Full text: L. M. (6. Band)

1407 MACHTGIERIG — MÄCHTIG 
vor, WIELAND 29, 194; dasz sich der könig seit mehr als 
einem jahrhundert im alleinbesitz der suveränen machtgewalt 
befand. 195; welche denn abermals in ihrer noth sich zu 
dem herrn wandten, der sodann aus seiner machtgewalt die 
ritter schuf. GörHE 23,92; in freierem sinne: bis nach und 
nach diese untergeordneten gegenstände durch die macht- 
yewalt des künstlers selbständig erschienen. 39, 232; 
steht wolke hoch, zum herrlichsten geballt, 
verkündet, festgebildet, machtgewalt. 3,105. 
MACHTGIERIG, adj. gierig nach macht: der machtgierige 
herrscher. 
MACHTGIERIGKEIT, f.: in blinder machtgierigkeit allen 
»ntfremdet. Dya Na Sore 4, 197. 
MACHTHABEND, part. gewalt besitzend und ausübend: das 
reich, in welchem principien machthabend sind. KAnrT 6,248; 
ein allgemeines und zugleich machthabendes völkerrecht. 297; 
ein machthabender oberster wille, rechtslehre (1798) 185, 
MACHTHABER, m. 1) der die gewalt in händen hat: die 
lemokratischen machthaber Athens. ScHLOSSER wWelfg. 1,401. 
2) der bevollmächtigte: ein frei sicher tröstung und gelait. 
such oder ewren machthabern. HALTAUS 1286 (von 1553). 
MACHTHALTER, m. bevollmächtigter. Janssen Frankf. reichs- 
zorresp. 1,179, 
MACHTHANDLUNG, f.: ich frage euch ernstlich über euer 
recht, moralischen freien wesen die neigungen oder gar den 
schein derselben vorzuschreiben, und durch eine machthand- 
lung den giftigen bleizepter über ein ganzes freies lehen aus- 
zustrecken. J. PauL Tit. 2,175. 
MACHTHANS, m. mit gewalt ausgerüsteter groszer (vgl. hierzu 
Hans 1,a, fh. 42, sp. 456 fg.): was wollen hierzu sagen unsere 
jetzige machthansen? Kırcnyor wendunm. 20°. 
MACHTHEIL, n. die pflanzen senecio saracenius, heidnisch 
wundkraut, und solidago, goldruthe, güldenruthe, als heilmittel 
jegen wunden gebraucht; auch machtkraut. NEMNICH. 
MACHTHERR, m. mit gewalt allein ausgerüsteter herr, allein- 
herr. 
MACHTHERRLICH, adj. die machtherrlichen befugnisse 
des kaisers. 
MACHTHERRLICHKEIT , f.: der kaiser vermöge seiner 
machtherrlichkeit hat diesen befehl erlassen. 
MACHTHERRSCHAFT, f. wie machtherrlichkeit. vgl. auch 
machtgewalt. 
MACHTHERRSCHER, m., wie machtherr, alleinherscher. 
MACHTHILFE, f. hilfe für eine kraft oder ein vermögen! 
die bestrebung eines körpers, eine bewegung von selber ohne 
äuszerliche machthülfe zu erhalten. KAnT 8, 161. 
MÄCHTIG, adj. und adv. validus, pollens, potens; goth. 
mahteigs; ahd. mahtig, mhd. mahtec, mehtec, mihtec; alts. 
altnfr. mahtig, niederd. niederl. machtich, magtig; ags. meahtig, 
mihtig, engl. mighty; fries. machtich, mechtich; altnord. mät- 
tugr, mättigr, schwed. mäktig, dän. megtig; nach verschiedenen 
bedeutungen seines subst. ausgebildet. 
1) nach macht 2, körperkraft habend: hat der koeler auch 
einen jungen, der ime born in den buisch traget, und ist 
also mechtig, dasz er einen ast entzwei gehawen kan. weisth. 
2,582 (Eifel, 1518); denn so mächtig war ich nicht, dasz ich 
ein lautes wort machen (sprechen) konte. polit. stockf. 186; 
ironisch: du bist ein mächtiger kerl. imhellis et elumhis homo es. 
STIELER 1206. 
2) auch von kraftvoller erscheinung, stark, gewaltig aussehend. 
a) von wesen: stark und mächtig, die yetz in jrer beste 
sind, Parthi adulti MAALER 280‘; der herzog jm (dem ritter) 
in mächtigen gaul verordnet, welcher mehr bei solchem 
schimpf gewesen war. Galmy 65; zwei knaben von entgegen- 
gesetztem sinne balgen sich schon unter dem herzen der 
mutter. sie treten ans licht: der ältere lebhaft und mächtig, 
der jüngere zart und klug. GörHE 24,217; vor dem hofthor 
stand ein mächtiger breitschultriger mann mit kurzgescho- 
renem haar und sehr energischem ausdruck im sonnenbraunen 
gesicht. FrREyTAG handschr. 1,68; und von theilen @es körpers: 
mächtige haare. KLInGER fheater 3,170; die büste des car- 
dinals Bembo steht zwischen jonischen säulen, ein schönes, 
wenn ich so sagen soll, mit gewalt in sich gezogenes ge- 
sicht und ein mächtiger bart. GöTHE 27,89; seht die mäch- 
tigen flügel doch an! 20,253; 
und die hengste rannten nach hause, begierig des stalles, 
aber die wolke des staubes quoll unter den Mmächslgen hırfen. 
