1643 MARKSCHEIDER — MARKSTEIN
form auch marscheiden. Vera 335; markscheiden, ist eine
kunst, die stolln und grubengebäude unter der erden am
tage, oder über der erde, mit ihren winkeln abstecken, die
gerade teufe vom tage auf ein ort in die grube zu weisen,
und zu herichten, wie tief es dahin sei. mineral. lex. 376°.
MARKSCHEIDER, m. der die markscheidekunst ausübt; in der
form marscheider: geschworne und marscheider sind hiezu
verordnet und vereidet, das sie oft einfaren und die gewerken
für wiszlichen schaden verwarnen und den vorkommen sollen.
MaATHES. Sarı 21°.
MARKSCHEIDEREI, f. die kunst des markscheiders. auch
Jas gebäude‘ oder zimmer, in welchem der markscheider seine
risse fertigt. VEITH 335,
MARKSCHEIDERISCH, adj. von einem markscheider ausge-
führt; sich auf markscheidekunst beziehend: eine markscheide-
rische vermessung. GÄTZSCHMANN (18St) 65.
MARKSCHEIDERPFLOCK, MARKSCHEIDEPFLOCK, ‚m. ein
auf der oberfläche oder in unterirdischen grubenbauen aufgestelltes
oder in das gestein eingeschlagenes, auf markscheiderische auf-
nahme und vermessungen sich beziehendes zeichen. VEITH 335. 365,
MARKSCHEUERRISZ, m. markscheidekarte..
MARKSCHEIDERSTUFE, MARKSCHEIDESTUFE, f. von
einem markscheider eingehauenes, auf vermessung bezügliches
zeichen; auch zeichen das in einem bergwerke an der grenze des
grubenfeldes eingehauen ist (erbstufe, s. d.). VEITH 479; mark-
scheidstuffe, ist das + in das gestein gehauen, an den orten,
wo es gemarkscheidet ist, und die zeche sich endet. mineral.
lex. 378°,
MARKSCHEIDERZEICHEN, mn. zeichen wie sich solche der
markscheider bei einer vermessung macht. JAacoBssoN 3, 23°. 6, 518°.
MARKSCHEIDERZEUG, n. die zum ‚markscheiden nötigen
instrumente und zubehör. ;
MARKSCHEIDERZUG, m. eine markscheiderische vermessung.
MARKSTATT, f. markscheide. VEITE 335,
MARKSTÄTTE, f. dasselbe.
MARKSTEIN, m. grenzstein, alt marcstein, marchstein, marg-
stein, auch marstein LEXER mhd. wb. 1, 2054: marchstein setzen,
terminari, metari, limites ponere MAALER 284°; von erst theilet
er die ecker und das baufelt under sie und satzt markstein
und untergeng, das vor zu Rom nicht war. Livius v. SCHÖFFER-
LIN 8; man solt verordnen zehn man, die das gemein feld
scheiden von dem andern und markstein setzten. 40; aber
cin masz einer jeglichen grube wirt darum mit gewissen
marksteinen beschrieben, das nicht ein zank zwischen den
herren der nächsten gruben entstünde. Agricola v. BECHIUS
(1551) 64; sprichwörtlich: alte marksteine soll man nicht ver-
rücken. SIımkock sprichw. 365; die alten markstein sind nit zu
verrucken. FıscHArRTt Garg. 23°; dann man musz die alten mark-
stein nicht verrucken: gleich wie die päpst vorzeiten die zwen
markstein des alten und neuen testaments verruckt, und auf
jnen bekömliche weisz geruckt haben. bienk. 146°;
kinder, wir ruhn unverrückt, wie ein markstein! ;
Voss Luise 1,528;
in freier und bildlicher verwendung: um dasselbe (grabdenkmal)
her sollen sich, wie um einen markstein, gatten, verwandte,
freunde, selbst nach ihrem: hinscheiden noch versammeln.
GöTHE 17,203; die psychologischen erklärungen abstracter
ideen .. sind beilagen zu dem ruhme des verfassers, als eines
unserer ersten landwirthe der philosophie, der einöden in
urbares land zu verwandeln weisz. allein auch in diesen ar-
tikeln wünschten wir nicht blosze darzählung der marksteine,
sondern bemerkung der plätze, wie sie verstellt werden können.
33, 6; wäre es (das über den teufel gelehrte) dem groszen haufen
nur vorstellungsart von einem principio des übels, so wäre
es schon als ein glücklich gefundener markstein nicht zu
verrücken. 83; ein greis spricht ich stehe am markstein meines
lebens;
anker werf (ich), wo kein hauch mehr weht,
und der markstein der schöpfung steht.
SCHILLER hist,-krit, ausg, 1,274:
markstein verhüllend, von einem menschlichen kothe :
ich sprich, wer solch markstein thät setzen (vor eines
andern thür),
das man sein zen darin solt weizen
und sein paid packen dar mit fullm. fastn. sp. 958,6;
endlich uneigentlich von landstrichen, die eine grenze bilden:
Gades, die insel, ein markstein Europe. Frank weltb. 4°; India
ein markstein Asie im Orient gelegen. 192".
