Full text: L. M. (6. Band)

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MARKT 
und so kann markt geradezu in den sinn des kaufes und geld- 
erlöses auf dem markte übergehen: underkäufer, die gern einen 
kauf oder mark anstiften, damit sie desz weinkaufes genieszen. 
PHILANDER (1642) 1,313; der viehtreiber, umb einen bessern 
mark zu erhalten (sein vieh besser bezahlt zu bekommen). Phil, 
Lugd. 4, 162, 
d) sprichwörtliches und sonstige redensarten? der markt lehrt 
kramen. FRONSPERGER Kriegsb. 1,149“; der markt wirt dichs 
wol leren. AGR. spr. 161°; es pflegt nicht leicht ein kramer 
einen markt zu versäumen, PısTtorıus fhes, par. 8, 2; wer der 
markt versäumt, dem schlägt man keinen neuen kram auf. 
ein mann macht keinen markt. man musz kaufen weil mark! 
ist. rühme den markt nicht bevor er gehalten ist. später 
markt wird gern gut. auf einen bösen markt gehört ein 
guter muth. wie der markt, so der zoll. das nachgeld macht 
den markt. Sımrock sprichw. 365; den mark verschlafen, posi 
festum venire STIELER 1245 ; nicht lang markt mit einem machen, 
non diuw nundinari, cito absolvere aliquem. FRrıscH 1, 645° (aus 
KEISERSBERG); Schlesisch sich einen markt machen, ein ver- 
gnügen machen, hergenommen von der jahrmarktslust. WEIN- 
HOLD 60", 
5) markt, ausgedehnt auf den ort und das treiben eines groszen 
handels im allgemeinen : 
wohl von gröszerm leben mag es rauschen, 
wo vier welten ihre schätze tauschen, 
an der Themse, auf dem markt der welt. 
SCHILLER hist.-krit. ausg. 11,364; 
bildlich? eure hofstatt ist 
der sitz der minne, sagt man, und der markt, 
wo alles schöne musz den stapel halten. 
Jungfrau von Orleans 3,3; 
eine rege bewegung auf geistigem gebiete wird mit einem markte 
in beziehung gebracht: der grosze markt der welt; der markt 
unsrer litteratur hat solche schöpfungen noch nicht gesehen , 
auf dieser groszen wage (des nutzens) hat das geistige ver- 
dienst der kunst kein gewicht, und, aller aufmunterung be- 
raubt, verschwindet sie von dem lärmenden markt des jahr- 
hunderts. SCHILLER 1151’; 
das masz, womit sie (meine seele) auf dem markt der welt 
die dinge miszt, ist falsch; scheuszliche bosheit 
hab ich für milde herrlichkeit erstanden! 
KH. v. Kızıst Käthchen v. Heilbr, 5,6: 
Tas leben selbst ist einem markte verglichen: 
disz leben ist ein schnee bei heiszen sommertagen, 
es ist gleich einem markt, du wirst darvon nichts tragen, 
kompstu mit leerer hand. pers, rosenthal, vorrede; 
vo du (fyrann) ..., wie lange soll dein markt der boszheit 
so gescheftig betreten werden, wem kompts zu gute, wenn 
Ju auch die ganze welt gewinnest. 1,13; 
ich kenne noch den markt der schönen worte nicht. 
HOFFMANNSWALDAU dei STEINBACH 2,27. 
6) die beziehung auf das örtlich und zeitlich eigenthümliche des 
narktes fritt zurück, das wort bezeichnet mehr 
a) den handel oder öffentlichen verkauf, wie man ihn jederzeit 
schlieszen kann: markt, kauf, das markten, emptio, contrachus 
MAALER 284°; es ist ein kunst under den krämern und kauf- 
leuten, dasz niemandt ungekauft lassen von sich hingehn, 
dann die seind darumb da, umb gelts willen, wann das vor 
handen ist, so ist der markt gemacht. ist aber kein kauf- 
man vorhanden, so ist kein markt. AGR. spr. 131°; mit etwas 
einen markt aufrichten, handel mit etwas treiben, habere ali- 
quid venale, mercatorem agere. Frisch 1, 645°; eim ein güten 
kauf oder markt machen, curare rem aliquam parvo. MAALEE 
284°; den markt halten können, als verkäufer bestehen: das 
pfund zinn, was die Tyroler den landleuten aufhängen, häli 
über drei viertel blei; und da ist es kein wunder, dasz die 
zinngieszer in den städten, die gewissen und ehre haben, 
gegen eine solche waare keinen markt halten können. Möser 
patr. phant. 1,207; wir sehen mit den einheimischen hand- 
werkern durch die finger,... damit sie gegen die betrügeı 
doch noch einigermaszen den markt halten können. 208; 
waare kommt zu markte, zum feilbieten: Antwerper.. welche 
sich nunmehr in lauter vorkäufer verwandelten, alle waaren, 
die dort zu markte kamen, aufkauften. 3,175; es heiszt etwas 
auf verengtem markte kaufen, wenn die zahl der verkäufer 
beschränkt ist: 
zum freien tausche ladet der vater (gott) ein; 
loch schmiedet, hart und klügelnd, der blinde mensch 
dem tausche zwang; der biedre Normann 
kauft sein brod auf verengtem markte. 
