1253 LUFTGEBOREN — LUFTGESPENST
LUFTGEBOREN, part.- in Ensisheim sahen wir den un
geheuren a&rolithen in der kirche aufgehangen, und spot-
teten, der zweifelsucht jener zeit gemäsz, über die leicht-
gläubigkeit der menschen, nicht vorahnend, dasz dergleichen
luftgeborne wesen wo nicht auf unsern eignen acker herab-
fallen, doch wenigstens in unsern cabinetten sollten verwahrt
werden. GÖöTHE 26, 79.
LUFTGEBURT, f. eine in der luft geborene, erzeugte gestalt
sie starrten froh die muntern luftgeburten an,
und drangen zu und haschien. GörtHE 40, 380,
LUFTGEFÄRBT, part. :
auch in jenen
luftgefärbten hellen scenen
winket mir der wahrheit höh. HERDER z. litt. 3, 13.
LUFTGEFÄSZ, n. gefäsz der pflanze, die ihr nölhige luft
zufzunehmen : luftgefäsze der pflanzen, fracheae, aErea vasa
NEMNICH;
(die blätter) bestehen auch aus röhren,
welche holzigt, hol und fest,
aus gefäszen, die sie nähren,
als wodurch der saft sich preszt . ..
luftigefäsz, ein äuszre haut
sind auch mit daran gebaut. BrockKges 9, 107,
LUFTGEFIEDER, n. die vögel in der luft:
so sind wir im engel ohr,
was der stummen fische schaar
jenem luftgefieder war. HERDER Z. Litt. 4, 106.
LUFTGEFILDE, n. gefilde in der luft, hoch über der erde‘
schloszenregen
ströme dieser brut entgegen,
und vertreib aus unsern milden
himmelreinen luftgefilden
diese fremden, diese wilden!
N Görue 2,28 (deutscher Parnasz).
LUFTGEFLUSTER, n.:
wenn welle ruht und jedes luftgeflüster,
wenn meer und himmel schweigend sich umschlingen.
LEnauU Faust 147.
LUFTGEGEND, f. theil der atmosphäre, vgl. luft 3,6 sp. 1239:
äne kühlere luftgegend. Kant 8,226; nach dieser sehr er-
aitzten luftgegend hin. 9, 80.
LUFTGEIST, m. geist der in der luft wohnt oder herscht;
ardgeister, wassergeister, luftgeister. in der ältern physik
ıber das spezifische, das wesen der luft und ihre kraft:
dasz im winter, wenn es frieret,
es nicht immer gleiche kalt,
dasz man nicht im sommer spüret,
gleicher hitz und gluth gewalt,
diesz, wie viele weise gläuben,
ist dem luftgeist zuzuschreiben. BRocKEs 2, 294.
vgl. dazu luftleib.
LUFTGEMÄLDE, n.: der gute zustand seiner casse, der
erwerb, den er seinem talent schuldig war, die gunst der
groszen, die neigung der frauen, die bekanntschaft in einem
weiten kreise, die ausbildung seiner körperlichen und geistigen
anlagen, die hoffnungen für die zukunft, bildeten ein solches
wunderliches lufigemählde, dasz Fata Morgagna selbst es nicht
seltsamer hätte durcheinander wirken können, GörTnE 19, 9.
ygl. luftbild.
LUFTGESCHWULST, f. emphysema: (bei der rinderpest) tritt
heftiger durchfall ein, luftgeschwulst unter der haut, und in
4 bis 7 tagen erfolgt der tod. aus einem zeitungsarlikel v. 1870.
LUFTGESICHT, n. gesicht, erscheinung in der luft, und wie
‚on luft, eitel, ein phanltom -
es flieht vor ihrem (der weisheit) hellen blick
der thorheit Nüchtig schattenglück,
manch farbicht Jufigesicht. Uz 1 (1768), 226;
wie schade, wär es nur ein schönes luftgesicht,
wornach er uns die lippen wässern machte!
WIELAND 9,67;
alle diese schönen luftgesichte,
deren nahme deine Junge brust
überwallen macht, sind blosze schaugerichte,
leichte träum unwesentlicher lust! 343.
LUFTGESINDE, n. 7
er (gott) spannet auch die schnelle wind
an seinen wolkenwagen;
da lauft das schnaufend luftgesind,
and ihn mit frewden tragen, SpEE trutzn. (1654) 113.
LUFTGESPENST, n. gespenst in der luft oder aus luft: ex
hielt das ganze abermals nur für eine erfindung, glaubte an
keinen neuen Landauer, hielt den zurückgebliehenen cavalieı
für ein luftgespenst. GÖöTHE 48. 185.
LUFTGESPINNST — LUFTHEIZUNG 1254
LUFTGESPINNST, n. gespinnst aus luft? die natur auffassen
ınd sie unmittelbar benutzen, ist wenig menschen gegeben;
‚wischen erkenntnis und gebrauch erfinden sie sich gern ein
luftgespinnst, das sie sorgfältig ausbilden. GöruE 50, 73.
