1145 LOLLHÖLZLEIN — LORBAUMGARTEN
S. Brant ist gegen die lollharte wie gegen die goliarden gleich
sehr eingenommen?
hunc ego perversum lolhardum seu goliardum
dicam: qui ventri vivit et umbilico.
narrensch. 120* Zarncke.
»gl. weiteres unter nollhart.
LOLLHÜÖLZLEIN, n. name eines meszinstruments: es müssen
die leyen so vom Euclide und der gründtlichen geometri
unberichtet sein, viel instrument und schnüre und messens
haben neben jhrem pfeffel und Jölhölzel und was dergleichen
alter instrument, meszstebe, und schnüre mehr sein. MATHE-
sıvs Sar.‘143°. der name des meszinstrumentes pfeffel, das dim.
zu pfaffe, mahnt an die zeiten, wo die mesz- sowie die bau-
kunst ausschlieszlich noch in den händen der geistlichen war;
Jöllhölzlein, fhorenhölzlein, aber mag eigentlich als spotlname für
ein sonderbar aussehendes oder auffällig zu handhabendes geräthe
entstanden sein.
LOLLKATER, m. brummender kater (vgl. niederl. lollen unter
1811 oben sp. 1144) :
o du lieber himlischer vater,
bewar mich für die drei lolkater (löwe, bir und wolf).
Froschmdus. P2* (1,2, 18).
LOLLO, interj. eines der eine trunkene verspoltel +
0 lollo lo, liebn bubn! seht an,
wie ist die alte drut so vol,
dasz sie sich nicht kan bsinnen wol!
J. AYRER fastn. sp. 61‘ (2645, 26 Keller).
LOLLPFEIFE, f. tibia utricularis, lollepfeiff Apherdianus bei
?rıscHh 1, 621°, nieder. lulpijpe, lullepijpe, ruyschpijpe Kııran.
LONSE, f. die lünse eines wagens (s. dorf): hie ist kein
achse, deistel, gestell, lonsen, leiter, woge, seele noch strenge.
LuTHER vorr. auf den propheten Hesekiel (Bindseils bibel 7, 351).
LOOS, s. los.
LÖR, m. riemen, von WıELAND als ein alterthümliches rilter-
wort aus ScriLTERS fhes. aufgegriffen, der die zuerst bei GOLDAST
verzeichneten schilt-lör, helm-lör, brünn-lör als angeblich alte
bildungen , zum theil des 15. jahrh., beibringt (lör müste hier,
seine wirkliche existenz vorausgesetzt, eine entlehnung von lat.
lorum sein):
da jener itzt den lör des blanken helms entschnallet.
Oberon 1,22,
später geändert?
» da jener itzt den blanken helm entschnallet.
auch Wielands nachahmer, AuXınGER, nimmt ‚das wort in die
erste ausgabe seines Doolin 1787, aber als fem. auf:
und löst im gehn, erhitzt vom langen ritte,
die lör des helms. 1,47;
er löst die lör der pickelhaube,
und schöpft darein den fNüssigen kristall. 4,75,
während er in der zweiten ausgabe 1792 beide stellen unter aus-
merzung des worles ändert.
LOR, m. laurus, als einfaches wort nicht übernommen, nur
in den nachfolgenden zusammensetzungen erscheinend, soweit es
nicht durch lorbeer (s. d.) verdrängt worden ist.
LORBAUM, m. der baum laurus; ahd, 1örpaum, lörboum
Grarr 3,119; mhd. lörboum: laurus lorbaum neben der noch
fremderen form laurbaum Dier. 321”; laurus haizt ain lorpaum
und hiez wol ain lobpaum näch der latein, sam Isidorus
spricht, wan laus ze latein haizt lop, dannen kümt laurus
daz wort, wan die alten kreenten die streiter und die vechter
dä mit, die irn veinden angesigten. MEGENBERG 327, 7; nhd,
nur noch vereinzelt vorkonımend, weil durch lorbeerbaum (s. d.)
verdrängt: gleich wie ein lorbaum . . grunet.. LUTHER Or. 2,81;
ich sahe einen gottloszen, der war grewlich, und hatt sich
erausz gemacht wie ein grunender lorbaum. ps. 37,35, in einer
fassung von 1521, später in lorherbaum qeändert (Bindseils bibel
3, 121);
grunest und blüest aller ding,
gleich wie ein lorbaum im früling.
P, Meıissus bei Opırz (1624) S. 164.
LORBAUMBLATT, m. laurea, laurifolium. DAsyp.
LORBÄUMEN, adj. laureus, ahd, mhd. lörboumin: auch
deilent sye dem hof zu Diepurg, wann er will birszen, das
er sall han einen ywanbogen mit einer syden senwen, mit
einer silberin strale, mit eime lorbaumen zein mit phaen-
federn gefiedert, weisth. 1,502 (Maingegend, von 1338) ; laurea
ain lorbäiumen kranz,...laureatus, mit sollichem lorbäumen
kranz gekrönet, .. lauretum, ein lorbäumen wald Dasyp.
TORRATIMGARTEN. m. : lorbaumgart Danlınon MAALER 275°.
LORBAUMÖL — LORBEER 1146
LORBAUMÖL, n. laurinum. Dasyp.