STOLBERG 2, 105. 
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b) auch in freier und bildlicher bedeutung einem den markt 
erderben, einem in den markt fallen, wie sonst den handel 
h. 4°, sp. 372: eim in markt fallen, contraliceri. MAALER 284°; 
ch bin jm in markt gefallen, ich bin jm im markt vorge- 
aufen, hoc illi praemercatus sum. ebenda; schweiz. emm en 
hösa mart macha, einem ungelegenheit machen, unangenehmes 
zufügen. ToBLER 311°; ein verlorner markt, vergebener handel: 
dehein erzenie im tohte, 
sin siechtuom was ze vaste erstarket, 
des was ez ein verlorner market, . 
LAMPRECHT V. REGENSBURG Francisken leben 3614 ; 
selbst wie handel im sinne von schlägerei: 
als diser markt passärt (vorbei war, es war eine grosze 
prügelei gewesen). 
OswALD vV. WOLKENSTEIN 65, 
c) in der heutigen kaufmannssprache ist markt ganz im sinne 
wie sonst “geschäft gebräuchlich: unser petroleummarkt ver- 
olgte eine steigende tendenz. handelsbericht in der Weserzeitung 
866; wenig neue orders kamen in den markt .. der markt hat 
ch nicht geändert. ebenda; namhafte besserung im frachten- 
narkt (d. h. die schiffsfrachten steigen). ebenda; englischer 
weizen wurde zu vollen montagsnotirungen aus dem markt 
zenommen. Weserzeitung 1859 nr. 4870. 
d) markt nur auf getreide- und fruchthandel bezogen: der 
narkt schlacht ye lenger ye mer uf, die theüre nimpt von 
‘ag zü tag zü, ingravescit annona. MAALER 284°; der markt 
schlecht ab, es wirt wolfeil, laxat annona. ebenda; ein güter 
markt, annonae vilitas, es kumpt güt markt, convalescit annona. 
z»benda. 
7) markt, die waare des marktes, handelswaare : 
nu daz die vremeden koufman 
ir market hagten üz geleit, 
vil schiere wart ze hove geseit, 
waz dä koufrätes were. Trist, 56,1; 
lumpen und quark 
der ganze mark (spricht der zigewnerhauptmann), 
GöTHE 13, 15 (jahrm. zu Plundersweilen) ; 
hair. einen markt kaufen, haimbringen, etwas vom markte. 
ScHM. 1,1652 Fromm. ; als geschenk, ebenso kärntnisch. LEXER 186; 
Jüringisch- hennebergisch. Fromm. 6,515, 2; vgl. jahrmarkt 2, 
;h. 4?, 2246, 
8) markt, die leute des marktes: dergleichen unternehmungen 
‚schau- und wvorstellungen) werden dem besten genie in einer 
näszigen stadt kaum beifall, vielweniger einen thaler ein- 
öringen. er eilt also heraus in den groszen ort, wo er sich 
[ür hesser geld zeigen kann, wenn er anders lunge genug hat, 
den groszen markt zu überschreien. MösgEr patr. phant. 1,159; 
es schrie der ganze markt: ihr thut dem thiere schaden, 
man pflegt nicht so, wie ihr, sein vieh zu überladen. 
Canız 131; 
den lauten markt mag Momus unterhalten, 
ein edler sinn liebt edlere gestalten. 
SCHILLER hist.-krit, ausg. 11,336; 
übergreifend zugleich in die bedeutung des treibens einer solchen 
menschenmenge ? 
auch manche wagt der märterinnen 
sich in des marktes frech gewühl, 
sie will der menschen herz gewinnen 
und singet sanft zum saitenspiel. UHLAND ged. 224; 
wie mag er durch der märkte rauschen 
vernehmen ihrer stimme laut? 242; 
val. schon mhd.: 
die klöster stent gevieret 
durch die stat in krüzes wis, 
dannoch hänt sie einen pris: 
sie sint harte reine 
gesundert al gemeine 
von des marktes ruofte 
unt von des volkes wuofte, 
daz sie daz niht irret. EBERNAND V. ERFURT 1157. 
9) markt, der eigens für abhaltung der märkte bestimmte grosze 
und freie platz einer stadt (oft nach der dort gehandelten waare 
mit näherer bestimmung, vgl. fischmarkt, kornmarkt fh. 5, 1828, 
naschmarkt , rindermarkt, roszmarkt wu. a.): der markt, ein 
zmein ort oder platz, da man allerlei feil hat oder verkauft, 
forum MAALER 284°; da die alt metzg vor stünd, die ward 
ıbgebrochen und ward ain markt dar gemacht und ward mit 
ıner mur umbfangen. d. städtechron. 4, 94,3; habens gerne, 
das sie gegrüszet werden auf dem markt. Matth. 23,7; da 
legten sie die kranken auf den markt, und baten jn, das sie 
nur den saum seines kleides anrüren möchten, Marc. 6,56; 
zogen sie auf den markt fur die obersten. ap. gesch, 16,19; 
und er redet zwar zu den Jiüden und gottfürchtigen in der
	        
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