MACHT
gib ungebändigt jene triebe,
das tiefe schmerzenvolle glück,
des hasses kraft, die macht der liebe,
gib meine jugend mir zurück! GörTyxE 12,15;
allgemein in fällen, die an die bedeutung 10 unten anrühren
die seele musz durch eine unwiderstehliche macht zu den
handlungen des physischen lebens bestimmt werden. ScHIL-
LER hist,-krit. ausg. 1,146; .
die starre,
unwandelbare regel der natur
steht gegen mich, ein aufgethürmter pfeiler,
und keine macht auf erden reiszt ihn um.
5,9 (don Carlos, urspr. bearb. 1,1);
ja, in der ferne fühlt sich die macht,
wenn zwei sich redlich lieben (macht sich die gewalt deı
liebe fühlbar). GÖTHEE 1,192,
6) macht, umschreibend (wie kraft IL, 13, vgl. th. 5, Sp. 1942 fg.):
zuf etwas mit macht oder gewalt ausgestattetes bezogen, vVorzugS-
weise dinge:
1403
der kälte strenge macht
gab keiner bitte statt. DROLLINGER 66;
so kann es (das glück) dennoch nicht der zeiten macht hen,
183;
zin sprachgebrauch, den von neueren namentlich SCHILLER veEr-
tratt 2
wenn der stamm zum himmel eilet,
sucht die wurzel scheu die nacht;
gleich in ihre pflege theilet
sich der Styx, des äthers macht. klage der Ceres;
die vormals deines gleichen waren,
sie zwingt jetzt deines scepters macht. ring des Polykrates ;
mich packte des doppelstroms wüthende macht.
der taucher :
fest, wie der erde grund,
gegen des unglücks macht
steht mir des hauses pracht! glocke v. 142;
wohlthätig ist des feuers macht. v. 155;
wer weisz, durch welcher künste macht besiegt.
e Maria Stuart 2,3;
ists wahl, wenn des gestirnes macht den menschen
ereilt in der verhängnisvollen stunde ?
braut von Messina v. 1477
und oft
lockt uns der hölle schadenfrohe macht
durch wahrheit selbst an des verderbens rand,
Macbeth 1,6;
auch bei GÖTHE:
dieses busens macht
drängt sich entgegen
der allanfallenden gefahr umher. 33,250;
fremder klingt es uns, wenn in unmittelbarer nachahmung griechi-
schen sprachgebrauchs personen so umschrieben werden:
ruft auch Priamos macht, damit er selber den bundseid
leiste. BÜRGER 207°.
ebenso bei Voss:
dann auch rufet die macht des Priamos, dasz er das bündnis
schwör, er selbst! . ; Ilias 3, 105.
üEere 08 IToıduo.0 Binv, öpg doxLn TOUUN
AUTOS;
zu Aachen in seiner kaiserpracht
im alterthümlichen saale,
sasz könig Rudolphs heilige macht
beim festlichen krönungsmahle,
; Ce SCHILLER graf von Habsburg;
fünf monde sinds, es herrschte noch im lande
des vaters macht und beugete gewaltsam
der jugend starren nacken in das joch,
braut von Messina v. 682,
7) auch ım biblischen sprachgebrauche werden personen macht
genannt: Ruben mein erster son, du bist meine kraft und
meine erste macht, der öberst im opfer und der öberst im
reich. 1 Mos. 49,3; Ephraim ist die macht meines heubts,
Juda ist mein fürst. ps. 60,9; der herr ist meine macht,
und mein psalm, und ist mein heil. 118, 14.
8) macht, eine urkunde über eine verliehene gewalt, vollmacht ?
einen mit macht schicken (zw einer verhandlung). HALTAUS
1285; in der verbindung moge und macht. LeExer mhd. wb.
1, 2013. ;
9) in der alten sprache hatte macht auch die bedeutung der
fülle und menge entwickelt?
in dem sumere was dar brächt
malzes und meles michele macht,
vleisch und andere spise gnüc. livl. reimchron. 10984;
diese bedeutung, wenn auf dinge gehend, wird im nhd. nur
noch vereinzelt angetroffen: wa er (der bienenkönig) sitzen
bleibet, da ist das läger des ganzen schwarms, und die ganz
macht des honigs und honigrahts. FıscHart bienk. 240°.
MACHT 1404
10) wol aber hat sie sich gehalten, wenn eine menge streit-
yarer personen, ein kriegsheer damit gemeint ist (vgl. dazu auch
kraft IL, 12, fh. 5, sp. 1941 fg.):
diu edele ritterliche maht
zogte ze herberge dö.. g. Gerh. 5978;
dem meister tet er daz bekant,
daz der Semegallen macht
heite an der selben nacht
dä zü Ickeskule geheret. livl. reimchron. 10373;
des heres macht man besach,
da mite man solde den strit bestän.
