Full text: L. M. (6. Band)

1615 MANTELSCHNUR — MÄR 
MANTELSCHNUR, f. vınculum quo pallium in collo pendet. 
Frisch 1, 641°. 
MANTELSTOCK, m. stock auf einem breiten fusz, oben mit 
einem kreuz versehen, zum aufhängen der mäntel. JAcoBSsSON 
3, 18° 
MANTELTASCHE, f. tasche eines mantels: holten brod aus 
‘hren manteltaschen hervor. ErIcHENDORFF faugenichts 120. 
MANTELTRAGEN, n. iragen eines mantels als abzeichen deı 
würde: das vormalige manteltragen der Berliner prediger. 
NıcoLAı in dessen leben von Göckingk s. 112. vgl. dazu unter 
mantel 2 sp. 1608. 
MANTELÜBERSCHLAG, m. patagium palliti. STIELER 1820, 
MANTELWEIT, adj. pallii sinus aequans. STIELER 2490, 
MANTELZIPFEL, m. zipfel eines mantels: nim aber ein 
klein wenig davon, und binde es in deinen mantelzipfel. 
Hes. 5, 3. 
MÄANTLER, m. 1) verkäufer von mänteln und andern 
kleidungsstücken: mentler, vestiarius, qui praeest vestimentis et 
vestibus. voc. von 1482 bei LEXER wb. 1,2039; ez ist ouch ge- 
setzet, daz kain mentler nicht mache wandelber gewant, ern 
habe ez so früntgebe gemachet als er durch recht sol. 
Nürnb. pol.-ordn. 161; die mentler suln rügen verdiept gewant. 
ebenda ; mäntler auch in Regensburg Scum. 1,1630 Fromm. 
2) träger eines mantels; vgl. rothmäntler. 
MANTSCHEN, verb. s. manschen. 
MANZEN, verb., wie maunzen, schreien wie eine katze: 
die katz die ranzt und immer manzt, 
die maid gern tanzt in jrem kranz, EYERING 1,514; 
die katzen manzen, wenn sie thun ranzen. 2,131. 
MAPPE, f., in zwei bedeutungen. 
1) das mittellat. mappa mundi für eine skizze der lage sämmt- 
licher damals bekannter erdtheile, welches heute noch im franz. 
mappe-monde fortdauert, im 15. jahrh. aber deutsch beschrey- 
bunge der werlde glossiert ward (DıEr. 348°), hatte in gelehrten 
kreisen das wort mappe für landkarte insgemein erstehen lassen, 
das wenigstens im 16. jahrh. schon als nicht ungewöhnliches ge- 
golten zu haben scheint: die uns das gelobte land in schönen 
ınappen und tafeln fürmalen. MaATHEsiuS hist. Christi (1579) 
1,88’; und im 17. und frühen 18. jahrh. sich hält, wenn schon 
im kampfe mit charte, karte, das es später verdrängt: mappen 
in specie dieuntur tabulae geographicae, alias landkarten. STIELER 
1242; mappen verstehen zu lernen, lasse sich niemand reuen, 
dann hiermit kan er durch die welt kommen, juvat impalle- 
scere mappis, his iter institues peregrinis tulus in oris. ebenda; 
die mappe von Frankreich, fabula geographica Galliae. ebenda ; 
mappe, plur. mappen, charta geographica. STEINBACH 2,26; 
mappe, gebrauchen einige von landcharten, .. weil sie wie ein 
viereckiges handtüchlein aussehen, so lat. mappa heiszt. 
Frisch 1, 641°; das dazu gehörige verbum mappieren, karten 
entwerfen, bleibt noch länger: seine mutter muszt ihm näm- 
lich die landkarte seiner kindlichen welt unter dem kauen 
mappieren. J.PauL Qu. Firl, 91; eine himmelkarte, einen 
Elysium-atlas, den maf davon mappierte. Tif. 3, 5; weil wir 
den planeten nicht mappieren und die einwohner nicht por- 
trätieren können. Kampanerthal 56. 
2) mappe, die hülle, der steife einschlag für die landkarten 
andere nennen auch eine thecam chartariam eine mappe. 
Frisch a. a. 0., hat sich in der neueren sprache behauptet und 
seinen sinn erweitert, so dasz man jede steife gröszere tasche zur 
aufbewahrung von zeichnungen und schriften eine mappe nennt. 
der schüler geht mit seiner mappe in die schule, das mädchen 
trägt ihre mappe in die musikstunde; vgl. notenmappe, schreib- 
mappe, schulmappe, zeichenmappe, zeitungsmappe; 
die lieder und die cymhbeln klangen, 
die mappe lag auf seinen (des malers) knien. 
FREILIGRATH dicht. 1,148. 
3) mappe, auch von einem groszen bogen papier, für packen 
und einwickeln verwendet: die mapp, die mappe, charta de- 
letitia, emporetica, macrocolum. STIELER 1242; und fürgconcepte : 
mappe, charta deletitia , davon man das geschriebene wieder 
ableschen kan. ScHOTTEL 1361. 
MAPPIEREN, wverb., landkarten entwerfen, val. oben unter 
mappe 1. 
MAR, m. s. mahr sp. 1466. 
MÄR, f. kunde, erzählung. 
