1395 MACHEN — MACHER
komm herbei, geliebier Tuer,
mache fort, und komm herbei. FLEMING 400;
mach fort und schleppe was du hast, GöTHE 41,287;
macht fort! ich musz noch heut nach Hussahe,
H. v. Kızıst zerbr. krug, 5, auftr.;
wenn
er hurtig macht, fällt auch für ihn was ab.
SCHILLER Piccol. 4,1;
mach hurtig, Jenni. zieh die naue ein.
der graue thalvogt kommt, dumpf brüllt der firn. Tell1,1;
komm! komm! mach hurtig, guter doctor. Macb. 5,5.
b) auch bloszes machen für eilen, sich beeilen: Röse! Röse!
wo bleibt das frühstück? ...mach nur, Röse. GÖTHE 14, 259;
der eine, der gern siegen wollte (im schachspiel),
sann einmal lange nach, um recht geschickt zu ziehn;
der affe stiesz darauf an ihn
und nickte, dasz er machen sollte. GELLERT 1,148;
Nathan. ja, gut erzählen, das ist nun
wohl eben meine sache nicht. Sal, schon wieder
so stolz bescheiden? mach! erzähl, erzähle! LEssInG 2, 276,
»gl. dazu oben I, 22,b sp. 1386.
8) machen, gehen, reisen, vielleicht aus einen weg, eine
‚eise machen (I, 6) verkürzt, mundartlich, in Ober-, Mittel- und
Niederdeutschland verbreitet, auch aus älterer zeit schriftlich be-
zeugt: ehe sich der morgenstern retteriret . . wiil ich von hin-
nen machen. Romeo u. Julie bei Con Shakesp. in Germany 379;
komb, lasz uns machen zu dem haufen. H.Sacıs 3,1,35";
wird in gewählter sprache vermieden, schlüpft aber etwa in einer
zeitung durch: dieselben (soldaten) hatten den weg von dort
bis hierher in kleinen tagesmärschen gemacht und hatten
heute rast. von hier machen sie per eisenbahn nach Erfurt,
Frankfurter journ. v. 28. märz 1871.
9) machen in kaufmännischer rede, ein geschäft machen,
handel treiben: er macht in strumpfwaaren; in wein machen;
auf diesem platze wird in spirituosen, auf jenem in getreide
gemacht; übertragen hört man auch: er macht jetzt in fröm-
migkeit; er macht stark in patriotismus. wir haben schlecht
gemacht, sagt der walfischfänger vom schlechten fange. Brem,.
sonniagsbl. 1854 23.
MACHENSCHAFT, f. was gemacht, gearbeitet wird, das ge-
machte , ein namentlich süddeutsches wort: zeig deine machen-
schaft her, was du gemacht hast; das ist keine gute machen-
schaft; auch bestimmung, anordnung, einrichtung (vgl. machen
sp. 1370 unten): an unredliche machenschaften des alten herrn
haben wir niemals gedacht. neue Zürcher zeitung 1881,
MACHER, MÄCHER, m. der da macht, etwas arbeitet oder
schafft.
1) die umgelautete form findet sich bei LUTHER und ALBERUS
(und ist noch jetzt wetterauisch): gemacht ist alles. von wem?
von einem mecher. LUTHER 8, 150°; bildmecher sculptor ALB.
A1’; salbenmecher D1‘; tüchmächer J1°; blechmecher n4’;
sie hat sich nicht verbreitet.
2) macher, bewirker, schöpfer: macher parator. voc. inc.
theut. n3°; plastes machir DıEF. nov. gloss. 294°; macher, der
etwas macht, factor MAALER 280°; sÖ tuot er noh malignos
spiritus, die gentilium errorum auctores sint (die leiden
tiefela, die dero heidenon irridin machara sint). NOTKER ps. 7.
(Hattemer 2, 279°) ; der macher bistu (goff). WACKERNAGEL pred
101, 21; und das wort ist der arbeiter und macher der for-
mungen in der auszgesprochenen weiszheit. J. BönMme de signa-
tura rerum 4, 32; bei neueren mit beziehung auf griech. om TS:
(sie) versuchten eben darum nicht, es zu erklären, weil sie
es als unerklärbar fühlten: sie machten es, und stellten es
dar — denen welche sehen können. diesz ist der karakter
des dichters, des wahren machers. WIELAND 25, 333; jeden
der im stande ist seinen empfindungszustand in ein object
zu legen, so dasz dieses object mich nöthigt, in jenen em-
pfindungszustand überzugehen, folglich lebendig auf mich
wirkt, heisze ich einen poeten, einen macher, ScHILLER an
Göthe 784.
3) macher in zusammensetzungen ist vielfach der bedeutung
von machen 1,1,@ (oben sp. 1364) angeschlossen, vergl. schuh-
macher, hutmacher, kammacher, korbmacher, kleidermacher,
mützenmacher , stellmacher, uhrmacher, windenmacher u.a,
als handwerkerische bezeichnungen; in kalendermacher, spasz-
macher waltet beziehung auf geschäftsmäsziges; in bezug au]
geistige arbeit ist mit macher ein verächtlicher nebenbegriff ver-
bunden, vgl. machen 1,1, e (oben sp. 1365): Hoppedizel hatte
auszer ihm an einem nachmittag fünf leute bei sich, den
gerichthalter Kolb. den flöszinspektor Peuschei, einen alten
MACHEREI — MÄCHSEL 1396
carmenmacher, einen hofzimmerfrotteur und einen hofjunker;
lenn was wird der leser nach zunamen dieses volks fragen?