11170 (vgl. dazu heeresmacht fh. 42, 755);
do kunig Adolf vernam die maht die der herzoge hette, do
zetorst er nüt zü velde hliben. d. städtechron. 8, 59, 8; das
das wasser wider kam, und bedecket wagen und reuter,
and alle macht des Pharao, die jnen nachgefolget waren ins
neer, das nicht einer aus jnen uberbleib. 2 Mos. 14, 28; was
»r an der macht der Egypter gethan hat. 5 Mos. 11, 4; das
David hatte alle macht des HadadEsers geschlagen. 2 Sam,
3, 9; Benhadad der könig zu Syrien versamlet alle seine
nacht. 1 kön. 20,1; da sandte er hin ros und wagen und
ine grosze macht. 2 kön. 6,14; wie du vorzeiten auf der
Zgypter heer schawtest, da sie deinen knechten nachjagten,
mit groszer macht. Judith 9,5; wolten wir mit macht und
gewalt für den himel ziehen. ScHADE Sal. u. pPasqu. 3,84, 29;
würt dann Christus unsern groszen macht und gewalt in
maszen und gestalt sehen so wol gerüst, für war er würt
fürchten die zerstörung der schönen gepeu. 88,27; mit ge-
zsammter macht eine schlacht wagen, vires universas discri-
mini bellorum objicere. STEINBACH 2,68; ein Jand mit seiner
macht besetzt halten, regionem opibus suis obsidere. ebenda ;
‘Englands) grosze force hestehet in der see-macht, worinne
as alle andere reiche übertrifft, indeme es oft eine flotte von
200 und mehr schiffen ... unterhält. HüßnEers zeitungslexicon
(1764) 698;
da wurden fünf fürsten macht auf irn pein,
die hetens heimlich dahin pracht.
LILIENCRON volksl. 1,432,217;
und böt uns in der achten schlacht
Franzos und Russe tirutz;
so lachten wir doch ihrer macht. GLEIM 4,14;
er war mit könig Friedrichs macht
gezogen in die Prager schlacht. BÜörGEr 13°;
der wenn im allgemeineren sinne reiche kriegerische oder poh-
“sche hilfsquellen überhaupt und darauf gegründete herscher-
7ewalt gemeint sind: Roger der zweite... war es, der die
ınsehnlichen staaten Apulien und Calabrien seiner grafschaft
3icilien einverleibte und sich dadurch im besitz einer macht
ırblickte, die ihm kühnheit genug einflöszte, sich in Palermo
lie königliche krone aufzusetzen; dazu war weiter nichts
1öthig, als sein entschlusz und eine hinlängliche macht, ihn
gegen jeden widerspruch zu behaupten. SCHILLER 1042’; papst
“nnocentius, an kriegerischer macht zwar der schwächste
ınter allen gegnern Rogers. 1042°; die macht des welfischen
jauses war so hoch gestiegen, dasz es .. gefährliche folgen
ir die ruhe des reichs haben muszte, dieses mächtige haus
‚um feinde zu haben... neben einem vasallen von dieser
nacht konnte kein kaiser ruhig regieren. 1044‘;
unglückselger durst
nach macht und schätzen und nach eitlem ruhm!
UHLAND ged. 187.
11) auf ihr steht die heutige bedeutung von macht für staat,
sofern er sein ansehen kriegerisch geltend machen kann: der
staat... der in verhältnis auf andere völker eine macht (po-
tentia) schlechthin heiszt. Kanr 5,143; mit diesen beiden
mächten (Frankreich und England) stand Philipp damals noch
m bündnis des friedens. ScHILLER hist.-krit. ausg. 7,20; Nicht
weniger als vier feindliche mächte, unter denen einzeln ge-
ı1ommen keine zu verachten war, hatten sich zu seinem
untergange vereinigt. werke 1042°; Roger hatte diese kauf-
männische macht (die republik Venedig) an ihrer empfindlich-
sten seite angegriffen, da er ihr eine grosze geldsumme an
waaren wegnehmen liesz. ebenda; ich hatte sie (eine siegel-
sammlung) nach dem staatskalender eingerichtet, und war
bei dieser gelegenheit mit sämmtlichen potentaten, gröszern
und geringern mächten und gewalten, bis auf den adel her-
unter wohl bekannt geworden. GörHE 25, 298;
und drohen dieszmal die feinde,
oder künftig, so rüste mich selbst und reiche die waffen...
und gedächte jeder wie ich, so stünde die macht auf
gegen die macht, und wir er(reuten uns alle des JEIEACHR