Full text: L. M. (6. Band)

1605 MANNTHÖRICHT — MANSCH 
hielten sie (die ven raht in der gemein, 
was wol solt das beste sein, 
was ihnen solt am meisten nützen, 
wieder die manthier sich zu schützen. 
Aal1* (2,2,6) u. öfter; 
im 18. jahrh. mehrfach aufgegriffen und angewendet: 
ja! schnattert jene (gans) drauf: wenn doch das mannthier nur 
einst unsre tugenden erriethe ! HAGEDORN 2, 125, 
mit der anmerkung: der mensch. das wort mannthier ist 
aus dem froschmäuseler...und kann, wie mich dünkt, in 
der fabelsprache der thiere seine stelle hehaupten; ebenso 
bei WIELAND, nun aber philosophisch, und unter anlchnung an 
Rousseaus homme naturel: die Karaiben oder die Esquimaux 
in Amerika, oder auch die Kalifornier, .. welche . . unter allen 
anthropomorphis dem Rousseauischen mannthier am nächsten 
kommen. 14, 227, ebenfalls noch mit der note: ein wort, das 
wir dem alten froschmäuseler zu danken haben; bei anderen 
in eingeengtem, das geschlecht hervorhebenden sinne gebraucht: 
Jem weibe lag die pflicht ob, die speise zu bereiten, während 
las mannthier seine glieder in der sonne dehnte. HırPEL 6,50; 
bis sie (die natur) das schlaue, und dennoch ewig geäffte, 
verlockte mannthier zuletzt durch weiblichen liebreiz erweicht, 
TAUMMEL 5,471, 
MANNTHÖRICHT, adj. virosus, viri appelens, catuliens. STIE- 
‚ER 1239. 
MANNTHUM, m. und n. gesamtheit von männern: dasz der 
mannthum für die freiheit des vaterlandes stehen und fechten 
müsse. WALTER dithmarsische chron. (1683) 107; wie mannheit, 
männliches wesen, wirilitas: sein ganzes mannthum regte sich 
in ihm. 
MANNTIEF, adj. klaftertief, orgyiae sive sex pedum profun- 
ditate, Frisch 1, 640°. vgl. mannestief. 
MANNTOLL, adj. wie mannestoll, vgl. auch männertoll 
sp. 1577: schwärmt sie, mamsell, oder hat sie den teufel im 
leibe? manntolle musz sie zum wenigsten sein, sonst hätte 
sie einen so rasenden brief nicht geschrieben. RABENER Sal. 
3, 187. 
MANNVEST, s. mannfest. 
MANNWEIB, n. 1) weib, welches zugleich mann dem ge- 
schlechte nach ist, zwilter: weibmann, hermaphroditus, sicut 
econtra mannweib est androgynus. STIELER 1238; also sag ich 
auch mannweib und weibsmann, wiewol es noch etwas neu 
klinget. HarsDörrer lust- und lehrreiche gesch. (1653) 2, 154; 
auch Novalis und viele seiner muster und lobredner gehören 
unter die genialen mannweiber, welche unter dem empfangen 
zu zeugen glauben. J. PaurL vorsch. d. sth. 1,65. 
2) weib von männlichem wesen (vgl. männin 2 sp. 1594): das 
mannweib, das mehr gehelmte als gehaubte. J. Pau Tit. 3, 136. 
MANNWEIBLICH, adj., nach mannweib 2: das mannweib- 
liche wesen, das ihr eigen ist. 
MANNWEIBLICHKEIT, f.: besonders fesselte mich Chlo- 
rinde (in Tassos befreitem Jerusalem) mit ihrem ganzen thun 
und lassen. die mannweiblichkeit, die ruhige fülle ihres 
daseins, thaten mehr wirkung auf den geist, der sich zu ent- 
wickeln anfıng, als die gemachten reize Armidens. GöTHE 18,33. 
MANNWERK, n. als feldmasz, soviel an einem lage ein mann 
mit zwei ochsen pflügen kann, mhd. manwerc LEXER wb. 1, 2040: 
mannwerk, jugerum, im feldwesen Frisch 1, 640°, 
MANNZAHL, f. bestimmte anzahl von männern, für den krieg 
wie für das gericht. HALTAUS 1314; bestimmter einem manne zu- 
fallender theil. 1315. vgl. auch manneszahl. 
MANNZUCHT, f. wie manneszucht: was für ein manzucht 
hun und ernst müsz gebraucht worden sein zü der zeit 
Herodis. SchmeLzL Saul 4°. 
MANSARDE, f. dach und dachraum nach dem system des 
französ. baumeisters Franz Mansard (1598—1666): die meisten 
begnügten sich bescheiden mit einer stube in der mansarde 
oder den flügeln. GöTrHE 18,252; es zog nämlich in die man- 
sarde der kupferstecher Stock. 25,177; zwei Kantianer, ein 
paar junge leute, sahen aus einer mansarde disputierend 
heraus. J.PauL maling. 1,26. früher mansarddach: (die zwei- 
hangigen dächer) sein entweder platt oder gebrochen, welche 
letztere die nach ihren erfinder also genannte Mansard-dächer 
(sind). öcon. lex. (1731) 481; Mansardisch dach. JAcoBsson 3, 16°. 
MANSARDZIMMERCHEN, 2. : Wilhelm ward in ein mansard- 
zimmerchen geführt. GÖTHE 20, 38. 
MANSCH, m. gemenge, besonders von flüssigkeiten , bildlich 
confusion; auch mantsch. ALBRECHT 166°; mit dem beisinne des 
widerlichen:‘ Fisgenach nnd die san-wirthschaft schindt mich 
MANSCHEN -— MANSCHETTE 1606 
ucht, ich sehe täglich mehr dasz weniger aber länger zu 
eiden ist in diesem mansch. GörHe an frau v. Stein 1,199; im 
Zrzgebirge ist mantsch straszenkoth; schles. mantsch schmutzige 
vischung. WEINHOLD 60°. 
