1595 MANNKAMMER — MÄNNLEIN
3) männisch, mannesgierig: mennische weiber, uppig und
ankeüsch, uber die mannen begirig oder verhetzt, virosae
mulieres. MAALER 288°,
4) männisch, in zusammensetzungen, die von substantiven
ausgehen, in denen mann zu näher bestimmenden begriffen tritl
(vgl. mann II, 2,k, oben sp. 1560); vgl. bergmännisch, edel.
männisch, kaufmännisch, kriegsmännisch u. a., auch ein-
männisch, zweimännisch.
MANNKAMMER, f. das lehngericht. Frisch 1, 640°.
MANNKRAFT, f. wie manneskraft: was du bei voller mann-
kraft verfehltest, wirst du an der krücke nicht mehr ein-
holen. ScHILLER hist.-krit. ausg. 6,297 (menschenfeind);
mannkraft sogar und energie
wollt ihr die tollheit nennen. Voss 6,337;
in der ältern sprache war mankraft auch die streitbare schaar.
LExeER mhd. wb. 1,2032. SCHILLER-LÜBBEN 3, 26°.
MANNLEHEN, rn. feudum masculinum. HALTAUS 1308; SO
sollen auch die obgenanten vogtherren, ire erben und nach-
kommen dieselbe vogtie von den egen. herren zu rechtem
manlehen entpfahen. weisth. 6,91 (von 1407, Franken); zum
sibenden, so schick ich meinen sönen meine verlassene man-
lehen, pferd und harnisch. versehung eines menschen (1489)
10°; in diesem (nebenvertrage) wurde dem churfürsten von
Sachsen die Lausitz als ein böhmisches mannlehen zuer-
kannt. ScHLLER hist.-krit. ausg. 8,365; auch in weiterer be-
deutung, feudum militare, feudum vasallatus. HALTAUS a. 0. 0.;
homagium manleen, manguet DıEer. 279°; wir begehen täglich
dieselbe verwechselung, wenn wir mannlehn für solche lehne
halten, welche blos auf die söhne vererben; da doch ein
frauenzimmer gar wohl ein mann sein, oder welches einerlei
ist, ein lehn als mann oder dienstmann, oder a titre d’hom-
mage empfangen kann. Möser patr. phant. 1,325.
MANNLEHENSERBE, m. heres masculus feudalis. HALTAUS
1308 (von 1448).
MANNLEHENSCHAFT, f. dominium directum feudi. HALTAUS
»benda (von 1383).
MÄNNLEIN, n. kleiner mann; ahd. mannilin homuncio
GrarF 2, 753; mhd. mennelin; masculus mennel, menlin,
mendlin Dıer. 350°; virunculus menlin 622°. val. dazu auch
männchen.
1) mann von kleiner leibesgestalt: klein leut haben grosze
herzen, menlin haben manns herz. FranK spr. 2,149°; ein
altes, magers, buckelts männel mit kleinen augen, einem
kleinen spitzigen eingebogenen näszlein, groszen Schwarz-
grauen hart, hleich von farb und zimlich abgeschahen ge-
kleidet. Simpl. 4,23 Kurz; weil mir disz männlein .. die pure
wahrheit gesagt. 24; ein kurz männlein, welches hier stund,
und eben so bekleidet war wie ihr,..hat mich, wie ich
euch erzehlet, diesen morgen in das hausz geführet. A. GRY-
PHIUS (1698) 1, 885: von einem schnitzwerke in männlicher gestalt :
ein hölzern männlein, wunderlich geschmückt,
ist aufgestellt vor all den kühnen recken,
ein männlein, in die stellung hingebückt,
die hinter zäunen heimisch ist und hecken;
durch innere gewerke vorgedrückt,
entfallen münzen in ein klingend becken.
| UmHLAnD ged. 437;
oft mit ironischem, mitleidigem oder wverächtlichem beisinne:
männle, vast klein, perpusillus homo, homuncio, homunculus
MaALER 281°; den kunt er maisterlich vexieren, er hiesz in
nur doctor Höslin, sprechendt: du kanst nit Hos haisen
sonder Höslin, von wegen das du ain kleins mendlin bist.
Zimm. chron. 3,299, 23; man sagt, als er geporen, hab in sein
herr vatter, landtgraf Wilhelm, an die arm genommen und
wol besehen; nachgends hab er in beiwesen seiner räth und
der umbstender gesagt: licb son, schlechstu mir nach, se
wurstu ein wildts mendle. 4,11, 16; in der jugend kan man
wol mit den gänsen trinken und spärlich leben, aber altes
männle, weinkänle, da thuts gar wol, wann man den jungen
jahren etwa erspart hat, dasz man nach nothturft ein
quärtle wein trinken kan. Creimmws 1,272; da ward das
männlein so roth am hals wie ein krebs vor zorn. GöTHE
8,25, nach: da lief das mändlein von mir hinein in die
stuben. . und war als roth am halsz, als wie ein krebs, so
zornig war er, Görz v. BERL. 118; auch so, dasz weniger dir
kleine gestalt, als eine geringe stellung mit männlein hervorge-
hoben werden soll: aber das unselig mendlin hat sein gluck
nit erkennen oder behalten künden. Zimm. chron. 2,465, 28
(vorher ain kleins knechtlin): es lihe ime sein alter vetter,
MÄNNLEIN
1596
zraf Wilhelm Werner, ein diener, hiesz Melchior Schenk,
wardt von Leipzik gepurtig, ein erlichs, frombs mendle,
Jrank aber den wein uber die maszen gern. 3,435, 15;
mein menlein ste, verzewch ein weil!
sag, was dein gscheft und handel sei,
das ich dein ellent spüer darpei.