1) neben dem mhd. neutr. mare kunde, bericht, erzählung, 
geht, seltener gebraucht, ein fem. mare, gerücht, kunde, ruf, 
her. ahd. schon als märi vorhanden (diu märe miner gratiae 
1616 
..diu cumet verror. WILLIRAM 65,6 Seemüller), das sich, das 
ıeutr. verdrängend und seine bedeutung aufsaugend, über die 
nhd. zeit hinaus hält, nicht so oft in der form märe, als in 
ler versteinerten und formelhaft gebrauchten mär. der begriff 
les rufes, gerüchtes hebt sich dabei zuweilen noch deutlich heraus? 
"umor, mar, mär, mer Dieger. 503°; weil mir die gute mehr 
zukamen, das e. k. m. dem evangelio geneigt were. LUTHER 
3, 288°; 
taub ist der, dessen gehör 
die weitliegend lautte mehr 
deiner weiszheit nicht vernommen. WECKHERLIN 382; 
’gl. auch landmär sp. 125; mehr jedoch der der bestimmten 
kunde, erzählung, des mündlichen berichts: fabula mer, mär, 
mar Dıer. 221°; die mär, bottschaft, nuntfius, nuntium MAALER 
21”; in den fügungen gute, neue, falsche, höse mär, mär 
sagen, bringen, mittheilen wu. ähnl., wo in allen bestimmbaren 
“ällen die pluralform hervortritt, welche, wenn das wort im 
16. jahrh. auch als fem. gefühlt worden ist, doch deutlich auf 
Jem mhd. neutralen plural diu mere fuszt: höse mär bringen, 
mala narrare, newe mär sagen, narrare quid novi DASsYP.; 
and als die mär erschollen, lief alles volk zu. FRANK weltb. 
‚90°; so bald solche mör erschollen und zu Rom angezaigt, 
Zimm. chron. 1, 4, 21; als dise mer im leger erschallen. 84, 14; 
;‚eilet diese newe mehr noch zur zeit niemand mit, sondern 
halts in geheim, es ist gnug, das wirs wissen, sonst würden 
sie allzuweit auskomen. LUTHER 3, 401°: 
MÄR 
von himel hoch da kom ich her, 
ich bring euch gute newe mehr, 
der guten mehr bring ich so viel, 
davon ich singn und sagen wil. 8,358*: 
die selbig lieblich frölich mer, 
von got gesant von himel her. MUuRrRNnErR luth, narr 2406, 
er sagt wol also hübsche mer. 2646; 
als bald er höret dise mer, 
wie das der keiser zornig wer. 2694; 
verdenblüt! das sein güte mer. 3720; 
(wir wollen) forschen und fragen hin und her, 
was für gut zeitung, newe mer 
jetzt kommen sind ausz welschem landt. 
H. Sacus fastn. sp. 1,113,427: 
was bringt mein alte für new mär? 2,94,48; 
0 Herman, bösz mähr uberausz! 
der scherg ist komen uns zu hausz. 96,115; 
0 vatter, ich bring böse mehr! 150,272; 
der (kundschafter) sagten etzlich grausam mer, 
wj das (gelobte land) nit zü gewinnen wer. 
SCHWARZENBERG 104°: 
loch ob der em (böse) sagt güte mher, 
d} hört man billich on beschwer. 1833’; 
zut newe mehr ich dir verkündt. B.WALDIS Ksop 1,35,20; 
. habt gut acht, 
ob jr werdt hören newe mehr, 2,4,41; 
Ja AL der han: nun sag doch her! 
er (der fuchs) sprach: es sind gar gute mer. 4,2,50; 
ein andre zeit bringt andre mehr. . 
GC. GoTTHART zerstörung Trojas (Solothurn 1598) 
2. tag, 7. act; 
o höchster, mein She erhör, 
das dir mein mund ohn falsche mehr 
mit klarer wahrheit will fürbringen. WECKHERLIN 54; 
so wol dein gnadenohr, als deines zorns gehör 
kont newlich meiner schand und sünden höse mähr 
behend und wol verstehen. 330: 
falscher zungen mähr. 171; 
nähr von der verkündung der kirchhıchen lehre: 
ich volg der hailgen kirchen mer, 
halt nichtzet wider göttlich ler. SCHWARZENBERG 159%; 
zuch in redensarten mit mehr verwischtem begriffe, und wie 
sonst ding, sache verwendet: also, da der bott darzu kam, 
vermaint er nit anders, dann er hette hecht in der legel, 
und die hecht im zuber weren überbliben; war gueter mer 
fro und zoch darvon. Zimm. chron. 2,401, 36; was neuwer 
mer sein das, das du mir so baldt wider zu haus kumbst? 
Boce. (1535) 140°; 
bald klopft ich an mit ainem stain. _ 
ain bartet man vas (fast) alt und greisz, 
der thet mir auf und fragt mit fleisz, 
wi ich allda verirret wer, 
nach kürz bescheid ich in der mer. SCHWARZENBERG 150°: 
strenger ritter, was mehr das sindt! 
jr spracht, jr het nach mir verlangen, 
und seidt vorhin mit lieb behangen, 
larbei ich wol gemerken kan, . 
Jag ir mich wolt veeffet han. H. Sacus rastn, sp. 1,9,302:
	        
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