LORBEER, LORBEERE, LORBER, f. und m. die frucht
les laurus und der baum, sowie seine zweige und blälter; in
interessanter bedeutungsentwickelung.
ı) das neutrum ahd. 1örperi, mhd. 1örhere lörber, später mil
kurz gewordenem vocal lörber, bezeichnet zunächst nur die frucht
des laurus, die sonst auch lorbohne (s. d.) hiesz: lörperi, lörber
hacca Grafr 2,204; bacca, bacca lauri lorher, lorbere , lorbir
Dıer, 64°; bacca ein lorebere nov. gloss, 45°; das geschlecht des
wortes wandte sich, wie das des einfachen beere, schon im mhd.
lem fem. zu (vgl. theil 1,1243): des lorpaums früht haizent
bace ze latein...die lorper gebent öl, daz man dar auz
machet, daz ist guot den kranken glidern, diu da ädersuht
habent. MEGENBERG 327,26; und fem. ist es in dieser bedeu-
lung später ausschlieszlich: lorheere bacca laurt STEINBACH 1, 85;
die lorbeer und in gelehrterer form die laurbeer bacca lauri
SCHOTTEL 1358.1355; der gemeine lorbeerbaum . . bringet weisz-
gelblichte hblüthen, und nach denenselben eine länglichte
rucht, welche anfänglich grün ist, nachgehends aber, wenn
sie zur zeitigung gelanget, schwarz wird, und den nahmen
‘orbeer führet. öcon. lex. 1453; in der küche werden die lor-
heeren wie der ganze ingwer, mit dem fleich gekocht. 1454;
dein saffran hast zu Fenedig gesackt
und hast rintfeisch dar unter gehackt,
und melst unter negelein gepets prot,
und gipst fur lorper hin geiszkot (wird einem kramer
vorgeworfen). fastn. sp. 478, 4.
2) der baum laurus, älter lorbaum (s. d.), empfieng mit rück-
‚icht auf die in küche und apolheke viel benutzte frucht den namen
orbeerbaum mindestens seit dem späteren miltelalter, und dieser
ıame ward schon im 16. jahrh. zu lorbeer gekürzt, so dasz die
rucht auch den baum bezeichnen muste (ähnlich bei maulbeere,
1 d.): lorbörn machen cisternenwasser gsund. SEBız 17 am
ande (im texte inn cisternen soll man holz von lorbörbawm
egen); feindschaft der lorbören zu den reben. 367 am rande
im terie die lorbeerbäume sein den reben uberausz feind
ınd gehasz); diese verwendung hat auf geschlecht und form des
vortes einflusz. das geschlecht wird, wenn der baum bezeichnet
verden soll, masculin (nach baum):
kennst du das land, wo die citronen blühn, ..
die myrtie still und hoch der lorbeer steht? GöTHEE 18,233;
lie zweite silbe des wortes hat die neigung tonlos zu werden,
alt lörbeker wird oft gesprochen lörber und darum die häufige
ichreibung namentlich auch der neueren lorber, beispiele unten 3
und 4; und der umstand dasz man also die erwähnte silbe nicht
mehr versteht und sie wie eine blosze ableitung ansicht, läszt
die form lorberbeere für die frucht aufkommen: lorbeere sive
lorberbeere baccae lauri STIELER 119; welche jedoch auch wie-
derum für den baum selbst verwendet wird:
(gott wird) dein haubt voll ehr
mit einem kranz von lorberbeer
cröhnen und zierlich umbgeben.
lied v. 1629 im anz. des germ, mus. 1865, sp. 58
3) der lorbeer, der baum Apollos?
er selbst, den zarten zweig des lorbeers in dem haar.
durch dessen wellen sich ein goldnes band gezogen,
steigt von des Cynthus höhn, und ihn umrauscht der bogen.
ScHILLER Dido 27 (vyl. Verg. aen. 4,147 99.) ;
seit der hohe gott der lieder
muszt in liebesschmerz erbleichen,
seit der lorbeer seiner schläfe
unglückselger liebe zeichen (ist). UHLAND gend. 266;
ast oder zweig von ihm, schlechthin mit lorbeer bezeichnet, gehört
dem ruhmvollen +
(die schmähsucht) verdrängt uns auf der ehre bahn.
und nagt am lorbeer unsrer haare. Uz 1,205;
gold hat keinen noch beglückt;
falscher ehre lorbeer drückt. STOLBERG 1,31;
praler, dein lorber welkt,
eh dein lehen verdorret ist,
sinkt und schändet dein haupt! Hösty 97 Halm:
seit ich Daphnen erblickt, raucht kein vergossenes
blut durch meinen gesang, spend ich den königen
keinen schmeichelnden lorber., 108;
ruht sanft, o ihr todten, im wolkenrevier ...
empfangt, statt lorbeer und rose,
dies opfer von moose, MAaTTEISSON ged, 69;
dieser adern gewebe müss’ als lorbeer
des unsterblichen denkmal überbreiten. 100;
namentlich auch dem sieger
ein held, der.sich durch manche schlacht, ;
durch manch verheertes land des lorbeers werth gemacht.
GELLERT 1.260: