,514.
LOHNZETTEL, m. zeitel der über zu erhaltenden oder schon
>mpfangenen arbeitslohn aufschlusz gibt.
LOHPREIS, m. preis der gerberlohe: die fortwährende stei-
zerung der lohpreise. Leipziger tageblalt 1877 n0. 19.
LÖHREN, verb. wie ein thier heulen, ein thierisches geheul aus-
stoszen, ein bis jetzt zufrühest aus LuTBERS Schriften gekanntes wort.
so rufen sie auch mich nicht an von herzen, sondern lören
auf ihren lagern. Hos. 7,14 (d1X % @AohvEorv &v Tais xoltTaLs
aut septuag.); verächtlich für schlechten gesang: das .. nicht
widerumb ein lören und dohnen draus werde, wie bisher
gewesen ist (aus dem messelesen). 2, 258°; lören und heulen,
5, 295°; eben so ist alle jhr lören, in den stiften und klöstern,
8,254’; wann danach euch die köpfe vom wein erhitzet waren,
da fiengt jhr an zu jauchzen, zu rasen und zu lören, wie
unsinnige leuthe. Phil. Lugd. 3,225, nach:
denn weil jhr euch soffet voll wein, ...
fingt an zu jauchzen, rasen, lören,
zu rufen wie unsinnig leut.
Froschmäus. Ev* (b. 1,1,6);
es heiszt von etwas, wider etwas löhren: der bapstesel kan
nicht mehr, denn allzeit auf seiner sackpfeifen ein liedlein
pfeifen, und lören von gnugthun. LuTHER 3, 94’; hie heulet
einer von einer gestalt des sacraments, da löret der ander
wider der geistlichen ehe, hie billet einer von der messe, hie
kreischet der ander von guten werken. 4, 382°; und transitiv,
etwas löhren: on das sie die wort des psalters lören und
wispeln. 6, 92°; welche lieder sie als wolbezechte volle leute
daher sungen, göhleten und löhreten. anm. weish. lustg. 13. bei
ALBERUS c1° naenia ., lausig lied, das lörn; auch das schweiz.
kennt lören und lörren als heulen STALDER 2, 180.
LOHROTH, adj. roth wie lohe; auch roth durch lohe: loh-
rothes leder. JacoBsson 2, 630°.
LOHWARM, adj. und adv. für lauwarm, vgl. oben loh für
jau: seud diese stück in wasser, und wäsche das haupt lohe-
warm darmit. TABERNAEMONT. 63.
LOLCH, m. ‚die pflanzen lolium perenne und lolium temu-
lentum, jenes dauernder lolch, süszer loch, dieses jähriger
lolch, gemeiner lolch, taumellolch NemnıcH 3, 435. 436; ahd
lolli, lolium Grarr 2,209, mhd. lolium lulche, lulch, lolch
lülch und auch lilie Dıer, 335‘; lolium lullich %0v, gloss. 238"
als giftiges unkraut +?
wo sie kämpfen, flieht der segen von den triften,
wächst schierling nur und lolch. SeumeE ged. 122:
in der form lölch:
wann laster, die man haszt, vor gröszern lastern fliehn,
und wo man rathen (raden) tilgt, itzt lölch und drespe blühn.
HaALLER 66;
auch die rade selbst, agrostemma gilhago, wird manchmal lolch
genannt: lülch oder ratten, ein unkraut dem korn schädlich,
1era, lolium MAALER 275°.
LOLCHGRAS, n. lolium temulentum.
LÖLL, LÖLLE, m. thor, maulaffe ? ;
sih da. 1öll! fasz den korb balt an!
1] Ayrer fastn. sn. 109° (92883. 27 Keller):
LÖLL — LOLLHART 1144
ich will gehn und sie lernen an,
wie sie sich in dem fahl musz stelln,
dasz wir zum narrn machen den lölln. 64" (2657,3);
s ist das schweiz. 1öhl, 1löhli, maulaffe STALDER 2,178; im
Zaselbiet 1ol, 1öli laffe, dummkopf, pinsel. SeiLER 193°; solche
herren meinen doch man sei so dumm auf dem lande, dasz
man von nichts zu reden wisse, als vom wetter und vom heu,
die löhle. J. GorrueLr_ Uk d. knecht 240; Uli, wenn du nicht
ein löhl bist, so nimmst du es (das mädchen) jetzt um den
hals. 308; der dritte war offenbar der löhl, der ihnen heute
ins garn geflogen. schuldenb. 103; ihr mann selig sei ein 1öhl
zewesen, mit alten kühen habe er nicht ändern wollen. 104;
wenn er nicht ein dummer. löhl gewesen. 154, mit dem verbum
löhlen, maulaffen STALDER a. a. 0.: läszt ungestört sie löhlen
und göhlen (die kinder beim unterricht). J. GoTrHELF schuldenb.