MARKSTREITIGKEIT — MARKT 1644
MARKSTREITIGKEIT , f. streitigkeit um eine grenze: die
nark- und jurisdikzions-streitigkeiten des herrn von Z, mit der
stadt Y. WIELAND 15, 154.
MARKSTUCK, n. mit mark gefülltes knochenstück: thu die
;stücke zusammen drein (in den topf), die hinein sollen, und
lie besten stück, die lenden und schultern, ‚und fülle jn mit
len besten markstücken. nim das beste von der herd, und
mach ein fewr drunder, markstück zu kochen, und las es
zetrost sieden, und die markstücke drinnen wol kochen,
Hes. 24, 4. 5,
MARKSTÜCK, n. geldstück von einer mark: markstück, eine
lähnische münze, weiche 16 gr. gilt, ehedem aber ein sechs-
theil eines thalers war. ehedem gab es auch lühbeckische
ınd hamburgische markstücke von 17 bis 19 schillingen.
JACOBSSON 3, 23°; das deutsche markstück, seit 1874.
MARKSUPPE, f. suppe aus mark gekocht: (der mann war)
Jicht ein brei, ein dicker, worin ein knochen oder degen
‘eststeht, sondern eine weite knochenlose marksuppe. J. Pau
Nepomukkirche 117.
MARKT, m. mercatus, nundinae, forum. .
1) das wort ist die deutsche umformung des lat. mercatus, mit
welchem die römischen krämer, die schon zu Cäsars zeiten (mer-
satores. bell. gall. 4, 2. 4) und in späteren jahrhunderten vermehrt,
Tas deutsche land durchzogen, ihren hausiervertrieb bezeichneten.
sie werden das wort an hoch- und niederdeutsche stämme ab-
jegeben haben: im frühen ahd. erscheint es in einer dem lat.
noch nahen form: nundina merkati, mercati STEINMEYER und
SIEVERS gloss. 1, 216,14, gleichzeitig aber auch, wie später, in
mehr veränderter: in mercato marcät, marchato, marchito 648, 49;
nundinas järmarchta, järmarchata, järmarchat, järmarchit, jär-
narchte 648, 24—27; niederdeutsch ist es so früh nicht bezeugt,
rries. merket, merkad, marked; ein ags. selteneres market in
zeär-market, vgl. unten 3, auch im sinne von marktrecht, ver-
kaufsrecht? sancte Marie and sanctus Benedictus and se abbod
ınd bä gebrödra intö Ramesege habben .. bat market ät Dun-
„am bi wätere and bi lande, mit inläde and mid ütläde and
mid eallen ban gerihte be bertö hered, THorpe dipl. angl. 422
(11. jahrh.) , so wie ein altnord. markadr (ViGFusson 413) sind
dagegen in keinem falle unmittelbare entlehnungen aus dem la-
teinischen, sondern kommen zunächst aus dem hoch- und nieder-
Zeutschen gebiet. das wort lebt fort als mhd. mnd. market, merket,
markt, engl. market, schwed. marknad, dän. marked; die roma-
nischen sprachen haben es ebenfalls als ital. mercato, span. mer-
sado, prov. mercat, franz. marche bewahrt. das geschlecht ist
im hochdeutschen das masculine, im niederdeutschen gewöhnlich
(ScHILLER-LÜBBEN 3, 35°) das neutrale; in solchem hat es auch
Jas ags. aufgenommen (vgl. oben), und kommt es bisweilen auch
in unsere schriftsprache (ein beispiel aus LUTHER 5, 268° in trau-
licher rede Ss. unter jahrmarkt th. 4*, 2246): darmit die leute
sehen, dasz uns kein esel aufs ınarkt gebracht. kunst über alle
rünste 162,2.
2) mehrfache nebenformen des hochd. markt, die theils den
ılten e-laut zeigen, theils consonanten des schlusses wegfallen lassen -
forum merket Dıer. nov. gloss. 180°; er het an dem merg sinen
koufman. WACKERNAGEL pred. s. 260, 3;
der macht nit werschaft uff dem merkt
wer nit uff kunftig blonung werkt.
Branr nurrensch. 111,3;
forum market, markt, mark, marg, marte, mart Dier. 244°;
hair. noch jetzt mark, march, mart ScHM. 1,1652 Fromm. ; schweiz.
marcht, märig, märt STALDER 2,198; von diesen ist mark am
meisten in die schriftsprache übergegangen und hat sich hier am
längsten gehalten (vgl. auch unten in einer reihe von zusammen-
‚etzungen und marken für markten): die fürstl. hessische resi-
lenzstadt Cassel hält mark auf h. drei königtag. ScHUPPIUS 63
"neben halten markt ebenda); märke zu Straszburg, Frankfurt,
„eipzig, seind entheiligung des sabbaths und der feiertägen.
’henda im register ;
und ob dieselben doch geleich
waren edel, gwaltig und reich,
so straft man sie doch gleich vor ark
offentlich mitten auf dem mark, H.Sacus 2,2,87°;
Oo fürwitz, dein rhat ist gar ark,
du kanfst es neher an dem mark,
ders, fastn. sp. 1,105, 197;
geh an den mark und kauf uns ein *
drei capaunen, gemest und feist. 2,46,250;
weitere belege in folgendem verstreut, ein beispiel noch aus GÖTHE
unten ar. 7.