1251 LÜFTEN — LUFTFAHRT
beeren, welsche heidelbeeren, bickebeeren, laxieren, lüften
(machen offenen leib). Comenius sprachenthür v. DocEmmus $ 123;
und dieses digestiv solt dem verstande lüften,
dasz es das christenthum rein auspurgiren solt.
WIEDEMANN febr. s. 35;
‘herr ritter, drückt sie der magen? sie gähnen
ja einmal übers andre!’ ...
der arme schwört, . . es sei
blosz seine art oder unart, vielleicht durch feerei,
bei mährchen vor lauter vergnügen den magen so zu lüften.
WIELAND 4,47 (n. Amadis 2,34);
dann auch in durchaus edler sprache: so war er so glücklich,
einer von der natur selber zusammengedrückten seele...
einen goldnen abend gegeben zu haben und ein gelüftetes
herz und eine frohe lange erinnerung. J. Paur Hesp. 1,113
drum frisch, cameraden, den rappen gezäumt!
die brust im gefechte gelüftet!
ScHILLER Wallenst. lager, 11. auftr.;
reisen soll ich, freunde, reisen?
lüften soll ich mir die brust? UHLAND ged. 55;
doch that mirs gut, auf felsen und in klüften
umherzuklettern und die brust zu lüften, 430;
sich lüften:
ein ziemlich weites feld .
nach nothdurft sich zu rühren und zu lüften.
WiıELAND 21, 293;
bei seinem weben lüftet
sich das beklommne herz. BÜRGER 8°,
LÜFTEN, adj. aus luft bestehend , von luft: er hab auch
nit eim unbeweglichen luft ein zaun... gemacht‘, wie ein
nebel und ein lüftine bruck. S. Frang chronica 112°.
LÜFTER, m. der lüftende, luftgebende; bei den messingdraht-
ziehern das spitze eiserne werkzeug, womit die löcher im zieheisen,
durch das der draht gezogen wird, erforderlichen falles vergröszert
werden ; beim nagelschmid ein eiserner stift neben dem ambosze,
an welchem man den geschmideten nagel von unten aus seiner
krone herauslüflet oder hebt. JAcoBsson 2, 642°. 643°; Iufter,
lüfter, auch die spalierrebe: lufter, wvitis pergulana ScHERZ-
OBERLIN 958; so wird Salomo ohne zweifel seine weinherge
auch also angeordnet haben, dasz er darinne mit lusthäu-
sern, schönen spaziergängen, lüftern und andern dingen seine
königliche lust gehabt hat. ScHuPPIUS 98.
LUFTERHELLEND, part. ?
Jufterhellender glanz. BÜRGER 200*.
LUFTERLEUCHTUNG, /.: die plötzliche lufterleuchtung
durch den blitz. ScHILLER 1146°.
LUFTERSCHEINUNG, f. erscheinung in der luft: Prospero
zitzt auf einer felsenbank und schläft. über ihm schwebt eine
transparente lufterscheinung, die eine gruppe von geistern
und sylfen vorstellt. GoTTER 3,533; eine andere lufterschei-
nung gibt uns noch mehr zu denken. es verbreitet ein ge-
witter über die gegend einen traurigen schleier, die sonne
bescheint ihn, und es bildet sich in diesem augenhlick ein
kreis der angenehmsten und lebhaftesten farben. GÖöTHE
58, 250; sie sahen sich eine weile an, herüber und hinüber,
als ob sie eine lufterscheinung betrachteten. G. KELLER leute
von Seldwyla 1,100; als bild für eine flüchtige, haltlose erschei-
nung: das zweite stück (der Klotzischen bibliothek) aber ist
schon so elend, dasz ich der ganzen lufterscheinung eine
sehr kurze dauer verspreche. LESSING 12, 189; je mehre seh-
röhre er auf diese lufterscheinung der lüge richtete. J. PaAuı
Hesp. 4, 143; in der flüchtigen lufterscheinung des lebens. 171.
LUFTERSCHÜTTERUNG, f.: die plötzliche lufterschütte-
-ung durch den donner. SCHILLER 1146".
LUFTESSE, f. ein kanal der dazu bestimmt ist, luft auf-
zufangen und an einen andern ort zu führen, auch luftfang.
TACOBSSON 2, 643°.
LUFTFAHREND, part. aeronaut: wenn die luftfahrenden
zusammen sprechen und sich kaum hören. GöTHE 52, 66.
LUFTFAHRER, m. aeronaut: die barometrischen beobach-
tungen der luftfahrer. WıeLAnD 30,92; von allen luftfahrerr
lieser zeit. 127; die luftfahrer oben. GÖTHE 41,114.
LUFTFAHRT, f. volatus, apreptio per aerem. STIELER 404;
stört mir das schwesterchen nicht, dis - blauäugig umher-
uc
aber so müd ankam von des storchs mübseliger luftfahrt.
. Voss 2,15;
fahrt in einem luftschiffe: so möchte meine ganze luftfahrt
in gerader linie wohl drei stunden betragen haben. WIELAND
30, 88; Robertsons bericht von seiner zweiten luftfahrt. GöTHE
RO. 57.
refleziwv,
LUFTFAHRZEUG — LUFTGEBILDE 1252
LUFTFAHRZEUG, n.} in einer art von luftfahrzeug, dessen
ılosze möglichkeit behaupten zu hören nur sechs monate
zuvor (vor 1783) jeden groszen und kleinen naturforscher
ächeln gemacht hätte. WIELAND 30, 77.
