Full text: L. M. (6. Band)

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MACHT 
in welcherlei fügung mischung mit dem falle unten d eintreten 
kann: niemand nimpt es (das leben) von mir, sondern ich 
lasse es von mir selber, ich habe es macht zu lassen, und 
ich habe es macht wider zu nemen. Joh. 10, 18. 
€) macht ‘mit präpositionen; über: gleich wie du jm macht 
hast gegeben uber alles fleisch. Joh. 17,2; du hettest keine 
macht uher mich, wenn sie dir nicht were von oben erab 
gegeben, 19,11; ei du fromer knecht, dieweil du bist im 
geringsten trew gewesen, soltu macht haben uber zehen 
stedte. Luc. 19,17; ein mensch hat nicht macht uber den 
geist, dem geist zu wehren. pred. Sal. 8,8; darüber ich 
macht von den hohenpriestern empfieng. ap. gesch. 26, 10; 
macht über leben und tod haben, vitae et necis potestatem 
habere Frıscm 1,632; in: die mann hetten in yr weib und 
kind alle macht des todts und lebens (vergl. dazu oben b). 
FRANK weltb. 66°; auf: sie (die seele) hat .. macht auf die 
stärke der beweggründe. ScHILLER hist.-krit. ausg. 1,91. 
d) macht mit zu und infinitiven: die rethe haben auch 
macht, die becken zu regieren und inen das brot noch (nach) 
stegerunge und fallen des kornkaufs (kornpreises) zu setzen. 
Arnstädter stadtrecht bei MicBELSEn rechtsdenkm. 67; das des 
menschen son macht habe auf erden, die sünde zu ver- 
geben. Matth. 9,6; denen gab er macht, gottes kinder zu 
werden. Joh. 1,12; weistu nicht, das ich macht habe dich 
zu creuzigen, und macht habe dich los zu geben? 19, 10; 
wir haben einen altar, davon nicht macht haben zu essen, 
die der hütten pflegen. Hebr. 13,10; edele nimfe, fieng ich 
an, wann ein mensch eine göttin zu fragen macht hat... 
Opırz 2, 266; (Barbarossa werde) den unseren macht geben 
die schlacht mit ihm zu thun. FROnsPERGER kriegsb. 3, 156°; 
da wird ihnen dann im namen desz röm. käisers macht ge- 
geben, das ganze corpus juris, oder die ganze philosophi 
und alle freie künste in der welt zu dociren. SCHUPPIUS 114; 
und wolten unter andern, dasz die weiber gemein sein, und 
ein jeder macht haben solle zu seines nachbarn weib zu 
gehen. 814; dasz er macht hat so einen elenden jungen zu 
vrügeln, Cur. WEISE erzn. 147 Braune; 
wer hat dir die macht geschenkt, 
andre zu verdammen? P, GERHARD 136,21; 
freiwillig hab ichs dargebracht, 
und niemand nimmt mein leben, 
es selbst zu lassen, hab ich macht, 
macht, wieder mirs zu geben, GELLERT 2,203; 
meinstu, es sei noch rat und macht zu streiten? 2 kön. 
18, 20; freilich stehts nun in meiner macht nicht mehr, die 
vergangenheit einzuholen. ScHILLER räuber 5,2, 
e) macht, mit dasz und abhängigem satze:! ich hete, mit 
gottes hülfe, wol so viel macht, das ich euch künd ubels 
thun. 1 Mos. 31,29; gebt mir auch die macht, das, so ich 
jemand die hende auflege, derselbige den heiligen geist em- 
pfahe, ap. gesch. 8,19; 
dasz all die mich hand angenomen, 
den hat got tn gwalt und macht, 
dasz sie seind seine kind geacht. 
SCHADE sat. u. pasqu. 2,246, 1856, 
f) macht mit dem genitiv oder possessivpronomen des besitzers : 
die macht gottes, des herrschers, des kaisers, die macht der 
obrigkeit, des richters, der feinde grosze macht; jren sieg 
schreiben sie zu der macht jrer götzen. stücke in Esther 3,7; 
wer miszt den donner deiner (gottes) macht? HAGEDORN 1,5: 
verlasse sich ja keiner 
auf fürsten macht und gunst. P. GERHARD 115,14; 
wir wollen trauen auf den höchsten gott 
und uns nicht fürchten vor der macht der menschen. 
SCHILLER Tell 2,2; 
gehet acht! 
das ist der Eumeniden macht! kraniche des Ibykus; 
oder adjectiven der zugehörigkeit: die kaiserliche, obrigkeitliche, 
richterliche, priesterliche, feindliche macht ; die gesetzgebende 
macht (macht des gesetzgebers), verschieden von unten 11: dasz 
die gesetzgebende macht in der person des suveräns ohne 
abhängigkeit, ohne theilnahme von andern, sich befinde 
WIELAND 29, 187; 
sie spricht ihr zu (die mutter der tochter); doch mütter- 
licher macht 
ward nie so schön von töchtern widerstritten. 
HAGEDORN 2, 165; 
wie sichs gebührt, trat ich dem herrn entgegen, 
der uns des kaisers richterliche macht 
vorstellt im lande. SCHILLER Tell 1,2. 
g) präpositionale verbindungen, aus wessen macht, aus eige- 
ner macht: die hahennriester und die eltesten im volk.. 
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>prachen, aus waser macht thustu das? und wer hat dir 
lie macht gegeben? Matth. 21, 23; nach dem absterben seiner 
zemahlin übernahm Maximilian aus eigner macht, als vor- 
nund seines sohnes, die regierung. ScHILLER hist.-krit. ausg. 
1, 33; 
der Piccolomini, der junge, thut sie jetzt führen, 
den haben sie sich aus eigner macht 
zum oberst gesetzt in der Lützner schlacht, 
als der Pappenheim umgekommen. 
Wallenst, lager, 11. aufir.; 
mit macht, mit unwiderstehlicher gewalt, an oben 2, b rührend, 
aber durch das fehlen von all, ganz, was dort steht, den ge- 
steigerten begriff zeigend: er spricht zum schnee, so ist er 
bald auf erden, und zum platzregen, so ist der platzregen 
da mit macht. Hiob 37,6; die stimm des herrn gehet mit 
macht. gps. 29, 4; Jerusalem du predigerin heb deine stim auf 
mit macht. Jes. 40, 9; yhre pfaffen reden mit macht und was 
sy sagen, das wollen sy von yederman als gottswort ge- 
halten haben. Frang weltb. 113°; 
ich lauf, was ich ersleichen kan, 
das vier der aller sterksten man . 
mit macht an mir zu schieben hetten, 
fastn. sp. 564,19; 
gs achtet in der welt nichts Virnula so sehre, 
wie billich, als die zucht und angeboren ehre; 
damit sie jhr mit macht nicht etwa werd entnummen, 
30 hat sie nechst ein freund von jhr geschenkt bekummen. 
LocAu 1,101,17; 
stracks an dem pfahl! was gilts! wir wollen unterdrücken 
den aufgeblasnen muth. legt händ an, streicht mit macht. 
A, GRYPHIUS (1698) 1,504. 
doch ohne nur in seinem sitz zu schwanken, 
trifft Hüon ihn so kräftig vor die brust, 
und wirft mit solcher macht ihn seitwärts an die planken, 
dasz alle rippen ihm von seinem fall erkranken. 
WIELAND 23,299 (Oberon 12,88): 
das mägdlein wandelt an ufers grün, 
es bricht sich die welle mit macht, mit macht. 
ScCHILLER Piccol. 3,7; 
o gedenke denn auch, wie aus dem keim der bekanntschaft 
nach und nach in uns holde gewohnheit entsprosz, 
freundschaft sich mit macht in unserm innern enthüllte, 
GÖTHE 1,329; _ 
lafür aus macht: und schrei (er schrie) aus macht mit groszer 
;timme. offenb. 18, 2. 
h) gebrauch des plurals: umbsonst und vergebens klagen 
wir als blind das glück an. es ist in unsern mächten, 
solches zu überwinden, und zu unsern füszen zu legen, 
ÄCHUPPIUS 540; 
da liesz er einen schrai mit mechten, 
fur auf vom stul und lief darvon. H.Sacus 1,529%; 
(du) gabst mir rath und that, 
ie sonst kein mensch zu geben 
in seinen mächten hat. P. GERHARD 334,56; 
ja mit ungeheuren mächten 
hlicket sie (liebchen) wohl in die runde, GöTHE 5,60. 
5) auch nichtpersönlichem wird macht beigelegt (vgl. dazu auch 
7eispiele aus oben 4,9): wie die sonne aufgehet, in jrer macht. 
“cht. 5, 31; sahen das das fewr keine macht, am leibe dieser 
nenner, heweiset hatte. Dan. 3, 27; zu weilen aber brennete 
die flamme im wasser, uber die macht des fewrs, auf das 
28 die ungerechten umbbrechte. weish. Sal. 16,19; aber dis 
st ewer stunde, und die macht der finsternis. Luc. 22,53; ein 
'estament wird fest durch den tod, anders hat es noch nicht 
nacht, wenn der noch lebet, der es gemacht hat. Hebr. 9, 17: 
als noch des hornes brausen 
gebot mit finstrer macht, 
da sah man eber hausen 
in tiefer waldesnacht, UHLAND ged, 375; 
in der neueren sprache gern in bezug auf seelisches oder geisti- 
yes? die macht der liebe, die macht der vorurtheile, die 
macht der gewohnheit, die öffentliche meinung ist eine macht; 
as gibt für die mathematische gröszenschätzung kein grösztes, 
denn die macht der zahlen geht ins unendliche. Kant 7, 101; 
durch die macht der vernunft. WieLAND 7,427; durch die 
macht ihrer reizungen hält sie ihn (Calypso den Ulysses) lange 
zeit auf ihrer insel gefangen. ScHILLER hist.-krit. ausg. 10, 222; 
der naturtrieb bestürmt das empfindungsvermögen durch die 
zedoppelte macht von schmerz und vergnügen. 106; 
baum, vögel, thiere, grasz und sträuche 
sind zeugen meiner (der liebe) süszen macht. 
GÜNTHER 220; 
ihren innern frieden 
zerrüttet nicht die macht der leidenschaft. 
HAGEDORN 1,13:
	        
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