MÄCHTIG 1408 
b) von dingen: und das volk Hiff an groszen houfen usz 
ulen bisthum und landen mit banirn und fanen kein Nickelsz- 
husen und trugen mit on grosze mechtige lichte und kerczen 
von wachsze also grosz das drie adir vier mann kume eine 
konden ertrage. SToLLE Erfurter chron. bei Haupt 8,313; die 
zeichnung war nachdrücklich, aber hart; mächtig, aber ohne 
zratie. WINKELMANN 5, 225; man sihet seine herrligkeit, an 
der mechtigen groszen höhe, an dem hellen firmament, an 
lem schönen himel. Sir. 43,1 (variante an der mechtig groszen 
höhe, vergl. unten); durch zeichen, so mit mechtigen blitzen 
zeschahen. weish. Sal. 19,13; mächtige weinräb, stark und 
wol gewachsen, vilis vehemens MAALER 280°; kein besitzthum 
ist mit einer mauer eingeschlossen; man übersieht alle wiesen 
und baumstücke. die nuszbäume sind besonders mächtig. 
3ÖTHE 43, 188; im Schatten eines mächtigen felsen sasz 
Wilhelm. 21,3; so dasz alles erdreich trocken war und das 
zebirg mächtig und herrlich dastand. 23, 91; 
und so standen sie auf und wandelten nieder, das feld hin, 
durch das mächtige korn, 40,320; 
und so sitzend umgaben die drei den glänzend gebohnten, 
runden, braunen tisch, er stand auf mächtigen füszen. 241; 
sie fanden ihn, tragend den bunten, 
mächtigen henkeltopf, halbvoll der erlesenen erdbeern. 
Voss Luise 1,238; 
von groszartiger, weiter ausdehnung: herr von des groszen 
Guelfos mächtigen gütern. KLINGER 1,7. 
3) mit dieser bedeutung ist zugleich der begriff der inhalt- 
lichen fülle verbunden (hinüberspielen in den sinn von macht 
nr.9 sp. 1403): sie sunken unter wie blei im mechtigen wasser. 
2 Mos. 15,10; du hast..jre verfolger in die tiefe verworfen 
wie steine in mechtigen wassern. Neh. 9,11; da ward aus 
dem roten meer ein weg on hindernis, und aus den mech- 
tigen fluten ein grünes feld. weish. Sal. 19,71; und da er des 
morgens da hin kam, sahe er eine grosze mechtige menge 
volks on zal da. 1 Macc. 5, 30; die Edomiter zogen aus, jnen 
entgegen mit mechtigem volk und starker hand. 4 Mos. 20,20; 
ıber die feinde hatten viel einen mechtigern reisigen zeug. 
Marc. 16, 7; 
reiche felder, breite wies und weiden, 
mächtge quellen, süsze himmelsmilde. GÖöTHE 1,220; 
im bergbau heiszt mächtig in bezug auf gänge breit, dick, von 
bedeutender breite, dicke, in groszer menge vorhanden, VEITu 
bergwb. 332 fg.; mit maszbestimmung: es sind die fletz .. nicht 
alle dick und mächtig, sondern sind sehr ungleich und unter- 
schiedlich, denn etzliche sind kaum 1, 2 oder 3 quer finger 
mächtig, die heiszt man schmale fletz, dagegen sind etzliche 
einer spanne, 1, 2 oder 3 schuh, ja einer ganzen lachter 
ınd mehr mächtig, die nennet man mächtige fletz. LÖHNEYSZ 
‘benda 333. 
4) kraftvoll, gewaltig, in bezug auf gehörtes: der redner hat 
aine mächtige stimme, ein mächtiges organ; 
hörst du das hifthorn? hörst dus klingen? 
mächtigen rufes, durch feld und hain? 
ScHILLER M. Stuart 3,1; 
mit der furchtbaren stärke gerüstet, 
führen sie aus, was dem herzen gelüstet, 
füllen die erde mit mächtigem schall. 
braut von Messina v. 237; 
die glocke sie donnert ein mächtiges eins. GörtHE 1,231: 
was sucht ihr mächtig und gelind, 
ihr himmelstöne , mich am staube? 12,45; 
horch! es rauscht, die lerchen kommen, 
harch! es rauscht, ein mächtger flug. UHLAND ged, 377. 
5) auch was sonst kraftvoll, gewaltig oder sehr grosz auftritt 
und wirkt, in bezug auf das mit sinnen oder geist erfaszte: 
(dasz wir) den geist gottes .. fülen und spüren, mit kreftigen 
ınd mechtigen thaten. LUTHER 3,27’; da stehen mechtige 
sprüche. 400°; der mächtige unterschied der analytischen und 
;ynthetischen urtheile. Kanrt 3,188; das ist wol eine mächtige 
nühe, LEssınG 1,413; Karl ist ein tapfrer junger mann von 
nächtigem feuer. KLINGER Otto 31,18; unsere freundschaft 
1ätte .. den schönsten mächtigsten grund. ScHILLER hist.-krif. 
zusg. 1,56; sehr verbunden mein freund, für die mächtigen 
lienste, die du mir geleistet hast. neffe als onkel 5,8; die 
ıöhe des gebirgs, das eine mächtigere trennung zwischen 
ıns setzen wird, als der ganze landraum bisher. GÖTHE 21,9; 
lasz die dichter nun erst durch diese anstrengung, herah- 
'assung und mächtige erläuterung dieses tiefsinnigen bewun- 
lerers geadelt würden. L. TIircxk ges. nov. 1,162: ein mächtiger
	        
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