MANSCHEN, verb. nasalierte form zu dem im östlichen 
Mitteldeutschland sowie nd. verbreiteten matschen, s.d.; auch 
nantschen geschrieben: manschen, manibus aliquid indecore 
ractare, polluere et inquinare se contreciando. STIELER 1268; 
m wasser manschen, aqua persterpere, im teige manschen, 
massam depsere, im drecke manschen, sordidarti Iuto, manibus 
'ractare sordes et coenum. ebenda; manschen, ist ein pöbel- 
wort, womit man das grauenerweckende umgehen mit speisen und 
rühen, da man mit händen darein greift, und menget, zu ver- 
stehen gibt. Frisch 1,641‘, mit anführung der form menschen, 
zusammengieszen, confundere, aus ÄLTENSTEIGS vocab. (1508); 
veithin ‚auch im süden, verbreitet; in Brandenburg, meinem 
‚aterlande, heiszt manschen oder mantschen etwas widriges 
ınd ekelhaftes durcheinanderwerfen und mischen. L. Tıeck 
jes. nov. 7,228; in der Altmark manschen, mischen, mengen, 
nit dem nebenbegriff des unpassenden , ungehörigen , übertragen 
zuf ein zweckloses herumwühlen im wasser, besonders bei kindern. 
JANneEIL 131°; in Holstein mantschen im koth mit den händen 
vühlen, auch überhaupt wühlen Schütze 3,88; schles. manschen, 
nantschen, mengen, mischen, mit dem begriff des unreinlichen 
WeInnoLD 60°; in Leipzig (und sonst in Meiszen, Düringen) 
nanschen, mit den händen im wasser herumplätschern , ge- 
nantschtes bier, verfälschtes ALBRECHT 166°; ein schenk- 
wirt manscht, wenn er sein bier oder seinen wein durch 
zinzugieszen anderer flüssigkeiten verschlechtert; in Althessen 
nanschen, mantschen, besonders vom zerwühlen der speisen, 
bei kindern, welchen die speise nicht mundet, und von schlecht, 
zu flüssigem brei, gekochter speise gebraucht. Vi,MAR 260; daran 
näher angeschlossen rheinisch manschen, unanständig, gierig 
2ssen KEHREIN 272; schwäb. manschen, mantschen hastig, viel 
'ssen ScHMID 374; auch STALDER 2,196 verzeichnet ein mangschen, 
nanschen essen, was vielleicht hierher und nicht zu französ. 
nanger fällt; in Nordböhmen manschen, mantschen, in etwas 
veichem herumwühlen. Fromm. 2,234; in Baiern manschen, 
nantschen, mauntschen, durcheinander mengen, besonders 
Tüssige speisen, schlecht kochen. Scum. 1,1627 Fromm. ; tirol. 
nanschen, durcheinander mengen ScHöpFr 420; im alemannischen 
;rachgebiete in dieser bedeutung unbekannt. die schriftquellen 
'assen das wort seit dem 17. jahrh. bisweilen erscheinen: Kune- 
zund Finsterbergin nam frischen koth von ihrer rothen kuh 
ind manschte faule äpfel drunter, PauLını dreckapothek 
1696) 33; 
das mantschen gieng nu wirklich an, 
die heuchelei nahm ihre muschelfarben 
und machte sie mit gummiwasser ein, 
D. StoprpE Parnass 142; 
bei neueren: auch in dieser mischung sind bergblau und 
grünspan die hauptingredienzien . , ja Newton hätte nur immer 
ıoch kreide hinzumanschen können, um die farben immer 
nehr zu verdünnen. GörHE 59, 263; bildlich: (er) ist ganz 
zufrieden, dasz er in den kirchlichen sachen ungehindert 
nantschen kann. Humsorpr briefe an Varnhagen 275; in allit- 
'erierender verbindung mit mengen und mischen: der krämer, 
der weinschenke, der bierhrauer, der reichlich miszt, der 
müste in kurzer zeit zum thore hinauslaufen, wenn er nicht 
nengte und manschte. REISKE Thucyd., vorrede; das mischen, 
;udeln und manschen ist dem menschen angeboren. GÖTHE 
;3, 12; als muster .. wie untersuchungen ohne mischen und 
nanschen gemacht werden sollen. Branpıs ebenda 60, 80; 
ıie befriedigte lust zu mischen und zu manschen. WELCKER 
ei KEKULE leb. Welckers 450. 
MANSCHER ,: m. sordidus, contreclator STIELER 1268. heute 
zennt man manscher vorzugsweise bier- und weinverkäufer, die 
hr getränk mischend verfälschen. 
MANSCHEREI, f.: von manscherei im essen wuszte man 
aichts , denn man wuszte ja nichts von französischen gift- 
nischern (köchen). Hermes Sophiens reisen 1,420; bildlich: mit 
'auter mantscherei bringt man keine verfassung hervor. VARN- 
JAGEN fageb. 6,355. manscherei heiszt auch die verfälschung von 
er und wein seitens der verkäufer durch hinzugieszung an- 
lerer flüssigkeiten: dieser wirth treibt manscherei. bairisch ist 
nantscherei die schlechtgekochte speise. ScHm. 1,1628 Fromm.; 
‚chwäbisch manscherei fresserei und schweinerei. SCHMID 374. 
MANSCHETTE, f. vorstosz des ärmels am hemd von feinem 
ug: aus dem franz. manchefte übernommen und im vorigen jh. 
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