LUFTFANG, m. was luftesse: weitaus der gröszte theil
lieser unglücksfälle (in einer kohlengrube) entstand aus wetter-
schlägen, bei mangelnder einrichtung gehöriger luftfänge.
Frankf. journal vom 4. oct. 1871.
LUFTFARBE, f. farbe der luft; bei malern farbe womit die
luft dargestellt wird.
LUFTFARBIG, adj.: in luftfarbige gewänder gehüllt. A. W.
ICHLEGEL 5, 98,
LUFTFECHTER, m. - luftfechter, die sich mit ihrem schatten
herumbalgen. Kanrt 2,568. wgl. dazu luft 7,@ sp. 1245.
LUFTFECHTEREI, f.
LUFTFEIND, m. feind der in der luft ist: oft, wann ein
xütt (rebhühner) aufgejagt wird, und sie der habicht einmal
zum fall jagt, werden sie sich .. verkriechen und... still, aus
furcht ihres Iuftfeindes liegen bleiben. HonsErG 2, 659%. duch
feind der frischen luft: die motten sind luftfeinde, und sitzen
am liebsten in verschlossenen truhen:
LUFTFELL, n.:; diaphragma oder Iluftfähl. Würtz pracl.
1612) 184.
LUFTFENSTER, n. ein fenster angebracht um frische luft in
inen eingeschlossenen raum zu führen. JAcoBsson 2,643”.
LUFTFEUCHTE, f. feuchtigkeit der luft? gott läst das grüne
ws der luftfeuchte hervorkommen. pers. baumg. 8,5.
LUFTFEUER, n. feuer aus brennbarer luft: in den nider-
ändischen steingruben, da man die steinkolen gräbt, da
arzeigt sich ein dünnes fliegendes luftfewr, welches in den
zraben oder schächten hin und ‘wider lauft, umbschweifet
»der schwebet. anm, weiszh. lustg. 393; auch meteor: Iluftfeur,
neteorum ignitum. STIELER 476; endlich feuer, welches in die luft
teigt, rakete, feuerwerk; in einem bilde, welches auf complimenlte
snd höfliche redensarten zielt? dasz sie ihre eitle lufftfeuer bisz
ıuf bessere gelegenheit verspagete. ehe eines mannes 441.
LUFTFLOTTE, f. flotte von luftschiffen: ob die mit so
ielem geräusch angekündigte landung in Irland oder Grosz-
’ritanien, welche der gegen ende des vorigen jahres (1783) in
dieser absicht von Brest ausgelaufenen seeflotte so übel mis-
ang, einer luftflotte besser gelingen dürfte? WIELAND 30, 150.
LUFTFORM, f.: was wir kalkstein nennen ist eine mehr
der weniger reine kalkerde, innig mit einer zarten säure
‚erbunden, die uns in luftform bekannt geworden ist. GÖTHE
1,58
LUFTFORMIG, adj. wenn man auf pottasche eine säure
sieszt, so entwickelt sich aus dem gemisch ein luftförmiger
stoff. Mayer naturlehre (1823) $ 412.
LUFTFÜRST, m. der teufel (nach Eph. 2,2 der fürst, der
n der luft herrschet): aus einhauchen jenes luftfürstens, der
jem herrn Christo alle reiche der welt zeigete. BurTscHKY
"alm. 423.
LUFTGANG, m,: jener vergleichet den menschen einer
königlichen hofhaltung und saget: der geist ist der könig,
das herze die königin,..die lunge der blasebalg oder Iuft-
gang. BurscHKy Patm. 229.
LUFTGEBÄU, n. gebäu in der luft, nach luft 7, b sp. 1245:
Simplex wird wieder auf die erd gebracht,
luftgebäu, grillen, calender er macht.
Simpl. 2,79 Kurz:
was unsre väter schufen,
zertrümmern ohne scheu,
um dann hervorzurufen
das eigne luftgebäu. UHLAND ged. 96,
LUFTGEBÄUDE, n. ebenso: das luftgebäude seines stolzes
iel zusammen. KLINGER 3, 266;
wo bleibt das luftgebäude meiner ehrsucht? GoTTER 2, 209.
LUFTGEBILDE, n. gebilde aus luft, wie luftbild sp. 1248:
liese luftgebilde (die märchen) über einem wunderlichen boden
ichwankend hatten sich zur zeit der Sassaniden ins unend-
liche vermehrt. GöruHE 6,37; es ist aber eine epoche in der
michts haftet, alles zu luftgebilden wird, die doch verhängnis-
roll und misgestaltet, an frühere phantasien angeknüpft,
wiederkehren werden. HumsoLDt briefe an Varnhagen 186; fahr
hin und zerfliesze denn, du schönes luftgehilde! G. KELLER
‘eute von Seldwyla 1,53;
gleich den unsterblichen vor müh und gram geborgen,
ringt ihm jedweder neue morgen
ein neues luftgebild von glück und liebe mit. GorTrTERrR 3. 408.