LUFTGESTALT, f. gestalt die nur luft ist, ohne reale existenz:
wie sehnlich wünschte sie den gatten weg: denn die luft-
zestalt des freundes schien ihr vorwürfe zu machen. GÖöTHE
17, 131; wenn ich nicht nach und nach, meinem naturel]
zemäsz, diese luftgestalten und windbeuteleien zu Kunst-
näszigen darstellungen hätte verarbeiten lernen, so wären
;olche aufschneiderische anfänge gewisz nicht ohne schlimme
folgen. für mich geblieben. 24,77; meine titanischen ideen
waren nur luftgestalten, die einer ernsteren epoche vor-
spukten. 29,216;
diesz holde weib, das nur die luftgestalt
von einem engel schien. WıEeLAND 22, 148 (Ober, 4,7);
auf des meeres riesenwogen schwebte
vor mir hingehaucht dein holdes bild;
an den schroffen felsenschädeln bebte
as in luftgestalten traurig mild. SEuMe ged, 31;
dem ausgestreckten arm, dem offnen mund entweichet
die schöne luftgestalt. GoTTER 2,82.
LUFTGEWEBE, n. 1) das weben der luft: wo ich den
‚origen april, wie einst auf dem Aetna, der erste war, der sich
Jurch sturmwetter hinaufarbeitete, und durch das magische
uftgewebe in die thäler herabsah. SEUuME mein sommer Ss, 24.
2) luftiges gewebe, vgl. dazu oben luft 8:
ein stiller seufzer hob, indem ihr diesz entfiel,
das luftgeweb, der liebesgötter spiel,
das ihren schönen busen küszte.
WIELAND 17,293 (Idris 5,70).
LUFTGEWÖLBE, n. gewölbe von luft, der himmel: diesem
blauen luftgewölbe. HERDER.
LUFTGLOCKE, f. glocke einer lufipumpe : nur ein feind von
ihnen kann sie unter eine luftglocke und in den luftleeren
raum verwünschen, wo sie noch eher stürben wie ein frosch.
). PauL aus des teuf. pap. 1,26.
LUFTGOTT, m. gott der luft, gegensatz zu erdgott, wassergott.
LUFTGÖTTIN, f.; jene wundersamen frauen in der alten
nordischen legende sind offenbar walküren, schauerliche luft-
göttinnen, die, über den schlachtfeldern einherschwebend,
zieg oder niederlage entscheiden. H. HEINE 3,281,
LUFTGRAB, n. patibulum, furca, suspendium. STIELER 688.
vgl. dazu luft 1,b a. e€., Sp. 1238,
LUFTGURGEL, f. luflröhre: die stimme, welche etwan hell
and etwan grob lautet, je nachdem sich dieser kopf oder
anfang der luftgurgel durch hülf seiner mäuse eng oder weit
nacht. UrrensacH rossbuch 1,80.
LUFTGUT, n. im salzwerk: und weiln sich manchmal,
»nige leute unterstanden, thalgüter auf gewisse schrift und
ı1amen, entweder selbst zu besetzen, oder andern zu versagen,
lie doch in rerum natura nicht vorhanden sein (welches man
ngemein, luftgut nennet). HonnorFrF beschr. des salzwerks zu
Yulle (1749) 108; wer .. unrichtig, oder Iuftgut versaget, oder
‚esetzet habe. 111. vgl. dazu luft 7, d sp. 1246.
LUFTHAHN, m. ventil: das öffnen beider lufthähne .. die
1ähne sind ganz aufgedreht. J.PAuL kom, anh. zum Titan 2,28;
ufthahn, im wasserbau, ein hahn, durch dessen Öffnung die
mit dem wasser eingedrungene luft ausgelassen werden kann.
TACOBSSON 2, 643°.
LUFTHARNISCH, m. harnischartiges kleid von leder, das einem
‘aucher längeres weilen unter dem wasser ermöglicht , indem es
ihn mit einer lufischicht umgibt. JAacoBsson 2, 643°.
LUFTHAUCH, m. hauch der luft, linder lufizug, vergl. das
Zauchen der luft oben luft 1,b: indem erreichten wir eine
stätte, wo ein oder zwei dutzend orangenbäume standen und
die luft mit wohlgeruch erfüllten, während ein süszer frischer
‚ufthauch durch die reinlichen edelgeformten stämme wehte.
G. KELLER leute von Seldwyla 1,47; steckten sie beide von
zrund aus in schulden und standen .. auf der schwelle ihrer
hesitzthümer, von der jeder lufthauch sie herunterwehte. 82;
(mein gedanke) merket, höret, siehet, ;
wohin auch mein fusz um ruhe fliehet,
wie im lufthauch noch dein bildnis nur.
SkgungE ged. 102;
die see, von leisem lufthauch kaum bewegt,
UHLAND ged. 173.
LUFTHEIZUNG, f. heizung eines raumes durch erwärmte luft,
und der dafür erstellte apparat: das haus soll für luftheizung
angerichtet werden: an der luftheizung ist etwas zerbrochen,
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