78; vgl. oberhessisch lolles, scheltende bezeichnung eines fahrläs-
sigen , trägen menschen. VıLmAR 252; in Tirol lolla, fem., kin-
disches mädchen. Fromm. 6,437; um Fallersleben lulei, masc.,
%iner der iräge und nachlässig einherschleicht, 5,155. ahd. gibt
25 die eigennamen Lollo, Lullo, Lullinc neben Lallo GrAFr
2,209; nun war dozumal zu Rordorf ein einfeltiger mensch,
ıiesz Hainrich Klenker, er ward aber nun (lies nur) der Lulle
zenannt. Zimm. chron. 2,357, 2.
Das wort ist verwandt zu der unter lallen 3 und 4 sp. 82
ıngegebenen wortreihe, die auf dem grunde des trägen und kin-
lischen in bewegung und rede ihre bedeulungen entwickelt hat. den
'n 1öll zu tage tretenden oder einen nächst verwandten laut zeigen
2och schweiz, lölla, lülla saugen wie die kinder, löller, lüller,
sauglappen , saugbeutel ToBLER 304‘; niederländ, lollen, lullen,
mussare , mussitare , Mulire, numeros non verba canere, SoNUM
‘mitari Kızıan , aber auch lollen, foemora fovere foculo, inter-
foemineum fovere aut calefacere foculo. ebenda; engl. 1oll, nach-
lässig liegen, hängen, die zunge herausstrecken, mundartlich ver-
zärteln, spielen; isländ. lolla segniüer agere, lolları, iqnavus
Brörn HALDARSON 2, 41°,
LOLLBRUDER, m. wie lollhart, s. d.* spanische gänzhüter,
ollbrüder. FıscHART groszm, 78; mit dem lollenbruder. 143.
ıiederländ. lollebroeder, lollardus, Alexianus monachus KıLIAN.
5. nollbruder.
LOLLHAFEN, m. wärmlopf, niederl. lollepot foculus, olla
‚aporaria Kırıan (vgl. das niederl, lollen unter 1öll a. e.): ein
Jurchlöcherten fuszschämel, wie viel auf der kürsznerlaub zu
3traszburg stehen, sambt dem lollhafen der darunder gehört.
arg. 157°; sie erschmacktens alles durch ein lollhafen der
ı1eun heut hat, das fewer im hindersten winkel. 228’; als
pollname, wie Lollhart: uber derselbigen porten war mit alt-
ränkischen huchstaben geschriben folgendes inhalts. hierein
Komm kein heuchler, windhalsz, und nollbruder,
kein bruder Rollus von Bruchfarzius,
kein lollhaf, weidsack, holbrot, teufelsfuter. 279,
LOLLHART, m. spottname für einen einfältigen mönch. der
2ame ist niederländisch, englisch und deutsch vorhanden, be-
‚eichnet aber in den verschiedenen sprachen einigermaszen ver-
chiedenes: niederl. lollaerd, mussilator , mussilabundus , dann
neben lollebroeder, hbroeder lollaerd) lollardus, Alexianus
n„onachus, ferner reus laesae fidei, vel laesae religionis, endlich
haereticus Valdensis. KıLıan; englisch lollards hieszen die an-
sänger Wicleffes, die in bloszen füszen und schlechten kleidern
ımherliefen, heute ist davon noch übrig lollard faulenzer; im
Deutschen ist lollhart auf die beaharten oder ‘willigen armen’
hezogen ?
aber die (nonnen, die) ir uppkait wend triben
und sich an die lollhart wend riben. .
teufels netz 6048 ;
den lolhart soltu sehen an, ;
dein glück er dir wol zaigen kann (der bettelbruder
ist vorbildlich für dein künftiges geschick).
SoLTAU volksl. 212 (von 1512);
och WızLanD hat eine erinnerung daran?
bald faszt die gleiche wuth (zu tanzen) den ganzen klosterstand;
ein jeder lollhart nimmt sein nönnchen bei der hand.
Oberon 2,38 (nachher in ein jeder büszer geändert).
das wort scheint in den Niederlanden, und mit anlehnung an die
niederländische bedeutung von lollen (s. oben unter 1811) gebildet,
jedenfalls in den kreisen der goliarden , die keinen neben ihnen
beitelnden freundlich gesinnt sein konnten; daher die weite ver-
breitung und die verwendung in spolfreimen der milttellateinischen
voesie *
Julhardi lollant, ut nummos undique tollant.
ut Reinhard volucres, sic Lothart fallit mulieres,
yeime bei GÖDEKE Gengenbach 606 :