H. Sacys fastn. sp. 2,2,32;
„edensart gut männlein sein, mit einem sein als guter gesell-
schafter: güt männlin sein, schlemmen, congraecari MAALER
281°; denn ich mich zü jhm gesellen wil, mit jhm zechen,
ınd güts männlin sein. b. d. liebe 66‘;
das einer wol mag erbar wandren
under bösen buben und andren,
wann er sich nür nit gar ihn mist,
und mit ihn ein güts mänlin ist.
Wıckram irr, bilg. 24°;
zute männlein machen, im Elsasz sich zuthunlich, einschmeichelnd
ezeigen ?
so, strich mer nurr de kuzze,
und mach guet männels, hex!
ARNOLD pfingstmontag s. 69.
2) männlein, nach der gestalt, von einem kobold, zwerge:
wie nun das mendlin den knaben ain guete weil im gepurg
ımbher gefiert, hat es ime letstlich etliche alte und uner-
zante stuck goldes geschenkt. Zimm. chron. 4, 233, 14; kleine
nännlein bewahren die schätze. Grımm deutsche sagen 1, nr. 27;
as ist einmal einem grafen zur Hoia ein kleines männlein
in der nacht erschienen. nr. 35; vgl. erdmännlein; nanus
kurz herdmänlin Dıer. 375*; es sei viel ein anders mit einem
solchen männel (vorher galgenmännel, s. dorf). Simpl. 3, 93
Kurz.
3) männlein, der männliche mensch, lediglich in bezug auf
sein. geschlecht: und gott schuf den menschen jm zum bilde,
‚und schuf sie ein menlin und frewlin. 1 Mos. 1,27; aber
von anfang der creatur hat sie gott geschaffen ein menlin
und frewlin. Marc. 10,6; alle Leviten in der summa, die
Hose und Aaron zeleten, nach jren geschlechten, nach dem
wort des herrn, eitel menlin eins monden alt und drüber,
waren zwei und zwenzig tausent. 4 Mos. 3,39 (nachher was
nenlich ist, .. eins monden alt und drüber. v. 40); und an
Jiesem biblischen ausdruck hat sich männlein in scherzhafter
vendung herausgebildet: Boje flattert bei allen männlein und
veiblein herum, und man trifft ihn nie zu hause. HöLTtY 262
Yalm; wie die Israeliten auch gemeint hahen werden, wenn
je die gränzen Egyptens hinter sich hätten, gäbe es für
je keine läuse mehr in der ganzen welt, und haben deren
lato noch so schrecklich viele, und zwar beide, männ-
ein und weiblein, juden und sogar jüdinnen. J. GOTTHELF
chuldenb. 33. männlein auch wie knäblein: der tag müsse
jerloren sein, darinnen ich geborn bin, und die nacht, da
nan sprach, es ist ein menlin empfangen. Hiob 3,3,
4) männlein, in kosender, schmeichelnder anrede; an einen
nann: hör bruder Jan, sprach Keibkamm, nicht verwendt
lich mein lebs mänlin, bei Jobs hunden. Garg. 252°; an
nen knaben: männlein (sagt er zum quintaner; denn er
‘<edete gern wie die liebe, die kinder und die Wiener in
liminutiven) männlein, gib mir den bündel her bis ans dorf.
I. Pau Qu. Firk 67: auch der fraw an ihren ehemann: liehes
männlein!
5) männlein, das männliche bei thieren! so die jungen
aselein geporn werdent daz männel sint. MEGENRERG 153, 28;
37 sprechent auch etleich (von den spinnen), daz daz weibel
;pinn und web und daz männel väh die mucken mit dem
selben netzel. 294, 32; und du solt in den kasten thun allerlei
‘hier von allem fleisch, ja ein par, menlin und frewlin.
. Mos. 6,19; aus allerlei reinem vieh nim zu dir, ja sieben
ınd sieben, das menlin und sein frewlin. von dem unreinen
‚ieh aber je ein par, das menlin und sein frewlin. des
selben gleichen von den vogeln unter dem himel, ja sieben
ınd sieben, das menlin und sein frewlin. 7, 2.3; ir solt aber
ein solch lamb nemen, da kein feil an ist, ein menlin, und
eins jars alt. 2 Mos. 12,5; erstegeburt unter dem vieh, das
ein menlin ist. 13,12; wenn sich die katzen mit einander
belaufen, so leget sich die kützin oder das weiblein nieder
auf den bauch, der kater oder das männlein aber stehet.
Car, B. Carpzov kurze katzenhistorie (1716) 24; (der zitscherling)
ist... an farbe weit schöner (als der zeisig), zumahl das hähn-
oder männlein. GÖCHHAUSEN nof. ven. (1741) 118: mit bezug
auf die bedeutung 1: