Full text: L. M. (6. Band)

1597 MÄNNLEINKALENDER — MANNLICH 
ja was? hört! sol ich ein männlein sein? 
bin ich nicht ein exellent person? 
ich bin kein männlein, sondern ein man; 
aber ein hundt, fürwar, ein männlein ist, 
J. AYRER 314° (1570,25 Keller). 
6) ein männlein machen, vgl. männchen machen sp. 1572: 
mancher braver rammler, wann er die abgematteten hunde 
zine gute weile hinter sich gelassen, sitzt stille, und macht 
ein männlein (wie es die weidleute nennen) und schauet, 
wo seine hunde bleiben. HoHBERG 2, 631°. 
7) männlein auf den ermel malen, als redensart für etwas 
vormachen © 
er ladt sich mit keiner gensz bezalen 
und mendlin uff ein ermel malen. 
Murner geuchm, G2*. 
8) das männlein im monde, maculae lunares. STIELER 1238, 
9) männlein, der haken eines häftleins im gegensatz des ihn 
zufnehmenden ringes (müeterleins). bairisch, SCHMELLER 1, 1601 
Fromm. 
10) männlein in der buchdruckerkunst, vgl. unter männchen 6, 
oben sp. 1573. 
11) männlein im auge. Frısch 1, 640°; wenn einem das ge- 
sicht vergangen, sagte män, das männlein ist ihm erloschen, 
ebenda; vgl. männchen 8, sp. 1578. 
MÄNNLEINKALENDER, m. kalender blos aus bildern der 
heiligen bestehend, ehemals bei dem des lesens unkundigen land- 
volke üblich. Scam. 1,1602 Fromm. 
MÄNNLER, m. paedico: zeicht er jm aber, daz er ein 
nändlär sei. rechtbuch von 1332 bei Scum, 1,1604 Fromm. 
MANNLICH, adj. und adv. virilis, viriliter, 
1) die unumgelautete mhd. bildung manlich (dem ahd. manlib 
virilis entsprechend), die häufiger als die umgelautete menlich 
war, wurde gern nach der bedeutung von mann 3 oben sp. 1562 
in dem sinne von thatkräftig, tapfer, mutig, heldenhaft gebraucht: 
manlich herze vindet man bi schilde: 
zeglich muot muoz sin dem schilde wilde, 
frauendienst 457,21; 
und bleibt auch nach der mhd. zeit als ein schmückendes und 
ehrendes beiwort, bis in das 17. jahrhundert hinein, in gebrauch. 
so ist er so ain herlicher freishaimer fürst und ain so man- 
licher herr gewesen, als ich kainen ie gesach. d. sfädtechr. 
5, 166, 5; frumme und mandliche leut die sich tröstlich weren 
dörfen. Dürer befest. F4; du wirst dort sehen in einerlei 
geselschaft, alle heilige, frome, weise, manliche, ehrliche 
Jeute. LUTHER 8, 175°; L. Sicinius Dentatus, der was von der 
gemein, ein sonder mannlicher und trutzlicher man, Liv. v. 
SCHÖFFERLIN 45; mannlicher mann, der widerwertigkeit dapfer- 
lich leidet, vir fortis. MAaLER 283‘; der edel und manlich 
Reynhardt. Aimon, vorrede; nun weisz ich an diesem hof 
kein mannlichen helden. Galmy 280; ihr werdet mir geloben, 
als ein mannlicher ritter und ehrlicher von adel, Amadis 36; 
nichts desto weniger verzoge der andere nicht, sondern als 
ein frischer und mannlicher ritter, gab er jhm erstlich gnug 
sam zu schaffen. 141; da tetten sie ain manliche getat. 
d. städiechron. 5, 251, 16; die löbliche stad hat einen feinen 
namen, Constantia, das heiszt bestand, oder fest manlich 
gemüte. LuTHER 6, 319“; mannlich und dapfer angesicht, virilis 
yultus, ein dapfer, mannlich, redlich und unerschrocken herz, 
virilis animus. MAALER 283°; ein mannlich herz bekommen. 
Kırcunor mil. dise. 74; wolan, ihr edle gemüther, lasset uns 
etwas wagen, lasset uns ein versuch anstellen dieser mann- 
lichen wolredenheit. dieser wolredenheit, sag ich, krafl 
welcher wir die bewegungen können ein- und ausztreiben, 
welcher sich so viel wiederspenstige seelen, so viel reiche, 
so viel fürstenthümer unterworfen. ScHuPPIUS 850; 
da wir den feind draus sahen, 
da gab uns gott ein mannlichs herz, 
keiner wolt da verzagen. SoLTAU volksl. 381 (von 1547); 
die angreifenden zü erhitzen und mannlich zü machen. FrAnK 
weltb. 43°; dieser war so mannlich und auch so kün, b. d. 
liebe 268°; denn dieweil er so mannlich, ist unmüglich, dasz 
er nicht auch ein fürsichtiger und tugenthafter ritter sel. 
Amadis 152; jr sön seit stark und mannlich im gesatz. 
REISZNER Jerus. 2,59; 
da ist ir (der feinde) leger, seit manlich. 
SCHMELZL Saul 31°; 
mannlich, dapferlich, mannlichen, viriliter, fortiter. MAALER 
283‘; mannlich und dultigklich etwas leiden, fortiter ferre 
aliquid. ebenda; Johannes Hus..der so christlich schreibt 
und leret. so ritterlich mit des todes anfechtungen kempft, 
MÄNNLICH 1598 
ıo gedültig und demütig alles leidet, und endlich so man- 
ich den schendlichsten tod umb der warheit willen an- 
aimpt. LUTHER 6,497‘; hatte leib und leben manlich gewagt. 
2 Macc. 14, 38; und griffen sie mannlich an. b. d. liebe 269°; 
das dieses eines jeden redlichen kriegsmans eigenschaft und 
beruf sei, seiner widerparth mannlich zu widerstehen. ZIng- 
GREF apophih. 1,193; er..lobte dieses offnen sünders rede 
von den exactionibus nicht wenig, auch nachlängs thate er 
‚on den tributen und anderem mannlich philosophiren. 
SCHUPPIUS 722; 
ob yemant sinnlich würt betrübt, 
gar mannlich söl er widerstan, SCHWARZENBERG 151°; 
hiemit so stiesz man ab von land, 
und legt an drüder manlich hand. 
FıscHART glückh, schiff 220; 
der mannlich seinen feind 
bei tafel schläget todt. FLEMING 219; 
auch von frauen: der frauen findet man vil, die mannlich 
seind, wie andere mann und tragen ein degen an und setzen 
jarret uf halber über ein Or, KeisERsBERG brösaml. 2,49; 
zunst han ich min mütter nie gsächen weinen, dan sy ein 
lapfer manlich wib was, aber ruch. TH. PLATTER 33 Boos; 
und selbst von thieren: auch ist hie zu wissen, das man... 
in den kalten landen, die vast kalt sind, vil valken und 
ander vederspil vil vindet, und sind auch gröszer und man- 
icher dann hie zu land. MYnNsinGER 18, . 
Im späteren 17. jahrh. verschwindet das wort, die wörterbücher 
xennen es nicht mehr, bis es in neuerer zeit wieder auflebt: 
der Rudenz war es, der das Sarner schlosz 
mit mannlich kühner wagethat gewann. 
CHILLER Tell 5,1. 
2) mannlich, dem manne gemäsz nach gestalt, aussehen, alter, 
jeschlecht, ist seltener , weil durch männlich ersetzt, vgl. mnd,. 
manlik, na der mate einer manliken hant. SCHILLER-LÖBBEN 
3, 27°. manlicher sam, sperma, semen virile. voc. inc. theut. n 8°; 
mannliche sorg, die yetz eim betagten wol zü stadt, -cura 
virilis. MAALER 283°; beflisse ich mich aufs höchste, alle 
meine weibliche sitten ‚auszumustern und hingegen mann- 
liche anzunehmen. Simpl. 3,16 Kurz; das mannlich glied. 
4, 122; 
doch ist auch zu manlich sein gesicht, 
darumb ist er Apollo nicht. WECKHERLIN 358, 
MÄNNLICH, adj. und adv. virilis, viriliter ; ursprünglich din 
wort mit dem vorhergehenden, nachgehends nach bedeutung und 
jebrauch getrennt. 
1) nach mann 2, nur auf das geschlecht, ohne rücksicht auf 
lie reife, zielend: ein männliches kind, ein männlicher erbe; 
das männliche geschlecht; männliche linie, descendentes mas- 
li Frisch 1, 640°; alles was menlich ist unter euch, sol be- 
‚chnitten werden. 1 Mos. 17,10; zele die kinder Levi nach 
rer veter heuser und geschlechten, alles was menlich ist 
ins monden alt und drüber. 4 Mos. 3, 15; so erwürget nu 
ılles was menlich ist unter den kinden. 31,17; dasz meine 
ugendsame hausehre die christliche kirche mit einer männ- 
ichen person vermehret (einen sohn geboren hat). Chr. WEISE 
zn. 97 Braune; dasz sie männlichs geschlechts und der 
Messias sei. Simpl. 4, 126 Kurz; ein vorzug des ganzen männ- 
ichen geschlechts. LEssınG 1,224; von dem was männlichem 
yjeschlechte eigen ist: das männliche glied, virili@g STEINBACH 
», 24; männliche ruthe. JAcoBsson 6, 513°; ein männlicher 
‚aufname; auch von thieren (vgl. mann II, 13 sp. 1569, auch 
nännchen und männlein): ein männlicher elephant, löwe, 
jeger; männliche thiere; der männlichen hunde gibt es weif 
mehr, als der weiblichen. 
2) männlich, in bezug auf den erwachsenen und gereiften 
mann: menlich, virilis, menlich thun, leben oder werden, 
virisare , viriliter agere. voc. inc. theut. n 3’; glücklicherweise 
hatten die männlichen freunde, auf ihren früheren fahrten, 
zerade die geschmückteste der inseln aus einer gewissen 
jaturgrille zu betreten vernachlässigt und auch jetzt nicht 
gedacht die dortigen .. künsteleien den freundinnen Vvorzu- 
zeigen. GöTHE 22, 135; st. Bartholomäus: männlicher jüng- 
ling, scharf profil. 39, 125; 
doch darf sich in den gärten und terrassen 
nach sonnenuntergang nichts männlichs sehen lassen, 
WIELAND 23, 203 (Oberon 11,3); 
in bezug auf alter, aussehen, tracht, eigenschaften , art der 
männer: männliche kleidung, habitus virilis, männlich alter, 
‚etas wvirilis, corrohorata , firmata. media, STIELER 1238: eine
	        
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