1155 LOS
heil dir, würdiger greis! für beide (kunst und natur) bewahrst
. ‚du im herzen
reges gefühl, und so ist ewige jugend dein 1005.
einem freund ins stammbuch ;
las ist das loos des schönen auf der erde!
Wallensteins tod 4,12;
unter allen irdschen loosen,
hoher vater, preis ich deins. das siegesfest;
mischt der beste sich zum plebse, duldet er des plebses 100s
H. HEIne 1,192;
wenn mein loos dereinst erfüllet ist (wenn ich gestorben bin).
Siegfr. v. Lindenberg 2,68; im plural: so will ich hoffen, ...
dasz uns das land verbleibe, wie dunkel auch jetzt unsere
loose seien. Haurr werke 6,110; mit dem genitiv dessen , der
das los erlheilt :
das loos der waffen wechselt hin und her:
kein kluger streiter hält den feind gering.
GÖöTHE 9,81;
doch ich stehe selbst
in meinen jahren noch dem feinde, bin
bereit mit dir der waffen 100s zu wagen. 94;
mit dem genitiv dessen, was durch das los, das geschick, ge-
währt wird +
der verachtung bit!res 100s. GOoTtTER 1,260;
nachtigall und lerche singen .
euch der liebe selig loos. ScHILLER die blumen;
mit adjectiven des werthes: wer ist von diesem elenden loose
ausgenommen? LESsSING 1,185;
dem armen sei das schönste loos bescheert.
ScCHILLER die begeynung;
noch köstlicheren samen bergen
wir trauernd in der erde schoosz, ‘
und hoffen, dasz er aus den särgen
erblühen soll zu schönerm loos. glocke v. 243;
doch das glück hab ich genossen,
und das schönste loos war mein.
Hero u. Leander v. 246;
im kampfe, wo solch heilig banner wallet,
da wird der sänger kräftig neugeboren:
hat Aeschylos, desz lied vom siege hallet,
hat Dante nicht dies schönste loos erkoren?
UHLAND ged. 145°
auf deinen hoffnungen, o Konradin,
beruhn die meinigen, ein gleiches loos
verbindet uns. 185;
allzu leichter siege zeichen,
ungebetnes minneglück,
bann und fessel nennt euch Paris,
stöszt sein süszes loos zurück. 264;
frau Berta sasz in der felsenkluft,
sie klagt ihr bittres 100s. 333;
mit angabe dessen, was das los bringt:
pin loos voll herrlichkeit und voll tumult.
GOTTER 1,18;
ich dacht an Roland und die Pyrenäen;
o wär auch ich zu solchem loos ersehen:
ein kämpfend leben, Saracenenflucht,
und das signalhorn in der todesschlucht!
VREILIGRATH dicht. 1,30:
im nlural:
von ferne mit verworrnem sausen
arbeitet der geschäftge tag, .
and durch der stimmen hohles brausen
erkenn ich schwerer hämmer schlag.
30 sauer ringt die kargen loose
der mensch dem harten himmel ab.
ScHILLER das geheimnis.
8) los, namentlich auch der antheil am besitz und gewinn, der
lurch das los gewährt wird (vgl. no. 5); eben auch mehrfach.
a) durch das los zum eigenthum angewiesencs land: das los
des stams der kinder Juda unter jren geschlechtern, war die
grenze Edom an der wüsten Zin. Jos. 15, 1; und das los des
stams der kinder BenJamin fiel nach jren geschlechten, und
die grenze jres los gieng aus zwisschen den kindern Juda
und den kindern Joseph. 18,11; da sprach Juda zu seinem
bruder Simeon, zeuch mit mir hinauf in meinem los, und
las uns wider die Cananiter streiten. richt. 1,3; dir wil ich
das land Canaan geben, das los ewers erbes. ps. 105,11;
mit dem land Canaan, das dein losz und erbland.
WECKHERLIN 231,
b) beim straszen- und eisenbahnbau eine gewisse strecke, die
ein bauunternehmer durch das los zugewiesen erhält und die er
gegen bezahlung fertig zu stellen hat: die bahnstrecke von A.
bis B. war in zwölf lose eingetheilt; die übernehmer eines
loses an der Gotthardbahn arbeiteten wegen eines erdrutsches
ohne gewinn.
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ce) töpfer auf jahrmärkten haben die gewohnheit, verschiedene
hrer waaren zusammenzustellen und mit einander zu verduszern ;
las heiszt ein los töpfergeschirr.
d) auch im allgemeineren sinne los das was man gewinnt,
langt; es heiszt zum lose fallen, ins los fallen, empfangen:
den göttern fiel zum loose dauer
und macht und weisheit und liebe.
der junge GÖTHE 3,453;
denn solcher heldenruhm
fiel keinem zepterführer je ins loos, .
als ihm, den Zeus verherrlicht hat, BÖRGER 145";
Atreus sohn
empfing ins loos die rosenwangige
Chryseis, 146°,
9) los, das was ein geschick anzeigt, symbol eines glückes oder
erderbens ?
ein kelchglas ward zum loos mit fug
dem freudgen stamm von Edenhall. UHLAND ged, 354.
10) los, niederl. lot, ein schein auf gewinnantheil in einem
lücksspiele (vgl. lotterie): die frau schwägerinn hat mich vor
iniger zeit ersucht, ein loos in der berlinischen lotterie für
sie auszunehmen. GELLERT 3,230; mein mündel, herr Simon,
aat das loos schon in händen. ich kriege vier thaler dafür,
ınd wenn das loos gewinnt, den dreizehnten theil des ge-
winnstes. 292; wir brauchen uns gar nicht vor diesem herrn
zu genieren, der kennt mich, hat manches loos bei mir ge-
;pielt. H. Heine 2, 181; das grosze loos, der schein, auf den
n einem solchen spiele der hauptgewinn fällt: gestern nacht
ı1abe ich geträumt: nummero 1538 wird als das grosze loos
„erauskommen (aus dem glücksrade). 269; und dieser gewinn
jelbst: wenn ich das grosze loos in der Hamburger lotterie
zewönne. 241; bildlich: ein das grosze loos in Südamerika
zewinnendes Spanien. J. PauL dämmer. 129.
11) los hat in der ältern sprache auch die bedeutung parole,
arkennungswort, auch sonst erkennungszeichen unter zugehörigen
‘wie lat. tessera): ein fürst hat etwan ein liberei, losz, kreid
and zeichen. kriegb. d. fr. 51; an disen zweien stucken, kreiden,
losz und hoffarben werde man erkennen, dasz sie seine (goltes)
kinder seien. 31;
der untrew knecht der kunt sich regen
mit seiner schalkhait grosz:
‘herr, so reitet uns entgegen
und gebt uns auch ain losz
nur ain halbe meil hindan’. UHLAND volksl. 347;
nun hört mir zu, jhr lieben gesellen!
weiln wir die wach versehen söllen,
so wolt fein dapfer zsamen halten ,..
sanct Marx will ich euch zum losz geben,
das soll ein jeder merken eben,
wenn er gfragt wird, was das losz sei,
auf dasz man jhn erkenn darbei.
J. AYRER 182* (906, 11 Keller):
thet eins mals in Ungern ein zug,
da hett ich auch desz losz vergessen.
ebenda (906, 22) ;
zrkennungszeichen unter liebenden ?
er gab jhr ein losz in seinen garten,
darinn er jhr wolt frölich warten.
Ambraser liederb. 241,7;
olur. hier lös: ausz disen warten kan man allenthalben in
die weiten sehen, also das sich nichts regen möge, das man
nit innen werd, auch mögen lösz darauf gegeben werden,
nit aufgereckten körben, reuchen, und püchsenschützen oder
euer. Dürer unterricht zu befestigung D. vgl. loszeichen.
12) im deichbau ist los so viel wie deichfach (theil 2, 906), der
ıntheil den jemand an einem deich hat, für dessen erhaltung er
»orgen Musz,
LOS, n. losung, excremente beim wild: wann die schwein-
lächse das losz von sich geben, graben sie ein grüblein
‚orher. HonBErG 2,634°. vgl. gelos. — In der Wetterau und in
Werhessen bezeichnet los, plur. löser, die nachgeburt beim vich.
LOS, f. multerschwein, s. lose.
LOS, adj., solutus, liber.
L. Form.
1) goth. laus leer, eitel, nichtig; altnord. lYauss frei, lose,
ichwach, dän. schwed. lös, los und lose; alts. altnfr. \ös, ledig,
"rei, auch nd. niederl. lös; ays. leäs los, böse, trüyerisch, engl.
loose, lose, als suffix -less frei wovon; fries. läs, ledig, ver-
'ystig; ahd. mhd. 1ös, frei, lediy, fröhlich, mutwillig. der un-
sweifelhafte zusammenhang des adjectivs mit dem verbum goth,
ra-liusan, alts. altnfr. far-liosan, ags. for-leösan, fries. ur-liasa,
zıhd. fir-liosan, mhd. ver-liesen, vliesen, nhd. ver-lieren und
tem subhet ver-hıst on welchen bildunoen die vorsilbe ver- nur