I. PauL uns. loge 1, 115; macher endlich nach machen I, 6 und
7 in bestellungmacher (J. PAusL Qu. Fixl. 158), lärmmacher,
berichtmacher, muthmacher u. a.
4) macher, in der neueren sprache nach franz. faiseur ge-
raucht, der etwas ins werk setzt, einrichtet, mit dem nebensinne
les versteckten und hinterlistigen: der eigentliche macher des
zanzen handels war er; der wucherer hielt sich im hinter-
zrunde, aber er hatte mehrere macher, die seine opfer um-
zarnten. vergl. mächler.
MACHEREI, f. factio, factum, facinus, opus, actio, opera,
zegotium, occupatio, plasma, fachus STIELER 1195; mit verächt-
lichem nebensinne: bei den Göttingern (dem Hainbund) gehört
lieses schielen nach dem lorbeer, der dem genius von selbst
‚ufällt, auch zu der macherei und zwecksetzenden geschäf-
igkeit, an der die ganze schule krankt. W. Hensst J. H.
Voss (1872) 1, 110.
MACHERLOHN, m. n. lohn eines verfertigers von handarbeit
nach macher 3): als wier gan Ulm kamen, hiesz mich Paulus
mit dem tüch umbher gan, den macherlon darzü heischen.
In, PLATTER 26 Boos; und gehet vil auf macherlon, wenn
man hauben, gepreme und porten knippen, klecklen und
klippen sol. MaTtHesius hochzeitpred. K 3‘; aber traun! er
wuste nicht wo er das macherlohn hernehmen solte. pol.
stockf. 261; ich will ihnen das macherlohn doppelt bezahlen.
JELLERT 3, 411; in freierem sinne: das macherlohn für einen
notar (gebühren für notarwerden), J. PAuL flegelj. 1,31;
so lange, wie ich reden kan,
soll immer euer lob erschallen,
weil ihr (zwei schwestern bei einer näharbeit) so manchen
stich gethan,
mir armen diener zu gefallen.
mein herz stellt sich hier selber ein,
mit diesem will ich euch begaben,
wenn ihr nur wollt zu frieden sein,
ein schlechtes macher-lohn zu haben. Canız 206:
früher machlohn: tapharthembdt, das mitsamt dem machlon
und ander zugehorde über sechs guldin cost. Nürnb. pol.
ordn. 97.
MÄCHLER, m. übersetzung des franz. faiseur, vergl. oben
nacher nr. 4: ein beschränkter ehrlicher mensch sieht oft
die schelmerei der feinsten mächler (faiseurs) durch und
lurch. GörneE 49,61. bair. ist mächler verfertiger von rechen
und heugabeln Scum. 1, 1556 Fromm.; kärntnisch mäöchler, wie
»äsler, der sich mit kleinlichen arbeiten abgibt, mit mächeln,
kleine arbeiten verrichten, mächlerei eine geringfügige arbeit so-
wie das product derselben. LEXER 183; alemannisch wenigstens
das verbum . mächela gemächlich arbeiten. ToBLER 309°. die
Töthesche verwendung des wortes ist nicht beliebt geworden.
. MÄCHLICH, adj. und adv. gemächlich, langsam, sanft: lentus
nachsam 0. mächleich DıEer. 324°; mächlich, pedetentim, pau-
‘atim, tacite, mächlich fortgehen, sensim et pedetentim progredi
STEINBACH 2,1; die klopften mächlich an und bei eröfnung
ler thür erblaszten sie beide. colica 155. s. unten mählich
und gemächlich,
MACHMANN, m. einer der einen mann macht, nur vorstellt,
»hne es zu sein, scheinfigur ? einen machmann aufwerfen, das
ist, einen zum schein bestellen, als kaufte er etwas von
nem, stellt es ihm aber hernach wider zu, damit er zum
nachtheil anderer es wider die anstalten verkaufen möge.
FrıscH 1,631° (mit bezug auf die Straszburger pol. ord. 1628
ppend. s. 34). dim. machmännlein von einem scheinmanöver :
len 18. februarii hült der bischof selbs mesz zu Laufen,
larvon .. ein tumult und grim by sinem volk entstanden ....
es was aber nur ein machmänlin, vom bischof angericht,
Jomit er erfaren möchte, wie sich die Baszler gegen inen
halten wurden. Basler chron. 1, 182, 33. das wort ist eine impera-
Hivische zusammensetzung, wie machetöre hanswurst VILMAR 257,
MACHSAM, adj. und adv., wie mächlich, s. d.: aufm söller
fein machsam getrocknet werden. J. PrÄätorıys Katzenveit
1692 126.
MÄCHSEL, n. was zum machen dient; nach machen T,1, c,
;p. 1364 feit oder butter zum abschmelzen der speisen, schlesisch
NEINHOLD 59°; allgemeiner auch würze für speisen: diese blume
'muscatenblume) wäre der edelste kern aller gewürze, und
‚.das wohlgeschmackste vorgerichte, ein niedliches mächsel
aller speisen. LoHENSsTEIN Arm. 1,335‘; vergl. ahbmachsel.
fh. 1.76.